Wenn am 25. Mai 2025 um 15 Uhr die fünf Startampeln am Boulevard Albert 1er auf Grün springen und für das Rennen der Formula 1 TAG Heuer Grand Prix de Monaco 2025 beginnt, startet zugleich auch in der Uhrenwelt eine neue Zeitrechnung auf der historischen Rennstrecke. Anlässlich des 75. Jubiläums der Rennserie löst die LVMH-Tochter diese Saison nicht nur Rolex nach zehn Jahren als Sponsor ab, sondern kehrt im achten Rennen des Jahres zurück an den Ort, dessen Name wie kein anderer mit der berühmten Manufaktur verbunden ist. Mit 239 Siegen, 613 Podiumsplätzen, 9471 Punkten, 11 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften und 15 Fahrerweltmeisterschaften ist TAG Heuer zudem die erfolgreichste Marke, die sich je in die Formel 1 einbrachte.

Rückkehr in den Motorsport-Olymp

Wie emotional die Rückkehr von TAG Heuer in den Olymp des Motorsports ist, kann niemand besser beurteilen als Heritage-Director Nicholas Biebuyck. Ja, natürlich wird er dafür bezahlt, sich um die Geschichte der Marke zu kümmern, aber wer jemals mit ihm gesprochen hat, lernt schnell: Der Mann, der früher für das Auktionshaus Christie’s arbeitete und es als Lob ansieht, als totaler Uhren-Nerd bezeichnet zu werden, lebt nicht nur TAG Heuer, er ist Formel-1-Fan seit Kindesbeinen an. In einem Interview erklärte Biebuyck kürzlich, dass er das erste Mal geweint habe, als er offiziell davon erfuhr, dass TAG Heuer in die Formel 1 zurückkehren würde – und gleich ein zweites Mal, als man ihm die Platzierung der berühmten TAG Heuer Raute an den Streckenbegrenzungen zeigte. TAG Heuer ist also groß zurück in der Formel 1, nämlich als Hauptsponsor und nicht nur weiter als Partner von Oracle Red Bull Racing – die Werbevideos mit dem Claim „We are back“ sind überall zu sehen, zumindest für alle, die sich für feine mechanische Sportuhren interessieren wie wir von Swisswatches.

Das TAG Heuer Archiv in La Chaux-de-Fonds

Wer den Wahnsinn um TAG Heuer und die Formel 1 besser verstehen will, muss nach La Chaux-de-Fonds in die Schweiz reisen, wo sich das TAG Heuer Archiv befindet. Hier hat Biebuyck in den letzten vier Jahren und drei Monaten (seit er diese Position innehat) richtig aufgeräumt und seine wichtigsten Schätze für diesen wichtigen Tag in der Firmengeschichte vorbereitet.

In dem hohen Raum, der mit seinen weißen Wänden und den Metallschubschränken eher an eine Werkstatt für teure Rennwagen erinnert, werden mehr als 3.000 Uhren aus der Firmengeschichte aufbewahrt. An anderer Stelle befindet sich ein riesiges Dokumentenarchiv. Hier sieht man neben all den wertvollen Uhren auch Helme von Formel-1-Helden sowie viele extrem wertvolle Accessoires wie den Rennanzug, den Steve McQueen in Le Mans trug.

Was es für jemanden wie ihn bedeutet, dass TAG Heuer zurück ist, beschreibt Biebuyck so: „Wir sind die Uhrenmarke des Motorsports, wir sind die Uhrenmarke der Formel 1. Natürlich gibt es viele andere Uhrenhersteller, die derzeit über dieses Thema sprechen wollen, aber in Wirklichkeit können sie uns in Bezug auf unser Erbe nicht das Wasser reichen. Wir haben uns über Jahrzehnte für diese Pole-Position legitimiert.“

Das ist eine starke Ansage. Mal sehen, ob sie wirklich trägt, was er verspricht. Schauen wir uns die wichtigsten Uhren, aber auch die wichtigsten Leistungen von TAG Heuer in der Motorsportzeitmessung und natürlich der Formel 1 einmal genauer an. Worauf beruht dieser Ruhm wirklich? Seit Firmengründung vor 165 Jahren, 1860, und dann noch mal seit 1880, als man den ersten Chronographen als Taschenuhr ganz in der Nähe in St. Imier produziert hat, dreht sich bei TAG Heuer (fast) alles um Rennsport. Biebuyck: „Seit den 1880er Jahren stehen Chronographen im Mittelpunkt unseres Handelns. Seit damals legt man den Schwerpunkt auf Präzisionszeitmessgeräte.“ Soweit so korrekt. Auch das ist durchaus spannend: In den 1950ern, den Anfangsjahren der Formel 1, beschloss Heuer sogar, nur noch Chronographen für Armbanduhren herzustellen. Auch wenn das bis heute nicht durchgehalten wurde, wäre es heute ein spannender Ansatz, sind Chronographen doch die beliebteste Uhrenkategorie für Sammler.

Frühe Präzisionszeitmessung: Mikrograph und Microsplit

Wenn man bei TAG Heuer also über Stoppuhren und die Zeitmessung spricht, muss man bereits lange vor der Erfindung der modernen Armbanduhr beginnen. Dazu gehört sicher als erstes eine ganz besondere Stoppuhr, der sogenannte Mikrograph und die Heuer Microsplit (die Rattrapante-Version), die 1916 auf den Markt kamen, damals allerdings überwiegend fürs Militär gedachte Uhren (der Aufschlagzünder war noch nicht erfunden, Offiziere stoppten Einschlagzeiten von Geschossen per Hand). Heuer bewahrt in den Archiven viele Exemplare der ersten Stoppuhren auf, die bis auf die 1/100-Sekunde genau Zeiten stoppen konnten.

Sidekick 1: Die limitierte TAG Heuer Monaco Chronograph Stopwatch

Genau zum Rennstart stellt die Firma nun eine besondere, limitierte Version ihres Monaco-Chronographen vor, deren Design auf eine der berühmten, späteren Microsplit-Stoppuhren aus den Siebziger Jahren zurückgeht: Die auf 970 Exemplare limitierte TAG Heuer Monaco Chronograph Stopwatch greift die Designmerkmale dieser Vintage-Stoppuhren von Heuer auf. Die Verwendung von Schwarz, Weiß und Rot, der ursprünglichen Farbpalette von Heuer, stellt eine direkte Verbindung zu den Zeitmessinstrumenten her, die einst die Präzision im Motorsport definierten.

Die Uhr verfügt über ein schwarzes, kreisförmiges Layout vor einem opalisierenden silbernen Hintergrund, wodurch ein interessanter Kontrast entsteht, der die Ablesbarkeit verbessert. Eine rote Minutenskala umgibt den Rand des Zifferblatts und unterstreicht die Lesbarkeit der Uhr sowie ihre Motorsport-DNA. Im Inneren schlägt das legendäre Calibre 11, ein Nachfahre des ersten in Serie hergestellten und von Heuer entwickelten Chronographen mit automatischem Aufzug, was eine mechanische Verbindung zur ersten Heuer Monaco aufbaut. Die Armbänder bestehen aus schwarzem, perforiertem Kalbsleder, eine Hommage an die Rennhandschuhe, die Generationen von Fahrern trugen. Das gut tragbare 39-mm-Modell überzeugt durch sein schwarzes DLC-Gehäuse aus sandgestrahltem Titan Grad 2. 9.700 Schweizer Franken sind für eine solche Kleinserie einer Legende sicher ein mehr als fairer Preis. Die Uhr erinnert auch ein wenig an den ersten schwarzen Monaco-Chronographen, die sogenannte “Dark Lord”.

