Breguet Marine – mit Titan gegen die Widrigkeiten der Weltmeere
Wer bei dem Gedanken an Breguet ausschließlich aufwendig skelettierte, hand-guillochierte Kunstwerke mit raffinierten Komplikationen im Sinn hat, der sollte sich die Zeit nehmen und etwas tiefer in die Geschichte der Maison eintauchen. Das ist gerne im doppelten Sinne zu verstehen, denn es sind die Uhren der ‚Marine‘ Kollektion, die sich von dem allgemeinen Erscheinungsbild der Marke Breguet stark abheben. Immerhin wurde Abraham-Louis Breguet im Jahr 1815 zum Uhrmacher der französischen königlichen Marine ernannt, denn seine zuverlässigen Marinechronometer überzeugten König Ludwig XVIII.
Ein antiker Marinechronometer von Breguet
Wir sprechen hier allerdings nicht von tiefseetauglichen Schwergewichten mit Heliumventilen und drehbaren Lünetten, sondern überwiegend von zuverlässigen Chronometern, welche den Seefahrern an Bord eines Schiffs zur Navigation dienten. Die modernen Interpretationen dieser historischen Marinechronometer fallen aber seit 2004 durch ihr sportliches Design etwas aus dem gewohnten Muster, neben den anderen Kollektionen wie ‚Classique‘, ‚Tradition‘ oder ‚Héritage‘. Doch beim genauen Hinsehen kommen auch hier gleichermaßen handwerklich-aufwendige Elemente zum Vorschein.
Die Marine Kollektion ist bei Breguet die sportliche Interpretation einer Uhr
Die sportlichen Modelle sind fest in der Geschichte von Breguet verankert. Neben den antiken Marinechronometern wurden in den 1950er Jahren sogar Fliegeruhren für das französische Verteidigungsministerium gebaut: die ‚Type 20‘, die der Kunde allerdings unter ‚Type XX‘ als zivile Version kennt. Für die diesjährige Only Watch Auktion im November bringt Breguet sogar ein Einzelstück des ‚Type 20‘ Modells ins Spiel. Sportuhren stehen also auch bei der über 240 Jahre alten Manufaktur hoch im Kurs.
Einzelstück – Breguet Type 20 Pilots Watch für die diesjährige Auktion Only Watch 2019
Doch die Spurensuche nach Details zu Marine Uhren von Breguet ist durchaus keine mühsame Odyssee. Denn die Marine Kollektion wurde erst im Jahr 2004 mit der Referenz 5817 ins Leben gerufen. Vor zwei Jahren hat Breguet die Kollektion überarbeitet – nun haben wir uns drei Referenzen etwas genauer angesehen: Die Marine 5517, den Marine Chronographe 5527 und zum ersten Mal auf dieser Plattform ein Damenmodell, die erst kürzlich lancierte Marine Dame 9517.
Marine 5517 in Roségold und Marine Chronographe 5527 in Titan und Weißgold (links)
Marine Dame 9517 (rechts)
Marine 5517
Was ist neu? Weniger technische, dafür umso mehr maritime Features. Um Dynamik und Moderne stilistisch miteinander zu vereinen, setzt Breguet bei dieser Linie auf völlig neue Bandanstöße. Neben überarbeiteten Kannelüren und einer wellenförmig verzierten Krone, auf der das „B“ vergrößert wurde, zeigt die neue Generation erstmals ein Datum bei 3 Uhr. Ungewohnt ist sicherlich für alle Breguet Nostalgiker, dass die ‚Pomme‘-Ringspitze, der doch eher klassischen Breguetzeiger, nun mit einer Leuchtmasse überzogen wurde. Genauso wie die römischen Ziffern und Minutenstriche. Auf dem Gegengewicht des Sekundenzeigers ist der Anfangsbuchstabe der Maison ‚B‘ symbolisch aus dem nautischen Flaggenalphabet angebracht.
