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Auf eine Millionstel Sekunde genau – Wie Omegas Timekeeping Lab die Zeitmessung der Olympischen Spiele revolutioniert hat
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Auf eine Millionstel Sekunde genau – Wie Omegas Timekeeping Lab die Zeitmessung der Olympischen Spiele revolutioniert hat

12. Juli 2024

Als Omega 1932 erstmals vom Internationalen Olympischen Komitee als offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele ausgewählt wurde, reiste ein einziger Uhrmacher mit 30 Schleppzeigerchronographen von Biel nach Los Angeles, um alle Zeiten der 1.334 teilnehmenden Athleten zu messen. Über 90 Jahre – und 30 Olympische Spiele – später reist Omega mit einer Entourage von 550 Personen und 350 Tonnen Material nach Paris, wo diesen Sommer die Olympischen Sommerspiele ausgetragen werden und Omega zum 31. Mal offizieller Zeitmesser ist. In diesen drei Wochen werden Mensch und Maschine alles abverlangt. Doch auch wenige Wochen vor der Veranstaltung wirkt Alain Zobrist recht gelassen – er ist als CEO von der zu Omega gehörigen Firma Swiss Timing verantwortlich für die komplette Technik und Equipment. Wir statteten der Timekeeping Lab von Omega in Corgémont einen Besuch ab und sprachen mit Zobrist über die neuesten technologischen Entwicklungen und warum Omegas Aufgabenbereich während der Olympischen Spiele inzwischen weit über die klassische Zeitmessung hinausgeht.

Alain Zobrist, CEO von Omegas Swiss Timing Ltd.


Anfänge: Mit Revolver im Gepäck


Ich behaupte, dass jeder, der sich für Sport interessiert, in seinem Leben schon mal irgendwann und irgendwo Omega in Verbindung mit den Olympischen Spielen gesehen hat. Aber wie wurde eigentlich die Zeitmessung bei den Olympischen Spielen vor Omega erfasst? Nun, die Zeitrichter hatten alle ihre eigenen Stoppuhren von unterschiedlichen Herstellern, die zwar auf die 1/5tel Sekunde genau messen konnten, aber natürlich weder auf Genauigkeit zertifiziert noch auf Einheitlichkeit geprüft waren. Das Internationale Olympische Komitee erkannte den Verbesserungsbedarf und wählte letztendlich Omega aus, die offizielle Zeitmessung für die Olympischen Spiele zu übernehmen. Omega war die einzige Firma, die 30 unabhängig geprüfte und zertifizierte Chronographen vorweisen konnte, die in der Lage waren, die 1/10tel Sekunde zu messen und Zwischenzeiten zu ermitteln. Zertifiziert wurden die Zeitmesser vom Astronomischen Observatorium in Neuenburg (Neuchâtel).

Während der ersten Olympischen Spiele 1932, aber auch zu den Winter- und Sommerspielen 1936, war jeweils nur ein einziger Uhrmacher von Omega für die gesamte Zeitmessung verantwortlich. Waren es 1932 noch 30 Stoppuhren, so reiste 1936 ein gewisser Uhrmacher namens Paul-Louis Guignard zu den Sommerspielen in Berlin bereits mit 185 Stoppuhren an, für deren Wartung ihm allerdings ein kleines Team zur Seite gestellt wurde. Immer mit dabei: ein Revolver. Aber nicht etwa, um die Stoppuhren vor Dieben zu schützen, sondern um den Start eines Wettkampfs zu signalisieren – mit Platzpatronen natürlich.

Wie rudimentär die Zeitmessung in diesen Jahren noch war, zeigt ein schönes Beispiel der Olympischen          . Um die Zeiten beim Skirennen zu ermitteln, notierte ein Zeitrichter im Starthäuschen die genaue Startzeit des Athleten auf einem Stück Papier, und ein zweiter Zeitrichter im Ziel die Ankunftszeit. Da der Zeitrichter unten nicht wusste, zu welcher Zeit der Fahrer oben gestartet ist, wurde die Notiz mit der Startzeit dem nächsten Wettkämpfer dann in die Hosentasche gesteckt, sodass der Zeitrichter im Zielfeld dann die Rennzeit ermitteln konnte. Sprich, sowohl Sportler als auch Zuschauer mussten ein wenig geduldig sein, bis sie wussten, wer gerade die Nase vorne hatte.

Bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin 1936 wurden zum ersten Mal sogenannte TV Loungen eingeführt, in denen die Spiele auch am Bildschirm in Berlin, Leipzig und Potsdam live verfolgt werden konnten und auch Omega die Möglichkeit hatte, ihre Zeitmessexpertise einem größeren Publikum zu präsentieren.