Von Handstoppuhren zu Dashboarduhren

Doch zurück zum Motorsport: Nach den Handstoppuhren kamen die Dashboarduhren für frühe Rallyefahrer, wir sind beim Rallye-Master von 1958/59 und dessen Entwicklung. Noch früher, im Jahr 1911, war die erste in einem Armaturenbrett montierte Uhr jedoch die “Trip Time”. Im Zuge des Aufkommens von Reisen mit Auto und Flugzeug entwarf Heuer ein Instrument, das auf den Armaturenbrettern damals neuer Verkehrsmittel wie Autos und Flugzeuge installiert werden sollte. Die „Time of Trip“ war ein Präzisionschronograph, der die Tageszeit auf dem Hauptzifferblatt auswies, während zwei Zeiger auf einem kleineren Zifferblatt die Dauer einer Reise aufzeichneten. Mit einem Drücker startete und stoppte der Fahrer oder Pilot dieses „Time of Trip“-Instrument, um zum Beispiel die Zeit einer Fahrt zu messen.

Die Uhr für Autofahrer und Piloten: Die erste Heuer Autavia

Das hat sich bis 1933 zu dem entwickelt, was man heute unter dem Namen Autavia kennt. Das Bordinstrument Autavia führte Heuer 1933 ein – ein Name, der noch Jahrzehnte im Katalog zu finden sein sollte und später als Armbanduhr an den Handgelenken von Formel-1-Piloten weltberühmt wurde. Die frühe 12-Stunden-Stoppuhr Autavia war ein Bordinstrument, das den Anforderungen der Automobilbranche gerecht werden sollte und daher ihren Namen erhielt: (AUT für Automobil und AVIA für Aviation, französisch für Luftfahrt). Die Autavia konnte als einzelne Zeitschaltuhr oder in Verbindung mit der Heuer mit dem 8-Tage-Gangreserve-Uhrwerk verwendet werden. Rennfahrer, Piloten und Sportler wählten das Instrument aus, das ihren Vorlieben am meisten entsprach.

Die Ära Jack Heuer und Rallye-Master

Die wirklich große Veränderung fand 1958 statt, als Jack Heuer, Nachfahre des Firmengründers in vierter Generation, in das Unternehmen eintrat. Es ging um das Debüt des Rallye-Masters. Es handelte sich dabei um eine Kombination aus einer Master Time und einer Rallye, die zunächst Auto-Rallye genannt wurde und später Monte Carlo heißen sollte.

Heuer und die Formel 1: Jochen Rindt als Vorreiter

Kommen wir zu den Armbanduhren und der Verbindung zur Formel 1. Wann ging das los? 1967 tauchten die ersten Bilder von Jochen Rindt auf, der eine Heuer Autavia im Formel-1-Fahrerlager trug. Jochen Rindt ist der einzige Formel-1-Weltmeister, dem der Titel postum zugesprochen wurde. Er verstarb 1970 beim Rennen in Monza. Den Weltmeisterpokal nahm seine Witwe, die Rennfahrerin Nina Rindt, entgegen, die später mit einer anderen Uhrenmarke, Universal Genève, in Verbindung gebracht wurde. Nicht nur Rindt entschied sich für Heuer, denn Heuer war damals wirklich die Uhr der professionellen Rennfahrer, unabhängig vom Rennstall.

Sammlerstücke und die Verbindung zum Indianapolis 500

Sammler sollten sich zum Beispiel Autavia Chronographen der Referenz 2446 aus dem ersten Produktionsjahr 1962 anschauen. Bedeutende Uhren sind auch jene, die den Fahrern der schnellsten Qualifikationsrunde beim Indianapolis 500 überreicht wurden. Biebuyck erklärte stolz: „Wir haben das Glück, dass wir heute zwei in der Museumssammlung haben. Erstaunlicherweise habe ich kurz hintereinander zwei erhalten, beide aus den USA.“

Denn auch wenn wir hier sind, um über die Formel 1 zu lernen, sind die Indycar Rennen, oder kurz Indy 500 aus den USA, auch ein ganz wichtiger Teil der Heuer-Geschichte. Seit 2004 beteiligt sich die Marke TAG Heuer als offizieller Zeitnehmer und Punktezähler. Ich habe selbst einmal, 2016 beim 100. Indy-500-Rennen der berühmten Serie zugeschaut: die schiere Menschenmenge der Zuschauer verschlug mir den Atem. Das seit 1911 jährlich stattfindende 500-Meilen-Rennen gilt neben Le Mans und dem Großen Preis von Monaco nicht nur als eine der drei „Kronjuwelen“ des internationalen Motorsports, das Indy 500 zieht jedes Jahr mehr als 400.000 Zuschauer an und gilt als das größte eintägige Sportereignis der Welt. Charmanterweise wurde auch damals dem Sieger des Rennens traditionell seine Rolex Cosmograph Daytona als Präsent überreicht, aber im Motorsport haben eben einige Uhrenmarken ihre Tradition und Geschichte.

Die Heuer Camaro: Eine Hommage an ein besonderes amerikanisches Muscle Car

Kommen wir zurück zur Geschichte der Sechzigerjahre und dem Beginn der Verbindung von Heuer und der Formel 1. Ein kleiner Zwischenstopp sei hier noch erlaubt. Wer die Formel-1-Historie verstehen will, muss auch über die Heuer Camaro sprechen. Ein Chronograph, der 1968 mit seinem kissenförmigen Gehäuse auf den Markt gebracht wurde. Silbernes Zifferblatt und Tachymeterskala. Was diese Uhr berühmt macht, ist natürlich nicht nur der Name: Sie wurde von dem Chevrolet Camaro inspiriert, der im Jahr zuvor auf den Markt kam und das Pace Car für das Indianapolis 500 war. Daher war es für Jack Heuer, der das Geschäft in Nordamerika ausbauen wollte, selbstverständlich, einen Namen wie den eines Muscle Cars zu wählen.

Jody Scheckter und der Beginn einer Ära

Aber das wirklich Coole an der Uhr ist, dass es sich um die gleiche Uhr handelte, die der Südafrikaner Jody Scheckter zu Beginn seiner Karriere im Fahrerlager trug. Der Rest ist Geschichte: 1979 wurde er mit Ferrari Formel-1-Weltmeister, dann natürlich mit dem Heuer-Logo auf der Vorderseite des Autos, da Heuer damals Ferrari-Sponsor war. Es ist aber wichtig zu erwähnen, dass Fahrer wie er schon früh in ihrer Karriere, als sie noch für andere Teams fuhren, einfach Heuer-Uhren trugen.

Credit © Ferrari

Jo Siffert und die Verbindung zu Heuer

Kommen wir zu Jo Siffert, dem Schweizer Rennfahrer, der so eng mit Heuer verbunden ist und tragischerweise 1971 in seinem Rennauto in Brands Hatch in England ums Leben kam. Wir schreiben das Jahr 1969, wir stehen kurz vor der Einführung des ersten weltweit kommerziell erhältlichen automatischen Chronographenwerks. Auf dem Golfplatz erzählt ihm 1971 ein Freund, dass der Formel-1-Pilot und Porschehändler Jo Siffert einen Sponsor suche. Der Rennsportfan Heuer marschiert schnurstracks in Sifferts Autohaus und macht den Deal seines Lebens: für den Preis eines Porsches und 20.000 Schweizer Franken.

Jack Heuer kaufte sich also in Jo Sifferts Autohaus einen Porsche 911 und man einigte sich zudem darauf, dass Siffert für die Markteinführung des revolutionären Automatikchronographen Calibre 11 mit einem Logo auf seinem Rob Walker Lotus 49B werben würde, den er in der Saison 1969 fahren würde. Mit dem Heuer Wappen auf seinem Rennanzug und einer Autavia der Referenz 1163 mit weißem Zifferblatt und neuem Uhrwerk am Arm sollte er Motorsportgeschichte schreiben: Dies war das erste Mal, dass ein Uhrenhersteller oder eine andere Luxusmarke außerhalb der traditionellen Automobilzulieferer einen Fahrer in der Formel 1 sponserte und ihr Logo auf einem Auto zu sehen war.