Die neuen Marine Modelle zeigen überarbeitete Kannelüren und eine neuartige Krone (links)
Breguet Marine 5517 in Roségold (rechts)
Der Kunde hat die Wahl zwischen Weiß- oder Roségold, und sogar Titan – dazu später mehr. Letzteres besitzt immer ein schieferfarbenes Zifferblatt mit Sonnenschliff. Die Zifferblätter der beiden Ausführungen in Gold sind handguillochiert und zeigen ein thematisch passendes Wellenmotiv. Ob versilbert oder nicht – alle Zifferblätter der Kollektion 5517 und 5527 bestehen aus Gold. Auf der Rückseite der Uhren geht die nautische Entdeckungsreise weiter: die Schwungmasse erscheint in Form eines Ruders und navigiert seinen Träger sicher durch den zeitsensiblen Irrsinn des Alltags. Das Uhrwerk wurde handguillochiert und soll an ein Schiffsdeck erinnern. Ob ‚Marine‘ oder ‚Classique‘, Breguet ist und bleibt ein Experte der Guillochierkunst: Die Marine Modelle tragen daher auch ein Stück weit die Handschrift der vielen Kunsthandwerker, die in der Manufaktur das Savoir-Faire von Breguet weiterführen.
Eine ruderförmige Schwungmasse als Navigation für Uhr und Mensch
Marine Chronograph 5527
Ob der Pariser Uhrmacher Nicolas Rieussec oder doch A.-L. Breguet und sein genialer Schüler Fatton den Chronographen mit Doppelsekunde erfanden, da scheiden sich die Geister. Sicher überliefert ist, dass diese Funktion bereits in den 1820er Jahren entwickelt wurde und unter dem Namen ‚Observationschronometer‘ kursierte. Mit diesem Mechanismus ließ sich die Dauer von zwei parallellaufenden Ereignissen messen. Sie waren die Vorläufer der modernen Chronographen mit Schleppzeiger.
Titan gegen Korrosion – Breguet Marine Chronographe 5527 mit Gehäuse und Band aus Titan (links)
Breguet Marine Chronographe 5527 in Weißgold (rechts)
Alle neuen, oben beschriebenen Details aus der Referenz 5517 sind auch beim Chronographen mit der Referenz 5527 zu erkennen. Dazugekommen sind die Totalisatoren für die unterschiedlichen Informationen zur Zeitmessung. Im Fenster bei 3 Uhr werden die Minuten und bei 6 Uhr die Stunden abgelesen. Bei 9 Uhr kommt eine Kleine Sekunde zum Vorschein.
Bei der Lancierung 2017 war die größte Überraschung aber sicherlich die Einführung eines Titangehäuses – seit diesem Jahr sogar mit einem passenden Titanband. Das ist ein absolutes Novum bei Breguet, die sich mit den neuen Sportmodellen schon leicht aus dem klassischen Uhrmacher-Fenster lehnen, mit Titan aber direkt Neuland betreten. Eine nachvollziehbare Konsequenz ist es aber sicherlich, bedenkt man, dass die Uhren für die Seefahrt gedacht sind, wo sie salziger Luft, Wasser und somit Korrosion ausgesetzt sind. Titan leistet hier natürlich wesentlich mehr Widerstand als ein Edelmetall.
Breguet Marine Chronographe 5527 in Titan
Auch die Referenz 5527 ist in einer Ausführung aus Titan erhältlich, mit einem schiefergrauen Gold-Zifferblatt und Sonnenschliff. Darüber hinaus gibt es eine Version in 18 Karat Weißgold mit einem blauen Zifferblatt aus Gold und eine 18 Karat Roségold Variante mit Zifferblatt aus versilbertem Gold. Angetrieben wird der Schleppzeiger Chronograph vom Kaliber 582QA mit Ankerhemmung und Spiralfeder aus Silizium.
Breguet Marine Chronographe 5527 in Titan
Sowohl die Referenz 5517 also auch die 5527 können wahlweise mit einem Leder- oder Kautschukband getragen werden. Die Titan Ausführung gibt es dazu jeweils auch mit einem passenden Titanband.
