Hublot hat Anfang 2025 die spektakuläre Big Bang MECA-10 mit zehn Tagen Gangreserve und unkonventioneller Gangreserveanzeige überarbeitet. Im Fokus stand vor allem die Reduzierung der Größe von 45 auf dezentere 42 Millimeter Durchmesser. Dafür musste ein neues Werk entwickelt werden, das funktionale Verbesserungen und ästhetische Verfeinerungen bringt.

Hublot MECA-10 in 42 mm (links) und in 45 mm (rechts)
MECA-10 – ein radikaler Entwurf
Als Hublot 2016 die erste Big Bang MECA-10 vorstellte, war das eine Revolution im mechanischen Werkebau. Dabei ging es nicht nur um die beeindruckende Gangreserve des Handaufzugswerks von zehn Tagen. Vielmehr sorgte der moderne Aufbau des skelettierten Manufakturkalibers HUB 1201 für Aufsehen: Passend zum avantgardistischen Design des komplexen Big-Bang-Gehäuses beeindruckte das technisch gestaltete Werk mit seinem ungewöhnlichen, sich horizontal bewegenden Rechen, der auf die Vorderseite verlegten Unruh und den an Metallbaukästen erinnernden Durchbohrungen der Brücken. Dieser mutige Schritt weg vom traditionellen Werklayout war damals eine Seltenheit. Richard Mille war zwar bereits mit modernem Werkdesign erfolgreich, spielte aber in einer ganz anderen Preisliga. Die Big Bang MECA-10 konnte 2017 sogar den renommierten Red Dot Design Award: Best of the Best gewinnen.

Hublot MECA-10 45 mm
Hublot hatte das Kaliber HUB 1201 von Anfang an für eine Uhr ohne Zifferblatt konzipiert. Eine Besonderheit ist, dass die Funktion der flächendeckenden Hauptplatine von einem äußeren, im eingebauten Zustand nahezu unsichtbaren Ring übernommen wird. Dadurch konnte das Werk mit besonders vielen Durchbrüchen gestaltet werden. Zudem wurde die Unruh von der Rückseite auf die Vorderseite verlegt, wo sie nun aufmerksamkeitsstark hin und her schwingt. Die Brücken sind durchbrochen, mattgrau und sandgestrahlt.

Blick auf die Gangreserveanzeige mit der auffälligen Zahnstange
Ein markantes Designelement ist die unkonventionelle Gangreserveanzeige. Bei der ursprünglichen MECA-10 mit Kaliber HUB 1201 besteht sie aus drei sichtbaren Teilen: Einer Zahnstange, die auf Schienen im oberen Bereich der Anzeige läuft. Einem großen runden Indikator darunter, der mit einer roten Markierung bei einer Gangreserve von drei Tagen ans Aufziehen erinnert. Und einer runden Anzeige bei sechs Uhr, die mittels eines roten Fensters und ins Zahnrad gefräster Schablonenziffern die verbleibende Gangreserve in Tagen anzeigt.
Wie funktioniert die Gangreserveanzeige?
Mit über 30 Teilen gehört die Gangreserveanzeige der MECA-10 zu den kompliziertesten der Uhrenwelt. Doch der Mechanismus ist gar nicht so schwer zu verstehen. Auf der Rückseite lassen sich gut die beiden großen, offenen Federhäuser erkennen. Sie sind parallel geschaltet, greifen also beide in ein zentrales Rad ein, das das Räderwerk antreibt. Dadurch laufen beide Federhäuser gleichzeitig ab, sodass für die Gangreserveanzeige nur das obere Federhaus genutzt werden muss.
Generell wird ein Federhaus über das Rad seiner Aufzugswelle gespannt, während der verzahnte Boden auf der anderen Seite die Federkraft langsam wieder abgibt. Jede Gangreserveanzeige basiert darauf, die Differenz zwischen diesen beiden Rädern zu ermitteln: Die größte Differenz bedeutet, dass die Uhr voll aufgezogen und die Gangreserve maximal ist. Gibt es keine Differenz, ist die Uhr abgelaufen.

Hublot MECA-10 in 42 mm (links) und in 45 mm (rechts)
Mechanisch gelöst wird diese Aufgabe hier – wie üblich – durch ein kompaktes, geschlossenes Planetendifferenzialgetriebe mit Satellitenrad und Innenverzahnung, das bei 11 Uhr zu sehen ist. Normalerweise wäre dort einfach ein Zeiger montiert, der auf einer Skala die verbleibende Gangreserve anzeigt. Bei der MECA-10 beginnt die Komplexität ab dieser Stelle jedoch erst: Eine Untersetzung bei der 12 bewegt den sichtbaren Rechen hin und her. Seine untere Verzahnung dreht das Rad bei drei Uhr, das wiederum das Rad mit dem roten Fenster bei sechs Uhr antreibt.
Was man nicht sieht: Unter dem Rechen läuft ein zweiter, ähnlich aufgebauter Schieber. Bei ihm ist die untere Seite oben verzahnt und das bei der zwölf sichtbare Ritzel bewegt ihn entsprechend in die entgegengesetzte Richtung des oberen Rechens. Dieser untere Rechen treibt die untere Scheibe des Indikators bei 3 Uhr an, die wiederum das Rad mit den Schablonenziffern bei 6 Uhr bewegt.


