Keine Uhrenmarke hat so viele Chronometriepreise gewonnen wie Zenith. Anlässlich des 160-jährigen Jubiläums feiert Zenith diese horologische Leistung mit einer neuen Kollektion – und schreibt die Erfolgsgeschichte weiter.
Als ich vor einigen Jahren zu Besuch in der Manufaktur von Zenith in Le Locle war, entdeckte ich im Treppenhaus eine von Urkunden gesäumte Wand. Es waren lediglich einige der vielen Originalurkunden, die der Uhrmacher bei den Chronometerwettberwerben des Observatoriums Neuchâtel gewonnen hatte. Insgesamt sind es 2.333 Chronometriepreise – so viel wie keine andere Uhrenmanufaktur jemals erreicht hat. Man könnte mit allen Urkunden vermutlich einen Großteil der Manufaktur tapezieren.
Den Höhepunkt dieser Erfolge brachte das Kaliber 135-O, das alleine schon 235 Preise gewann, davon fünf aufeinanderfolgende erste Preise in der Kategorie Armbanduhren – eine bis heute unerreichte Leistung. In diesem Jahr, anlässlich des 160-jährigen Jubiläums von Zenith wird das historische Kaliber 135-0 in Form einer modernen Ausführung wieder zum Leben erweckt und erscheint erstmals in einer neuen Kollektion, die charmanterweise und voller Respekt vor der Leistung von einst den Namen des Gründers trägt: G.F.J. (Georges Favre-Jacot).
Der Anspruch: Die „perfekte Uhr“
Die Wurzeln dieser außergewöhnlichen Expertise in der Kaliberherstellung reichen zurück bis ins Jahr 1865, als der junge Georges Favre-Jacot, inspiriert von amerikanischen Fabriken, eine revolutionäre Idee umsetzte: alle für den Bau einer Uhr benötigten Fertigkeiten unter einem Dach zu vereinen. Dies brach mit dem damals vorherrschenden „Etablissage“-Modell der Schweizer Uhrmacherei und ermöglichte eine beispiellose Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess. Aus dieser Vision entstand ein Industrieimperium, das schon bald über 600 Handwerker beschäftigte und über 100.000 Uhren pro Jahr produzierte. Georges Favre-Jacots Antrieb war die Schaffung der „perfekten Uhr“, ein Ideal, das auch den Namen der Marke inspirierte: Zenith – ein Wort, das sowohl Aufstieg als auch Perfektion verkörpert und das unerschöpfliche Streben nach einem Ideal symbolisiert.
Favre-Jacots Innovationsgeist ging über die reine Produktion hinaus: Er baute eigene Werkzeuge und Maschinen, betrieb einen Steinbruch, richtete eine Ziegelei, eine Gießerei und sogar eine Druckerei ein. Seine Werkstätten waren 1886 laut Zenith die ersten in der Uhrenindustrie, die elektrisches Licht nutzten. Dieses Streben nach vollständiger Kontrolle über den Fertigungsprozess war der Schlüssel zur Gewährleistung der Qualität und Präzision der Zenith-Uhrwerke.
Das Kaliber 135-0 läuft allen davon
Ein entscheidender Beweis für die uhrmacherische Kompetenz von Zenith sind die zahlreichen Chronometrie-Wettbewerbe, an denen die Manufaktur seit 1897 teilnahm. Mit 2.333 Chronometriepreisen, darunter auch viele Rekorde, etablierte sich Zenith als die meistausgezeichnete Uhrenmanufaktur der Geschichte. Den Höhepunkt dieser Erfolge bildete das Kaliber 135-O, das speziell für diese Wettbewerbe entwickelt wurde und allein 235 Preise gewann. Zwischen 1950 und 1954 stellte es einen historischen Rekord auf, indem es fünf aufeinanderfolgende erste Preise in der Kategorie Armbanduhren beim Observatorium von Neuenburg errang – eine bis heute unerreichte Leistung.
Bereits in den 1940er Jahren wurde das Handaufzugskaliber 135-0 von Charles Ziegler, dem technischen Leiter von Zenith, in Auftrag gegeben und schließlich von Uhrmacher Ephrem Jobin entwickelt. Indem Ephrem Jobin das Minutenrad verlegte, löste er ein zentrales Problem: Er schuf im Herzen des Uhrwerks mehr Platz für die Unruh, da nur noch eine Zeigerwelle nötig war. Dies ist entscheidend, denn je freier die Unruh schwingen kann, desto geringer sind die störenden Effekte von Luftverwirbelungen und Reibung. Zudem verfügte das Kaliber 135-0 damals über eine Guillaume-Kompensationsunruh, kombiniert mit einer Stahlspirale, was für die damaligen Bedingungen aus Uhrmachersicht die wohl beste Lösung war.
