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Im Schreibfluss der Zeit: 100 Jahre Montblanc Meisterstück
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Im Schreibfluss der Zeit: 100 Jahre Montblanc Meisterstück

22. August 2024

Wenn die Gedanken fließen und Tinte auf Papier trifft, dann entsteht ein Stück Geschichte. Nicht umsonst heißt es, die Feder sei mächtiger als das Schwert. Doch auch die Feder hat ihre ganz eigene Geschichte. So feiert der wohl berühmteste Füllfederhalter von Montblanc heuer seinen 100. Geburtstag: das Montblanc Meisterstück. Zu Ehren dieses besonderen Schreibgeräts hat die Hamburger Maison – unter anderem mit Unterstützung der Hollywood-Größe Wes Anderson – eine neue Produkt- und Erlebniswelt erschaffen, mit der sie auf hundert Jahre Tradition und Innovation zurückblickt.

Über die Jahrzehnte haben sich die Form und das Design des Meisterstücks kontinuierlich weiterentwickelt. Von links nach rechts: Meisterstück Nr. 35 (1924), Nr. 139 (1937), Nr. 149 (1952) und Nr. 14 (1960).

Designfans der Marke und Uhrenliebhaber dürfte es gleichermaßen freuen, dass dazu auch eine horologische Sonderausgabe gehört. Die auf 500 Stück limitierte Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years zeichnet die Design-Geschichte des Meisterstücks nach und verkörpert – wie der Name schon sagt – gleich zwei kennzeichnende Montblanc-Uhrenkollektionen in einem (lesen Sie mehr dazu ausführlich weiter unten im Artikel). Es gibt also viel(e) Geschichte(n) die hier zusammenkommen. Begeben wir uns auf eine Zeitreise und entdecken gemeinsam, wie sich der zigarrenförmige Füllfederhalter in hundert Jahren entwickelt hat und wie viel mehr er mit einem Zeitmesser gemeinsam hat, als man denken würde.


Alles begann mit einem Tintenkleks

Auf unseren Smartphones und Laptops hauen wir heute fleißig in die Tasten und haben dank technischen Innovationen noch mehr Schreibmöglichkeiten zur Verfügung. Vor hundert Jahren sah das jedoch noch anders aus. Zwar war damals schon die Schreibmaschine erfunden worden, doch das wichtigste Schreibgerät war der Füllfederhalter. Er hatte etwas Elegantes an sich, war einfach zu transportieren und man musste nicht mehr mühsam nach ein paar geschriebenen Worten die Feder in ein Tintenfass tunken. Allerdings gab es einen Nachteil: Die Tinte konnte auslaufen, was zu unerwünschten Kleksen führte.

1909 machte sich die drei Jahre zuvor gegründete Maison Montblanc, damals noch Simplo Füllfedergesellschaft, mit dem auslaufsicheren „Rouge et Noir“-Füllfederhalter einen Namen. Dieser war vom deutschen Ingenieur August Eberstein gemeinsam mit den Hamburger Unternehmern Alfred Nehemias und Claus Johannes Voß entwickelt worden – und es sollten noch viele weitere folgen.

1924: Montblanc vollführt ein Meisterstück

Mit dem Meisterstück brachte Montblanc im Jahr 1924 einen Füllfederhalter auf den Markt, für den die Marke noch heute bekannt ist und der Kundenträume wahr werden ließ. So wie unter dem heutigen „Selfcare Sunday“-Konzept alltägliche Rituale zu einer besonderen Erfahrung stilisiert werden, sehnten sich auch Montblanc-Kunden damals danach, aus der alltäglichen Schreiberfahrung eine besondere zu machen. Dem Wunsch nach einem Schreibutensil für den „Sonntagsgebrauch“ kam die Maison nach.

Eine Werbung aus den 1930er-Jahren wirbt mit diesem besonderen Schreibgefühl.

Den passenden Füllfederhalter hatte Montblanc dafür schon im petto: Als Ausdruck ihrer Leidenschaft für die Schreibkunst und ihrer handwerklichen Fertigkeiten hatten die Kunsthandwerker von Montblanc bereits einen besonderen Füllfederhalter für den Eigengebrauch entwickelt. 1924 beschloss man, dieses interne Schreibgerät zum Verkauf anzubieten. Anfangs erfolgte die Vermarktung des Füllfederhalters noch in der jeweiligen Landessprache übersetzt. So hieß das Meisterstück in Frankreich chef d’oeuvre und in Italien calpolavor. Da der deutsche Name aber prägnanter war und zusätzlich noch auf die deutschen Wurzeln des Produktes verwies, beließ man es schließlich bei dieser Bezeichnung. Obwohl der Name über die Jahrzehnte gleichblieb, galt das nicht für das Design.


