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150 Jahre Piaget: Einblicke in eine exklusive Jubiläumsausstellung
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150 Jahre Piaget: Einblicke in eine exklusive Jubiläumsausstellung

18. Juli 2024

Vom pittoresken La Côte-aux-Fées mit seinen satten, grünen Weiden zur schillernden Modehauptstadt Paris – in 150 Jahren hat es die von Georges-Édourard Piaget auf dem Familienhof gegründete Uhrmacherwerkstatt weit geschafft. Als etablierte Institution für Haute Horlogerie und Haute Joaillerie hat Piaget in mehr als einem ganzen Jahrhundert unzählige kunstvolle Kreationen hervorgebracht, die durch ihre technischen Innovationen und hohes Maß an Kunstfertigkeit beeindrucken und Piaget zur High-Society-Marke werden ließen. Mit einer exklusiven Piaget Jubiläumsausstellung blickte die Maison erst kürzlich eine Woche lang im Herzen von Paris auf ihre traditionsreiche Geschichte zurück. Denn wer könnte besser aufzeigen, wie sich die Marke über die Jahrzehnte entwickelt hat, als die Designs selbst?

Die perfekte Kulisse für die eleganten Exponate bot das imposante Palais Brongniart mit seiner klassizistischen Ästhetik, inklusive Steinstufen, hohen Säulen, marmornen Böden und Deckenmalereien. Neben den Schmuckstücken der neuen Haute Joaillerie-Kollektion “Essence of Extraleganza”, die zu diesem feierlichen Anlass kreiert wurde, wurden auch Vintage-Stücke aus dem Archiv und der Privatsammlung präsentiert. Bei einer Führung durch die Jubiläumsausstellung versorgten uns Piagets Head of Patrimony, Jean-Bernard Forot, und Director of Patrimony Alain Borgeaud mit umfassenden Einblicken und Anekdoten zu den einzelnen Stücken. Trotz der ebenfalls faszinierenden Haute-Joaillerie-Stücke galt unser besonderes Augenmerk natürlich den Zeitmessern. Bei mehr als hundert Ausstellungsstücken gab es Einiges zu sehen, was das Uhrenliebhaber-Herz höher schlagen lässt. Hier stellen wir Ihnen eine Auswahl unserer Highlights vor.

Piaget Jubiläumsausstellung: Die Ausstellungsräume im Palais Brongniart

Unter der Holzvertäfelung und bemalten hohen Decke des Palais hat Piaget seine temporären Ausstellungsräume und eine Lounge mit gemütlichen Sesseln und einer runden Bar errichtet. Abgerundet wird die ohnehin mondäne Atmosphäre durch ein Interieur in glänzendem Gold und sattem Mitternachtsblau. Diese zeitlose Farbkombination bildet gemeinsam mit den modern wirkenden LED-Leuchten eine Leinwand, auf der das Wechselspiel vergangener und gegenwärtiger Stücke stattfinden kann. So erstrahlt der erste der drei Ausstellungsräume ganz in Gold, während der letzte Raum in Blau gehalten und von leuchtenden Linien durchzogen ist. Eine offene Ausstellungsfläche verbindet die Räume in der Mitte. Dort befindet sich eine Videoinstallation, bei der verspiegelte Obelisken zugleich als Bildschirm dienen.

Die umgebenden cremefarbenen Wände, die zugleich als Außenwände der Ausstellungsräume fungieren, zieren Werbeplakate aus den 60er- und 70er-Jahren, originale Zeichnungen der Designs auf Modemagazin-Seiten sowie Fotografien der aktuellen Kampagne mit Markenbotschafterin Ella Richards. Doch nicht nur an den Wänden treffen Vergangenheit und Zukunft aufeinander. In den offenen Vitrinen der Ausstellungsräume lassen sich Schmuckstücke und Uhren aus verschiedenen Jahrzehnten nebeneinander bestaunen.