Als mir Romain Marietta, Chief Product Officer von Zenith, kürzlich in Genf die Uhr zum ersten Mal zeigte, erzählte er mir eine schöne Anekdote zu Ephrem Jobin.
„Zu seinem 100. Geburtstag – er war wahrscheinlich der älteste lebende Uhrmacher seiner Zeit – kreierten wir eine limitierte Auflage von 100 Stück, die New Vintage 1955. Er wurde in die Manufaktur eingeladen, um die Nummer 100 der Serie in Empfang zu nehmen. Die Uhr war nicht mit einem 135er-Uhrwerk ausgestattet, sondern mit einem Elite-Uhrwerk, das eine ähnliche Vintage-Ästhetik aufwies, einschließlich der kleinen Sekunde bei 6 Uhr. Während des Besuchs zeigten wir ihm eine gerahmte technische Zeichnung des Kalibers 135. Als er sie sah, strahlte sein Gesicht, und da sagte er: „Ich weiß nicht mehr, was ich zu Mittag gegessen habe, aber ich erinnere mich noch genau an die Pläne für das Kaliber 135.“ „Wir glauben“, so Marietta, „dass er diese Zeichnung, die er selbst angefertigt hatte, seit mindestens 50 Jahren nicht mehr gesehen hatte.“ Ephrem Jobin verstarb 2014 im Alter von 105 Jahren.
Gleichermaßen am Erfolg des Kalibers 135-0 beteiligt waren aber auch die Zenith-Chronométriers Charles Fleck und René Gygax, die das Kaliber für die Wettbewerbe fit machten und regulierten. Man darf nicht vergessen, dass die Top-Regleure damals ein ganzes Jahr damit verbrachten, die Uhren für den Wettbewerb vorzubereiten. Die Konkurrenz bei den Wettbewerben hatte gleichermaßen Zugriff auf die besten Uhrwerkskomponenten von den Top Zulieferern. Aber es ging eben um viel mehr – das Zusammensetzen und Feinregulieren der Uhrwerke, also das Know-how und die Erfahrung der Uhrmacher – und Zenith zeichnete sich nun mal als Vorreiter ab.
Das Kaliber 135-0 hatte eine Ganggenauigkeit von Sekundenbruchteilen – und das in allen Positionen, horizontaler und vertikaler Lage. Allerdings schaffte es diese Werte nur im Wettbewerbsmodus, nicht getragen am Handgelenk mit rasch wechselnden Positionen, auch wenn die Testkriterien bei den Wettbewerben alleine schon streng genug waren, wo sie unter anderem drastischen Temperaturschwankungen und Erschütterungen ausgesetzt waren.
2022: Das originale Kaliber 135 kehrt erstmals zurück
Zwischen 1949 und 1962 wurden zirka 11.000 Uhrwerke des Kalibers 135-0 hergestellt, überwiegend verbaut in Uhren für den kommerziellen Verkauf. Die Siegerwerke für die Chronometerwettberwebe hingegen wurden behutsam in den Archiven der Marke aufbewahrt und waren nie für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis zum Jahr 2022, als Zenith in Zusammenarbeit mit Independent Uhrmacher Kari Voutilainen und dem Auktionshaus Philipps in Kooperation mit Bacs & Russo ein besonderes Projekt startete. Für die auf zehn Stück limitierte Zenith Calibre 135 Observatoire Limited Edition wurden zehn historische Kaliber 135 von Kari Voutilainen und seinem Team aufwendig restauriert, wobei der Originalaufbau und die Regulierung beibehalten, jedoch mit aufwendigen Verzierungen versehen wurden. Sie war in einem 38 mm Gehäuse aus Platin 950 untergebracht und die Nachfrage überstieg bei Weitem die Verfügbarkeit der nur zehn Stück.
2025: Eine neue Kollektion mit einem neuen Kaliber 135 zum Jubiläum
Eine neue Ausführung könnte ein wenig Abhilfe schaffen. Denn anlässlich ihres 160-jährigen Jubiläums präsentiert Zenith nun das Kaliber 135 erneut, allerdings in einer modernen Ausführung und in einem ganz besonderen Modell, das nicht nur den hohen Ansprüchen des Gründers Georges Favre-Jacot gerecht wird, sondern auch dessen Initialen trägt: die „G.F.J.“
Und ja, es ist in der Tat ein ganz besonders schönes und gelungenes Modell, das die Herzen vieler Uhrensammler und Zenith-Fans höherschlagen lässt. Für uns sogar eines der absoluten Highlights der diesjährigen Watches & Wonders.