Die ersten Meisterstücke

Bevor das Meisterstück seine ikonische Zigarrenform erhielt, sah der schwarze „Sicherheitsfüllhalter“ noch etwas anders aus. Der Korpus und die Kappe verliefen vergleichsweise gerade, lediglich die Oberseite der Kappe war leicht abgerundet. Eine Variante des Meisterstück Nr. 35 aus dem Jahr 1924 präsentierte sich schlicht, ganz in Schwarz mit silbernen Kennzeichen und ohne Clip. Auf dem Korpus stand „Simplo Original Montblanc“ und auf der Kappe befand sich der geschwungene Schriftzug „4810 Montblanc Meisterstück“ mit einer kleinen Zeichnung des Berges zwischen den beiden Worten.

Das Meisterstück Nr. 35 aus dem Jahr 1924 ohne Clip.

Die Zahl 4810 bezieht sich auf die Höhenmeter des höchsten Bergs der europäischen Alpen, dem Mont Blanc, gemäß der damaligen Messung. Der Berg dient Montblanc als Inspirationsquelle und taucht in verschiedenen Formen in seinen Produkten auf. So auch auf der Verpackung für das Meisterstück in den 1920er-Jahren. Im Hintergrund zeigt sie den Mont Blanc und das Meisterstück, das sich von über die sechs Gipfel des Berges erstreckt. Vor dieser Kulisse zieht sich der Schriftzug 4810, während darüber „In jeder Lage tragbar“ auf die Auslaufsicherheit verweist und darunter „Meisterstück“ und der Markenname steht.

Wie bei jedem von Montblancs Schreibgeräten seit 1910, ist auch die Oberseite der Kappe mit ihrem weißen Stern eine Hommage an den imposanten Berg versehen. Dabei steht jede Zacke für einen der sechs schneebedeckten Gipfel.

Eine niederländische Grafik von 1924 zeigt den Montblanc-Stern mit seinen sechs Zacken für jeden Gipfel des Mont Blanc.

Neben dieser eher einfach wirkenden Nr. 35 Ausführung, gab es 1924 jedoch auch elegantere Ausführungen. Etwa das Modell Meisterstück Nr. 2L mit einem skelettierten Goldmuster, das sich von der Kappe bis zum Schaftende zieht. Darüber hinaus besaßen die Meisterstück Füllfederhalter aus den 1920er-Jahren noch ein weiteres markantes Merkmal: einen gebogenen Clip mit Tropfenabschluss.

Das Meisterstück Nr. 2L von 1924 (oben) und ein Meisterstück Nr. 35 mit tropfenförmigem Clip (unten).


Meisterstück: Zeiten der Veränderung

Die Umbenennung des Unternehmens Mitte der 1930er-Jahre zur Montblanc Simplo GmbH führte auch zu einigen Veränderungen beim Meisterstück. Einige Elemente wurden verfeinert und neue ergänzt, damit sich die neuen Modelle von ihren Vorgängern absetzten. Einige davon zeichnen das Meisterstück noch heute aus. So erhielt der Füllfederhalter eine zylindrische Form mit einem flachen Kappen- und Schaftende, auffälligere Clip-Designs und neue Goldakzente.

ca. 1936


Mit Ring und Feder: Akzente aus Gold

Um die Kappe vor Rissen zu schützen, wurde sie ab 1928 mit zwei Goldringen versehen. Mitte der 1930er-Jahre zierte ein einzelner, breiter Kappenring das Meisterstück, bis man 1937 eine Kappe mit drei Ringen einführte. Jeder einzelne Ring soll eine der drei Schlüsselfiguren der Gründungsjahre des Unternehmens symbolisieren: Wilhelm Dziambor, Christian Lausen und Claus Johannes Voß. Noch heute sind diese Goldakzente kennzeichnend für das Meisterstück.

Werbung für ein Meisterstück von 1936.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die zweifarbige Goldfeder, auf deren Spitze die bekannte Montblanc-Ziffer eingraviert ist. Diese wird – auch heute noch – in 35 komplexen Arbeitsschritten von Hand gefertigt und besteht aus 585er oder 750er Gold.

