Auf Gold folgt Stahl – die 222 von Vacheron Constantin erscheint zum Firmenjubiläum in neuem Gewand
Das Uhrenhaus Vacheron Constantin feiert dieses Jahr sein 270-jähriges Bestehen – und startet das Jubiläumsjahr direkt mit einer kleinen Sensation. Die unter Sammlern heiß begehrte Referenz 222 von 1977, die vor fast drei Jahren in Gelbgold ihr Revival erlebte, erscheint nun als Stahlvariante.
Vorläufer der Overseas
Spricht man über die ersten Luxussportuhren mit integrierten Armbändern, werden unweigerlich die Nautilus von Patek Philippe und die Royal Oak von Audemars Piguet genannt, die beide in den 1970er Jahren von Designgenie Gerald Genta entworfen wurden. Aber auch die wesentlich unbekanntere Referenz 222 von Vacheron Constantin, die 1977 anlässlich des 222-jährigen Jubiläums des Uhrenhauses lanciert wurde, hat diese Zeit entscheidend mitgeprägt.
Doch es gibt einen kleinen Unterschied. Während die Identität Pateks und APs heute noch sehr stark von diesen Modellen geprägt ist, was eher eine Bürde als ein Segen für beide Marken ist, haben viele von Ihnen wahrscheinlich noch nie von der historischen Referenz 222 gehört. Das liegt sicherlich auch daran, dass sie nur für wenige Jahre und in limitierten Stückzahlen produziert wurde. Trotzdem – oder sogar deswegen – ist die 222 unter Sammlern extrem begehrt und gilt als Vorläufer der Overseas, die 1996 erstmals erschien und heute wiederum zu den begehrtesten Uhrenmodellen von Vacheron Constantin gehört.
Alle zehn Jahre ein großes Jubiläum
2025 markiert also das 270-Jubiläum der Marke, die seit 1755 ununterbrochen Uhren herstellt. Und es verspricht ein aufregendes Uhrenjahr mit vielen Highlights zu werden. Immerhin feiert Vacheron Constantin inzwischen jedes Jahrzehnt mit einem großen Jubiläum. 2005, zum 250-jährigen Bestehen des Hauses, wurde die Tour de I’Île lanciert mit dem Kaliber 2750 und 16 Komplikationen, die sie damals zur kompliziertesten in Serie produzierten Armbanduhr machten. Ziemlich beeindruckend war auch das Saint Gervais Jubiläumsmodell mit seinen vier Federhäusern, die in einem gemeinsamen Kraftakt eine Gangreserve von 250 Stunden aufbringen konnten.
2015, also zum 260-jährigen Jubiläum stellte Vacheron Constantin mit der Harmony Ultra-Thin Grande Complication Chronograph einen weiteren Rekord auf. Das neue Automatikkaliber 3500 war mit 5,20 mm das flachste Chronographenuhrwerk mit Rattrapante Funktion. Doch das eigentlich Highlight aus dem Jahr 2015 war die Taschenuhr Les Cabinotiers Reference 57260 mit 57 Komplikationen, darunter erstmals mit hebräischem ewigem Kalender. Die Entwicklung und Herstellung nahmen acht Jahre in Anspruch. Letztes Jahr brach Vacheron seinen eigenen Rekord mit der Les Cabinotiers The Berkley Grand Complication und 67 Komplikationen, deren Fertigung sogar elf Jahr dauerte. Vermutlich hat das Uhrenhaus bereits zum 260. Jubiläum an den Neuheiten für das diesjährige 270. Jubiläum getüftelt – wir werden sehen, welche Highlights uns dieses Jahr noch erwarten.
Ein deutscher Designer war für das Design der historischen 222 verantwortlich
Doch jetzt erfreuen wir uns erstmal an der Weiterführung der 222, nun in Stahl, so wie sie übrigens bei ihrer Lancierung 1977 auch schon erhältlich war. Neben einer Gold und Bicolor Version gab es nämlich auch ein Stahlmodel und über die acht Jahre, in der sie produziert wurde auch in verschiedenen Größen in 37mm, 34mm und 24mm. Entworfen wurde die Referenz 222 von Jörg Hysek, der zwar in der Uhrenbranche nicht die Bekanntheit von Gérald Genta erreichte (obwohl auch Hysek später seine eigene Uhrenmarke gründete), aber sich dennoch in der Branche einen Namen machte und für verschiedene Uhrenhäuser wie Rolex, Cartier, Ebel, Omega oder eben Vacheron Constantin arbeitete, wo er für das Design der Referenz 222 engagiert wurde.