Die Revolution des Kaliber 11 „Chronomatic“

Am 3. März 1969 hatte Firmenchef Jack William Heuer der staunenden Weltpresse zeitgleich im Genfer Intercontinental und im Copter Club im New Yorker PanAm-Gebäude seine Vision von der Zukunft präsentiert: Den ersten wasserdichten Automatik-Chronograhen der Welt mit Microtor-Aufzug, also eine mechanische Uhr mit Stoppfunktion, die die man nicht mehr aufziehen muss. Beim Werk des Kaliber 11 „Chronomatic“ wird das Federhaus der Uhr mittels einer exzentrischen Schwungmasse aufgezogen. Ein Meilenstein in der Uhrmacherei. Denn auch die Modelle, die Armstrong und Aldrin im gleichen Sommer auf den Mond trugen, mussten von Hand aufgezogen werden und hatten dadurch einen erheblichen Nachteil: Das Stoppen brauchte extrem viel Energie aus dem Federhaus. War das Modell nicht gut aufgezogen, blieb es nicht selten mitten beim Stoppvorgang einfach stehen. Das ist ungefähr so praktisch wie ein Handy, das beim Telefonieren ausgeht.

„Projekt 99“ und die Zusammenarbeit mit Breitling

Über vier Jahre lang hatte man im Geheimen an dem Wunderwerk, Codename „Projekt 99“, getüftelt. Die Entwicklungskosten waren explodiert, immer wieder musste nachgebessert werden. Man holte sogar die Konkurrenz von Breitling mit ins Boot. Als die Uhr gezeigt wurde, hatte man die damals unvorstellbare Summe von 500.000 Franken ausgegeben.

Die Beliebtheit der Heuer-Chronographen in der Formel 1

Bleiben wir auf der Rennstrecke: Formel-1-Fahrer liebten diese neuen Heuer-Chronos. Nehmen wir die Ref. 1163 der Autavia. Das Besondere an dieser Uhr ist, dass sie das sogenannte Chronomatic-Werk hat. Die allererste Produktionsserie umfasste nur ein paar hundert Stück. Die Idee war, sich den Markennamen „Chronomatic für Automatic Chronograph“ zu sichern. Jack und das Team von Heuer merkten jedoch schnell, dass niemand wusste, was das bedeutete, weil die Erfindung zu neu war, und so beschlossen sie, einfach „Automatik-Chronograph“ auf das Zifferblatt zu schreiben. Aber Breitling, die Firma, mit der man zusammen den ersten kommerziell erhältlichen Automatik-Chronographen entwickelt hatte, verwendete den Namen „Chronomatic“ weiterhin auf den Zifferblättern einiger ihrer Uhren. Sollte Ihnen eine Autavia mit Chronomatic-Schriftzug unter die Finger kommen, greifen Sie zu: Eine normale Autavia in gutem Zustand würde heute 10 bis 15.000 Dollar kosten, mit dem Chronomatic-Schriftzug kostet sie schnell 70.000 Dollar. Nur wegen der Änderung der Signatur.

Das legendäre Kaliber 11 und die Monaco

Kehren wir noch einmal zurück zum Meilenstein der Uhrengeschichte, dem legendären Kaliber 11, das mit der berühmten Monaco dann an einem noch berühmteren Handgelenk landete: Es war wie erwähnt ein gemeinsames Projekt von Heuer und Breitling, bei dem Büren die Mikrorotor-Basis produzierte. Und dann hat Dubois-Dépraz, mit denen Heuer schon bei den Komplikationen der Dashboard-Uhren zusammengearbeitet hatte, darauf das Chronographenmodul entwickelt, und zusammen ergab dies das Kaliber 11.

Jack Heuers anfänglicher Erfolg und Hollywood-Aufmerksamkeit

Im Nachhinein gestand mir Jack Heuer einmal, dass er die Sache „total amateurhaft“ anging, aber er hatte durchschlagenden Erfolg. Denn plötzlich kam auch noch Hollywood auf ihn zu.

Wie eine Heuer Uhr an den Arm von Steve McQueen kam

Im Filmgeschäft vertrauten viele Regisseure und Kameraleute bei der Berechnung von Filmlängen den Stoppuhren aus Biel, die als sehr robust galten. Er ahnte nicht, dass ausgerechnet Steve McQueen, selbst leidenschaftlicher Amateurrennfahrer, gerade einen großen Film über das 24-Stunden-Rennen von Le Mans drehte und in der Hauptrolle ausgerechnet seinem Rennfahrervorbild und Freund Jo Siffert nacheifern wollte. Glücklicher Zufall: Der detailversessene Schauspieler wollte so authentisch wie möglich rüberkommen und trug natürlich neben dem Overall mit Heuer-Logo auch Sifferts Uhr, die „Monaco“, obwohl er privat bekennender Rolex-Träger war.

Credit © Sotheby’s

Die Verbindung zu Steve McQueens „Le Mans“-Film

1970 erfuhr man bei Heuer also davon, dass ein Film in der Nähe von Le Mans mit dem Schauspieler Steve McQueen gedreht wurde, und man fand einen Weg, daran beteiligt zu sein. Biebuyck zieht eine Schublade auf: „Wir haben das große Glück, dass wir tatsächlich einen der Originalanzüge von den Dreharbeiten besitzen. Die lustige Geschichte ist, dass die Anzüge am Ende der Produktion an eine deutsche Autozeitschrift gegeben wurden, um sie zu verschenken. Jemand aus Deutschland hat ihn gewonnen, er lag auf einem Dachboden und tauchte 2017 bei einer Auktion auf.“ Das Museum hat laut seiner Aussage allein etwa 300.000 US-Dollar für diesen Original-Anzug bezahlt.

Die Monza, eine weitere Legende

Und auch wenn sich dieses Jahr vieles um die Monaco dreht, da TAG Heuer sogar das Rennen mit seinem Markennamen benennen darf, sollte der Cousin nicht übersehen werden: Denn Heuer lancierte zwei weitere Uhren mit den Namen berühmter Formel-1-Rennstrecken: Eine davon ist die Monza. Biebuyck: „Die Monza ist auch eine ganz wichtige Ikone für uns.“ Die Monza kam 1975 auf den Markt, um Niki Laudas sensationellen ersten Meisterschaftsgewinn für Ferrari zu feiern. Ferrari hatte davor eine schlimme Zeit hinter sich, zuletzt hatte man 1964 gewonnen. Enzo Ferrari feuerte im Grunde das gesamte Team im Jahr 1970, und man begann, seine eigene Teststrecke zu bauen. 2016 kehrte die Monza übrigens anlässlich ihres 40. Geburtstages in einer schwarz titankarbid-beschichteten Variante als Titanuhr zurück mit dem Calibre 17 als Uhrwerk.

Wie Heuer Ferrari Sponsor wurde

Als der Film Le Mans 1971 in die Kinos kam (Heuer hatte schließlich kistenweise Ausstattung ans Set geliefert), fädelte Jack bereits den nächsten Coup ein. Er erfährt zufällig, dass der Rennfahrer Gianclaudio „Clay“ Regazzoni für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und den Werkskurs von Ferrari in Maranello maßgeschneiderte elektronische Messgeräte sucht. Enzo Ferrari traut den veralteten manuellen Messungen nicht mehr. Noch im selben Jahr unterschreibt Jack Heuer den besten Vertrag seines Lebens. Er wird zum offiziellen Zeitnehmer der Scuderia, und das ohne einen Cent zusätzlich zu zahlen. Naja, fast.

