Über die Freak und die Zukunft: Ein Gespräch mit Ulysse Nardins Managing Director Matthieu Haverlan
Anfang dieses Jahres kam es bei Ulysse Nardin zu einem Wechsel im Management. Im Februar ernannte die Marke Matthieu Haverlan zu ihrem neuen Managing Director. Nach Karrierestationen bei Hamilton und Jaeger-LeCoultre und mehr als sieben Jahren als Chief Commercial Officer und Chief Growth Officer bei Ulysse Nardin, ist Haverlan kein Neuling in der Branche und hat klare Visionen für die Marke. Auf der Watches and Wonders Uhrenmesse in Genf hatten wir die Gelegenheit, den Manager am Stand der Marke kennenzulernen und über die neueste Ergänzung in der exklusivsten Kollektion des Schweizer Uhrmachers, über die Entwicklung der Marke und ihre Zukunft zu sprechen.
Was tragen Sie heute?
Ich trage meine Freak One. Es ist die Freak, die letztes Jahr in Genf in der GPHG Kategorie „Iconic“ gewonnen hat. Wie Sie wissen, haben wir die Freak X und die Freak S mit dem komplexesten Uhrwerk in der Freak-Kollektion und die Freak One im mittleren Segment dieser Kollektion. Sie ist eine Hommage an die allererste Freak, die 2001 auf den Markt kam. Seit wir diesen Preis gewonnen haben, trage ich sie täglich.
Wenn Sie drei Zeitmesser aus der gesamten Ulysse Nardin aussuchen könnten, welche erachten Sie persönlich als die wichtigsten Stücke der Marke?
In meiner Ulysse Nardin-Kollektion sind zwei Zeitmesser besonders wichtig für mich. Eine davon ist meine Diver 44 mm aus Titan in der blauen Ausführung. Da ich viel Sport mache, ist sie zu meiner Begleitung beim Sport geworden. Ob beim Laufen, beim Tennis oder beim Workout, wenn ich nicht gerade arbeite, habe ich die Diver44 immer bei mir. Außerdem besitze ich eine Freak X in Roségold, die sehr vielseitig einsetzbar ist. Ich trage sie gerne zu jeder Gelegenheit, da sie ein sehr angenehmes Tragegefühl hat.
Dieses Jahr lancieren wir die Freak S Nomad auf der Messe – ausgestattet mit einem der kompliziertesten Uhrwerke, die wir je erschaffen haben und 2022 in der ersten Version der Freak S lancierten, steht sie an der Spitze der Freak-Kollektion. Diese automatische Uhr verfügt über zwei Herzen, zwei getrennten Hemmungen, deren Frequenz durch das kleinste jemals geschaffene Differential ermittelt wird. Angetrieben wird sie von einem automatischen und patentierten System namens „Grinder“, dem effektivsten Aufzugssystem in der Industrie.
Welchen Vorteil haben die zwei Hemmungen?
Der Vorteil ist definitive die Genauigkeit. Wenn man die Uhr auf den ersten Blick betrachtet, sieht man eine Raumschiff-Darstellung. Aber wir wollen nicht zu effekthascherisch sein, denn darüber hinaus wissen wir, dass es eine Nachfrage für zwei Hemmungen, für präzisere Uhren, gibt. F.P.Journe hat das mit der Résonance umgesetzt und auch Armin Strom. Diese Zeitmesser haben jedoch einen Handaufzug und wir wollten sehen, ob wir das mit einem Automatikaufzug umsetzen können, da diese Art von Uhrwerk viel Energie benötigt. Dank der Grinder Technologie haben wir es geschafft. Diese wurde als Teil einer Konzeptuhr namens InnoVision 2 im Jahr 2017 patentiert und hat eine andere Funktion als ein regulärer Rotor. Noch dazu bietet es dem Uhrwerk die doppelte Menge an Energie als ein üblicher Rotor.
Welche Stücke von Ulysse Nardin sehen Sie bei sehr versierten Sammlern?
Die Freak ist ein absolutes Must-Have – sei es eine der ersten, Vintage-Freaks oder eine der neueren Kreationen wie die Freak S Nomad, die wir dieses Jahr auf der Messe vorstellen. Vor allem diese ganz besonders, denn sie hat eine Grundplatine als Uhrwerk, also die Stundenscheibe, die ein hauseigenes, handgefertigtes Guilloche-Muster aufweist. Auf Französisch nennen wir es point de diamant, weil die Konturen auf der Platine wie die Kanten eines Diamanten aussehen. Es ist sehr spezifisch und wunderschön. Ich finde die Art und Weise, wie die Uhr das Licht reflektiert, wie die Farbe der Stundenscheibe mit der des Uhrwerks kontrastiert, faszinierend. Es ist also eine ästhetische Kombination aus Hightech und einem der ältesten Métiers d’Art. Ich glaube, ohne eine Freak ist Ihre Sammlung nicht vollständig.
Wie viele Exemplare der Freak-Kollektion planen Sie pro Jahr zu produzieren?