Ähnlich wie bei unseren geliebten mechanischen Zeitmessern gibt es auch hier strenge Qualitätskontrollen. Unter anderem muss die Feder einen Schreibtest und einen Klangtest durch die intern geschulten Federschleifer bestehen, bevor sie auf den Markt kann. Denn die Feder muss später ohne Kratzen und Ruckeln auf dem Papier gleiten können.

Die Qualität der Federn wird genauestens geprüft.


Das Meisterstück in Zigarrenform und ein kurzer Umweg

Die Nachkriegszeit stand für den Wiederaufbau und Neuerung. Auch das Meisterstück erhielt eine neue Optik, wobei die drei Kappenringe und die Feder beibehalten wurden. Die Zylinderform der 1930er-Jahre entwickelte sich weiter zu einer stromlinienartigen Zigarrenform mit einer Gravur des Markennamens auf dem breitesten Kappenring. In dieser edlen Bestform präsentierte sich das Meisterstück mit dem legendären Modell 149 im Jahr 1952, das verschiedenfarbige Kappenringe hatte.

Auf einer Katalogseite von 1949 sind die Meisterstück-Modelle Nr. 144 und Nr. 146 zu sehen (links). Das Meisterstück 149 von 1952 (rechts).

In den 1960er-Jahren kam es zu einer zwischenzeitlichen Abweichung von der Zigarrenform und der Füller wurde wie in seinen Anfangsjahren schmaler und filigraner. Natürlich gab es noch das Modell 149, aber die Aufmerksamkeit lag auf Meisterstücken mit einer moderneren „Jet Age“-Ästhetik. In dieser Zeit passte Montblanc seine Produktionsmethoden mit dem Boom in der Massenproduktion an moderne Standards und Materialien an.

Eine Katalogseite von 1961 verweist darauf, dass das Meisterstück Flug- und höhensicher ist.

So wurden die Modelle der Linie 60 aus Harz im Spritzgussverfahren gefertigt, nachdem die Meisterstück-Variationen bis in die 1950er-Jahre hinein aus Ebonit und Zelluloid bestanden. Die heutigen Modelle sind ebenfalls aus Harz, genauer gesagt Edelharz gefertigt, und entstehen bei 280 Grad Celsius und einem Druck, der dem von tausend Autoreifen entspricht.

Eine Katalogseite von 1974 mit verschiedenen Meisterstück-Varianten.

Anfang der 1970er-Jahre besann man sich auf die elegant-anmutende Zigarrenform der 1950er-Jahre zurück. Das Hauptaugenmerk lag nun mehr auf Modellen in zeitlosen Formen, einem Designanspruch, dem man noch bis heute folgt. Und das mit Erfolg: Ein Meisterstück erkennt man immer noch an seiner schwarzen Stromlinienform, den Goldakzenten, der zweifarbigen Feder und natürlich seinem Montblanc-Emblem.


Meisterstück The Origin Kollektion

Wie wir bereits gesehen haben, haben sich beim Meisterstück über die Jahrzehnte einige einprägsame Attribute herauskristallisiert. Um an diese 100-jährige Reise zu erinnern, hat Montblanc im April 2024 eine dreiteilige Jubiläumskollektion des Schreibinstruments herausgebracht. Dazu erklärt Alessandra Elia, Montblanc Director of Writing Culture: „Selbst auf dem Höhepunkt des digitalen Zeitalters gilt das Meisterstück unverändert als ein Symbol für Kultur, Kreativität und Verbundenheit und als Sinnbild für die Kraft des Schreibens von Hand.“

Die sechs neuen Füllfederhalter haben einige Elemente – vor allem bei der Kappe – gemeinsam. Als in den 1920er-Jahren die ersten Meisterstück-Modelle lanciert wurden, konnten die damals nicht fest am Schreibgerät verbundenen Clips individuell ausgewählt werden. Wie bereits erwähnt gab es unter anderem einen markanten Clip, der eine geschwungene Form mit einem tropfenförmigen Ende hatte. In Anlehnung daran sind die Modelle der Meisterstück The Origin Kollektion auch mit einem Clip mit einem kugelförmigen Ende ausgestattet, das an einen Glockenklöppel erinnert.