Heuer und Ferrari: Eine Partnerschaft in der Zeitmessung

1971 wurde Heuer offizieller Partner von Ferrari für die Zeitmessung, zunächst auf der Teststrecke in Fiorano und dann mit der Experten-Legende Jean Campiche zusammen auf der ganzen Welt. Campiche ist der Mann, den man auf vielen Vintage-Aufnahmen sieht, wenn es um Heuer-Zeitmessung geht. Nach seinem Abschluss als Elektronikingenieur in Lausanne entwickelte er seine Leidenschaft für den Rennsport. Zwischen 1969 und 1972 fuhr er in der Motorrad-Weltmeisterschaft und finanzierte seine Rennsaisons selbst. Schon damals war es jedoch praktisch unmöglich, ohne Sponsoren zu fahren. Auf der Suche nach einem gut bezahlten Job fand er ein Angebot von Heuer, die einen Zeitnehmer mit guten PR-Fähigkeiten suchten, der bereit war, um die Welt zu reisen und für ein nicht näher bezeichnetes Rennteam zu arbeiten.

Jean Campiche und die Zeitmessung bei Ferrari

1973 begann das Abenteuer seines Lebens, denn das Team war die Scuderia Ferrari. Heuer hatte Campiche auf ausdrücklichen Wunsch von Enzo Ferrari eingestellt, der im harten Wettbewerb auf der Rennstrecke sehr ehrgeizig war und die Anzahl der Zeitmessungen in Fiorano erhöhen wollte, um die Leistung seiner Einsitzer zu verbessern. Dank Heuer wurde die private Rennstrecke von Ferrari mit 45 Fotozellen ausgestattet: eine Lösung, mit der alle Zwischenzeiten innerhalb einer Runde gemessen werden konnten, insbesondere bei der Beschleunigung und beim Bremsen. Und das in einer Zeit, in der die offizielle Zeitmessung alles andere als einwandfrei war.

Heuer maß Zeiten mit Apparaten, die die Zeiten der Ferrari-Rennwagen mit größerer Präzision als die offiziellen Zeitnehmer aufzeichnen konnten: Das Gerät hieß Centigraph, ein System, das 1/1000 Sekunde messen konnte und es dem Team ermöglichte, mehrere Autos gleichzeitig zu verfolgen, die Anzahl der Runden, die Zeit der letzten Runde und die Gesamtzeit anzuzeigen und diese dann in Echtzeit auszudrucken. Jean Campiche blieb bis 1986 bei Ferrari.

TAG Heuer wird erstmals offizieller Zeitnehmer der Formel 1

Als TAG Heuer 1992 erstmals offizieller Zeitnehmer der Formel 1 wurde, übernahm der Ingenieur aufgrund seiner zwanzigjährigen Erfahrung die Gesamtverantwortung für die Zeitmessung. Campiche nutzte die Innovationen des Hauses aus La Chaux-de-Fonds und trug dazu bei, die Art und Weise zu verändern, wie im Motorsport Zeitmessungen aufgezeichnet wurden. Er entwickelte die Messinstrumente weiter und kombinierte sie Jahr für Jahr mit Funkgeräten, Computern und Transpondern, die an den Fahrzeugen angebracht wurden.

Nicht vergessen: Die Heuer Silverstone

Zurück zu den Uhren: Die Heuer Silverstone wurde 1974 lanciert, das Gehäusedesign war absolut neuartig: Nichts war in den 70er Jahren so cool wie Uhren von TAG Heuer. Zum 150. Geburtstag vor 10 Jahren erinnerte man sich wieder an die wilde Zeit: Zum Jubiläum brachte man die „Silverstone“ zurück, einen dieser Automatikchronographen aus Stahl, der aussieht, als hätte Apple-Designer Jonathan Ive schon mal in den Siebzigern gearbeitet.

Die Lancierung der Monza zur Feier eines ganz besonderen WM-Titels

Als Niki Lauda dann 1975 für Ferrari Weltmeister wurde, beschloss Heuer also als einer der wichtigsten Partner Ferraris, die Monza zu lancieren. Und man darf darauf wetten, dass die Uhr mit diesem coolen Design vielleicht doch wieder zurückkommt, wie sie es bereits in der Vergangenheit getan hat.

Mit dem TAG Heuer Monza Flyback Chronometer präsentierte TAG Heuer auf der LVMH Watch Week 2023 eine moderne Neuinterpretation des Klassikers. Dabei war das Original kein superteures High-End-Exemplar: Ein schlichtes Zifferblatt, ein günstiges Messinggehäuse in Carrera-Form und ein vereinfachtes Calibre 15-Uhrwerk (eine abgespeckte Version des Flaggschiffs Calibre 12). Aber sie hatte zwei Dinge zu bieten: Erstens war sie eine der ersten Uhren, die vollständig schwarz PVD-beschichtet war. Der komplett schwarze Look, die schlichte Kombination aus Rot und Weiß, die perfekt asymmetrischen Hilfszifferblätter verliehen ihr außerdem einen geheimnisvollen Look.

Vor 2023 wurde der Name Monza bereits zweimal revitalisiert: im Jahr 2000 war er für eine erste Neuauflage von TAG Heuer wiederbelebt – allerdings ohne die schwarze PVD-Beschichtung. Mit dem Originallook war die jüngste Wiedereinführung des Namens Monza auf der Baselworld 2016 weitaus erfolgreicher.

Wie kam die berühmte Verbindung von Ferrari und Heuer in der Formel 1 zustande?

Zeitmessung in der Formel 1 fand damals mit Geräten statt, die aussahen wie alte Schreibmaschinen. Heuer hebt im Archiv ein Set davon aus, das Hauptgerät hatte den Namen HL 205, die Geräte entsprachen dem Le Mans Centigraph. Diese Geräte sind wichtig zu erwähnen, weil Heuer und Ferrari eine technische Partnerschaft begannen, zunächst mit der Zeitmessung für die Teststrecke in Fiorano sowie später dann für Langstreckenrennen und dann für die Formel

Heuers spezielle Zeitmessgeräte für Ferrari

Das Besondere daran: Heuer entwickelte dieses spezielle Zeitmessgerät nur für Ferrari. Biebuyck kann das nicht hoch genug einschätzen, dass Heuer nicht nur irgendein Uhrensponsor für Formel-1-Promis war: „Es war ein Gerät, das wir bereits mit einer Genauigkeit von 1/1000 Sekunde hauptsächlich für die Industrie hergestellt hatten. An der Rennstrecke gab es drei oder vier davon und man nannte Jean Campiche auch den Pianisten, weil es so aussah, als spiele er Klavier an der Rennstrecke, wenn er viele Knöpfe gleichzeitig drückte.“

Das Automatic Car Identification Timing System

Für die Zeitmessung an Automobilrennen entwickelte ein Team von Heuer 1974 das Automatic Car Identification Timing System, welches erstmals versuchsweise die Echtzeiterfassung der Reihenfolge von Rennwagen erlaubte. Allerdings dauerte es noch bis 1992, um aus dem ursprünglichen Prototypensystem ein serienmäßig hergestelltes Zeitmesssystem durch die Nachfolgeorganisation TAG Heuer zum Einsatz zu bringen. Dieses Zeitmesssystem diente während der folgenden 12 Jahre als offizieller Zeitnehmer bei allen Formel-1-Rennen.

Die Verhandlungen mit Enzo Ferrari

Es waren also die Armbanduhren, die den Zeitmessanlagen folgten. Laut Biebuyck war Enzo Ferrari ein harter Verhandlungspartner, als Jack Heuer mit ihm ins Geschäft kommen wollte. Biebuyck erinnert sich: „Enzo wollte nicht nur die Ausrüstung umsonst. Ihm waren die Fahrer zu teuer, also forderte er: Heuer solle jedem Fahrer direkt vorab 25.000 Dollar zahlen.“ Jack Heuer erkannte, dass dies kein guter Deal war und schlug stattdessen vor: „Das Heuer-Logo muss auf die Autos, dann bekommen Sie die Ausrüstung umsonst. Dann muss das Logo auf den Anzügen sein, und dann kann ich mit den Fahrern arbeiten.“ Doch das war natürlich nicht alles: Jack Heuer war ein Marketingprofi und verlangte laut Biebuyck: „Er wollte auch, dass die Fahrer in die Schweiz zu Heuer kommen, die Fabrik besuchen, einen Vertrag unterschreiben, und dann würde er, anstatt Geld zu zahlen, jedem von ihnen eine Heuer Carrera aus massivem Gold schenken.