Magic Eye: Rasante technische Fortschritte


Ab den 1940er Jahren machte die Technik dann rasante Fortschritte. Bei den Olympischen Spielen in St. Moritz 1948 präsentierte Omega erstmals die Fotozellen-Technologie, die von nun an das traditionelle Zielband ersetzte. Sobald der erste Athlet die Ziellinie überquerte, wurde die Zeit durch einen hochreaktiven Lichtstrahl gestoppt und konnte auf die 1/1000stel Sekunde genau gemessen werden. Sie bekam den Spitznamen „Magisches Auge“ und die Technik sorgte natürlich gegenüber der menschlichen Reaktion für eine enorme Verbesserung in der präzisen Zeitmessung. Im selben Jahr präsentierte Omega auch die erste Fotofinish-Kamera, die zusätzlich zur Fotozelle Aufschluss über die Reihenfolge der Sieger gab. Doch auch hier war noch Geduld gefragt, denn die ersten Fotofinish-Kameras waren mit einem Film ausgestattet, der erst in einer Dunkelkammer entwickelt werden musste und somit kam das offizielle Ergebnis erst rund 2 Stunden später. Heute verwendet Omega vier Fotozellen an der Ziellinie, die in einem einzigen System verbaut sind und Daten innerhalb 1000stel Sekunden übermitteln.

In den 1960er Jahren bekam auch Live Broadcasting eine immer größere Relevanz. 1964 wurden die ersten Olympischen Spiele weltweit im TV übertragen. Und Omega spielte dabei eine entscheidende Rolle. Denn sie entwickelten mit dem Omega-Scope ein Gerät, mit dem die Zeiten der Athleten am unteren Rand des Bildschirms in Echtzeit eingeblendet werden konnten. Auch heute noch ist Omega für die gesamte Live-Zeitmessung im TV zuständig. Also alle Grafiken und Zeiten, die parallel im TV eingeblendet werden, werden von Omega mithilfe von spezieller Software und Grafikgeneratoren den Sendern zur Verfügung gestellt. Das muss natürlich alles in Sekundenschnelle passieren, darum arbeiten die Mitarbeiter von Omega während der Olympischen Spiele eng mit den entsprechenden Sendungsanstalten zusammen.


Wenn eine Fingernagelspitze über Sieg oder Niederlage entscheidet


Beim 100-m-Freistil-Finale 1960 in Rom kamen Lance Larson und John Devitt scheinbar zur gleichen Zeit ins Ziel. Die Zeit wurde ermittelt, indem die Durchschnittzeit von drei verschiedenen Stoppuhren berechnet wurde. Doch das Regelwerk besagt, dass nur ein Sportler die Goldmedaille gewinnen kann. So gaben die Kampfrichter Devitt die Goldmedaille und Larson den Olympischen Rekord, was im Anschluss zu massiven Kontroversen führte. Omega wurde dann vom internationalen Schwimmverband kontaktiert, ob es möglich wäre, die menschlichen Fehler durch Technik zu eliminieren und somit wurden 1968 erstmals bei den Olympischen Spielen in Mexiko City die schwimmenden Touch Pads eingeführt. Sie waren an der Innenseite des Schwimmbeckens angebracht und reagierten auf kleinste Berührungen, so dass die Athleten in der Lage waren, die Zeit im Ziel mit ihren eigenen Händen zu stoppen.

Beim Schwimmwettbewerb gibt es allerdings bis heute eine Besonderheit. Es kann nie garantiert werden, dass die Architektur der Schwimmbecken und damit die Bahnlängen zu 100% identisch sind. Daher wird die Zeit nur auf 1/100stel Sekunden gemessen, was im Wettkampf in etwa der Spitze eines Fingernagels entspricht. Michael Phelps gewann tatsächlich 2008 in Peking mit dem im Schwimmen kleinstmöglichen Vorsprung, mit 1/100stel Sekunde, also gerade mal einer Fingernagelspitze vor seinem Kontrahenten.