Bei beiden Anzeigen bewegen sich also sowohl beim Aufziehen als auch beim langsamen Ablauf der obere und der untere Teil in entgegengesetzte Richtungen. Die sichtbare Feder bei der Anzeige auf 3 Uhr verbindet das obere und untere Rad, hält sie auf Spannung und eliminiert so das Spiel, das durch die Zahnluft der vielen Räder entsteht.
Was ist neu bei der MECA-10?
Um den geringeren Durchmesser des Gehäuses zu ermöglichen, musste auch das neue Kaliber HUB 1205 verkleinert werden: Statt 35,2 Millimetern misst es nun nur noch 33,4 Millimeter. Dafür waren auch technische Anpassungen nötig. Die offensichtlichste Änderung: Der zweite Indikator der Gangreserve bei sechs Uhr entfällt aus Platzgründen. Die Anzeige bei drei Uhr übernimmt nun zusätzlich zur Erinnerungsfunktion in Rot auch die Aufgabe, die verbleibenden Tage der Gangreserve anzuzeigen. Dies geschieht über ein rotes Dreieck, das auf die aufgedruckten Tage weist.


Das neue Kaliber HUB 1205 (rechts)
Neu ist zudem der Sekundenstopp, der in das Werk integriert wurde. Beim Ziehen der Krone wird die Unruh angehalten, sodass die Uhrzeit sekundengenau eingestellt werden kann.
Eine weitere Veränderung betrifft die Feinregulierung: Bisher konnte der Uhrmacher den Gang einstellen, indem er den Rücker über eine Rändelschraube auf einer horizontalen Achse bewegte. Dieses System war jedoch kaum sichtbar, da es unter der Skala der kleinen Sekunde lag. Im neuen Werk wurde die Brücke neu positioniert, und der Rücker endet nun in einem verzahnten Kreisabschnitt, der mit einer Schraube feinjustiert werden kann – eine Verbesserung, die die Feineinstellung deutlich sichtbarer macht.

Auch der Mechanismus zur Feinregulierung wurde überarbeitet
Neben diesen funktionalen Anpassungen hat Hublot vor allem die Ästhetik des Werks überarbeitet. Insgesamt entfernt sich das Design von der rohen Baukastenoptik hin zu einem immer noch technischen, aber raffinierteren Look.
Bisher folgte die MECA-10 bei der Werkverzierung nicht der Uhrmachertradition, sondern setzte auf eigene, hochtechnologische und futuristische Designcodes. Die geraden, horizontal über die Rückseite verlaufenden Brücken waren perlgestrahlt, durchbohrt und ohne dekorative Verzierungen – ein Stil, der nicht allen Uhrenliebhabern gefiel, insbesondere bei einem Zeitmesser für über 20.000 Euro.

Auch wenn diese reduzierte Gestaltung zur disruptiven Philosophie der Big Bang passte, setzt Hublot nun auf eine verfeinerte Optik: Die zahlreichen gleich großen Bohrlöcher auf Vorder- und Rückseite entfallen. Die Brücken erhalten einen Streifenschliff, und ihre Kanten sind angliert und sogar von Hand poliert. Zudem gibt es ein neues, wiederkehrendes Designmotiv der Skelettierung: Die Räder und darüberliegenden Brücken sind nun im Acht-Speichen-Design durchbrochen. Verschwunden sind auch die charakteristischen Schablonenziffern der Gangreserveanzeige und der Minuterie.

Passend dazu wurde auch das Gehäuse überarbeitet. Es ist nicht mehr perlgestrahlt, sondern vertikal strichgebürstet mit polierten Kanten, was dem komplexen Aufbau noch mehr betont.
Obwohl das neue Kaliber mit 6,8 Millimetern nicht flacher ausfällt als das vorherige, ist es Hublot erfreulicherweise gelungen, die Gehäusehöhe zu reduzieren. Mit 13,9 Millimetern baut es zwei Millimeter flacher als das 45-Millimeter-Modell, sodass die gelungenen Proportionen auch mit 42 Millimetern Durchmesser erhalten bleiben.

Was ist geblieben?
Bei beiden Größen sind unter den Brücken die beiden offenen Federhäuser, das Räderwerk sowie Anker und Ankerrad aus bläulich schimmerndem Silizium zu sehen. Dank der Verwendung dieses Materials entsteht nur wenig Reibung, der Verschleiß ist geringer, und es wird kaum Schmiermittel benötigt. Auch die etwas langsamere Taktfrequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde, die die lange Gangautonomie von zehn Tagen ermöglicht, wurde beibehalten.