Die Heuer Carrera Referenz 1158 und ihre prominenten Träger

Damit kommen wir zur Heuer Carrera Referenz 1158. Natürlich ist die Carrera oder genauer der Carrera Chronograph eine weitere Heuer Legende. Die 1963 vorgestellte Carrera gehört heute zu den Stilikonen der Uhrengeschichte. Für den damaligen technischen Direktor Jack Heuer spielten Design von Zifferblatt und Gehäuse eine entscheidende Rolle. Die Uhr mit dem bombierten Zifferblatt war auch deshalb so gelungen, weil man den Spannring im Inneren des Gehäuses dazu nutzte, mit einer Fünftel-Sekunde Skala zu bedrucken. So vergrößerte man den sichtbaren Teil des Zifferblattes um einen Durchmesser von fast zwei Millimetern.

Den Namen erhielt die Uhr angeblich als Jack Heuer ein Rennfahrer auf dem 12 Stunden Rennen von Sebring, bei dem Heuer selbst die Zeit nahm, von jener Carrera Panamericana in Mexiko erzählte, die später zum Namen führte. Die Uhr wurde in vielen Varianten gebaut – es gab Carrera 45 Modelle mit 45 Minutenskala ebenso wie Carrera 45 und 12 Dezi-Modelle mit Hunderstelminutenskala und sogar eine Weltpremiere: Die Carrera 45 Dato mit Fensterdatum auf nur einer Scheibe. Als die Chronomatic gelauncht wurde, wurde das neue Kaliber 11 und 12 verbaut, erkennbar an der nach links verlegten Krone. Damit war das Modell geboren, das die Formel-1-Fahrer bekamen. 1986 endete die Geschichte der Uhr, ihr Comeback verzögerte sich wegen Namensrechtlicher Probleme, aber 2000 war es unter LVMH dann wieder soweit. Sie war die Basis der gesamten Motorsport bezogenen Sportuhren von TAG Heuer.

Für die Formel-1-Fahrer war sie in Gold in drei Ausführungen erhältlich: mit einem silbernen Zifferblatt, einem champagnerfarbenen Zifferblatt, wobei die letzte eine von Biebuycks Lieblingsuhren ist: „Jack Heuer schenkte die Uhren also den Ferrari-Fahrern“, aber viele andere trugen sie ebenfalls. Dazu gehörten der schwedische Fahrer Ronnie Peterson, Vizeweltmeister 1971 und 1978, der Belgier Jacky Ickx, auf den wir noch zurückkommen werden, aber auch der Amerikaner Mario Andretti (Weltmeister 1978) und der Schweizer Vizeweltmeister (1974) Clay Regazzoni. Nicht nur Biebuyck ist beeindruckt von der Anzahl der Fans unter den Top-Fahrern: „Wir haben Bilder von all diesen Jungs, die diese Uhren tragen. Oft gravierte Jack Heuer Botschaften für sie ein, wie zum Beispiel ‚Für Ronnie‘ oder ‚Danke für die Zusammenarbeit‘.“ Biebuyck kennt jede noch so kleine Anekdote: So schenkte Jack Heuer eine der Golduhren Mike Hailwood, der kein Ferrari-Fahrer war, aber weil er Clay Regazzoni das Leben rettete, als er ihn aus dessen brennenden Auto zog. Diese Uhr trug laut Biebuyck eine andere Gravur auf dem Gehäuseboden: „Viel Glück für die kommende Saison.“

Noch Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Verbindung von Heuer zur Formel 1?

Wir sind noch lange nicht fertig! Diese Golduhren wurden zum Synonym für Erfolg und Sieg. Biebuyck erinnert sich an ein Gespräch mit Derek Bell, dem britischen Fahrer, der fünfmal in Le Mans gewann: „Er hat mir erzählt, dass er Jo Siffert um einen Rabatt für eine goldene Carrera angefleht hat, weil er unbedingt eine haben wollte.“ Alle im Fahrerlager wollten diese Uhr, zum Beispiel trug diese auch ein eher unbekannter Fahrer wie der Italiener Vittorio Brambilla, der „Gorilla von Monza“ genannt wurde, nicht nur wegen seines Körperbaus, sondern auch, weil er es fertig brachte, in einer Saison über 40 Unfälle zu überleben. Er kaufte seine goldene Carrera mit einer Gravur auf der Rückseite, aber diese war von seinem Vater für seinen Sohn, dem er sie schenkte. Biebuyck erzählt: „Es war wirklich eine große Freude, als ich diese Uhr in die Museumssammlung aufnehmen und dabei seinen Sohn Carlo ziemlich gut kennenlernen konnte. Jetzt haben wir auch dieses fantastische Stück Motorsportgeschichte bei uns.“

Der Zusammenschluss von Heuer und TAG

Doch wie kamen nun die Namen Heuer und TAG, die Abkürzung eines Elektronik-Konzerns, zusammen? Techniques d’Avant Garde oder auch TAG Group ist ein Konzern mit Sitz in Luxemburg. Die Firma wurde bekannt durch die Finanzierung eines Turbomotors von Porsche, mit dem das McLaren-Team die Formel 1 in der Mitte der 1980er Jahre dominierte. Vorsitzender war der arabische Unternehmer Mansour Ojjeh, ihr Gründer 1975 dessen Vater, der syrisch-saudische Unternehmer Akram Ojjeh.

Trotz Erfolgen – Mitten in der Quarzrevolution

1979 befand sich die Marke Heuer in einer sehr schwierigen Lage. Jack Heuer hatte alle richtigen Schritte unternommen, um die Marke in Schwung zu bringen. Die unlösbare Herausforderung war das makroökonomische Umfeld: Wir befinden uns mitten in der Quarzrevolution. Fairerweise muss man sagen, dass es Jack gerade in dieser Zeit gelang, mit der Herstellung von Quarzuhren Erfolge zu erzielen. Die Armbanduhr Heuer Chronosplit kam ja auch 1975 auf den Markt. Wir erwähnen sie hier nur, um noch einmal auf den Motorsport zurückzukommen: Das war eine Uhr, die speziell für Ferrari hergestellt wurde. Dazu zeigt Biebuyck die persönliche Uhr von Jean Campiche. Er schenkte sie dem Museum.

Niedergang unter Heuer und Übernahme durch keinen Unbekannten: Piaget

Heuer stellte schließlich Quarzuhren her, aber leider reichte das nicht aus, um die Marke vor dem zu retten, was kommen würde. 1982 kam es zu der sehr unangenehmen Situation, in der er im Grunde genommen von einem CFO hinausgedrängt wurde. Der machte nämlich einen Hinterzimmer-Deal mit Piaget. Yves Piaget übernahm Heuer 1982, vor allem, um ihnen Lemania-Uhrwerke zu verkaufen, weil Piaget die Hälfte von Lemania besaß, und um Zugang zu dem weltweiten Heuer-Vertriebsnetz zu bekommen.

