„Regel Nummer eins: eine Royal Oak Concept ist niemals Ihre erste Uhr ist „, erklärt uns François-Henry Bennahmias, CEO von Audemars Piguet. Die Concept Linie von Audemars Piguet, die gerne auch als „Raumschiff-Uhr“ bezeichnet wird, sticht durch ihre dicke, auffällige und stets symmetrische Architektur heraus. Die Uhrenmanufaktur nutzt die Concept Uhren, um technisch an die Grenzen des Möglichen zu gehen und die Uhrenwelt zu überraschen – und verwendet dabei oft übermäßig avantgardistische Designcodes. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des ersten Concept-Modells im Jahr 2002, hat sich das Team von Swisswatches auf die Suche nach den Meilensteinen der Concept-Reihe gemacht und dabei auch erstmals die mit Spannung erwartete Neuheit 2022, die Royal Oak Concept Flying Tourbillon GMT, kennengelernt.
2002: Die erste Royal Oak Concept
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Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der originalen Royal Oak war die erste Royal Oak Concept eigentlich nie als eigenständiges Modell geplant. Vielmehr war sie, wie Sebastian Vivas , Museum und Heritage Director bei Audemars Piguet, erklärt, eine reine „Stilübung“. Doch Schritt für Schritt entwickelte die Uhr ihre eigene Identität. Die Uhr verhalf Audemars Piguet zu neuen Höhen, indem sie sich vom Status quo der traditionellen Uhrenmanufaktur absetzte und ein stark futuristisches Design anstrebte.
Die erste Royal Oak Concept von 2002 und die erste Royal Oak Ref. 5402ST aus dem Jahr 1972
Die erste Royal Oak Concept, bekannt als CW1, beherbergte ein neues Kaliber (das 2896) in einem Gehäuse aus Alacrite 602. Die Superlegierung war in der Uhrenindustrie noch völlig unbekannt, da sie im Allgemeinen der Luft- und Raumfahrt sowie der medizinischen Industrie vorbehalten war. Diese Superlegierung besteht aus 57 Prozent Kobalt, 31 Prozent Chrom, 5 Prozent Wolfram und geringen Mengen an Kohlenstoff, Silizium und Eisen. Mit einer Vickershärte von 430, die dennoch leicht und widerstandsfähig ist, erwies sie sich als hervorragender Schutz für das komplexe Uhrwerk im Inneren.
Das Kaliber 2896 bot neben einer Gangreserve von etwa 70 Stunden eine Reihe sehr ungewöhnlicher Eigenschaften. Am bemerkenswertesten ist vielleicht, dass Audemars Piguet einen Dynamographen integriert hat. Ein Dynamograph zeigt das von der Triebfeder gelieferte Drehmoment an – mit anderen Worten, die Menge der aufgebrachten Kraft. Darüber hinaus ging das Uhrenhaus – neben einem Tourbillon – noch einen Schritt weiter und fügte markante, sogenannte Absorber hinzu, die die Uhr bis zu 50 G stoßfest machen.
Der Drücker der Krone, der über der Titanlünette sitzt, steuert die Funktionen der Uhr. Diese Funktionen werden bei 6 Uhr angezeigt und geben an, ob sich das Kaliber im neutralen Modus (N für neutre), im Aufzugsmodus (R für remonter) oder im Zeiteinstellmodus (H für heure) befindet. Dies sollte später ein gemeinsames Merkmal vieler Concept-Modelle werden. Das letzte wichtige Merkmal auf dem Zifferblatt ist die lineare Gangreserveanzeige bei 3 Uhr.
Ein revolutionäres Modell
Während Zifferblätter, auf denen Komponenten sehr komplexer Uhrwerke abgebildet sind, heute in der Haute Horlogerie keine Ausnahme mehr sind, durchbrach die erste Royal Oak Concept viele traditionelle Grenzen der Uhrmacherkunst und veränderte das Gesicht der Marke wohl für immer. Mit ihren zahlreichen Eigenheiten spielte die CW1 eine entscheidende Rolle beim Brückenschlag zwischen traditioneller Uhrmacherei und futuristischem Design.
