Von einzigartiger Bedeutung für Thierry Stern: Die Rare Handcrafts Modelle von Patek Philippe in Tokio
Seit 150 Jahren ist Patek Philippe in Japan präsent. Uhrmacherei wird hier hochgeschätzt, schließlich trifft das Zusammenspiel von Präzision und Ästhetik nicht einfach nur den Geschmack, es ist vielmehr ein Interesse das tief im japanischen Kultur- und Selbstverständnis verankert ist. Entsprechend wichtig ist der Markt für die Manufaktur, und entsprechend logisch war es in Tokio die nunmehr sechste „Watch Art Grand Exhibition“ zu veranstalten. Fast möchte man schreiben: Warum eigentlich erst jetzt?
Tokio, Japan
Das Ergebnis ist allemal eine Aneinanderreihung der Superlative: Es ist auf über 2500 Quadratmetern die bislang größte Ausstellung. 190 historische Zeitmesser aus dem Patek Philippe Museum wurden von Genf gen Japan auf den Weg gebracht – niemals zuvor waren so viele wertvolle Exponate auf einmal aus dem Museum. 100.000 Besucher hatten sich für die zwei Wochen andauernden Horologie-Festtage angekündigt! Vor allem aber: Noch nie wurde einer Ausstellung oder einem Event eine so umfangreiche Kollektion von Unikaten und Kleinstserien aus der „Rare Handcrafts“-Abteilung gewidmet.
Diese Abteilung verantwortet einen Teil der Patek-Philippe-Welt, der nur einen Bruchteil der 70.000 jährlich produzierten Uhren herstellt. Doch Thierry Stern sagt bei der Eröffnung in Tokio über die aufwendig gestalteten Tisch- und Taschenuhren sowie über die Minutenrepetitionen und Armbanduhren, die ihr Zifferblatt als Leinwand für kreative Feinstarbeit zur Verfügung stellen: „Ich glaube die Rare-Handcrafts-Modelle sind vielleicht sogar die beste Werbung für Patek Philippe.“
Für die Ewigkeit gemacht
Insgesamt 40 Uhrenkreationen wurden extra für die Ausstellung erdacht und geschaffen, darunter acht Kuppeluhren, fünf Tischuhren, neun Taschenuhren und 18 Armbanduhren. Mit mehr als 800 Grad gebrannten Grand-Feu-Cloisonné-Emaille-Zifferblättern – die hohe Temperatur sorgt für herausragende Ergebnisse, die für die Ewigkeit gemacht sind, die Technik birgt aber zugleich auch das größte Risiko die Farbkompositionen zu zerstören. Mit Miniaturzeichnungen, die in Emaille fixiert werden. Zu finden sind Paillonné-Arbeiten, bei denen mit einer Folie zwischen zwei Lagen Emaille gearbeitet wird. Oder die Flinqué-Technik, bei der geometrische Muster erst guillochiert und danach mit Emaille abgedeckt werden. Grisaille-Arbeiten sind dabei, die sich monochromen Tönen widmen. Dazu von Hand gravierte Gehäuse und natürlich Marqueterie, die kleinteilige Arbeit mit winzigen Holzstückchen in unterschiedlichen Farbnuancen, eine puzzelarbeit auf allerhöchstem Niveau!
All das sind nahezu in Vergessenheit geratene Künste, in der Berufs-Erfahrung der wertvollste Schatz überhaupt ist. Auch andere Manufakturen engagieren sich auf diesem Gebiet, doch der Anspruch, Aufwand und die Qualität der Rare-Handcrafts-Modelle von Patek Philippe gilt in der Branche als wegweisend und ziemlich einzigartig. Insgesamt 30 Leute arbeiten fest für das Haus in diesem Bereich, davon 20 als Kunsthandwerker im Dienste der Schönheit. Nachwuchs ist rar, und die Könner ihres Faches dementsprechend begehrt. In den Ausstellungs-Räumen der Rare-Handcrafts-Ausstellung wird darum zwar an Schauständen graviert und guillochiert, doch die vorführenden Künstler dürfen nicht fotografiert werden. Zu groß ist die Sorge, das Interesse der Konkurrenz zu wecken.