Verkauf an TAG und die Entstehung von TAG Heuer

Der Anekdote nach findet der Verkauf an TAG unter abenteuerlichen Umständen statt. Biebuyck erzählt: „1985 sitzt Yves Piaget angeblich in einem Flugzeug neben diesem Typen, den er kennt. Es ist der Unternehmer Akkram Ojjeh. Der soll ihm erzählt haben: Ich würde wirklich gerne die drei Buchstaben meines Konglomerats, TAG, also Technique Avantgarde, auf einer europäischen Luxusmarke sehen. TAG hatte gerade das McLaren-Team gekauft und war seit den 1970er Jahren mit Williams in der Formel 1 aktiv. Also soll Yves Piaget ihm gesagt haben: „Wenn Sie ein Formel-1-Team besitzen, habe ich eine Gelegenheit für Sie. Mir gehört zufällig die Marke Heuer, gleichbedeutend mit Motorsport und Zeitmessung. Sie könnten doch Heuer kaufen und sie TAG Heuer nennen.“

Als sie 1985 in Genf sitzen und über den Deal verhandeln, sind sie irgendwie unschlüssig. Und dann hat angeblich jemand das rote Heuer-Wappen mit den Schweizer Farben gezeichnet und dann das TAG-Logo auf Grün dahinter – ein Grün, das natürlich für die Farben von Saudi-Arabien steht, was die Wahlheimat der Ojjeh-Familie war.

Neuausrichtung auf Innovation und die Easy Rider

Es war nicht die Zukunft, die sich die Familie Heuer gewünscht hatte, aber es war eindeutig eine große Chance, denn TAG war ein sehr innovatives Unternehmen. TAG Heuer wurde danach im Wesentlichen auf Innovation aufgebaut. Das Unternehmen feierte damals gerade sein 125-jähriges Bestehen, auch wenn es eine schwierige Zeit durchlebte. Und wie es der Zufall wollte, hatte man bei Heuer schon Anfang 1985 mit der Entwicklung einer neuen revolutionären Uhr begonnen. Es ging ähnlich wie bei Swatch, die 1983 eingeführt worden war, um eine erschwingliche mechanische Einstiegsuhr.

Die Zukunft: Günstige Mechanik oder Quarzuhren?

Das war aber bei weitem nicht der erste Ansatz von Heuer, sich mit günstigen Uhren zu versuchen. Reisen wir noch einmal zurück: Wir sprechen von der Easy Rider, eine der ersten Komposituhren, die in Produktion ging. Warum ist das für die Formel-1-Story relevant? Die erste Version dieser Uhr war die Jacky Ickx Easy Rider – die erste Version der Easy Rider hatte ein verchromtes Gehäuse. Auf dem Zifferblatt war der Name „Jacky Ickx“ aufgedruckt und es war in den Farben Blau, Rot, Schwarz oder Weiß erhältlich. Die Jacky-Ickx-Version der Easy Rider verfügte über eine Datumsanzeige auf der 3-Uhr-Position. Auffällig ist, dass der Markenname „Heuer“ auf keinem der Easy-Rider-Chronographen zu finden war. Stattdessen trug das Modell „Jacky Ickx“ lediglich den Namen des Rennfahrers auf dem Zifferblatt, während die Modelle mit Glasfasergehäuse ausschließlich den Namen „Leonidas“ zeigten. Heuer hatte Leonidas zwar bereits 1964 erworben, den Namen aber weitestgehend aufgegeben – er lebte lediglich auf den Zifferblättern der Easy Rider Modelle fort. Dies deutet darauf hin, dass Heuer die Wahrnehmung der Qualität seines bestehenden Sortiments nicht durch die preiswerteren und qualitativ minderwertigeren Easy-Rider-Uhren beeinträchtigen wollte.

Die Easy Rider – leider ein Fehlstart

Die nach dem Kinofilm benannte Easy Rider wurde von dem Chronographenwerk EB8420 mit Handaufzug und Stiftanker angetrieben, das von Ebauches Bettlach, einem Unternehmen, das zu ETA gehörte, hergestellt wurde. Ein Stiftankerwerk findet man in der Regel in relativ preiswerten Weckern oder Küchenuhren. Anstelle einer Ankerhemmung, wie sie die meisten Chronographen heute haben, verwendet das System vertikale Metallstifte. Zwar ist diese Art von Uhrwerk viel einfacher und günstiger in der Herstellung, allerdings haben die Metallstifte eine viel höhere Reibung und nutzen sich schneller ab. Dies hatte zur Folge, dass der Easy-Rider-Chronograph an mangelnder Zuverlässigkeit litt, insbesondere bei Kunden, die die Zuverlässigkeit der traditionellen Heuer-Uhrwerke gewohnt waren, sei es das 1969 eingeführte Chronomatic oder die Valjoux-Uhrwerke, die Heuer seit den 1930ern verwendete. Das in der Easy Rider verwendete Stiftankerwerk EB 8420 unterschied sich in einem weiteren wichtigen Punkt. Ebauches Bettlach bot keine Ersatzteile für das Uhrwerk an. Stattdessen war es ein „Standardprozess“, das Uhrwerk im Falle eines Problems auszutauschen.

Dennoch war die quietschbunte Easy Rider ein Vorreiter im Uhrendesign. Interessant ist: Man denkt heute vielleicht an die dieses Jahr gerelaunchte Quarzuhr Formula 1 von TAG Heuer als erste bunte Formel-1-Uhr, dagegen war es die Easy Rider mit Jacky Ickx von 1971 schon.

Die Verbindung von Jacky Ickx und Heuer

Warum gab Jacky Ickx seinen berühmten Namen für eine günstige Einstiegsuhr her? Jacky Ickx war 1971 noch bei Ferrari im Langstrecken-Rennteam. Er war jung, charismatisch, gutaussehend und gut gekleidet, aber eben noch kein Formel-1-Held. Jack Heuer dachte sich: Moment mal, der Einsteiger-Rennfahrer ist der perfekte Typ für eine Einstiegsuhr. Also schlossen sie diesen Deal ab. Die Kunststoff-Verpackung hatte die Form eines verkleinerten Rennfahrerhelms. Die Uhren wurden zu Tausenden verkauft, aber Biebuyck weiß: “Innerhalb eines Jahres lag die Rückgabequote bei bis zu 50 Prozent, weil, wie oben beschrieben, die Uhrwerke einfach nicht gut genug waren.”

Tischuhren in Helmform als Übergangslösung

Die Idee war gut, aber die Technologie noch nicht ausgereift genug. Weil man die Gussformen für die Verpackung bereits hatte, machte Heuer daraus Tischuhren in Helmform. Man produzierte diese Tischuhren mit aufklappbaren Helmvisieren mit zahlreichen Rennfahrerlegenden wie James Hunt, Clay Regazzoni, Jo Siffert, Niki Lauda und Alain Prost. Sie sind im Katalog seit 1975 aufgeführt.

Die Geburtsstunde der Formula One

Heuer wusste also schon vor dem Launch der Formula One 1986, dass eine Einsteigeruhr aus Verbundwerkstoffen ein Erfolg werden könnte. Sie war die erste Kollektion, die unter dem neuen, einheitlichen Namen TAG Heuer erschien. Sie ist auf jeden Fall die am meisten produzierte Uhr in der Geschichte von TAG Heuer, denn in den nächsten zehn Jahren wurden drei Millionen Exemplare verkauft. Sie wurde ein großer kommerzieller Erfolg. Biebuyck widerspricht, dass die Uhr eine Antwort auf die Quarzuhr Swatch sein sollte, die gerade dabei war, ihren Siegeszug in bunten Farben anzutreten: „Wir haben jüngst erfahren, dass das Zielpublikum in Wirklichkeit Surfer in LA waren. Das hatte nichts mit Swatch zu tun, sondern man wollte viel mehr Typen ansprechen, die in den USA die Casio G-Shock-Composite-Uhren trugen.“ Letztes Jahr war diese Kollektion zu allererst in Zusammenarbeit mit dem US-Fashion-Label SITH neu aufgelegt worden.

