Der Manager Günter Blümlein, der einen so großen Beitrag an der erfolgreichen Neugründung von A. Lange & Söhne leistete, fasste einmal die Firmenphilosophie folgendermaßen zusammen: „Eine Lange-Uhr ist ein Gesamtkunstwerk. Sie verbindet die Leidenschaft der Uhrmacher für Mechanik und Handwerkskunst mit dem unverwechselbaren Stil des Hauses und einer reichen Geschichte.“ Auch wenn Blümlein leider 2001 verstarb, also zehn Jahre bevor überhaupt die erste Handwerkskunst-Edition präsentiert wurde, beschreibt diese Aussage die Uhrenlinie ganz besonders treffend. Denn obwohl Uhren von A. Lange & Söhne ohnehin schon über ein extrem hohes Maß an Haute Horlogerie verfügen, heben sich die exklusiven und limitierten Handwerkskunst-Editionen im Detail mit ihren besonders aufwendigen Zifferblatt- und Uhrwerksdekorationen eben noch mal ein kleines Stück weit ab. Soeben lancierte die Glashütter Manufaktur anlässlich der Watches and Wonders Shanghai ihre neuste, bereits achte Handwerkskunst-Edition – und zum ersten Mal für einen Datograph, der dieses Jahr 25. Jubiläum feiert.
Für die Handwerkskunst-Edition geht man bei Lange eine Extrameile
Es ist ja nicht so, als würde für die Uhren von A. Lange & Söhne nicht ohnehin schon ziemlich großer Aufwand betrieben werden. Jeder Lange Fan und Kenner weiß das und schätzt die Marke aus ebendiesen Gründen. Aber bei den Handwerkskunst-Editionen gehen die Uhrmacher und Kunsthandwerker eben noch mal einen Schritt weiter. Diese uhrmacherische Extrameile zeigt sich zum einen darin, dass Finissierungen, die auch in den Standard-Modellen zum Einsatz kommen, auf weitere Komponente der Uhr erweitert werden, oder eben noch aufwendigere und teilweise fast vergessene Veredelungstechniken zum Einsatz kommen. Somit sind viele Handwerkskunst-Editionen mit Relief-Gravuren versehen, die – anders als bei der Gravur – aus dem Material herausgearbeitet werden. Auch die Schwarzpolitur ist ein typisches Merkmal der Linie, denn sie gilt als Königsdisziplin der Polituren die nur wenige Uhrmacher beherrschen. Technisch sind die Uhren fast immer identisch zu ihrem Standard-Pendant – der Unterschied liegt in erster Linie in der Dekoration, die dann auch den Handwerkskunst Editionen vorenthalten sind. Es ist nicht nur ein handwerklicher Mehraufwand, auch die Montage dieser Modelle dauert in der Regel 2-3 Tage länger.
Zittern erwünscht
Eine dieser seltenen Dekorationstechniken, auf die Lange sich spezialisiert hat, nennt sich Tremblage-Gravur. Hierbei wird die Spitze eines Fadenstichels vorsichtig und mit zitternder Bewegung (das fr. tremblant bedeutet auf Deutsch zittern) über die Oberfläche geführt, wobei winzige Mengen Material abgetragen werden und eine feinkörnige Fläche entsteht. Das Werkzeug dafür wird ganz in Lange-Manier in-house hergestellt. So kam die Tremblage-Gravur bereits bei der ersten Richard Lange Tourbillon Pour le Mérite Handwerkskunst aus dem Jahr 2011 sowie bei der 1815 Tourbillon Handwerkskunst von 2015 zum Einsatz. Beim Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender Handwerkskunst von 2013 wurde sogar die Tremblage-Gravur mit einer Reliefgravur auf dem Zifferblatt kombiniert.
Datograph Handwerkskunst
Nun, neun Jahre und zwei Handwerkskunst-Editionen später erscheint wieder eine Sonderedition mit Tremblage-Gravur. Und da dieses Jahr ganz im Zeichen der Datograph steht, die ihr 25. Jubiläum feiert, seitdem sie 1999 als erster Chronograph der Marke lanciert wurde, feiert die Datograph dieses Jahr nicht nur ein Jubiläum, sondern auch eine Premiere. Zum ersten Mal erscheint sie als Handwerkskunst-Edition, auf gerade einmal 25 Stück limitiert. Das schwarzrhodinierte Zifferblatt sowie die rhodinierten, hellgrauen Totalisatoren sind mit aufwendiger Tremblage Gravur versehen, die feine Lichtreflexe erzeugen. Die Herausforderung für den Kunsthandwerker besteht einerseits darin, eine ebenmäßige Textur auf kleinem Raum zu erzeugen, aber auch, mit äußerster Vorsicht um das Bogenlogo, die Skalen und Beschriftungen herumzuarbeiten. Denn diese befinden sich bereits auf dem Zifferblatt, bevor es graviert wird.
Es ist eine wahre Freude, die vielen Details zu erkunden, die diese Datograph zu einer echten Handwerkskunst-Edition werden lassen. Da sind zum Beispiel die Kanten der Appliken und römischen Ziffern, die angliert werden und deren Oberflächen einen Strichschliff erhalten. Auch die Zeiger haben anglierte Umfangsfasen und einen Strichschliff. Schaut man durch den offenen Gehäuseboden, kommt der schwarzpolierte Chronographen-Hebel des Manufakturkalibers L951.8 zum Vorschein. Die Schwarzpolitur sorgt dafür, dass einfallendes Licht nur in eine einzige Richtung reflektiert wird. Somit erscheint die Oberfläche des Hebels von dieser Perspektive aus tiefschwarz, während sie von allen anderen Blickwinkeln aus glänzt. Der Unruhkloben, der bei Lange immer verziert wird, besitzt in der Sonderedition ein handgraviertes Rankenmotiv, das hier aber als Relief herausgearbeitet wurde: die Ranken sind also nicht eingraviert, sondern erhaben. All diese kleinen aber feinen Besonderheiten sind ausschließlich den Handwerkskunst-Edition vorenthalten.
Die Datograph Handwerkskunst hat ein Gelbgoldgehäuse mit 41 mm Durchmesser bei einer Bauhöhe von 13,1 mm und wird an einem dunkelbraunen, handgenähten Alligator-Lederband getragen. Die 25 Exemplare sind ausschließlich in Lange Boutiquen erhältlich. Neben den beiden Jubiläumsmodellen Datograph Auf/Ab und Datograph Perpetual Tourbillon Honeygold Lumen ist die Datograph Handwerkskunst ein weiteres Highlight für alle Lange- und insbesondere Datograph-Fans.