Michael Phelps


Fehlstart Detektoren und die elektronische Startpistole


Bei den Olympischen Spielen 1984 kamen erstmals die von Omegas Timekeeping Lab entwickelten Startblöcke zum Einsatz, die durch Sensoren auf den Fußstützen auf Druck reagieren und somit anzeigen, wenn ein Läufer zu früh gestartet ist. Der Läufer durfte sich bis 0,100 Sekunden nach dem Startsignal nicht bewegen, somit wurde die menschliche Reaktionszeit direkt mit einkalkuliert. Omega stellte aber zu den Spielen 1984 noch eine weitere Innovation vor, die im Zuge der Fehlstartdetektoren nur eine logische Ergänzung war. Durch den Startschuss der Pistole waren die Läufer benachteiligt, die sich weiter vom Zeitrichter entfernt befanden, da sie das akustische Signal erst zeitverzögert wahrnahmen, auch wenn nur marginal. Beim Wettkampf zählen eben 1000stel Sekunden. Also installierte Omega Lautsprecher hinter jedem Startblock, damit alle Wettkämpfer das Startsignal genau im gleichen Moment hörten. Da sich das System bewährte, wurde es fortan auch im Schwimmen eingesetzt und hinter die Absprungsockel der Athleten installiert.

2010 hatte die traditionelle Startpistole dann komplett ausgedient und wurde durch eine elektronische Startpistole ersetzt, die erstmals bei den Shorttrack- und Eisschnelllaufwettbewerben in Vancouver vorgestellt wurde. Die Technik war nicht nur genauer, sondern durch die immer strengeren Sicherheitsvorkehrungen wurde die Mitnahme und der Gebrauch der Startpistole auch immer komplizierter.


Quantum Timer und Künstliche Intelligenz


In den letzten 20 Jahren hat die Technik noch mal einen rasanten Entwicklungssprung hingelegt. 2018 hat Omega Bewegungssensoren, die Sportler an ihrem Körper tragen und Positionierungssysteme eingeführt. Das bedeutet konkret, dass nicht mehr nur Informationen zu den Resultaten vorliegen, sondern auch während dem Rennen 2.000 Daten pro Sekunde gesammelt werden können, um einerseits den Zuschauern live aktuelle Zahlen liefern zu können, aber vor allem auch, um im Anschluss genau analysieren zu können, wo und warum ein Sportler besser oder schlechter war. Seit ein paar Jahren unterstützt auch KI beim Auswerten der Daten und kann wesentlich präziserer Ergebnisse liefern.

Die in Beijing 2022 genutzten Highspeedkameras konnten bereits 10.000 Fotos pro Sekunde schießen. Die neuesten Kameras, die nun in Paris zum Einsatz kommen, können sogar 40.000 Fotos pro Sekunde in 4K Auflösung produzieren. Mit der heutigen Technik können nicht nur 1/100stel oder 1/1000stel Sekunden gemessen werden, sondern Millionstel-Sekunden (Omegas Quantum Timer) mit einer Abweichung von 23 Nanosekunden alle 24 Stunden. Nun fragt man sich, ob eine Millionstel-Sekunde überhaupt eine Rolle spielt bei irgendeinem Wettkampf. Nun, diese Frage liegt im Ermessen des Betrachters. Die Aufgabe von Alain Zobrist und seinem Team besteht darin, die Zeitmessung so präzise zu machen, wie es nur möglich ist. Das war schon immer die Kernaufgabe von Swiss Timing in Corgémont. Genauso wie es auch schon immer das Streben von Omega war und ist, die mechanische Zeitmessung immer präziser zu machen. „Wir wollen die Zeitmessung nicht nur präziser machen, sondern arbeiten auch daran, dass die Geräte gleichzeitig immer kleiner werden“, so Zobrist. Auch hier gibt es klare Parallelen zur Uhrmacherei.

Sowie die Uhrenindustrie gewöhnlich ihre Uhrwerke auch 5-7 Jahre im Voraus plant, so beschäftigen sich Zobrist und sein Team auch heute schon mit den Technologien der nächsten 4-6 Jahre. Sie werden dann immer vor dem eigentlichen Einsatz bei den Olympischen Spielen ausgiebig von Beratern und Sportlern getestet. Natürlich müssen auch neue Sportarten, die das IOC für die Spiele neu zulässt berücksichtigt werden – aber da diese in der Regel 7 Jahre im Voraus bekanntgegeben werden, hat man bei Swiss Timing ausreichend Zeit, sich vorzubereiten.


Nach der Olympiade ist vor der Olympiade


Während Zobrist und sein Team an neuen Technologien tüfteln, laufen parallel 3 Jahre vor der Eröffnung der nächsten Olympiade schon wieder die ersten Vorbereitungen. Dafür ist ein Team aus rund 8 Mitarbeitern verantwortlich und arbeitet Hand in Hand mit den lokalen Behörden, Architekten und Verbänden. Zehn Tage vor der Eröffnungsfeier werden dann 350 Tonnen Equipment aufgebaut und gründlich getestet. 550 Personen sind für die Zeitmessung in Paris tätig und sind auf rund 30 Hotels in und um die Stadt verteilt. 