Die offene Ausstellungsfläche mit Video-Installation (s. oben). Borgeaud kommentiert zu dem kreativen Werbeplakat mit der Silhouette einer Frau von 1970: “Each woman has a Piaget watch on her mind.” (s. links unten). Brand-Ambassador Ella Richards steht beim Besuch der Ausstellung vor Bildern der aktuellen Piaget Werbekampagnen (s. rechts unten).  

Piaget Jubiläumsausstellung: Ein horologischer Rundgang

Eines lässt sich beim Rundgang durch die Ausstellung mit Blick auf die offenen Vitrinen gleich erkennen: Die Übergänge sind fließend – sowohl ästhetisch als auch funktional. Organische und geometrische Strukturen, Décor Palace, Gold und Edelsteinschliffe schaffen sowohl eine optische Verbindung zwischen Colliers, Armbändern, Ohrringen, Ringen und Uhren als auch eine Brücke zwischen den Kapiteln von Piagets Designgeschichte. Häufig dient dazu die Natur als Inspiration, was durch die Farbe oder Anordnung der (Halb-) Edelsteine zum Ausdruck gebracht wird. Den Grundstein dafür legte die Maison im Jahr 1959 im ersten “Salon Piaget” in Genf, als sie ihre erste Haute Joaillerie-Kollektion mit Asymmetrien und einer Mischung verschiedener Steinschliffe herausbrachte. Zehn Jahre darauf sollte die “21st Century”-Kollektion mit ihren ausgefallenen Designs, die Schmuckkollektionen von Piaget nachhaltig prägen.

Der erste „Salon Piaget“ in Genf im Jahr 1959

Diese Wurzeln spiegeln sich auch in der diesjährigen Jubiläums-Kollektion “Essence of Eleganza” wider, deren drei Themenbereiche auch als roter Faden für die Ausstellung dienen. Im ersten Raum verschmelzen Extravaganz und Eleganz unter dem Motto “Extraleganza” zu fabelhaften Blickfängern. Inspiriert von Piagets Status als High-Society-Marke nennt sich der zweite Themenbereich “Piaget Society”, während “When Mastery Ignites Artistry” Kunsthandwerk in seiner Spitzenform zeigt. In allen drei Bereichen beweist Piaget, wie nahtlos Haute Joaillerie und Haute Horlogerie miteinander verschmelzen können. Werfen wir nun einen genaueren Blick auf einige der zahlreichen horologischen Highlights.

Vergangenheit und Gegenwart treffen aufeinander: Das Model in der Mitte trägt ein Schmuckset aus Gold und Türkis mit geschwungen-gewölbten Formen aus der „21st Century“-Kollektion von 1969. Schmuckstücke aus der “Essence of Extraleganza”-Kollektion sind auf den anderen Models zu sehen.

Gekonnt kombiniert: Haute Joaillerie und Haute Horlogerie

Die 1960er- und 1970er Jahre gelten als die prägende Epoche für Piagets einzigartige Verschmelzung von Schmuck und Uhrmacherei. Mit den besten Voraussetzungen zur Erstellung einer eigenen Schmuckkollektion dank einer Gießerei und Kunsthandwerker für die Uhrenproduktion eröffnete Valentin Piaget Ende der 60er-Jahre Piagets hauseigenes Kreativstudio. Um seine Vision für Schmuckuhren zu realisieren, wandte er sich an Designer aus dem Schmuckbereich und ließ sie vor Ort in Paris Inspiration aus den Couture-Modeschauen ziehen. Die Entwürfe wurden direkt auf die Fotografien von Modellen in Modezeitschriften aufgemalt, die auch als Teil der Ausstellung zu sehen sind.

Laut Borgeaud kamen zwischen 1969 (Piagets ikonische „21st Century“-Kollektion, zu deren Team auch der bekannte Uhrendesigner Jean Claude Gueit gehörte) und 1973 viele der charakteristischen Designerstücke wie die Goldarmbänder, Manschettenuhren und Halsketten-Uhren auf den Markt. Sie zogen damals berühmte Kunden wie Elvis Presley und Sophia Loren an und sind noch heute kennzeichnend für Piaget. Aufgrund ihrer starken Aussagekraft für ihre Design-DNA fokussiert sich die Marke daher bei der kontinuierlichen Erweiterung ihrer Private Collection verstärkt auf diese Jahre.

