Bei der diesjährigen Watches & Wonders 2022 Uhrenmesse haben wir uns mit Panerai-CEO Jean-Marc Pontroué getroffen, der uns unter anderem seine neue Taucheruhr „Submersible QuarantaQuattro“ vorstellte. Der Name verrät bereits, dass es sich um Modelle mit einem neuen Gehäusedurchmesser von 44 mm handelt – und Pontroué hatte noch viele weitere interessante Insights im Gepäck für uns. Neben drei Basismodellen gibt es auch neue Zeitmesser aus dem nachhaltigen Material eSteel. So kamen wir ins Gespräch über Pontroués kontinuierliche Bemühungen, die Uhrenindustrie zu einem nachhaltigeren Sektor zu machen. Zu guter Letzt stellte uns Pontroué ein neues elegantes Luna Rossa Modell vor – aus der langjährigen Partnerschaft zwischen Panerai und den Seglern des italienischen Luna-Rossa-Teams, die wir im Rahmen der W&W auch bei einem gemeinsamen Abendessen kennenlernen durften.
Wir starten vorab mit einer interessanten Feststellung: Wenn man an der Watches & Wonders teilnimmt, verbringt man seine Tage damit, mit maximaler Geschwindigkeit durch ein riesiges Kongresszentrum namens ‚Palexpo‘ am Stadtrand von Genf zu hetzen, um so viele Uhrmacher, Geschäftsleute und Kollegen aus der gesamten Branche wie möglich zu treffen. Bei jedem der unzähligen Treffen wird einem freilich auch ein Getränk angeboten: Champagner, Tee, Mineralwasser – suchen Sie sich etwas aus. Es gibt jedoch ein Getränk, das bekanntermaßen schwer zu bekommen ist: ein einfacher Cappuccino.
Panerai Messestand in Genf, Watches & Wonders 2022
Fotocredit © Panerai
Fotocredit © Watches & Wonders 2022
So auch, als wir in der Unterwasserwelt von Panerai im Palexpo eine mit Moos bewachsene „Höhle“ betreten. „Kein Cappuccino?“ In echter italienischer Manier schaut Panerai-CEO Jean-Marc Pontroué dementsprechend entgeistert. „Es ist ja nicht so, dass Ihre Anfrage so ausgefallen wäre“, antwortet Pontroué. „Ich meine, es ist ein Cappuccino.“ Ich versichere ihm aber, dass ein Espresso völlig ausreiche. „Wir müssen eine der wenigen Marken werden, die hier Cappuccino anbieten. Dann wären wir in aller Munde“, sinniert er weiter, bevor er schließlich, wie jeder gute CEO, einen Entschluss fasst. „Ich glaube, wir haben eine Maschine im Headquarter – wir müssen sie morgen mitbringen“.
Der Panerai CEO Jean-Marc Pontroué
Fotocredit © Panerai
Natürlich hat auch der CEO von Panerai Wichtigeres im Kopf als meine verzweifelte Suche nach einem Cappuccino, und sein Headquarter hat der Uhrenwelt mehr zu bieten als eine Kaffeemaschine. Deshalb sind wir auch hier: um über die Neuheiten von Panerai zu sprechen.
Die Submersible QuarantaQuattro
Die Submersible QuarantaQuattro zeichnet sich in erster Linie durch ihren gleichnamigen Gehäusedurchmesser von 44 mm aus. Aber was hat den CEO der Uhrenmarke dazu bewegt? „Es gibt natürlich einen großen Unterschied zwischen 42 und 47 mm“, erklärt Pontroué. „Bei unseren Luminor-Uhren war 44 mm bereits die meistverkaufte Größe. Außerdem haben uns viele Leute gesagt, wir sollten diese Größe in die Hauptkollektion der Submersible aufnehmen.“ Ich frage nach, ob die Paneristi (auch bekannt als eine Community der ultimativen Panerai-Fans dieser Welt) eine wichtige Rolle bei Entscheidungen wie dieser spielen. „Die Paneristi kennen die Marke sehr, sehr gut – sie kennen die Geschichte unserer Uhren seit ihren Anfängen. Wir haben auf jeden Fall darauf gehört, was sie sagen.“
Die Panerai Submersible QuarantaQuattro ist in drei verschiedenen Versionen erhältlich, die alle bis 300 Meter wasserdicht sind. Neu ist ein optimiertes Datumsfenster, das künftig in alle Modelle der Submersible-Kollektion integriert werden soll. Im Inneren der Uhr arbeitet das Automatikkaliber P.900 mit einer Gangreserve von 3 Tagen (72 Stunden).