Breguet Marine Chronographe 5527 in Titan (links)
Breguet Marine Chronographe 5527 in Weißgold (rechts)
Breguet Marine 5517 in Roségold (mitte)
Marine Dame 9517 (Neuheit 2019)
A.-L. Breguet kreierte bereits im 18. Jahrhundert Damenmodelle. Die neue ‚Marine Dame‘ Kollektion ist insofern spannend, da sie eine komplett neuartige Guillochierung zeigt: ‚Marea‘. Im Gegensatz zu einer klassischen Guillochierung, die aus geraden Linien oder Kreisen besteht, ist ‚Marea‘ wellenförmig, was natürlich schön zum Thema Marine passt.
Breguet Marine Dame 9517
Zu sehen ist das Schauspiel auf der Schwungmasse der neuen Modelle. Diese besteht aus 18-karätigem Gold, jedoch wurde das Motiv auf besonders zerbrechlichem Perlmutt verziert. Hierbei geht es aber auch vielmehr um das Dekor, als um eine robuste Uhr für herbe Seefahrten. Die feminine Variante der Marine Kollektion ist eher für die flanierenden Damen am Pier gedacht.
Um bei anbrechender Dunkelheit dann nicht die Zeit aus den Augen zu verlieren, wurden die Spitze der ‚Pomme‘-Zeiger sowie die 5-Minuten Markierung und Indizes mit kräftiger Leuchtmasse gefüllt.
Breguet Marine Dame 9517
Je nach Version ist ein Zifferblatt mit blauem Lack oder opalisierendem Perlmutt erhältlich. Die hellen Voluten erinnern an die Schaumkronen der Wellen. Diese entstehen, wenn die Schichten des helleren Lacks auf das noch flüssige, azurblaue Material aufgetragen werden. Die Brücken des Automatikkalibers 591A zeigen eine doppelte „Côtes de Genève“-Guillochierung und sollen auch hier wieder an ein Schiffsdeck erinnern. Die Marine Dame 9517 wird an einem Leder- oder Kautschukband getragen, welche in weiß oder blau erhältlich sind.
Es war im Jahr 2012, als der junge Independent Watchmaker Rexhep Rexhepi die Marke „AkriviA“ aus der Taufe hob. Als wir zwei Jahre später dann auf ihn aufmerksam wurden, war er in der Uhrenwelt noch ein Unbekannter. Spätestens aber, seitdem er 2018 beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève mit seiner Chronomètre Contemporain in der Kategorie Herrenuhren den…
In der Mitte des letzten Jahrhunderts entstand ein Hype um Chronographen-Uhren. Für die Stopper am Handgelenk entwickelten sich Spitznamen wie BiCompax bzw. TriCompax, wobei sich die jeweilige Bezeichnung ursprünglich nicht nach der Anzahl der Totalisatoren auf dem Zifferblatt richtete, sondern der Funktionen der Uhren. Trotzdem gilt: war ein dritter Totalisator angebracht, handelte es sich meist…
GMT-Master II Ref. 126710 BLNR ‚Batman’ Im letzten Jahr sorgte Rolex mit der Rückkehr der GMT-Master II ‚Pepsi’ (Ref. 126710 BLRO) als langersehnte Stahlversion für Aufsehen. Schafft die Brand dieses Jahr wieder einen Coup mit einem unerwarteten Modell? Muss sie gar nicht, denn warum sollte man nicht auf bewährten Produkten aufbauen und stattdessen immer auf ein neues…
Was unterscheidet ein Bicompax Chronograph eigentlich von einem gewöhnlichen Chronographen? Grundsätzlich besitzt ein Bicompax-Chronograph (wie es der Name schon sagt) nicht drei, sondern nur zwei Hilfszifferblätter. Neben dem diesjährigen Trend zu Uhren mit grünen Zifferblättern, erlebt die Uhrenwelt auch ein Revival der Bicompax-Chronographen, die bereits Mitte des 20. Jahrhunderts erstmals auftauchten. Ihr Vintage-Look und symmetrisches…