Als Verweis auf das Ursprungsdesign findet sich darüber hinaus auf jeder Kappe eine seitliche Gravur des ursprünglichen Meisterstück-Logos. Noch dazu ist das originale Montblanc-Emblem am Kappenkopf farblich passend zur jeweiligen Edition in Schwarz, Korallrot, Blau oder Grün gerahmt. Zieht man die Kappe ab, offenbart sich die einzigartige Jubiläumsfeder. Auf ihr sind alle drei Jubiläumsziffern integriert: 100 für die 100 Jahre und die Jahreszahlen 1924 und 2024 für die Zeitspanne.


Meisterstück The Origin Precious Resin

Einen Teil der Kollektion stellen die besonderen Edelharz-Editionen in verschiedenen Farbvariationen dar. Viele Meisterstücke aus den Anfangsjahren zeichneten sich durch Marmorierungen aus. Eine Anspielung auf dieses Designelement findet sich in den Kappen der Jubiläumskollektion wieder. Dabei ahmt der Marmoreffekt die Optik von sich auflösender Tinte nach.

Die Meisterstück The Origin Precious Resin liegen auf einer Katalogseite von 1929, auf der auch Meisterstücke mit Marmorierungen zu sehen sind.

Das Meisterstück The Origin Precious Resin LeGrand präsentiert sich in einem dunklen Blauton und das Meisterstück The Origin Precious Rein Classique in Grün mit goldbeschichteten Beschlägen. Beide verfügen über eine rhodinierte Feder aus massiven 585er Gold. Im Gegensatz dazu ist das Meisterstück The Origin Precious Resin 149 klassisch in Schwarz gehalten und mit platinierten Beschlägen versehen. Die rhodinierte Feder besteht hier aus massivem 750er Gold.

Das Meisterstück The Origin Precious Resin 149 in der Mitte und seine Desinginspirationen.


Meisterstück The Origin Doué und Solitaire

Mit den Meisterstück The Origin Doué und Solitaire-Modellen bezieht sich Montblanc auf spätere Jahrzehnte in der Meisterstück-Serie. Ende der 1950er-Jahre erschienen die ersten Doué-Modelle, in den 1980er-Jahren folgte das Meisterstück Solitaire.

Eine Katalogseite von 1988 zeigt ein Meisterstück Solitaire Modell aus Massivgold.

Für das Kappenmuster beider Editionen besinnt sich die Hamburger Maison auf ein Design für ein Schreibgerät aus dem Montblanc Archiv zurück, das bisher nicht umgesetzt worden war. Das geometrische Muster durchzieht die Kappen des blauen Meisterstück The Origin Doué LeGrand mit einer platinierten Beschichtung und die grüne mit Gold beschichtete Kappe des Meisterstück The Origin Doué Classique.

Bei der Meisterstück The Origin Solitaire LeGrand ist hingegen nicht nur die korallrote Kappe, sondern auch der Korpus mit dem goldbeschichteten, ornamentalen Muster versehen. Dieses scheint von dem angedeuteten Montblanc-Emblem, das auf das goldene Schaftende folgt, radial auszugehen. Alle Füllfederhalter werden durch eine rhodinierte Feder aus massivem 750er-Gold abgerundet.

Das Meisterstück The Origin Solitaire LeGrand (links). Die Feder der Meisterstück The Origin Doué und Solitaire Editionen mit Jubiläumsgravur (rechts).

Zudem können die Jubiläumsfüllfederhalter durch farblich passende Tintenfässer in Schachteln mit historischer Designvorlage und Papeterie im Jubiläumsdesign komplementiert werden. Darüber gibt es MTB 03 In-Ear-Kopfhörer und eine Lederkollektion mit schwarzem Leder und federförmigen Details, die das Meisterstück als produktübergreifende Designinspiration seit seinem Bestehen würdigen.

Rupert Friend und Maude Apatow präsentieren eine Tasche aus der neuen Meisterstück Lederkollektion und das Meisterstück in der neuen Fotokampagne im Wes Anderson Stil (links). Die MTB 03 In-Ear-Kopfhörer inspiriert von der Ikone (rechts).


Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years

Doch die wohl schönste Liebeserklärung an die Geschichte des Meisterstücks dürfte sich in Form der Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years präsentieren. Dass zur Feier eines Füllfederhalters auch ein passender Zeitmesser erscheint, ist bei genauerem Hinsehen gar keine so ungewöhnliche Schlussfolgerung. Mit beiden lässt sich die Zeit nicht nur beobachten, sondern auch festhalten.