Anita Porchet genießt hier einen Sonderstatus. Sie arbeitet mit ihrem eigenen Atelier sehr regelmäßig für Patek Philippe, ist dort aber eben nicht fest angestellt. Zudem ist weder ihr Name noch ihr Können in der Branche ein Geheimnis, sie ist vielmehr die wohl Beste, die es aktuell gibt. Schon als Teenager begann sie mit Emaille zu arbeiten, inzwischen hat sie 50 Berufs-Jahre vorzuweisen. Die zierliche Porchet ist in Tokio um zu zeigen, was sie dieses Mal alles für die Genfer Manufaktur geschaffen hat.
Anita Porchet, Tokio 2023
Die Taschenuhr Referenz 995/135G „Eagle“, ein Unikat, ist nicht nur eines der Lieblingsstücke von Thierry Stern, es ist wohl die bislang komplexeste Taschenuhr ihrer langen Karriere. Sie vereint Cloisonné Emaille und Paillonné Emaille mit einer Miniaturzeichnung. Porchet zeigt den Adler vor einem pink leuchtenden Himmel, ein farbgewaltig-dynamische Darstellung, die von einem schwarzen Emaille-Fries mit goldenen Pailletten, also „paillons“, gerahmt wird. Allein für diesen waren 20 Brenngänge notwendig.
Porchet erzählt über den Entstehungsprozess der Uhren, dass Patek Philippe die Motive aussucht, die künstlerische Interpretation dann aber komplett bei ihr liegt. Uhren wie der Adler, bei denen sie jedes noch so winzige Detail höchstpersönlich kreiert hat, zu erkennen an der Signatur „Anita Porchet“, sind dabei besonders wertvoll. Modelle die unter ihrer Führung in Teamarbeit entstanden sind kennzeichnet hingegen ein „AP“ – für Atelier Porchet.
Seltene Handwerkskünste
Drei bis vier Jahre dauert es eine Rare-Handcraft-Kollektion wie die japanische zu erdenken und zu realisieren. Für Marqueterie-Arbeiten beispielsweise gibt es einen einzigen Mann, der das Handwerk noch beherrscht, was die Nachwuchsförderung so wichtig und arbeiten wie das „Porträt eines Samurai“ aus Referenz 995/131G so besonders macht. Aus rund 1000 Holzstückchen wurde hier ein lebensechtes Bildchen geschaffen, ein Meisterwerk auf wenigen Quadratzentimetern. Thierry Stern begleitet die Kreation dabei eng.
Bei den Calatrava-Referenzen unter den Namen „Tsuba – Vögel und Äste“ (Ref. 5117G-029 und 5117G-036) sowie „Tsuba – Orangen und Blumen“ (Ref. 5089G-124 und 5089G-125) hatte der Chef der Manufaktur eigentlich eine der zwei Optionen auswählen sollen. Doch angesichts der Schönheit dieser handgravierten Zifferblätter überkam Stern ein rarer Moment der Entscheidungsschwäche, und er ließ einfach alle Varianten in Kleinstserien von fünf Exemplaren herstellen.
Alles in allem sind für Tokio herausragende Zeitmesser entstanden. Darunter eine Ellipse deren Gehäuse den Rahmen für eine bezaubernde Emaille-Schneelandschaft bietet (Ref. 5738/50G-025), Calatravas mit Kranich-Motiven (Ref. 5077/100G-056 und 5077/100G-057) und Kimono-Mustern (Ref. 5077/100G-048), sowie Marqueterie-Geishas (Ref. 995/133R „Musizierende Geisha“) und emaillierten Miniatur-Gemälden von Samurais (z.B. Ref. 992/176G „Samurai in Rüstung“) auf Taschenuhren. Eine weitere Verneigung vor dem Gastgeber-Land sind Tischuhren mit Stadtplan-Optik in Cloisonné-Emaille, die sich den Städten Tokio (Ref. 25016M), Osaka (Ref. 25017M), Hakata (Ref. 25018M) und Nagoya (Ref. 25019M) widmen.