Ein Werbebild von 1969 für eine Manschettenuhr aus der „21st Century“-Kollektion kreiert von Alberto Rizzo

Mit den 96 Schmuckstücken der “Extraleganza”-Kollektion möchte sich Piaget auf die farbliche Extravaganz und Goldschmiedekunst aus dieser Zeit zurückbesinnen. Dazu erklärt Piagets künstlerische Leiterin für Schmuck und Uhren, Stéphanie Sivrière: „Als wir 2022 mit dem Entwurf der Kollektion zum 150-jährigen Jubiläum begannen, ging es nicht darum, historische Stücke eins zu eins zu reproduzieren, sondern sich von ihnen inspirieren zu lassen und die Werte Kühnheit, Originalität und Eleganz, die die Seele dieser Maison ausmachen, an der Schwelle zur Moderne neu zu überdenken.“ In der Ausstellung stehen diese Stücke nun mit Vintage-Exemplaren in einem ästhetischen Austausch, der sich in einer großen Farbenpracht zusammen mit Goldarbeiten präsentiert.

Eine Welt aus Gold und Edelsteinen

Denkt man an Luxus, denkt man an Glitzer und Glamour. Doch wie schafft man edle Produkte, die nicht überladen, gar kitschig, und gleichzeitig modern und aufregend wirken? Piaget spielt dafür gekonnt mit Edelsteinen in verschiedenen Schliffen, Fassungen und Farben und mit Goldstrukturen.

Zwei Seiten in der Harper’s Bazaar zeigen Piagets Uhren mit verschiedenen Ziersteinen von 1969

Zierstein-Zifferblätter

1963 begann Piaget Uhren mit Ziersteinen im Zifferblatt auf den Markt zu bringen. Um das Zifferblatt von seinem goldenen Armband und Gehäuse farblich abzusetzen, nutzte die Uhrenmanufaktur Edelsteine, die Steinschleifer in die entsprechende Form brachten. Mit Lapislazuli, Topas, Onyx, Tigerauge und Rubin bot sich eine breite Palette an Variationen an. Schnell wurden sie zu einem Markenzeichen von Piagets Schmuckkollektionen, was vor allem durch die 21st Century-Kollektion bestärkt wurde. Das zeigt sich auch in der Ausstellung, die zahlreiche Stücke mit Edelstein-Zifferblatt zeigt.

Eine diamantbesetzte Manschettenuhr von 1969 mit einem 6N Uhrwerk und einem Zifferblatt aus Opal, dem Lieblingsstein von Herrn Piaget

Obwohl es auf den ersten Blick bei dieser schönen Uhr von 1960 so scheint, als würde das Zifferblatt aus einem einzigen Lapislazuli bestehen, sind es bei genauerem Hinsehen acht Stücke, die sich dank behutsamer Einlegearbeit zu einem Zifferblatt zusammensetzen. Das tiefe Blau hebt sich von dem Gehäuse und dem Armband ab, die gleichermaßen von einer hohen Kunstfertigkeit zeugen. Denn auf dem Armband zeichnet sich ein Muster ab. Durch Gravuren und ein Wechselspiel aus satinierten und polierten Oberflächen erinnert es an aufgewirbeltes Wasser. Dieser Zeitmesser ist mit dem Automatikwerk Kaliber 12P ausgestattet. Spätere Uhren mit einem Edelstein-Zifferblatt aus den 1970er-Jahren verfügen hingegen über ein Kaliber 9P.