Eine Werbung für das Meisterstück aus den 1950er-Jahren vergleicht sogar die Qualität des Füllfederhalters mit der Präzision einer Schweizer Uhr.

Nun vereint Montblanc die Designgeschichte des Meisterstücks mit seiner uhrmacherischen Geschichte in einem auf 500 Stück limitierten Zeitmesser. Dieser spielt gleich auf zwei Meilensteine von Montblancs Rolle als Uhrenmanufaktur an. Da wäre zum einen die Meisterstück-Reihe, die sich den Namen mit ihrer Designinspiration teilt und 1997 als die erste Zeitmesserkollektion der Maison auf den Markt kam. Die andere Kollektion stellt die 2007 lancierte Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph-Serie dar.

Zeit festhalten: Nicolas Rieussec und Montblanc

2007 stellte Montblanc sein erstes hauseigenes Uhrwerk in einem Zeitmesser vor, der auf einer Komplikation von Nicolas Rieussec basiert. Damit schlug die Hamburger Marke eine gekonnte Verbindung zwischen Schreibkunst und Uhrmacherkunst. Denn die Erfindung des sechsten Uhrmachers des französischen Königs aus dem 19. Jahrhundert hält verstrichene Zeit mithilfe einer feststehenden Feder, Tinte und rotierenden Scheiben fest. Bei einem Pferderennen am 1. September 1821 setzte Rieussec seine Erfindung erstmals ein, um die exakten Zeiten aller Pferde beim Zieleinlauf zu stoppen.

Jedes Mal, wenn ein Pferd die Ziellinie überquerte, kennzeichnete eine fixierte Feder den Zeitpunkt auf zwei rotierenden Scheiben, wobei eine für die Minuten und die andere für die Sekunden diente. Der erste Tintenchronograph war geboren. Ihren Namen erhielt die Erfindung übrigens von der französischen Wissenschaftsakademie in Paris, bei der Rieussec seine Erfindung einige Wochen nach dem erfolgreichen Testversuch vorstellte. Der Begriff Chronograph setzt sich dabei aus den griechischen Wörtern chronos (Zeit) und graphein (schreiben) zusammen – und damit hätten wir auch eine schöne Verbindung zum Schreibwaren- und Uhrenhersteller Montblanc.

Nicolas Rieussecs Erfindung (oben) und der Patentantrag von 1822 (unten).

In seiner Schweizer Uhrenmanufaktur interpretierte die Maison Rieussecs Erfindung in eine Armbanduhr um. Wie genau sie dort funktioniert, schauen wir uns anhand der Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years genauer an.


Rundum Edelstahl

Nicolas Rieussecs Erfindung ist bei der Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years in ein rundes 43-mm Edelstahlgehäuse mit einem Montblanc-Emblem auf der Edelstahlkrone gefasst. Auf der linken Seite des 15,01 mm dicken Gehäuses befindet sich bei 8 Uhr der Drücker zur Betätigung des Chronographen. Schutz vor Außeneinwirkungen bietet auch das kratzfeste, zweiseitig entspiegelte, gewölbte Saphirglas auf der Vorderseite. Durch ein antireflektionsbeschichtetes Saphirglas auf der Rückseite ist die schwarze Schwungmasse sichtbar.

Passend zu ihrer Bezeichnung, verläuft auf der Schwungmasse ein filigranes Muster aus geschwungenen, goldenen Achterschlaufen. Dieses soll an die fließenden Handbewegungen und kursiven Schriftelemente in der Kalligrafie erinnern. Außerdem ist in die Schwungmasse ein offen gearbeitetes Montblanc Emblem integriert. Das Gehäuse ist bis zu einer Tiefe von 50 Metern wasserdicht und wird durch ein austauschbares, schwarzes Lederarmband mit Alligatorprägung und einer Dreifach-Faltschließe aus Edelstahl ergänzt.

Geschichte nachzeichnen auf dem Meisterstück-Zeitmesser

Auf dem schwarzen Zifferblatt zeichnet sich die Geschichte des Meisterstücks und des Tintenchronographen ganz klar ab – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf dem schwarzen Zifferblatt ist eine technische Zeichnung des Meisterstücks von 1920 abgebildet, die im Dunklen blau leuchtet und die dezentrale Stunden- und Minutenanzeige, die Chronographenscheiben, sowie das Datumsfenster umgibt. Dadurch scheinen alle anderen Elemente auf dem Zifferblatt zu schweben.