Wir stellen weniger als 10.000 Uhren für die gesamte Kollektion – für die Marine, die Diver, die Blast… – her. Was ich Ihnen sagen kann ist, dass die Freak bei Weitem unsere exklusivste Kollektion ist. Wir haben nicht die Absicht, die Produktion zu erhöhen. Wir ziehen es vor, das Eigenkapital, den Bekanntheitsgrad und die Attraktivität des Unternehmens zu steigern, anstatt die Einnahmen wirklich zu erhöhen. Sie wissen, dass wir unabhängig sind, dass uns das Unternehmen gehört, dass wir eine langfristige Perspektive haben und dass unsere Hauptmotivation daher nicht in der Erzielung von zukünftig höheren Einnahmen liegt.
Lassen Sie uns über Innovation sprechen. Wir leben in einer schnelllebigen, technologisch fortgeschrittenen Welt. Wie nutzen Sie Innovation, um Ihre Uhren relevant und begehrenswert für die Kunden zu machen?
Sie wissen, die Autos werden elektrisch, Technologie steckt in allem und es gibt nicht mehr wirklich einen mechanischen Aspekt dabei – außer bei Uhren. Aufgrund der Mikromechanik, mit ihrer Schönheit und dem damit verbundenen hohen Wert, denke ich, dass Uhren auf lange Sicht definitiv ein langes Leben bevorsteht. Was ich sagen kann ist, dass wir noch nie so viele Kunden hatten, die dazu bereit sind, uns zu besuchen – auch in unserer Schweizer Manufaktur, wo wir alle Komponenten unserer Uhren selbst fertigen. Dementsprechend sehe ich auf jeden Fall eine starke Grundlage für die Uhrmacherindustrie, weil die Uhr wahrscheinlich als das einzige mechanische Objekt überbleibt.
Welches hohe Ziel hat sich Ulysse Nardin für 2024 gesetzt?
Eine unserer wirkungsvollsten PR-Kampagnen überhaupt war die Ankündigung unserer Selbständigkeit, die weniger als zwei Jahre zurückliegt. Wir hatten neue Kunden, die aufgrund dieser Tatsache zu uns kamen. Unabhängig zu sein bedeutet, sich auf den Markenwert zu konzentrieren, Risiken einzugehen, innovativ und kreativ zu sein. Außerdem erwarten die Verbraucher, dass die unabhängige Uhrmacherei zugänglicher ist. Als Unternehmen und vor allem als die Ulysse Nardin-Teams, die für die Kunden da sind, sind wir daher für die Verbraucher viel zugänglicher – sei es durch Veranstaltungen, persönliche Gespräche oder über die sozialen Medien. Zudem nutzen wir die Watches and Wonders-Woche wirksam. Wie Sie sehen können, ist unser Stand im Vergleich zu den anderen Ständen ziemlich offen gestaltet, und die Besucher sind herzlich eingeladen, unsere Welt zu entdecken. Eine der wichtigsten Veränderungen ist also definitiv, dass wir eine viel zugänglichere Marke für Sammler sind.
Wenn wir die Branche heutzutage betrachten, war es bisher kein einfaches Jahr im Vergleich zu 2021/22. Welche Eigenschaften Ihrer Marke sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen 2024?
Auch wenn wir nicht allzu sehr von dem Hype profitiert haben, glaube ich, dass wir dieses Jahr nicht so sehr darunter leiden, weil unsere Produkte wirklich anders sind. Wenn man eine Freak kauft, dann nicht, weil man nicht etwas anderes kaufen will, sondern weil sie nicht wie etwas anderes aussieht. Daher sind ein unverwechselbares Design und ein einzigartiges Angebot definitiv ein großer Vorteil. Wir sehen zum Beispiel, dass die Nachfrage nach der Freak in diesem Jahr noch nie so hoch war wie in diesem Jahr, obwohl es meiner Meinung nach so viel gibt, was wir um ihn herum entwickeln könnten. Ich bin also sehr zuversichtlich, was die kommenden Monate und Jahre angeht.
Wo sehen Sie Ulysse Nardin in 10 Jahren?
Sie wissen, dass es immer noch eine Frage der Einnahmen ist. Für mich würde Erfolg in zehn Jahren bedeuten, dass ich an Sammlerabenden teilnehme, bei denen ich zum Großteil Freaks am Handgelenk sehe. Auch wenn es unsere exklusivste Kollektion ist und wir bei einer geringen Jahresproduktion bleiben werden, möchte ich mehr Freaks an den Handgelenken der Menschen sehen, die Uhren wirklich mögen. Ich glaube, das ist auch ein Merkmal, das Ulysse Nardin von anderen Herstellern unterscheidet: Wir sind selbst Uhrensammler. Wir sammeln Uhren, wir lieben Uhren. Wissen Sie, vor ein paar Monaten habe ich eine gebrauchte Patek Philippe Referenz 5960 gekauft. Ich liebe also Ulysse Nardin, ich liebe andere Uhrenmarken, und das ist auch ein Unterscheidungsmerkmal. Wir führen eine Marke, aber vor allem lieben wir Uhren.
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