Décor Palace

Ob gerade oder geschwungene Linien – Gravuren setzen ausdrucksstarke Akzente und sie zu auszuführen ist eine Kunst für sich. Was alles damit möglich ist, wird etwa anhand von Piagets Uhren-Armbändern ersichtlich. Seit den 60er-Jahren ist besonders ein Gravur-Stil zur Piaget Signatur geworden, der sich durch die Jahrzehnte zieht: Décor Palace. Ein Uhrmacher zeigt uns vor Ort, wie Strich für Strich das besondere Muster entsteht. Diese Gravur erfordert zwischen 20 und 25 Stunden Arbeit, wobei die Unterseite des Bandes meist anders strukturiert ist.

Seit 1961 nutzt Piaget diesen Gravur-Stil sowohl in der Haute Joaillerie als auch in der Haute Horlogerie. Damals hatte man noch keinen Namen dafür, lediglich ein Buchstabe und eine Zahl dienten als Bezeichnung: das Armband A6. Erst später verlieh man dem Muster den Namen “Décor Palace”. Wie Borgeaud treffend beschreibt, erinnert es nämlich an die großen Galaabende, die in verschiedenen Palästen auf der Welt stattfanden.

Ebenfalls ist das Herzstück der “When Mastery Ignites Artistry”-Reihe der diesjährigen Kollektion mit Décor Palace versehen. Die feine Gravur auf dem grünen Email-Zifferblatt harmoniert mit dem Baguette-Schliff der Smaragde mit insgesamt 26,11 Karat. Diese fügen sich zusammen mit Diamanten und von Gelbgoldfäden umrandet mosaikartig zu einem Armband zusammen. Es dauerte ein ganzes Jahr bis vierzig passende Smaragde aus Kolumbien gefunden waren. Komplementiert wird der Zeitmesser durch einen Ring und Ohrringe.

Modulare Strukturen

Obwohl Piaget seit 1957 nur noch Uhren aus Platin und Gold herstellt, sind dem kreativen Spielraum dadurch keine Grenzen gesetzt. Über die Gravuren hinaus, hat die Maison Schmuckstücke mit einer feinen, geflochtenen Goldstruktur kreiert, die der Textur von Stoffen ähnelt. Das Armband einer Manschettenuhr von 1970 wirkt etwa wie ein Netz, das filigran und zugleich elastisch ist. Ein anderes Uhrenarmband der Jubiläums-Kollektion erinnert wiederum an eine Quaste mit fransenartig aufgebauten Schnüren aus Roségold und Diamanten.

Manschettenuhr mit einem Zifferblatt aus Rubin und 9P Uhrwerk von 1970 (s. links). Wandelbare Manschettenuhr der “Essence of Extraleganza”-Kollektion mit einem Zifferblatt aus Türkis und einem 56P Manufaktur Quarz Kaliber (s. rechts).

Piagets technische Raffinesse steckt nicht nur in den Uhrwerken. Einige der Schmuckstücke sind dank eines neuartigen Systems modular angelegt und können auf verschiedene Arten getragen werden. Das heißt, man kann Teile eines Schmuckstückes entfernen und gegebenenfalls in ein anderes integrieren. Wie viele der emblematischen Schmuckstücke wurde das erste Swinging Sautoir 1969 eingeführt. Als Hommage daran beinhaltet die Jubiläums-Kollektion auch eine Handvoll dieser Pendeluhren in verschiedenen Ausführungen.

Eine Pendeluhr der „Extraleganza“-Kollektion fotografiert von Ben Hassett

Bei dieser Pendeluhr aus Roségold zieren ein weißer Opal oberhalb und ein gelber Saphir im Smaragdschliff aus Sri Lanka unterhalb die Uhr. Kette und Uhr können separat getragen werden. So kann die Uhr abgenommen werden und auf ein blaugrünes Alligatorlederarmband angebracht werden, während die Kette für sich steht.

