Es scheint, als hätten die Schweizer Uhrenhersteller in den letzten zehn Jahren ein oder zwei Seiten aus den Büchern der Tech-Unternehmen übernommen. Ihre Neuerscheinungen werden nicht nur immer raffinierter, sondern scheinen auch fast jährlich im Durchmesser zu wachsen. Bei den Armbanduhren ist dies so weit fortgeschritten, dass die traditionelleren Sammler mehr Zeit auf dem Vintage-Markt verbringen, um dieses Problem für sich zu lösen. Anfang des Jahres schien Patek Philippe diesem Phänomen entgegenzuwirken und lancierte eine Uhr, die aufgrund ihrer reduzierteren Größe sowohl von Männern, die kleinere Uhren bevorzugen, als auch von Frauen, die größere Uhren bevorzugen, in vollen Zügen genossen werden kann. Es handelt sich natürlich um den neuen Aquanaut Jahreskalender Ref. 5261R-001. Eine Uhr, die zur ‚Luce‘-Kollektion gehört, aber eher die reguläre Aquanaut-Kollektion repräsentiert.
Die erste Aquanaut mit Jahreskalender
Die Ref. 5261R besitzt nicht nur ein 39,9 mm Gehäuse-Durchmesser, sie ist auch die erste Aquanaut mit einem Jahreskalender und damit die komplizierteste Aquanaut aller Zeiten (abgesehen von der Advanced Research Ref. 5650G). Das 18-Karat-Gehäuse aus Roségold ist mit einem Zifferblatt in Blaugrau und einem passenden graublauen Kautschuk-Armband kombiniert, so dass die Uhr sowohl äußerlich als auch innerlich überzeugt – eine historisch sehr erfolgreiche Kombination für die Schweizer Manufaktur. Neben der Gehäusegröße und dem hochmodernen mechanischen Uhrwerk, die der regulären Aquanaut-Kollektion nachempfunden sind, besitzt die Ref. 5261R auch das Zifferblattmuster der regulären Aquanaut-Modelle. Es unterscheidet sich von dem der ‚Luce‘-Kollektion durch die wesentlich schmaleren und flacheren Rillen. Eine willkommene Ergänzung die verhindert, dass das Zifferblatt überladen wirkt, denn durch das Datumsfenster, die 3 Hilfszifferblätter und die 12 arabischen Ziffern gibt es bereits einiges zu sehen.
Die 5261R behält dennoch einige Merkmale der ‚Luce‘-Kollektion bei, wie die dünnere Faltschließe und das Armband, diesmal mit den tieferen geprägten Rillen. Allerdings könnte man den Stil des Armbands auch als Anspielung auf die Armbänder aus der Vintage-Ära der Aquanaut sehen, wie zum Beispiel die unter Sammlern begehrte Ref. 5065. Die 5261R behält auch die Wasserdichtigkeit von 30 Metern bei, statt der 120 Meter, die ihre größeren Geschwistermodelle erreichen können. Dies ist vielleicht der einzige große Kritikpunkt an der Uhr, der nicht subjektiv ist. Immerhin handelt es sich um eine Aquanaut und die sollte daher zumindest mit einer verschraubten Krone ausgestattet sein.
Neues Mondphasen-Design
Eine eher auf Meinungen basierende Kritik entstand aufgrund der Entscheidung von Patek Philippe, die Architektur des Uhrwerks umzudrehen und die Mondphase oben statt unten anzubringen, wie es bei Jahreskalendern üblich ist. Manche nennen sie daher Zyklop, weil sie auf dem Zifferblatt die 12-Uhr-Ziffer halb überlappt. Ich muss zugeben, dass es auch bei mir eine Weile gedauert hat, bis ich mich dafür begeistern konnte, aber diese „Weile“ war vorbei, als ich die Uhr in den Händen hielt. Die in der Pressemitteilung und auf der Website verwendeten Abbildungen werden dieser Uhr nicht gerecht. Sobald man sie in der Hand hält, verpuffen alle Bedenken über die Gestaltung des Zifferblatts und man sieht nur noch die perfekten Proportionen der Uhr und wie gut das Blau mit dem warmen Farbton des Roségoldes harmoniert, das in den noblen Räumlichkeiten eines Patek-Salons eher einem Gelbgold ähnelt.
Die neue Ref. 5261R ist gelinde gesagt eine obskure Uhr, und viele rätseln wahrscheinlich, was Patek damit bezweckt hat. Sie scheint eine Verschmelzung vieler neuer und recht interessanter Entscheidungen der Marke zu sein. Mit der kleineren Gehäusegröße in einem eher gelblichen Goldton und einem Armband, das dem der Ref. 5065 ähnlich ist, scheint Patek eine kleine Dosis an Vintage-Inspiration in die neue Ref. 5261R injiziert zu haben. Vielleicht testet die Marke damit auf subtile Weise etwas anderes aus, etwa die Wiedereinführung anderer kleinerer Sportmodelle für Herren in Gelbgold. Vielleicht eine Nautilus? Das ist etwas, für das viele geschätzte Enthusiasten (mich eingeschlossen) sehr empfänglich wären. Es ist natürlich Spekulation und Wunschdenken zugleich, was aber bei der nächsten Neuheiten-Lancierung der Marke deutlicher werden könnte. Immerhin ist es fast zwei Jahrzehnte her, dass Patek das letzte Mal Gelbgold für ein Sportmodell für Herren verwendet hat, und so bleibt die Marke die einzige aus der heiligen Dreifaltigkeit ohne ein solches Modell in der aktuellen Kollektion.
Eine Sache ist sicher. Diese Uhr wird von der männlichen Kundschaft sicherlich nicht übersehen, und das sollte sie auch nicht. Sie ist bereits extrem gefragt, hat eine große Bedeutung als erster Aquanaut-Jahreskalender und präsentiert sich in einer neuen, bescheidenen Gehäusegröße – was gelinde gesagt ziemlich erfrischend ist. Ich weiß, wenn ich das sage, spreche ich auch im Namen vieler anderer Liebhaber und Sammler, die sich nach einer solchen Uhr gesehnt haben. Sie ist immer noch eine Uhr, an der sich die Geister scheiden, aber gerade deshalb befindet sie sich in bester Gesellschaft. Die ersten Exemplare der Rolex Daytona, der Audemars Piguet Royal Oak und verschiedener anderer Patek Philippe-Referenzen waren anfangs umstritten, wurden aber später zu sehr begehrten Sammlerstücken und erwiesen sich für diejenigen, die ihren Wert von Anfang an erkannten, als mehr als lohnende Anschaffungen. Die Patek Philippe Ref. 5261R-001 wird meiner Meinung nach nicht anders sein, und in der Zukunft werden wir vielleicht alle mit anderen Augen auf sie zurückblicken.