Biebuycks absoluter Favorit ist die limitierte Auflage für Ukyo Katayama, den japanischen Formel-1-Fahrer, der 1992 beim Rennstall Venturi-Larrousse anfing. Sie sieht aus wie in einem Regenbogen gebadet: blaues Zifferblatt, grüne Lünette, gelbes Gehäuse, rotes Armband, dazu Ukyos gelbe Unterschrift auf dem Glas. Auch für Biebuyck, der sonst eher mechanische Pretiosen erklärt, ist der Erfolg der historischen Quarzuhren besonders: „Vor ein paar Jahren kosteten diese Uhren vielleicht 300 Dollar, heute liegen sie bei 2.000.”

S/el: Neue Modelle unter neuer Führung – die Ära Senna

Am 1. Januar 1986 kaufte Techniques d’Avant Garde („TAG“) das Unternehmen Heuer. Daher stammen auch der Name und das Logo von TAG Heuer, die bis heute verwendet werden. Doch was passierte zwischen 1980 und dem ersten Sponsoring der gesamten Formel 1 im Jahr 1992 neben der eben erwähnten Formula One? Natürlich geht es um eine Uhr und eine Formel-1-Legende: Ayrton Senna und die S/el, später umbenannt in Link. Die S/el war für TAG Heuer in den 1990er-Jahren ein großer Erfolg und wurde 1999 in Link umbenannt. Dementsprechend ist die S/el die erste Chronographen-Kollektion, die von TAG Heuer vorgestellt wurde und bis heute im Katalog fortgeführt wird. Die verstorbene brasilianische Formel-1-Legende Senna, der 1994 bei einem Grand-Prix-Unfall ums Leben kam und als einer der besten Fahrer aller Zeiten gilt, besaß und trug eine stahl- und gelbgoldene Tag Heuer S/el Split Seconds Chronograph. Die Anekdote hinter dieser Uhr besagt, dass Senna versprochen hatte, im Falle seines Sieges bei der Formel-1-Weltmeisterschaft 1993 seine Uhr mit einem Mechaniker zu tauschen. Senna gewann leider nicht und schenkte die Uhr trotzdem dem Mechaniker. Der Name „S/el“ leitet sich von „Sports Elegance“ ab und wurde von demselben Mann entworfen, der bereits die 2000 Series für Heuer gestaltet hatte: Eddie Schopfer. Die Kollektion war eine der ersten Uhrenserien, deren Design explizit die „Six Features“ beinhaltete, die TAG Heuer Taucheruhren in den 1990er-Jahren auszeichneten: Wasserdicht bis zu einer Tiefe von 200 Metern, verschraubte Krone, doppelte Sicherheitsschließe am Armband, einseitig drehbare Lünette, Saphirglas und Leuchtmasse auf dem Zifferblatt, den Zeigern und der Lünette. Die Einbeziehung dieser „Six Features“ verlieh den Uhren von TAG Heuer ein unverwechselbares Aussehen, wobei die gleichen Merkmale in die 1990 eingeführte 4000 Series integriert wurden.

Partnerschaft mit Ayrton Senna und Michael Schumacher

Senna kam bereits 1988 zu McLaren, damals gesponsert von TAG Heuer. Es war seine erste Saison und er gewann sofort den Weltmeistertitel in seinem MP4/4, dem siegreichsten Chassis in der Geschichte der Formel 1. Die Senna- oder S/el-Uhren sind weithin bekannt: Aktuell sind einige Uhren aus dem Museum in der nach dem Ausnahme-Rennfahrer benannten Netflix-Serie zu sehen. Für Biebuyck ist auch dieses Modell Ausdruck dessen, was TAG Heuer für eine magische Wirkung auf Fahrer immer wieder hat: „Senna fing 1988 an, für McLaren zu fahren, bereits 1989 fing er an, eine S/el zu tragen. Aber 1993 beschloss er, McLaren zu verlassen und zu Williams zu gehen. Wir schlossen also einen individuellen Vertrag mit ihm ab, und während wir diesen individuellen Vertrag abschlossen, fragten wir uns, mit welchen anderen jungen und aufstrebenden Fahrern wir vielleicht zusammenarbeiten könnten. Und da gab es diesen neuen, jungen deutschen Fahrer namens Michael Schumacher, und wir dachten: Okay, lass uns einen Vertrag mit Michael abschließen.“

Seltenes Glück oder schicksalshafte Fügung?

Also setzte man den Vertrag auf. Niemand wusste ja, dass Senna sterben würde, und Heuer hatte bereits mit dessen Titel-Erben einen Vertrag. Und Michael Schumacher gewann 1994 die Weltmeisterschaft. Biebuyck erzählt: „Am Ende der Saison beschloss er, den Menschen, die ihn unterstützt hatten, ein Geschenk zu machen: seinem Agenten, seinem Team und allen anderen. 28 Uhren einer Sonderserie des 6000er Modells wurden gefertigt. Auf dem Zifferblatt war die F1-Meisterschaft 1994 zu sehen und auf dem Gehäuseboden Michaels Unterschrift eingraviert.“ Was auch bei Michael Schumacher erstaunlich ist: Auch wenn er später eher mit Omega und sogar Audemars Piguet assoziiert wurde: Er begann seine Heldengeschichte mit TAG Heuer.

Die magische Ära der Formel 1 – TAG Heuer mittendrin

Die Werbekampagne “Don’t crack under pressure” von Tag Heuer zeigte seit 1989 Superstars der Formel 1 wie Ayrton Senna. Sie darf getrost neben Patek Philippe als eine der berühmtesten Kampagnen der Uhrengeschichte genannt werden. Es war CEO Jean-Claude Biver, der sie 2016 wieder einführte, versehen mit einem Hashtag # davor. Und für die verstorbene Legende Senna führte man den Hashtag #RememberSenna ein.

TAG Heuer war am absoluten Zenith angekommen: Zwei Jahre vor dem Deal mit Schumacher, 1992, unterzeichnete TAG Heuer den Vertrag, um offizieller Zeitnahmepartner der Formel 1 zu werden. Die 1990er-Jahre gelten bis heute als magische Ära der Formel 1, die Zeit der 10-Zylindermotoren und der großen Rivalität zwischen Michael Schumacher und Mika Häkkinen. Auch Häkkinen war bei Heuer unter Vertrag, weil er für den Tag-Heuer-Partner McLaren fuhr. Bekannt ist er auch neben Senna und anderen als Testimonial für die berühmte „Don’t crack under pressure“-Werbekampagne. Die Formel 1 brüllte um die Welt: Der legendäre V10-Motor war bekannt für seine hohe Drehzahl und den kraftvollen Klang und war ein wichtiger Bestandteil der Formel 1 in den Jahren 1996 bis 2005. Er trug maßgeblich zu vielen spektakulären Rennen bei. Die letzte Generation von V10-Motoren in der Formel 1 erreichte bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute und war mit über 140 Dezibel unfassbar laut. Biebuyck erinnert sich: „Wissen Sie, der Klang dieser B10-Motoren war einfach magisch. Die Tatsache, dass unser Logo auf dem Bildschirm zu sehen war, als diese Jungs diese Rennen gewannen und den Sieg unter sich ausmachten, ist für mich immer noch einmalig.“

