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Jean-Claude Biver hat mit dem JCB Seal sein eigenes Qualitätssiegel geschaffen – Aber was steckt dahinter (und wie unterscheidet es sich vom Patek Seal)

Jean-Claude Biver hat mit dem JCB Seal sein eigenes Qualitätssiegel geschaffen – Aber was steckt dahinter (und wie unterscheidet es sich vom Patek Seal)

Der-Sohn-Pierre-Biver-und-der-Vater-Jean-Claude-Biver-2023-Fotocredit-Sebastien-Agnetti
16. August 2024

Jean-Claude Biver ist in der Uhrenindustrie eine absolute Koryphäe. Er ist selbst ein großer Uhren-Sammler und war maßgeblich an der Umstrukturierung der Marke Blancpain beteiligt. Außerdem hatte er Führungspositionen bei Unternehmen wie Omega und Hublot inne. Schließlich gründete er im Jahr 2022 zusammen mit seinem Sohn Pierre seine eigene Marke „Biver“. Was viele nicht wissen, dass mit der neuen Marke auch das JCB-Siegel eingeführt wurde, das „feine handwerkliche Verarbeitung in reinster Schweizer Uhrmachertradition“ garantieren soll. Das JCB-Siegel ist in vier Hauptaspekte unterteilt: Uhrwerk, Äußeres, Testverfahren und Garantie. Wir haben die wichtigsten Kriterien des JCB-Siegels untersucht und mit dem Patek-Siegel verglichen, das als eine der strengsten Qualitätszertifizierungen in der Uhrenbranche gilt.

Das Uhrwerk

Der Aspekt des Uhrwerks dreht sich vor allem um die Techniken, die für den Bau und die Fertigstellung der Komponenten des Uhrwerks verwendet werden. Dazu gehören Stahlteile, Achsen, Räder, Brücken, Hemmungen, Stifte, Schrauben, Tourbillon und Referenzierung. Die Stahlteile müssen entweder hochglanzpoliert oder mit gerader Maserung und satinierten Flanken versehen sein. Darüber hinaus müssen alle Funktionsflächen oder Fasen poliert sein, einschließlich der versenkten Fassungen von Schrauben und Stiften. Federn müssen aus Federstahl gefertigt sein. Für Drehdorne gibt es zahlreiche Regeln, wie z. B. die Vorschrift, dass die Drehzapfenspitzen kuppelpoliert und ihre Oberflächen brüniert sein müssen. Für einige dieser Teile, die Biver herstellt, ist eine manuelle Endbearbeitung nicht vorgeschrieben, aber wünschenswert ist sie allemal. Seien wir ehrlich, man würde nichts anderes erwarten.

Auch die Brücken müssen sorgfältig dekoriert sein, mit Oberflächen in einer Vielzahl von Finissierungen, die von Côtes de Genève bis hin zur Sonnenstrahlveredelung reichen. Auch hier müssen die Flanken satiniert und mit polierten Fasen und versenkten Fassungen versehen sein. Das JCB-Siegel geht bei der Oberflächenveredelung zwar detaillierter vor als das Patek-Philippe-Siegel, aber auch Patek spart nicht an der Oberflächenveredelung, da die meisten Komponenten auch bei den Einsteigermodellen veredelt werden, auch wenn in diesem Fall keine Handarbeit zum Einsatz kommt. Die Hemmungen der mit dem Biver-Siegel zertifizierten Uhren unterliegen den vielleicht strengsten Anforderungen. Die Ankerrad-Baugruppe muss über ein hochwertiges Einstellsystem verfügen und zusammen mit dem Anker und den Fasen hochglanzpoliert sein.

Die Unruh muss eine variable Trägheit aufweisen, wie z. B. eine Gyromax, und über ein System verfügen, das Stöße absorbieren kann. Darüber hinaus stellt das JCB-Siegel bei Tourbillon-Hemmungen zusätzliche Anforderungen. So ist beispielsweise eine Titankonstruktion vorzuziehen, um gleichzeitig das Gewicht zu reduzieren und die Leistung zu erhöhen, was Titan am besten kann. Tourbillonbrücken und -käfige werden mit den höchsten Veredelungsstandards versehen. Etwaige Schwungmassen müssen aus Gold oder Platin bestehen und bidirektional sein. Und schließlich muss das Aufziehen der Krone ein angenehmes Erlebnis sein – ein kleines Detail, das es aber technisch in sich hat. Für Patek ist ein Gyromax nicht erforderlich, da die Handaufzugswerke, die in Taschenuhren verwendet werden, nicht damit ausgestattet sind. Es wird jedoch bei allen automatischen Uhrwerken verwendet. Tourbillonwerke haben ebenfalls höhere Anforderungen, da ihr täglicher Toleranzbereich nicht größer als -1/+2 Sekunden pro Tag sein darf, unabhängig vom Durchmesser des Werks.