Countdown für die Olympischen Spiele in Paris 2024

Auf die Frage, ob Zobrist diese enorme Verantwortung schlaflose Nächte bereite, antwortete er gelassen: „Eigentlich nicht. Wir haben bis zu 4 Back-up Systeme, sollte es mal einen Ausfall geben. Dabei sind alle Geräte permanent miteinander synchronisiert, damit keine Daten verloren gehen. Wir arbeiten mit einer unabhängigen Stromversorgung, so dass wir auch hier nicht abhängig von Blackouts sind. Und für den absoluten  Notfall haben wir sogar noch Batterien.“

Kürzlich hat der IOC bekannt gegeben, dass die Zusammenarbeit mit Omega bis 2032 verlängert wird. Das 100-jährige Jubiläum möchte man selbstverständlich gemeinsam feiern. Übrigens ist Omega seit 1992 auch offizieller Zeitnehmer der Paralympischen Spiele, die noch mal ihre ganz eigenen Anforderungen an die Technik haben. Omega bietet inzwischen Lösungen für über 100 Sportarten an. 


Seamaster Diver 300M „Paris 2024“ Special Edition


Aber nicht nur Zobrist und sein Swiss Timing Team bringen Neuheiten mit nach Paris. Auch Omega hat wieder eine Reihe an Sondermodellen für die Olympischen Spiele in Paris im Gepäck. Bereits ein Jahr vor den Spielen hat Omega die Seamaster Diver 300M „Paris 2024“ Special Edition lanciert, mit einem 42-mm-Edelstahl-Gehäuse und einer Lünette aus Omegas in-house Legierung Moonshine Gold. Das Zifferblatt ist aus weißer Keramik gefertigt und leicht gewellt. Auf dem Sekundenzeiger, der ebenfalls aus 18K Moonshine-Gold besteht, ist liebevoll das Paris 2024 Logo zu sehen. Die Schrift der Zahlen auf der Datumsanzeige wurde an die Typographie von Paris 2024 angepasst. Durch ein Schnellwechselsystem lässt sich schnell und problemlos auf ein neues Band wechseln. In der Seamaster Diver 300M „Paris 2024“ Special Edition tickt das Metas zertifizierte Kaliber 8800 mit einer Gangreserve von 55 Stunden.


Speedmaster Chronoscope Paris 2024


Im April dieses Jahres – und genau 100 Tage vor den Spielen – stellte Omega dann noch eine Reihe neuer Chronoscope Modelle vor. Wir erinnern uns: die Chronoscope wurde 2021 erstmals vorgestellt und setzt sich aus den griechischen Worten ‚chronos‘ (Zeit) und ‚skopein‘ (beobachten) zusammen, was im übertragenen Sinn für eine Uhr mit Stoppfunktion steht. Die Chronoscope besitzt eine Tachymeterskala, einen Telemeter und einen Pulsometer, was letztendlich auch zu dem sehr eigenständigen Zifferblatt-Design führt. Telemeter Funktionen in einer Uhr sind heutzutage eher eine Seltenheit – mit ihr kann der Träger die Entfernung anhand der Schallgeschwindigkeit ermitteln. Beispiel: Gewitter, bei dem man Anhand der zeitlichen Differenz zwischen Blitz und Donner mit der Uhr die Entfernung berechnen kann.

Speedmaster Chronoscope Paris 2024 in 18K Moonshine Gold

Als Sonderedition für die Olympischen Spiele 2024 hat Omega vier neue Chronoscope Modelle jeweils in Gold, Schwarz und Weiß gestaltet, den offiziellen Farben der Spiele in Paris. Dazu gehören ein Modell aus Edelstahl (43 mm Gehäuse) mit einer Lünette aus Aluminium sowie ein atemberaubendes Modell mit einem 43-mm-Gehäuse und Armband aus 18K Moonshine Gold und einer Keramiklünette. Die Zifferblätter sind opalisiert silberweiß, wohingegen die beiden Hilfzifferblätter geschwärzt wurden. Für Präzision bei der Zeitmessung sorgt das Metas zertifizierte Kaliber 9908/9909 mit einer Gangreserve von rund 60 Stunden. Die neuen Modelle können alternativ auch an einem Lederband getragen werden.


Die neuen Sondereditionen sind alle online unter OMEGA | SEAMASTER DIVER 300 PARIS 2024 und unter OMEGA | SPEEDMASTER CHRONOSCOPE PARIS 2024 erhältlich.


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