Die erste Audemars Piguet Royal Oak Concept Uhr CW1 in der Originalverpackung aus dem Jahr 2002
2008: Royal Oak Concept Carbon
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Zunächst einmal ist die Royal Oak Concept Carbon ein Meilenstein, der die Verwendung von neuen Materialien in der Concept-Kollektion unterstreicht. Das geschmiedete Karbongehäuse der Uhr wird von einer schwarzen Keramiklünette, einem geschwärzten Titanbodenring und einer verschraubten Krone aus schwarzer Keramik begleitet.
Da die Hauptplatine als Zifferblatt dient, verschmelzen Uhrwerk und Zifferblatt: auch das ist für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich. Einmal mehr integriert AP eine Gangreserveanzeige und eine über die Krone bedienbare Selektionsanzeige. In diesem Fall handelt es sich jedoch um das leistungsstarke Handaufzugkaliber 2895. Dank des schnell rotierenden Doppelfederhaus-Systems bietet es eine beeindruckende Gangreserve von 237 Stunden. Außerdem verfügt das Kaliber über eine revolutionäre Chronographenanzeige. Seine innovative und ungewöhnliche lineare Darstellung der Chronographenfunktion, die traditionell mit Hilfszifferblättern angezeigt wird, bleibt den Designelementen des Modells von 2002 treu.
2011: Royal Oak Concept GMT Tourbillon
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Auch bei dieser Royal Oak Concept GMT Tourbillon sind sowohl eine Kronenpositionsanzeige als auch ein Tourbillon integriert. Bei 3 Uhr befindet sich eine weitere besondere Komplikation: eine zweite Zeitanzeige. Diese Funktion wird mit Hilfe eines separaten Drückers bei 4 Uhr bedient. Die Uhr kombiniert eine Keramiklünette mit einem sehr raffinierten, satinierten Titangehäuse.
Die Reinheit der Ästhetik dieser Uhr spielt in der Tat eine große Rolle für die Identität des Modells. Audemars Piguet schwärzt die Linien der Brücken, die eine futuristische Sanduhrform bilden, um trotz der dunklen Farbpalette eine optimale Ablesbarkeit zu gewährleisten. Die Zeiger der Royal Oak aus Weißgold zeigen die Zeit klar und deutlich an. Bei dieser Uhr spielt die Ausgewogenheit eine wichtige Rolle, denn das Uhrenhaus nutzt Linien und Rundungen, um die drei unterschiedlichen Anzeigen auf dem Zifferblatt harmonisch zu gestalten.
2015: RD#1 Royal Oak Concept Supersonnerie
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2015 stellte die Uhrenmanufaktur den Prototyp RD#1 (Ref. 26576TI.OO.D002CA.01), den Vorgänger der späteren Royal Oak Concept Supersonnerie vor. Erst im darauffolgenden Jahr auf dem SIHH Uhrensalon wurde dann das Serienmodell Ref. 26577TI.OO.D002CA.01 der Weltöffentlichkeit präsentiert. Wohingegen der Prototyp von 2015 ein Einzelstück war und das Gehäuse nur aus Titan bestand, war die Serienausführung aus 2016 nicht mehr limitiert und das Gehäuse war aus Titan mit Keramikelementen gefertigt.
Das Hauptaugenmerk der Royal Oak Concept Supersonnerie lag darauf, eine optimale Klangqualität für die Minutenrepetition der Uhr zu erreichen. An dieser bahnbrechenden Leistung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Audemars Piguet wurde acht Jahre lang gearbeitet.