Die Vision von Jack Heuer: Nervenkitzel Zeitmessung auf jedem Fernseher

Abschließend lässt sich aber festhalten, dass es auch beim Sponsoring nie nur um Show ging, sondern um Zeitmessung: Es ging auch darum, den Fernsehzuschauern den Reiz der Tausendstelsekunden auf dem Bildschirm erlebbar zu machen. Bereits Mitte der 1970er-Jahre erkannte das Zeitmessteam um Jack Heuer, dass man zu dieser Zeit als Zuschauer an einer Rennstrecke eigentlich eine Stoppuhr um den Hals tragen musste, um die Rundenzeiten der Fahrer zu stoppen, die man verfolgte. Biebuyck beschreibt das so: „Das war eine extrem esoterische Art, sich mit dem Sport zu beschäftigen.“ Die Idee zur Live-Zeitmessung der Daten auf der Strecke war geboren. Heuer erkannte: Man hatte die digitalen Zeitmessungsanzeigen, die die Zeit in den Boxengassen anzeigten, man hatte die Fernsehbildschirme, die die Daten an die einzelnen Teamleitungen übertrugen, und zu Hause würden sie über das Fernsehen in die ganze Welt übertragen. Biebuyck beschreibt die Geschichte so: „Schon Mitte der Siebziger Jahre fuhren Jack und Jean nach Belgien mit einem riesigen Olivetti-Datenverarbeitungscomputer in einem Wohnwagen hinter sich und all diesen Zeitmessgeräten. Sie führten diese Demonstration der FIA und dem Zigarettenhersteller Philip Morris vor, die die Formel 1 in dieser Zeit im Wesentlichen finanzierten, und sagten: “Seht her, Leute, das ist die Zukunft. Wenn ihr wollt, dass sich eine breitere Bevölkerungsschicht für den Motorsport interessiert, dann liegt die Unterhaltung in der Zeitmessung.“ Heute macht genau dieser Gedanke den ganzen Reiz bei der Betrachtung eines Formel-1-Rennens aus.

2008: Auch Lewis Hamilton trägt Heuer Uhren

2008 sehen wir dann den Aufstieg eines der größten Talente des Motorsports überhaupt: Lewis Hamilton. Er tritt bei McLaren mit Ron Dennis an. Und was für eine Uhr trägt er in der ersten Saison? Es ist eine Formula One. Und was für eine Uhr ist das genau? Es war ein orangefarbener Formula-1-Chronograph. Biebuyck ist sichtlich stolz, das Original zu besitzen: „Ich hatte das große Glück, sie von dem Mechaniker zu bekommen, dem er sie geschenkt hat.“

Nach 30 Jahren eine neue Formel-1-Partnerschaft: Red Bull Racing

2014 wird Jean-Claude Biver CEO von TAG Heuer, 2016 taten sich TAG Heuer und Red Bull Racing zusammen: Eine Uhr, über die für Biebuycks Verhältnisse nicht so oft gesprochen wird, ist Teil dieser Geschichte: Der erste Carrera Red Bull Racing Chronograph mit dem Inhouse-Chronographenkaliber Heuer 01, der 2016 auf den Markt gebracht wurde, natürlich in den Farben von Red Bull und auf der Rückseite mit dem Logo des Red Bull Racing Teams. Das war für Heuer eine emotionale Sache: Nach einer 30-jährigen Partnerschaft mit McLaren schloss sich TAG Heuer 2016 Red Bull Racing an und begleitete das Team zu mehreren Meisterschaften.

2017: Die Formel 1 erfindet sich neu

Im Januar 2017 schloss Liberty Media die Übernahme der Formel 1 zu einem Kaufpreis von etwa 4,4 Milliarden US-Dollar ab, wobei der Wert der Königsklasse mittlerweile auf etwa 20 Milliarden Dollar geschätzt wird. In den letzten Jahren hat sich die Formel 1 unter dieser Eigentümerschaft zu einer der kulturell einflussreichsten und erfolgreichsten Sportmeisterschaften der Welt entwickelt, mit 750 Millionen Fans weltweit, mehr als 90 Millionen Anhängern in sozialen Medien und einer Fangemeinde, die immer jünger und vielfältiger wird: 42% der Fans sind inzwischen weiblich und jeder dritte ist unter 35 Jahre alt. In der Saison 2024 verfolgten 1,5 Milliarden Zuschauer eine epische Saison, in der das Kopf-an-Kopf-Rennen in einem engen Kampf zwischen McLaren und Ferrari um die Konstrukteursmeisterschaft in Abu Dhabi bis zum Schluss spannend blieb.

Alle Formel 1 Legenden trugen TAG Heuer Uhren

Entscheidend ist: Egal ob Senna, Schumacher, Lauda, Prost oder jetzt Max Verstappen, die größten Fahrertalente der Formel-1-Geschichte sind alle mit der Geschichte von Heuer und TAG Heuer verbunden. Wie ich eingangs erwähnte, ist Heuer im Grunde die erfolgreichste Marke im Motorsport , denn der einzige Name, der mehr Siege vorzuweisen hat, ist Ferrari. Biebuyck sagt: „Wir sind Motorsport, wir sind die Formel 1. Und wir sind wieder da, wo wir hingehören.“

2003 – 2025: Ausstieg und Comeback

2003 endete dann nach 11 Jahren das Engagement von TAG Heuer als offizieller Zeitnehmer der Formel 1. LG Electronics übernahm im Jahr 2008 und wurde 2013 von Rolex abgelöst. Nach 22 Jahren kehrt TAG Heuer nun zurück in die Formel 1 und wird die nächsten 10 Jahre der offizielle Zeitnehmer sein.

Die wichtigsten Neuheiten von TAG Heuer für den Startschuss

So wundert es nicht, dass TAG Heuer auf der diesjährigen Watches and Wonders die neue Partnerschaft natürlich gleich mehrfach zelebrierte: Neben dem Comeback der Formula One Solargraph mit erstmals Solarbetriebenem Quarzwerk kehrt die Beads of Rice als Armbandvariante der Carrera zurück. Nicht zu übersehen ist die ziemlich auffällige weiße Monaco im Keramikgehäuse mit Rattrapante Uhrwerk. Die TAG Heuer Monaco Split-Seconds Chronograph F1 trägt das Schleppzeiger-Chronographenwerk Calibre TH81-00 mit Automatikaufzug.

Und auch wenn wir keine Quarzuhren bei Swisswatches beschreiben, die neue Formula One hätte Jack Heuer, der ein großer Fan von Elektronik jeder Art ist (er lebt heute zurückgezogen in der Schweiz), sicher Freude gemacht: Dank dem Solargraph-Uhrwerk lädt der Akku der Uhr mit Hilfe der Sonne oder künstlichem Licht. Zwei Minuten direkte Sonneneinstrahlung genügen, um die Uhr einen ganzen Tag lang mit Strom zu versorgen. Nach weniger als 40 Stunden in der Sonne ist die Uhr vollständig aufgeladen und kann bis zu zehn Monate lang ohne Lichteinstrahlung laufen. Bleibt die Uhr stehen, braucht sie nur zehn Sekunden lang einer Lichtquelle ausgesetzt zu werden, um wieder in Gang zu kommen. Der Akku hat eine Lebensdauer von 15 Jahren und kann gewechselt werden.

Drei Sondervarianten der Monaco

Zum Grand Prix in Monte Carlo wurden soeben drei Varianten der, Nomen est Omen, Monaco lanciert: Die oben erwähnte Tag Heuer Monaco Stopwatch, dazu eine weitere Variante des Rattrapante-Chronos, allerdings mit Kohlefaser-Gehäuse sowie die Steve-McQueen Variante in der Original-Gehäusegröße (39 mm anstatt 41 mm wie bei den Rattrapante Modellen) in Zusammenarbeit mit GULF Oil im berühmten orange-hellblauen Look. Das Gehäuse besteht hier aus Titan Grade 2, das Werk ist das überarbeitete Kaliber 11.

Mehr Formel 1 geht nicht, oder doch? Auch wenn wir bei Swisswatches alle TAG Heuer Chronographen lieben, könnte man sich neben der Quarzuhr als Sammler auch die Monza, die Silverstone und all die anderen mechanischen Formel-1-Uhren Legenden zurück in die Serie wünschen (einzig bei der Heuer Daytona verstehen wir, dass man sie nicht weiterbringt). Alle anderen fahren auf Sieg, ganz bestimmt.


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