Zeitmesser raffiniert integriert: Secret Watch, Ingot Watch und Coin Watch

Wie ein kleines Geheimnis sind bei den sogenannten “Secret Watches” von Piaget die Uhren nicht gleich als solche erkennbar, sondern raffiniert in ein Schmuckstück integriert. Wirft man einen Blick auf das diamantbesetzte Exemplar von 1961, könnte man meinen, es wäre ein opulentes Platin-Armband. Doch verborgen unter all den Diamanten im Marquise-Schliff befindet sich ein kleiner Zeitmesser mit einem 6N Uhrwerk. Klappt man die diamantene Verdeckung auf, offenbart sich ein rundes Zifferblatt mit einer Stunden- und Minutenanzeige. Es ist ein wunderbares Beispiel für die Verschmelzung von Schmuckhandwerk und Uhrmacherei in der Private Collection.

Kommen wir von Diamanten zu einem etwas schlichteren Exemplar: der Goldbarren-Uhr von 1974 aus 24-karätigem Gelbgold. Schiebt man die obere Hälfte des Barrens, der die Größe eines Feuerzeugs hat, nach unten, zeigt sich die quadratische Uhr. Sie gehörte dem Pop-Art-Künstler und Freund von Piaget Andy Warhol und war mit einem 9P Uhrwerk mit Handaufzug ausgestattet. Darüber hinaus sind drei weitere Uhren aus Warhols Besitz zu sehen, die Piaget wieder zurückerworben hat. Dazu gehört etwa ein Zeitmesser aus Gelbgold von 1973 mit einem der ersten Quarzwerke, dem Kaliber Beta 21.

Warhols Ingot Watch von 1974 (links) und Gelbgoldzeitmesser mit dem Kaliber Beta 21 (rechts).

Auch bei den Coin Watches sind die Uhren raffiniert integriert. Piaget stellte diese Münzuhren von 1942 bis 1996 her – die letzte hat Borgeaud damals als Goldschmied selbst gefertigt. Bei diesem Ausstellungsstück handelt es sich um eine 20-Dollar-Münze, die die Uhr beherbergt. Piaget kaufte die Münzen bei der Bank an, die dann in die Hälfte, zwischen den beiden Seiten, geteilt wurde. In die untere Hälfte wurde anschließend eine Kreisform ausgeschnitten, sodass darin ein kleines Gehäuse darin Platz findet.

Eine Uhr auf so wenig Raum zu realisieren, ist ein herausforderndes Unterfangen. Doch Piaget konnte es als Experte auf diesem Gebiet mit einem nur 2 mm dicken Uhrwerk umsetzen. Die obere Münzhälfte, die als Abdeckung dient, kann man mit dem Daumen einfach öffnen und dann die Zeit ablesen. Dieses Exponat konnte ohne Anhänger in der Tasche getragen werden. Es gibt aber auch Ausführungen mit einem Lederarmband oder als Anhänger an einer Kette für Frauen.

Piaget Jubiläumsausstellung: Hauchdünne Variationen

Das Schmuckhandwerk und Uhrmacherei gut zusammengehen, wird bei Piaget nicht nur durch die aufwendigen Dekorationen und Schmuckfassungen verdeutlicht, sondern auch durch die Technik, die in den Uhren steckt. Piaget hat sich mit ultraflachen Uhrwerken einen Namen gemacht. Heutzutage bricht die Marke mit ihrer Altiplano Ultimate Concept Rekorde. Die Faszination, Uhrwerke auf möglichst kleinem Raum zu konstruieren, geht allerdings bis in die späten 50er-Jahre zurück. Unter Valentin Piagets Leitung entstand 1957 zuerst das 2 mm hohe ultraflache, mechanische Kaliber 9P mit Handaufzug und Mikrorotor. 1960 folgte schließlich das flachste Automatikwerk der Welt mit dem Kaliber 12P und einer Bauhöhe von nur 2,3 mm.

Eine weitere schöne Einlegearbeit aus Onyx und Perlmutt zeigt sich auf dem Zifferblatt einer hexagonalen Uhr von 1978 mit einem 9P Uhrwerk.