Äußeres Erscheinungsbild

Der äußere Aspekt betrifft das Gehäuse, die Zeiger, das Zifferblatt, den Edelsteinbesatz und die Wasserdichtigkeit der Uhren, die Bivers Werkstatt verlassen. Das bedeutet, dass Biver keine Klapp- oder Schraubböden zulässt, da diese einen niedrigeren technischen Standard darstellen und es schwieriger machen, die gewünschte Wasserdichtigkeit von 50 Metern zu erreichen, die auch bei herausgezogener Krone gilt. Außerdem gilt die Wasserdichtigkeit beim JCB-Siegel auch für Uhren mit Schlagwerk, was in der Uhrmacherei nahezu unübertroffen ist. Ganz im Gegensatz zu Patek Philippe, das einige seiner ikonischsten Uhren mit Klapp- oder Schraubböden hergestellt hat. Auch heute noch werden sie als Teil der aktuellen Kollektion hergestellt.

Außerdem können Biver-Gehäuse nicht mit einer Oberflächenbeschichtung versehen werden, die einen eher dekorativen Charakter hat. Dies gilt auch für DLC- oder PVD-Beschichtungen, die oft abkratzen und eine kostengünstigere Methode sind, um das gewünschte Aussehen zu erzielen. Im Gegensatz zu Patek Philippe müssen die Zeiger aller mit dem JCB-Siegel zertifizierten Uhren aus 18-karätigem Gold oder Edelstahl gefertigt sein, wenn sie gebläut werden, was nur mit traditionellen Techniken möglich ist. Diese Regeln gelten nur dann nicht, wenn die Zeiger „erheblichen mechanischen Beanspruchungen“ ausgesetzt sind, wie sie beispielsweise ein Chronographenzeiger erfährt. Wie die Zeiger müssen auch die Indexe und Fenster aus 18-karätigem Gold gefertigt sein.

Alle Edelsteinfassungen auf dem Zifferblatt, dem Gehäuse oder an anderen Stellen müssen wie bei Patek Philippe lupenrein sein, wobei Biver eine Reinheit von mindestens VVS1 und eine Farbbewertung zwischen D und F vorschreibt.

Testverfahren

Bei allen Uhrwerken (eingeschalt im Gehäuse) werden fünf wichtige Faktoren geprüft und zertifiziert: Wasserdichtigkeit von 50 Metern (gilt auch für Uhren mit Schlagwerk), Ganggenauigkeit gleich oder höher als die COSC-Anforderungen sowie Funktionalität und Ästhetik. Während die Wasserdichtigkeit die des Patek Philippe Siegels übersteigt, sind die Genauigkeitsstandards der COSC viel niedriger. Patek verfügt nicht nur über eine Vielzahl unterschiedlicher Genauigkeitsstandards für verschiedene Uhrwerke, sondern übertrifft das JCB-Siegel in Bezug auf die Genauigkeit um mindestens eine Sekunde pro Tag, selbst bei den „Standard“-Uhrwerken (solche ohne Tourbillon und mit einem Durchmesser von weniger als 20 mm). Was die Gangreserve betrifft, so muss die Uhr mindestens der angegebenen Gangreserve des Kalibers entsprechen. Bei der Carillon sind das mindestens 72 Stunden. Übrigens: Das Testergebnis für das Carillion liegt sogar bei 101 Stunden.

Garantie

Auf Uhren, die mit dem JCB-Siegel zertifiziert sind, wird lediglich eine dreijährige Garantie gewährt, während Patek Philippe seit kurzem eine fünfjährige Garantie anbietet. Allerdings sind die Uhren von Biver – wie die von Patek – während ihrer gesamten Lebensdauer reparaturfähig, um zu gewährleisten, dass es sich um langlebige Produkte handelt. Alle Kriterien für das JCB-Siegel und das Patek-Siegel im Detail finden Sie hier:

BIVER SIEGEL | PATEK SIEGEL


Lesen Sie auch unseren Artikel über die verschiedenen Uhren Zertifikate und Qualitätssiegel.