Zenith hat das ursprüngliche Design und die Architektur beibehalten, jedoch entscheidende Verbesserungen vorgenommen, dazu gehören eine Breguet-Spiralfeder und ein Sekundenstopp-Mechanismus. Die neue Version bietet eine beeindruckende Gangreserve von 72 Stunden (im Vergleich zu 40 Stunden beim Original) und eine optimierte Zahngeometrie für höhere Effizienz. Die Unruh schlägt mit 2,5 Hz (18.000 Halbschwingungen pro Stunde), und der erwähnte Sekundenstopp-Mechanismus ermöglicht eine sekundengenaue Einstellung. Jedes Uhrwerk ist COSC-zertifiziert und auf eine Ganggenauigkeit von +/-2 Sekunden pro Tag eingestellt.
Backstein-Design als Hommage an die Ziegelei der Manufaktur
Die Brücken tragen das charakteristische „Backstein“-Guilloché-Muster, eine Hommage an die Fassade der Zenith-Manufaktur. Wir erinnern uns: Georges Favre-Jacot hatte eine eigene Ziegelei erschaffen, um die Backsteine für die Manufaktur herzustellen.
Die Zenith G.F.J. präsentiert sich in einem 39,15 mm großen Gehäuse aus Platin 950 mit einer Höhe von 10,5 mm. Die abgestufte Lünette und die abgerundeten Bandanstöße verleihen der Uhr ein schlankes Profil, während die gekerbte Krone die Initialen G.F.J. trägt. Geschützt wird das Zifferblatt von einem kastenförmigen Saphirglas.
Unter dem Saphirglas präsentiert sich ein faszinierendes blaues Zifferblatt. Der Außenring ist mit einer „Backstein“-Guillochierung, facettierten Weißgold-Indizes und 40 handapplizierten Weißgoldperlen versehen. Die Mitte des Zifferblatts besteht aus dunkelblauem Lapislazuli, dessen goldfarbene Pyrit-Einschlüsse an einen Sternenhimmel erinnern – eine Anspielung auf den Markennamen Zenith, der sich vom höchsten Punkt des Himmelsgewölbes ableitet und auch den Stern im Logo erklärt. Das große Hilfszifferblatt bei 6 Uhr aus Perlmutt zeigt die Sekunden an, während Stunden und Minuten von schlanken Weißgoldzeigern abgelesen werden.
Die auf 160 Exemplare limitierte „G.F.J.“ wird mit drei verschiedenen Armbändern geliefert: dunkelblauem Alligatorleder, schwarzem Kalbsleder und blauem Saffiano-Kalbsleder. Auf Anfrage ist auch ein siebengliedriges Platinarmband erhältlich. Der Preis mit Lederband liegt bei 52.900 Euro.
Zenith bleibt auch nach 160 Jahren eine der wenigen Uhrenmanufakturen, die alle für die Entwicklung und Herstellung ihrer Uhren und Uhrwerke erforderlichen Kompetenzen unter einem Dach vereint. In Le Locle arbeiten über 60 verschiedene Berufe Hand in Hand, von Uhrmachern über Kunsthandwerker bis hin zu Ingenieuren und Technikern. Dieser Manufaktur-Status garantiert nicht nur technische Kompetenz und einen hohen Qualitätsstandard, sondern bildet auch einen Grundpfeiler für die Innovationsfähigkeit und kreative Freiheit der Marke. Möge die Uhrmacherei bei Zenith auch in den nächsten 160 Jahren so kreativ und innovativ bleiben.
Pünktlich zum Sommerbeginn präsentiert die Schweizer Uhrenmarke Norqain eine farbenfrohe Version ihres beliebten Freedom 60 Chrono 40 mm: die sogenannte „Enjoy Life“ Special Edition. Diese Uhr strebt danach, die positiven Emotionen des Sommers mithilfe unterschiedlich kolorierter Hilfszifferblätter und einer bunt gestalteten Tachymeter-Skala als Teil der Chronographenfunktion ans Handgelenk zu bringen. Welche Stilelemente Norqain der Uhr…
Die Wertentwicklung von Rolex Daytona, Patek Philippe Nautilus und Audemars Piguet Royal Oak ist seit einiger Zeit rasant. Ein Blick auf den Markt und die Fragen: Warum ist das so – und bleibt es dabei? Wie wertvoll Zeit ist – das war schon lange vor den aktuellen Weltgesundheitssorgen kein Geheimnis. Doch dies ist ein Text…
Ob mit Sofia Richie, Natasha aus Sex and the City oder der Kunstfigur „Constance“ des Influencers The Gstaad Guy als Inspiration, „quiet luxury“ ("stiller Luxus") bleibt der heißeste Trend in diesem Sommer – und ich würde behaupten, dass dieses schöne, elegante Sammlerstück die ultimative Verkörperung der quiet luxury-Bewegung darstellt. Mit seiner Kombination aus Edelmetall, höchster…