Um den perfekten Klang für die neue Generation der läutenden Concept-Uhr zu erzeugen, hat Audemars Piguet alle Aspekte der Akustik studiert, angefangen bei Musikinstrumenten bis hin zu der Frage, wie der Klang verarbeitet und übertragen wird. Das Ergebnis ist eine neue Erfindung, bei der die Stahlgongs am Resonanzboden befestigt werden und nicht, wie üblich, am Uhrwerk. In den Gehäuseboden sind zudem Öffnungen integriert, um dem Träger einen ungefilterten und klaren Klang zu bieten.
Die drei akustischen Innovationen und die beeindruckend intensive Klangqualität der Uhr führten dazu, dass Audemars Piguet drei Patente erhielt. Gemäß der sich abzeichnenden Dreierregel, die auch in den anderen Uhren zu finden ist, beherbergt die Concept aus Titan auch ein Tourbillon und einen Chronographen. Das Uhrwerk, das dies möglich macht, ist das Handaufzugskaliber 2937. Im Gegensatz zur außerordntlichen Gangreserve des 2895 hat das hochkomplexe Werk eine Gangdauer von etwa 42 Stunden.
2015: Royal Oak Concept Laptimer Michael Schumacher
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2015 war offensichtlich ein großes Jahr für die Royal Oak Concept. Der emotionalste Meilenstein für die Linie ist jedoch die Royal Oak Concept Laptimer Michael Schumacher. Vor seinem schlimmen Unfall arbeitete Michael Schumacher, der Gott des Motorsports, eng mit Audemars Piguet zusammen, um seine ideale Konzeptuhr zu entwickeln. Es war das erste Mal, dass ein Markenbotschafter der Manufaktur sie bat, einen Mechanismus von Grund auf zu entwickeln. Schumacher wünschte sich einen Laptimer-Mechanismus. Dies stellte eine große Herausforderung dar, da es zu dieser Zeit nur batteriebetriebene und keine mechanischen Uhren gab.
Obwohl Schumacher eng in den Entwicklungsprozess eingebunden war, konnte er aufgrund seines Skiunfalls kein grünes Licht für das fertige Produkt geben. Schließlich stimmte jedoch Schumachers Frau Corinna der Lancierung der Uhr zu und bekräftigte, dass er gewollt hätte, dass sie der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Uhr wurde ein riesen Erfolg.
Obwohl die Uhr typische 44 mm misst, wirkt sie deutlich größer als ihre Vorgängerinnen. Das liegt an den großen, geschützten Drückern aus Roségold sowie an dem zusätzlichen Drücker für die Rundenzeit. Trotz des relativ klobigen Aussehens ist die Uhr dank der hauptsächlichen Verwendung von Titan und Karbon extrem leicht.
Um zum ersten Mal eine mechanische Rundenzeituhr zu kreieren, hat Audemars Piguet zwei Flyback-Chronographen gekreuzt. Die Funktion der Rundenzeit wird durch drei Säulenräder gewährleistet, die zwar miteinander verbunden sind, aber unabhängig voneinander funktionieren. Um das Design einfach und gut ablesbar zu halten, entschied sich der Uhrmacher für dunkle, geschwungene Brücken, die geformt und geschwärzt sind, um die Ablesbarkeit der Uhr so gut wie möglich zu verbessern.
2018: Royal Oak Concept Flying Tourbillon
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Im Jahr 2018 schenkt Audemars Piguet den Fans der Royal Oak Concept ein neues Modell mit fliegendem Tourbillon. Diese Uhr ist aus zwei grundlegenden Gründen ein Meilenstein in der Geschichte des Concepts. Sie ist nicht nur die erste Concept-Uhr für Damen überhaupt, sondern auch das erste Mal, dass ein deutlich kleineres Gehäuse mit einem Durchmesser von nur 38,5 mm zum Einsatz kommt. In Sachen Dekoration und Edelsteinbesatz hat sich der Uhrmacher bei diesem Modell ziemlich ins Zeug gelegt. Das durchbrochene Zifferblatt aus 18 Karat Weißgold ist mit Diamanten im Brillantschliff besetzt. Auch die innere Lünette aus Weißgold glänzt mit Brillanten.