Die Allokation der Rare-Handcrafts-Modelle
Das Ergebnis des Engagements und des Glaubens der Familie Stern in die Unersetzlichkeit von kunsthandwerklich herausragenden Zeitmessern sind Rare-Handcrafts-Kollektionen, die von Jahr zu Jahr populärer werden. Im Gespräch erzählt Firmen-Eigentümer Thierry Stern über den Vergabe-Prozess für die Unikate und Kleinstserien: „Es bereitet uns jedes einzelne Mal Kopfzerbrechen! Letztlich bekommen wir von jedem Markt eine Wunschliste, mit der wir uns dann zusammensetzen um die Uhren zu allokieren. Selbstverständlich gibt es dabei jedes Jahr aufs Neue eine Gruppe der uns bekannten „Big Boys“, die sich einfach um alle Uhren bemühen. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber: Viele Konzessionäre bewerben sich nicht einmal mehr um eine Zuteilung, weil sie sich von vornherein keine Hoffnung machen. Die denken sich „Ich bin nicht groß genug!“, oder „der Kunde hat ohnehin keine Chance“ oder was auch immer. Das aber ist ein Fehler! Dieses Jahr zum Beispiel haben wir einige Uhren ganz bewusst relativen Newcomern überlassen, bei denen uns bewusst war, dass sie vielleicht nicht absolute Top-Kunden sind, aber eben ein Teil unserer Sammler-Familie, die auch ein Rare-Handcrafts-Modell verdienen.“
Es sei somit durchaus möglich auch für bislang weniger aktive Patek-Philippe-Käufer eine Rare-Handcrafts-Referenz zu erwerben. Stern: „Obwohl wir im Normalfall unsere Kunden gut kennen ist es durchaus möglich. Wir wollen schließlich auch unseren Einzelhändlern und deren Teams danken, die so gut für und mit uns arbeiten. Außerdem ist es natürlich auch ein großer Dank an unsere Kunden.“ Die Herausforderung der Verteilung werde aber allemal immer größer. Früher hätten sich die Kunden in Europa und Asien kaum für diese Art Uhren interessiert, ähnlich sei es in den USA gewesen. Stern: „Nun aber kommen die Anfragen aus der ganzen Welt, und in einem Fall hatten wir 120 Interessenten für ein Einzelstück. Auch die Nachfrage nach der Calatrava mit dem roten Rennwagen aus der diesjährigen Kollektion, der auf zehn Exemplare limitierten Referenz 5189G-001 „1948 Nations Grand Prix“, war wahnsinnig.“
Für den japanischen Markt erdacht
Die Tokio-Ausstellung und ihre Rare-Handcraft-Sondermodelle zeigen somit eindrucksvoll, wie geschickt, traditionswahrend und grundsolide sich Patek Philippe positioniert. Natürlich haben Modelle mit dem Namen Aquanaut und Nautilus nach wie vor einen höheren Wiedererkennungswert und taugen darum besonders gut als Statussymbol, das auch Nicht-Uhren-Freunde als solches erkennen. Gleichzeitig machen diese beiden Kollektionen einen vergleichsweise überschaubaren Anteil der inzwischen auf 70.000 Uhren angewachsenen Jahresproduktion aus. Ausverkauft ist dennoch so ziemlich alles. Darum kokettiert Thierry Stern kaum, wenn er feststellt, dass man eigentlich aktuell keine neuen Kunden braucht. Stattdessen ist es sehr richtig, wenn er beim Blick auf die unterschiedlich geschmückten Handgelenke seiner japanischen Sammler immer wieder feststellt: „Oh, das ist eine Uhr die viele haben wollen!“
Die Uhren für Tokio sind strikt für den japanischen Markt reserviert. Doch das Interesse an der Rare-Handcraft-Kollektion wird durch die neueste Kollektion noch größer werden – und das weltweit.
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