Der Blick zurück ist der Menschheit liebgewonnene Gewohnheit. Weil die Zukunft stets ungewiss ist, weil die Erfahrungen der Vergangenheit uns geprägt haben, und weil das Damals so vertraut und von der Erinnerung über die Jahre mitunter etwas schöngebleicht wurde. Zudem leben wir in einer Zeit, in der die Uhrendesigns von Gérald Genta als wegweisend betrachtet…
Wer beim Bergsteigen oder Wandern auf einen Höhenmesser zurückgreifen möchte, der kann das natürlich mit unzähligen elektronisch betriebenen Gadgets tun. Spannend wird es, wenn die Anzeige in einer rein mechanischen Armbanduhr verbaut wird. Dieser Herausforderung stellte sich der Hölsteiner Uhrenhersteller Oris und präsentierte bereits 2014 mit der ProPilot Altimeter die weltweit erste mechanische Uhr mit…
Seit über 20 Jahren werden in regelmäßigen Abständen in der Kollektion ‚Historiques‘ von Vacheron Constantin historisch besonders relevante Modelle der Maison neu aufgelegt, Modelle wie die Cornes de Vache von 1955, die American von 1921 oder die Fine von 1955. Nachdem eine entscheidende uhrmacherische Passion des Gründers Jean-Marc Vacheron in der technischen Herstellung von Kalenderuhren lag, wurde es 2017 höchste Zeit,…
So charmant ist bislang noch kein Uhrenhaus in das Vintage-Gebrauchtuhrengeschäft eingestiegen: Jaeger-LeCoultre präsentiert mit The Collectibles eine Uhren-„Bibel“ mit ihren 17 wichtigsten Modellen, die in erster Linie den Sammlern des Uhrenhauses gewidmet ist. Doch das ist nicht alles. Hinter The Collectibles steckt auch die Idee, den Uhrenenthusiasten eine sorgfältig kuratierte Auswahl ebendieser historischen Zeitmesser zum…
Aus Rockstar-Sicht hat die ‚Big Pilot‘ von IWC mindestens zwei Vorteile. Erstens: Auf Tour kann man sie im Hotel problemlos zu einer Nachttischuhr umfunktionieren. So groß ist sie, so kräftig die Leuchtmasse. Zweitens: Sieht man sich eines Tages Fotos von früheren Konzertauftritten an, so reicht ein Blick auf das Handgelenk um zu erkennen wie spät…
Als Patek Philippe 2015 mit der Referenz 5524G eine Fliegeruhr vorstellte, herrschte in der Uhrenwelt allgemeine Verwunderung. Für eine so klassische Manufaktur schien eine so markante Uhr doch etwas ungewöhnlich. Doch der Überraschungsgast kam nicht von ungefähr. Patek Philippe entwickelte bereits in den 1930er Jahren Stundenwinkeluhren für das Militär. Die Stundenwinkel-Uhren, auch Siderometer-Uhren genannt ermöglichten…
Die Geschichte Blancpain's beginnt im Dorf Villeret, wo sie im Jahre 1735 von Jehan-Jacques Blancpain, einem Schulmeister, der zum Uhrmacher wurde, gegründet wurde. Mit diesem Gründungsjahr beansprucht Blancpain das Recht, die älteste Uhrenmarke der Welt zu sein. Die Kollektion Villeret verkörpert diese lange und erfolgreiche Unternehmensgeschichte der traditionellen Uhrmacherkunst und attestiert gleichzeitig die Langlebigkeit der…
Die Watches & Wonders Geneva ist ein Schlaraffenland für Uhrenliebhaber. Die aufregendsten und bedeutendsten Marken und Manufakturen präsentieren hier erstmals ihre Neuheiten, technischen Innovationen und kreativen Designs. Wir Journalisten erleben diese Premieren oftmals in den sogenannten Touch-&-Try-Sessions der Aussteller, mit denen unsere Tage im die Uhrenschau der Superlative beherbergenden Palexpo-Komplex gut gefüllt sind. Wie so…
Uhrensammeln ist eine Reise, bei der es mehr um den Weg als das Ziel geht. Denn mit der Zeit ändern sich mitunter die Geschmäcker. Etwas, das sich deutlich verändert und worüber aber selten jemand spricht, ist die Motivation für einen Kauf. Anfangs, wenn man noch über wenig Fachkenntnis verfügt, hängt der Kauf meistens von einem…
Swisswatches ist kürzlich nach Hamburg gereist, um die offizielle Eröffnung der zweiten Tudor Monomarken-Boutique zu feiern. Unsere Redakteurin Catherine Bishop berichtet, was die Räumlichkeiten den Tudor-Kunden aus nah und fern zu bieten haben. Wenn man Tudor hört, denkt man an David Beckham, die All Blacks und natürlich an "Born to Dare", ihren Slogan. Die robusten…
Bitte anmelden oder registrieren, um fortzufahren.