Im Zentrum des dezentralen Stundenkreises mit Eisenbahnminuterie befindet sich eine ebenfalls im Dunklen blau leuchtende Designskizze des Montblanc-Emblems, das auch auf dem Kappenkopf der Schreibgeräte und der Uhrenkrone zu finden ist. Auch die rosévergoldeten Dauphine-Stunden- und Minutenzeiger leuchten für eine verbesserte Lesbarkeit blau und verweisen auf die rosévergoldeten arabischen Ziffern. Ein rhodinierter, skelettierter Zeiger gibt außerdem die Zeit für die zweite Zeitzone an, die auf derselben Achse verläuft. Ergänzend zum Datumsfenster unterhalb der Chronographenscheiben bei 6 Uhr, verfügt der Stundenkreis auch über eine Tag- und Nachtanzeige.

Kommen wir nun zu Rieussecs Erfindung. Auf der Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years befinden sich unterhalb des Stundenkreises zwei gewölbte Chronographenscheiben, die nach dem Start der Chronographen-Funktion rotieren. Die linke Scheibe fungiert als 60-Sekunden-Zähler, während die rechte als 30-Minuten-Zähler dient. Als Erinnerung an die alpinen Elemente auf dem Meisterstück, sind die Ziffer „48“ und „10“ jeweils auf den Scheiben abgebildet und setzen sich durch eine Retro-Typographie ab. Verbunden sind die beiden Scheiben über eine rosévergoldete Brücke, die gleichzeitig der Chronographenzeiger ist. Gemeinsam mit den anderen Goldelementen auf dem Zifferblatt erschafft sie eine ähnliche zweifarbige Optik, wie wir sie von der Feder eines Meisterstücks kennen. Umrandet wird das gesamte Zifferblatt vom Schriftzug „Chronographe Nicolas Rieussec“ bei 12 Uhr und „Académie des Sciences de Paris – 1821“ bei 6 Uhr.


Montblancs erstes Manufakturwerk

Um die Zeitreise durch die Geschichte zweier Montblanc-Ikonen abzuschließen, verfügt die Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years über Montblancs erstes Manufakturwerk, das 2007 eingeführt wurde. Das Monopusher-Chronographenwerk MB R200 ist ein Automatikwerk mit einer Gangreserve von 72 Stunden und einer zweiten Zeitzone.

Der Monopusher-Mechanismus wird mit dem Daumen über den Drücker aktiviert und über ein Säulenrad gesteuert. Um zu verhindern, dass die Scheiben für die abgelaufene Zeit beim Einschalten des Chronographen springen, wird eine vertikale Scheibenkupplung genutzt. Diese kuppelt die Verbindung zwischen dem Getriebewerk und den Rädern verschleißfrei ein und aus.

Dank des Schnellrücksetzungsmechanismus für Stunde und Datum kann man außerdem einfach mit oder entgegen dem Uhrzeigersinn von einer Zeitzone in die nächste wechseln. Die Position des Minutenzeigers verändert sich dabei nicht. Das doppelte Federhaus sorgt außerdem für mehr Gangstabilität und die durchbrochene Unruhbrücke für eine optimale Stoßfestigkeit durch die genaue Positionierung des Oszillators. Darüber hinaus schmücken Genfer Streifen die rhodinierte Brücke. Für eine effizientere Leistungsübertragung ist das Uhrwerk mit einer speziell vergoldeten Verzahnung ausgestattet. Sie schafft als subtiler Akzent eine Verbindung zu den einzigen anderen Goldelementen im Uhrwerk, der Kalligrafie auf der Schwungmasse.

In der Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years verschmilzt Montblanc die Geschichte zwei seiner Produktsegmente und zeigt, dass Schreibgeräte und Uhren als verschiedene Formen Zeit festzuhalten mehr gemeinsam haben, als auf den ersten Blick vermuten lässt.

Die Präsentation der neuen Meisterstück-Kollektionen beim Launch-Event in Los Angeles.


Meisterstück meets Wes Anderson

Die Designgeschichte des Meisterstücks verkörpern die neuen Kollektionen bis ins kleinste Detail. Die Atmosphäre, die mit 100 Jahren Geschichte einhergehen, und die Erlebnisse, die das Meisterstück erzeugt, fängt jedoch kein geringerer als Drehbuchautor und Regisseur Wes Anderson für und mit Montblanc ein. Das Drehbuch zum neuen Kampagnenfilm schrieb die Hollywood-Größe selbst und erweckt die Montblanc-Welt und das Meisterstück auf seine charismatische Art zum Leben.