Geblieben ist auch die hochwertige Optik und das futuristische Design der Big Bang MECA-10, die eng mit ihrer technischen Komplexität verbunden sind: Das detailreiche Gesamtbild verdankt die Hublot Big Bang MECA-10 unter anderem dem in mehreren Schichten aufgebauten Gehäuse mit den raffiniert gestalteten Schrauben, den trapezförmigen Drückern für das Schnellwechselsystem des Armbands und dem modernen, skelettierten Uhrwerk. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass die komplexe Architektur mit den zahlreichen Gehäusekomponenten aufwendig konstruiert und gefertigt wurde.

Die Liebe zum Detail zeigt sich bei Hublot überall. So sind beispielsweise die Schrauben dreidimensional gestaltet: Ein polierter Ring erhebt sich über eine matte Oberfläche und zusammen mit den Vertiefungen fürs Werkzeug ergibt sich ein stilisierten H. Selbst die Knöpfe für das praktische „One-Click“-Schnellwechselsystem des Armbands sind raffiniert gestaltet. Die trapezförmigen Drücker befinden sich zwischen den beiden Schrauben auf der Oberseite der Bandanstöße. Ihr erhöhter Rand ist satiniert, während der innere Teil perlgestrahlt ist.
Die Detailfülle setzt sich im gesamten Gehäuse fort, das von der Seite betrachtet aus fünf Schichten zu bestehen scheint. Zwei mattschwarze Kunstharzschichten trennen die Ebenen aus Titan. Die Krone, seitlich mit Kautschuk überzogen, setzt das kontrastreiche Schwarz-Grau-Farbschema des Gehäuses fort.


Das Fehlen eines Zifferblatts bringt einige Herausforderungen mit sich, doch Hublot hat sie clever gelöst. Da beispielsweise keine Fläche für das Markenlogo vorhanden ist, wurde es auf die Unterseite des Glases gedruckt. Die großen Indexe, die über dem Uhrwerk zu schweben scheinen und das dreidimensionale Erscheinungsbild verstärken, sind mit reichlich Leuchtmasse beschichtet und werden von einem schmalen Innenring fixiert. Trotz des offenen Designs ist die Uhrzeit dank der breiten Zeiger hervorragend ablesbar.
Varianten und Preise
Die neue Big Bang MECA-10 42 mm ist in drei Varianten erhältlich: Titan, Frosted Carbon und King Gold. Passend zum Gehäuse färbt Hublot das Werk aufwendig galvanisch in der entsprechenden Farbe. Alle Varianten sind bis 100 Meter Wassertiefe druckfest und lassen sich daher auch beim Schwimmen tragen.

Noch nicht oft verwendet hat Hublot das Material Frosted Carbon, das auch als Forged Carbon bekannt ist. Dabei werden die Carbonfasern nicht gewebt, sondern in Häcksel geschnitten und zusammen mit Epoxidharz in einer Form unter hohem Druck und hohen Temperaturen in ihre finale Form gebracht. Das fertige Gehäuse ist kratzfester und ähnlich stabil wie Titan, wiegt dabei aber nur ein Drittel davon.
Faszinierend ist das schwarz-graue Muster, das dabei entsteht. Es erinnert etwas an Holzkohle und macht jede Uhr einzigartig. Hublot kombiniert das Gehäuse mit einem leichten schwarzen Textilband mit Klettverschluss.

Die anderen beiden Varianten kommen am bekannten Kautschukband mit Längsrillen und der, wie das Gehäuse, komplex aufgebauten Faltschließe mit Sicherheitsdrückern. Das praktische Schnellwechselsystem mit den sichtbaren Drückern macht es einfach, die Bänder zu tauschen.

Erfreulicherweise kostet die neue MECA-10 trotz der aufwendigeren Werksverzierungen in Titan mit 23.900 Euro genauso viel wie die alte. In King Gold ist sie mit 44.500 Euro sogar günstiger. Die Big Bang MECA-10 42 mm im neuen Material Frosted Carbon kostet 28.500 Euro.
Fazit
20 Jahre nach der ersten Big Bang und acht Jahre nach der Vorstellung der spektakulären MECA-10 bringt Hublot mit der auf zeitgemäße 42 Millimeter verkleinerten Variante einige Neuerungen und ästhetische Anpassungen: Der Sekundenstopp und die neue Feinregulierung verbessern das Werk funktional. Dafür wirkt die auf einen Indikator reduzierte Gangreserveanzeige etwas konventioneller. Die feinere Werksverzierung mit anglierten und polierten Kanten sorgt für ein hochwertigeres Erscheinungsbild.

Geblieben sind der faszinierende Kaliberaufbau, der ein sehr offenes Werk ermöglicht und mit sichtbarer Unruh sowie dem ungewöhnlichen Rechen einiges an Schauwert bietet. Dazu passt das neue Frosted-Carbon-Gehäuse mit seiner einzigartigen Oberfläche. Ohnehin ist das komplexe Big-Bang-Gehäuse mit den vielen raffinierten Details ein weiteres Highlight der Uhr.

Wem das alte, rohere Stabilbaukasten-Design des Werks mit den Löchern besser gefällt und wer mit dem größeren Gehäuse zurechtkommt, kann auch wie bisher die Big Bang MECA-10 in 45 Millimetern kaufen; sie wird weiterhin gebaut.