Spult man zu den letzten Jahren vor, hat Piaget mit der Altiplano Ultimate Concept vor sechs Jahren die flachste Armbanduhr der Welt lanciert. Einige meisterhafte Variationen waren auch bei der Ausstellung zu sehen. Dazu zählt etwa die Jubiläums-Edition Altiplano Ultimate Concept Tourbillon 150th Anniversary. Sie hat eine bemerkenswerte Gehäusehöhe von nur 2 mm und wird in Gänze von einem einzigen Uhrmacher innerhalb von 18 Monaten gefertigt. Auch eine Altiplano Métiers d’Art – Undulata mit farbenfrohen Holzintarsien der französischen Künstlerin Rose Saneui von 2023 ist Teil der Ausstellung.

Das Modell gewann den Artistic Crafts-Preis des Grand Prix d’Horlogerie de Genève im vorigen Jahr.

Darf es etwas mehr sein?

Nach dem Motto „Mehr ist mehr“, gibt es natürlich auch bei Piaget einige Ausführungen, bei denen es ruhig noch etwas mehr glitzern darf. Die Lünette einer Altiplano zieren etwa Saphire mit einem Farbverlauf. Ein anderes Altiplano-Modell mit Tourbillon ist hingegen gänzlich mit Diamanten besetzt. Durch die kreisförmige Anordnung aller Diamanten in Richtung des Hilfszifferblattes, entsteht trotz der Einheitlichkeit der Edelsteine eine gewisse Dynamik.

Bei einem skelettierten Einzelstück von 2023 ist nicht nur die Lünette, sondern auch die Schwungmasse mit Rubinen besetzt. Durch die Farbgebung der Edelsteine entsteht eine optische Einheit zwischen Lünette und Armband und der Rotor auf dem sonst puristisch wirkenden Zifferblatt wird hervorgehoben. Somit wirkt der Zeitmesser nicht überladen.

Brand-Ambassador Lee Jun-ho trägt den skelettierten Rubin-Zeitmesser beim Piaget Jubiläums-Galaabend.

Wer aber wirklich alle Blicke auf sich ziehen möchte, der sollte sich nach der Aura umsehen. Die gesamte Uhr ist hier mit Edelsteinen besetzt – vom Armband bis hin zum Zifferblatt. Die ersten Modelle erschienen 1989 und noch heute erfreuen sich die Uhren einer gewissen Beliebtheit. Als Teil der “Essence of Extraleganza” gibt es einen Zeitmesser aus Weißgold mit einem pinken Farbverlauf aus Diamanten und Rubinen im Smaragdschliff. Mehr als ein Jahr lang suchte man dafür nach geeigneten Steinen.

Auf einem Werbebild für Piaget von 1991 ist ein Aura-Modell ganz oben zu sehen (s. links). Der Zeitmesser hat einen Durchmesser von 27,5 mm und beherbergt ein ultraflaches Manufakturwerk mit Handaufzug (s. rechts).

Piaget Society: Zeitmesser und ihre berühmten Besitzer

Zum krönenden Abschluss seiner Ausstellung präsentiert Piaget im letzten Raum Zeitmesser, die im Besitz berühmter Persönlichkeiten waren oder das Ergebnis besonderer Kollaborationen sind.

Elizabeth Taylor und Jackie Kennedy

Unter anderem sind zwei der drei Uhren ausgestellt, die Schauspielerin Elizabeth Taylor von Piaget besaß. Eine davon ist eine Manschettenuhr von 1971 mit einem 9P Uhrwerk. Das goldene Armband setzt sich aus ovalen Ringformen zusammen, während das Zifferblatt aus Jade auch an diese Formen angeglichen ist. Bei der anderen handelt es sich um eine filigrane Schmuckuhr. Ihr Armband weist eine geflochtene Optik auf und der Gehäuserand sowie das Zifferblatt sind mit Diamanten versehen. Der Zeitmesser ist mit einem 4P Uhrwerk von Piaget ausgestattet.

Alle drei Zeitmessser von Elizabeth Taylor. Das linke und das rechte Modell waren in der Jubiläumsausstellung zu sehen.