Das Gehäuse wurde aus einem Stück gefertigt, sprich, der Gehäuseboden war bereits eine Einheit mit dem Gehäuse, was bedeutete, dass das Uhrwerk nur von oben eingesetzt werden konnte. In Punkto Uhrwerk: Ich vergleiche Uhren gerne mit Autos, denn sowohl bei Uhren als auch bei Autos fällt der erste Blick immer auf das Äußerliche, das Design. Doch entscheidend ist eigentlich – zumindest für viele Sammler und Uhrenenthusiasten – was unter der Haube steckt. In diesem Fall im Inneren der Uhr. In der originalen 222 von 1977 tickte ein legendäres Kaliber von Jaeger-LeCoultre (Kaliber 920), das von Vacheron Constantin veredelt wurde und unter dem Kalibernamen 1120 lief. Das Kaliber 920 wurde ab 1967 von Jaeger-LeCoultre hergestellt und war seinerzeit mit 3,05 mm (inkl. Datumsfunktion) das flachste Vollrotor-Automatikkaliber der Welt. Erstaunlicherweise verwendeten sowohl Vacheron Constantin, also auch Audemars Piguet und Patek Philippe das Kaliber 920, nie aber JLC selber. Wenn Sie mehr über das Kaliber 920 erfahren möchten, kann ich Ihnen sehr den Artikel von Walt Odets von Timezone aus dem Jahr 2002 ans Herz legen.
Die neue Historiques 222 in Edelstahl
Fast 50 Jahre später und anlässlich des 270. Jubiläum von Vacheron Constantin erscheint zum ersten Mal wieder eine Neuauflage der 222 in Stahl. Inzwischen entwickelt und fertigt das Uhrenhaus die Kaliber komplett in-house und somit tickt in der neuen Historiques 222 das Kaliber 2455/2, das bereits 2022 für die Neuauflage der 222 in Gelbgold vorgestellt wurde, mit dem Genfer Siegel zertifiziert und 3,6 mm flach. Im Vergleich zum Originalmodell ist die neue Historiques 222 zwar um 0,95 (7,95 mm statt 7,00 mm) höher, liegt aber trotzdem extrem flach am Handgelenk. Die Brücken wurden mit Genfer Streifen dekoriert und die Hauptplatine perliert. Die Gangreserve beträgt 40 Stunden.
Neben dem eigenen Manufakturkaliber hat Vacheron Constantin in den neuen 222 Ausführungen weitere subtile Änderungen zum Original vorgenommen, obwohl die Modelle auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden sind. Eine für mich persönlich sehr gelungene Optimierung: das Datumsfenster wurde minimal zum Zentrum des Zifferblattes eingerückt, damit es nicht mehr über die Minuterie ragt. Das schenkt der Uhr direkt ein etwas aufgeräumteres Erscheinungsbild.
Außerdem besitzt das Armband der neuen Varianten nun eine Dreifachschließe statt Zweifachschließe und die sichtbaren Stifte des Armbands sind verborgen. Auf der Gehäuserückseite darf der Träger nun das schön finissierte Uhrwerk über den offenen Saphirglasboden mit Jubiläums-Gravur bewundern. Das auf dem blauen Zifferblatt applizierte Malteserkreuz (ein Markenzeichen von Vacheron Constantin) sowie die Zeiger und Indizes sind aus Weißgold. Die Super-LumiNova Beschichtung auf Zeiger und Indizes leuchten im Dunkeln lindgrün und erinnern an das Tritium, das in historischen Uhren verwendet wurde.
Ein Vergleich mit der Konkurrenz
Natürlich darf man bei so einem polarisierenden Modell den Vergleich mit der Konkurrenz wagen. Denn durch die Kombination aus integriertem Band, Stahlgehäuse- und Band sowie dem blauen Zifferblatt wird sie in den direkten Wettbewerb mit Patek’s Nautilus und AP’s Royal Oak treten, wodurch sich der Kreis wieder zu den Anfängen der Luxussportuhren aus den 1970er Jahren zu schließen scheint.
Die neue Vacheron Constantin Historiques 222 aus Stahl kostet 34.700 Euro. Die Nautilus 5711 wurde bereits 2021 eingestellt und hatte damals einen Listenpreis von rund 29.000 Euro. Wenn man die Inflation der letzten gut drei Jahre berücksichtigt, würde die 5711 heute vermutlich zwischen 35.000 und 40.000 Euro kosten. Die einfache Dreizeiger-Cubitus mit Datum von Patek Philippe kostet rund 40.000 Euro und ist daher sicherlich ein guter Anhaltspunkt für eine Schätzung. Die Audemars Piguet Royal Oak „Jumbo“ 16202ST hat derzeit einen Listenpreis von 35.600 Euro. Kosten und Qualität der drei Uhrenmodelle sind also auf einem etwa gleich hohen Niveau – es hängt also wie so oft von der persönlichen Vorliebe ab und natürlich davon, wie schnell man letztendlich an eines der begehrten Modelle rankommt.
Vacheron Constantin hat im Zuge der Lancierung bereits angekündigt, dass in diesem Jahr noch weitere Jubiläums-Modelle folgen werden. Die neue Historiques 222 ist jedenfalls ab sofort exklusiv in Vacheron Constantin Boutiquen weltweit erhältlich.
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