Es ist eine hochkompetitive Modellreihe für ein besonders stark umkämpftes Genre. Taucheruhren mit Stahlgehäuse sind schließlich seit Jahrzehnten extrem populär, das Angebot der unterschiedlichen Marken nahezu unüberschaubar. TAG Heuer ist in diesem Segment bereits seit Ende der 1970er Jahre vertreten. Die Aquaracer Kollektion ist inzwischen ein wesentlicher Erfolgsfaktor, und genau diese Modellreihe wurde nun noch…
Ein Ruf aus der Vergangenheit: Mit der [Re]master01 Chronograph Automatik blickt Audemars Piguet zurück – und schafft sich zugleich Freiraum für die Zukunft Dem russisch-französischen Schachweltmeister Alexander Aljechin (1892 – 1946) werden folgende Worte zugeschrieben: „Mit Hilfe des Schachs formte ich meinen Charakter. Das Schachspiel lehrt vor allem, objektiv zu sein. Man kann nur dann…
Wie alles begann? Natürlich mit Uhren. Wir wurden schon vor einiger Zeit auf die Sondereditionen bei IWC aufmerksam, die in regelmäßigen Abständen mit einem auffällig blauen Zifferblatt lanciert werden und wollten wissen, was es damit auf sich hat. Seit 2005 unterstützt IWC Programme der ‚Laureus Sport for Good Foundation‘ mit der jährlichen Lancierung einer neuen…
Als Teil des legendären Toolwatch-Trios neben Speedmaster und Seamaster 300 sollte die Omega Railmaster einst als Antwort auf die Rolex Milgauss positioniert werden – konnte sich jedoch nie wirklich durchsetzen und wurde bereits nach nur sechs Jahren Produktionszeit wieder eingestellt. Dennoch ist die Railmaster ein Modell, das mit seiner seltenen Kombination aus großem historischem Potenzial…
„Regel Nummer eins: eine Royal Oak Concept ist niemals Ihre erste Uhr ist ", erklärt uns François-Henry Bennahmias, CEO von Audemars Piguet. Die Concept Linie von Audemars Piguet, die gerne auch als "Raumschiff-Uhr" bezeichnet wird, sticht durch ihre dicke, auffällige und stets symmetrische Architektur heraus. Die Uhrenmanufaktur nutzt die Concept Uhren, um technisch an die…
Das Uhrenhaus Vacheron Constantin feiert dieses Jahr sein 270-jähriges Bestehen – und startet das Jubiläumsjahr direkt mit einer kleinen Sensation. Die unter Sammlern heiß begehrte Referenz 222 von 1977, die vor fast drei Jahren in Gelbgold ihr Revival erlebte, erscheint nun als Stahlvariante. Vorläufer der Overseas Spricht man über die ersten Luxussportuhren mit integrierten Armbändern,…
Das Bauhaus wird in diesem Jahr 100 Jahre alt und steht noch heute für Funktionalität und Ästhetik. Durch die Industrialisierung wurde eine grundlegende Philosophie vom Bauhaus darin manifestiert, die künstlerische Arbeit zu erhalten und sie mit der aufkommenden Ingenieurswissenschaft in Einklang zu bringen. So sollten hochwertige Produkte einer breiten Masse zugänglich gemacht werden. Typische Design-Eigenschaften…
Wenn es etwas gibt, wofür die Maison Piaget bekannt ist, dann ist es Gold. Als eine der wenigen Uhrenmanufakturen, die ihr eigenes Gold gießen, ist Piaget seit langem in der Branche für ihre Arbeit mit diesem Material bekannt. Ihr Repertoire reicht von den sogenannten „Coin Watches“ der 1940er Jahre bis hin zu den ersten goldenen…
Die Manufaktur aus Le Sentier ist jetzt auch Betreiberin eines Chalets. Weshalb? Die Frage ist mehr als berechtigt. Sie hat bei mir aber zunächst ein anderes Rätsel in Erinnerung gebracht: Was ist eigentlich das Erfolgsgeheimnis klassischer, mechanischer Uhren? Ich denke, es gibt wohl kaum ein anderes Produkt, welches ohne grundlegende Veränderungen über einen so langen…
Bitte anmelden oder registrieren, um fortzufahren.