Darüber hinaus ist auch eine Piaget Schmuckuhr von 1967 zu sehen, die der First Lady und Stilikone Jackie Kennedy gehörte. Das Armband der gelb- und weißgoldenen Uhr ist mit Décor Palace ausgearbeitet. Glitzernde Diamanten am Gehäuserand umsäumen das Zifferblatt und Smaragde kennzeichnen die 12 Uhr, 3 Uhr, 6 Uhr und 9 Uhr Positionen. Mit seinem satten Grünton hebt sich das Jade Zifferblatt besonders ab, deswegen wurde hier auf Indexe verzichtet und die goldenen Stunden- und Minutenzeiger schlicht gehalten. Angetrieben wird die Uhr vom Kaliber 9P.

Sowohl Elizabeth Taylors als auch Jackie Kennedys Zeitmesser zeigen, wie Piagets ausgefallene und elegante Kreationen – besonders in der High Society – einen großen Anklang fanden. Denn bei diesen Uhren handelte es sich nicht um Sonderanfertigungen. Ganz im Gegenteil: Sie wurden ganz normal erworben, was laut Borgeaud noch mehr für Piaget als Marke spricht und die emotionale Verbindung, die zwischen Uhr und Besitzer entsteht. Sicherlich dürften auch Piagets plakative Werbekampagnen in der Vogue und der Harper’s Bazaar für die „21st Century“-Kollektion, zu der auch Jackie Kennedys Uhr gehörte, dazu beigetragen haben. Piaget arbeitete dafür mit dem italienischen Künstler und Fotografen Alberto Rizzo zusammen. Dieser inszenierte die Schmuckstücke auf eine surrealistisch anmutende Art und schuf Bilder, bei denen man innehält.

Piaget und Dalí

Apropos, Surrealismus. Piaget konnte Persönlichkeiten aus der Kunst- und Kulturwelt nicht nur zu seinen Freunden und Kunden zählen, sondern auch zu wertvollen Partnern für Kollaborationen. Eine davon war mit der Surrealismus-Ikone Salvador Dalí, der seit 1967 eine Freundschaft mit Valentin Piaget pflegte. In einer Zeit, in der zur Cocktail-Stunde weniger auf Diamanten und mehr auf Gold gesetzt wurde, entstand eine ganz besondere Schmuck-Serie.

Piaget verwendete für diese Kreationen den Dalí d’Or, eine von Dalí erfundene Währung. Auf der einen Seite der Goldmünze ist das Konterfei von Dalí und seiner Muse, Gala, abgebildet. Als Symbol für das Mysterium des Lebens sind auf der anderen Seite Eier abgebildet (Man denke nur an das Henne-Ei-Problem: Was war zuerst da? Das Ei oder das Huhn?). Piaget durfte die Münzen zur Herstellung seiner Schmuckstücke verwenden und so entstanden zwölf von Dalí abgesegnete Designs. Zwölf, da sie als Schlüsselzahl gilt und eine wichtige Zahl bei den Tierkreiszeichen ist. Drei dieser Kreationen wurden nun als Teil dieser Ausstellung gezeigt, doch auch weitere Stücke aus dieser Kooperation sind im Besitz von Piaget.

Piaget Jubiläumsausstellung: Liebe zum Detail

Von Vintage-Stücken aus den 60er- und 70er-Jahren bis hin zu zeitgenössischen Kreationen zeugt die Jubiläumsausstellung von Piagets Liebe zum Detail. Dass die Maison in vielen Disziplinen auf einem sehr hohen Niveau arbeitet, beweisen besonders die (Schmuck-)Uhren. Sie sind das beeindruckende Ergebnis der Verschmelzung von Haute Joaillerie mit exquisiten Steinschliffen und Goldarbeiten und Haute Horlogerie mit ultraflachen Manufakturwerken. Mit “Essence of Extraleganza” zeigt die Marke, dass eine Hommage an ikonische Stücke aus Piagets prägenden Jahrzehnten erfrischend sein kann und die kreativen Spielräume noch lange nicht ausgereizt sind.


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