Gemeinsam mit den Schauspielern Rupert Friend und Jason Schwartzman erzählt Anderson humorvoll zuerst in voller Schneemontur vor einer verschneiten Kulisse des Mont Blanc und anschließend im imaginären Montblanc High Mountain Observatory Library und Writing Room die Geschichte des Meisterstücks.

Wes Anderson präsentiert den Schreiberling im Kampagnenfilm.

Dabei verweist er nicht nur auf die Vergangenheit von Montblanc, sondern auch auf die Zukunft – sein in Kooperation mit Montblanc entstandener, grüner „Schreiberling“ erscheint im kommenden Jahr in limitierter Stückzahl. Damit wird sich Andersons Schreibgerät in eine Reihe besonderer, limitierter Sammlerstücke einreihen. Dazu gehören unter anderem das Meisterstück Around the World in 80 Day Limited Edition 811, die Peggy Guggenheim Limited Edition 888 oder die Masters of Art Homage to Vincent van Gogh Limited Edition 161.

Von links nach rechts: Rupert Friend, Wes Anderson und Jason Schwartzmann.

Der Film bringt auch Montblancs Anspruch zum Ausdruck, durch seine Produkte zum Schreiben zu inspirieren. In der letzten Szene des Kurzfilms diskutieren die Protagonisten über ihre individuellen Schreibprojekte und den Füllfederhalter ihrer Wahl: Friend möchte mit dem Meisterstück seine Erlebnisse in einem Tagebucheintrag niederschreiben, Anderson mit seinem Schreiberling einen Roman verfassen und Schwartzmann einen Brief an seine Mutter.

Die deutsche Schauspielerin Emilia Schüle in der Montblanc High Mountain Observatory Library.

Am 1. Mai dieses Jahres wurde schließlich der Andersons Kampagnenfilm und eine begleitende Fotokampagne, bei der unter anderem die amerikanische Schauspielerin Maude Apatow und der koranischen Schauspieler Lee Jinuk mitgewirkt haben, vorgestellt.

Schauspieler Lee Jinuk in der neuen Kampagne.

Neben den Stars der Kampagne waren auch Schauspielerin Emma Roberts, Sänger John Legend, Fußballprofi Zinédine Zidane, Topmodel Toni Garrn und die Schauspieler Emilia Schüle und Waris Ahluwalia beim Launch Event im Montblanc Pop-Up am Rodeo-Drive und im historischen Paramour Estate in Los Angeles zu Gast.

Waris Ahluwalia und Toni Garrn zu Besuch im Montblanc Pop-Up.

Während des Abends konnten die Gäste den neuen Film bestaunen und erhielten mithilfe der Kulissen aus Andersons Film und einer Ausstellung zur Geschichte des Meisterstücks Einblicke in die Welt von Montblanc. Das Pop-Up in Los Angeles konnte zwar nur bis Ende Juli besichtigt werden, doch das Montblanc Chalet ist auch in Hamburg zu finden.

Zinédine Zidane im Pop-Up am Rodeo-Drive (oben). Das im Jahr 2022 Montblanc Haus in Hamburg (unten).


Die Welt des Meisterstücks in Hamburg erleben

Im Montblanc Haus in Hamburg kann man nun auch in Wes Andersons farbenfrohe Welt des Meisterstücks eintauchen. Besucher finden sich hier in der Bibliothek und im Schreibzimmer aus dem Film wieder: umgeben von holzvertäfelten Wänden, Vintage-Möbeln, grünen und gelben Akzenten.

Unter dem Titel „Inspire Writing – Filmmaking“ widmet sich die Ausstellung dem Meisterstück und der Rolle des Schreibens bei der Entstehung von Filmen. Sie ist eine Ergänzung zur permanenten Ausstellung „Inspire Writing“, bei der unter anderem Original-Handschriften von Ernest Hemingway und Frieda Kahlo zu sehen sind.

Bis zum Mai 2025 kann man hier die Geschichte des ikonischen Meisterstücks hautnah erleben und neben der Kulisse aus dem Kampagnenfilm auch Objekte sehen, die von der Deutschen Kinemathek in Berlin und dem Film- und Fernsehmuseum Hamburg e.V. zur Verfügung gestellt wurden. In diesem Sinne: Auf nach Hamburg und sich inspirieren lassen!


montblanc.com