2020: Royal Oak Concept Selfwinding Tourbillon Chronograph Automatik Squelette
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Im Jahr 2020 bringt Audemars Piguet die Royal Oak Concept Selfwinding Tourbillon Chronograph Squelette heraus. Diese Uhr ist ein echter Meilenstein, denn sie ist die erste Automatikuhr der Concept-Serie. In einer limitierten Auflage von 25 Exemplaren präsentiert sie sich mit einer immer wieder erkennbaren AP-Kombination aus schwarzen und roségoldenen Elementen. Dazu gehört ein Zifferblatt mit schwarzem 30-Minuten-Zähler und schwarzer Innenlünette. Angetrieben wird dieser automatische Zeitmesser vom Kaliber 2949 mit einer Gangreserve von 65 Stunden und einer Frequenz von 3 Hz. Natürlich verfügt das Modell über eine Reihe von Komplikationen. Dazu gehören ein Tourbillon, ein Chronograph, Stunden, Minuten, ein 30-Minuten-Zähler, ein Sekundenzähler und ein Minutenzähler.
2021: Royal Oak Concept ‚Black Panther‘ Flying Tourbillon
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Das vielleicht bekannteste und berühmteste Concept-Modell ist die Royal Oak Concept ‚Black Panther‘ Flying Tourbillon. Es ist für viele Fans der Linie nicht nur das beliebteste Konzeptmodell, sondern auch für Audemars Piguet CEO François-Henry Bennahmias selbst. Ihm ist die Partnerschaft mit Marvel zu verdanken, die für den CEO bereits 2004 zu einer Vision wurde.
Die ergonomische Uhr vereint Technologie und Komplexität mit Popkultur und Superhelden – und das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie man vielleicht vermuten könnte. Tatsächlich reicht die Verwendung von Comicfiguren auf Uhren bis in die 1930er Jahre zurück. Das vielleicht berühmteste Beispiel ist der Designer der Royal Oak, Gerald Genta, mit seiner gelbgoldenen Pink-Panther-Uhr.
Die Uhr ist auch deshalb ein Meilenstein, weil zum ersten Mal eine Concept mit einem 42-mm-Gehäuse ausgestattet wurde. Damit öffnete sich die Concept für Menschen mit schlanken oder mittelgroßen Handgelenken, aber auch für diejenigen, die einfach etwas Kleineres suchen. Laut dem CEO der Uhrenmanufaktur ist bereits eine weitere neue Marvel-Uhr in Planung.
2022: Royal Oak Concept Flying Tourbillon GMT
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Zu guter Letzt stellen wir noch eine absolute Neuheit vor: die Royal Oak Concept Flying Tourbillon GMT in 44-Millimeter aus sandgestrahltem Titan. Sie besticht durch ihre subtilen grünen Keramikelemente, die mit roségoldenen Tönen kombiniert sind. Die Lünette, die Krone und die Drücker sind aus grüner Keramik und ihre Kanten wurden von Hand abwechselnd satiniertet und poliert.
Die Uhr ähnelt stark ihrer kleineren, elektrisch blauen Schwester – der Unterschied besteht jedoch darin, dass grüne Keramik zwar bereits 2018 in der Royal Oak Offshore-Kollektion von Audemars Piguet Einzug gehalten hat, dieses Jahr jedoch zum ersten Mal in der Royal Oak Concept verwendet wird.
Angetrieben wird die neue Concept vom Kaliber 2954, einem Handaufzug, der ein Tourbillon, eine GMT-Funktion sowie die bei vielen Concept-Modellen vorhandene Kronenanzeige integriert. Neben einigen sehr schönen Brücken aus schwarzem PVD stattet Audemars Piguet das 2954 mit parallelen Doppelfederhäusern aus. Dieses patentierte System sorgt dafür, dass der Zeitmesser volle zehn Tage läuft – das sind etwa 237 Stunden.