PAM01226 & PAM01232 & PAM01229
Die Submersible QuarantaQuattro Carbotech Blu Abisso (PAM01232) besitzt ein Gehäuse aus dem hauseigenen Verbundwerkstoff Carbotech. Das Material basiert auf Karbonfasern und ist leichter als Titan und dennoch kratzfest. Da sich die Karbonfasern im Herstellungsprozess zufällig ausrichten, ist jedes Gehäuse außerdem ein Unikat. Die Krone besteht jedoch aus Titan und trägt eine DLC-Beschichtung. Das Zifferblatt erscheint hier in tiefem Aquamarinblau mit kontrastierenden Indizes und Zeigern in Weiß. Nicht zuletzt hat das passende Kautschuk- oder Stoffarmband denselben Blauton.
Submersible QuarantaQuattro – Blu Abisso
Als nächstes zeigt die Marke mit der Submersible QuarantaQuattro Bianco (PAM01226) eine Variante mit Stahlgehäuse. Das Zifferblatt erstrahlt hier weiß und trägt applizierte Indizes, die sich mit einem schwarzen Rand vom Blatt abgrenzen. Ein Kautschuk- oder Stoffarmband in Navy-Grün hält die Uhr am Handgelenk.
Submersible QuarantaQuattro – Bianco
Schließlich lanciert Panerai noch die Submersible QuarantaQuattro (PAM01229) mit einem Gehäuse, das ebenfalls aus Stahl besteht. Das Zifferblatt ist hier jedoch schwarz mit blauen Akzenten. Die weißen Appliken sorgen für zusätzlichen Kontrast. Dieses Modell erscheint an schwarzem Kautschuk oder einem dunkelgrauem Stoffarmband.
Submersible QuarantaQuattro
Die Submersible QuarantaQuattro eSteel
Mit seinen eSteel-Uhren unterstreicht das Unternehmen sein Engagement für Nachhaltigkeit. Zukünftig, erklärt uns der CEO, sollen alle neuen Stahlmodelle aus eSteel bestehen. Ich frage nach, ob das für Panerai gut funktioniert – schließlich schrecken manche Kunden noch immer vor Luxusprodukten aus recycelten Materialien zurück. „Bei uns ist das Gegenteil der Fall“, sagt Pontroué. „Wir haben heute sogar Kunden, die uns fragen, warum bestimmte Dinge nicht recycelt werden“. Dann holt er die neue Verpackung von Panerai hervor, eine ziemlich schicke Reisetasche für Uhren, die zu 72 Prozent aus recycelten Materialien besteht.
Panerai ist bekannt für seine Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit. Neben eigenen Materialien wie eSteel setzt Panerai auf zertifizierte, qualifizierte Lieferanten, um die Umwelt zu schonen – und das soll keineswegs ein exklusiver Vorzug sein, der nur Panerai vorenthalten ist. Vielmehr, so Pontroué, würde er gerne die Namen und Adressen aller Panerai-Zulieferer mit jeder auf der Watches & Wonders anwesenden Uhrenmanufaktur teilen. „Je mehr Leute mitmachen, desto mehr wird sich diese neue, nachhaltige Art der Herstellung und des Wirtschaftens in der Branche durchsetzen“.
Wie Paneristi und einige andere wissen, gibt es bereits mehrere Luminor-Modelle mit Gehäusen aus recyceltem Stahl. Jetzt folgen drei 44-mm-Submersible-Modelle diesem Beispiel. Durch die Verwendung von eSteel bestehen die neuen Taucheruhren zu 52% aus recyceltem Material, wobei das Material dennoch die gleichen Eigenschaften wie herkömmlicher Stahl aufweist. Die Verwendung von eSteel wird durch eine Gravur auf der Kronenschutzbrücke und einem Schriftzug auf dem Zifferblatt angezeigt.
Submersible QuarantaQuattro ESteel™ – Blu Profondo
Zum ersten Mal in der Geschichte verwendet die Marke polierte Keramik für die in eine Richtung drehbare Lünette. Je nach Modell glänzt diese in Schwarz, Grün oder Blau. Passend dazu erscheinen die Zifferblätter in Grau (Grigio Roccia – PAM01288), Grün (Verde Smeraldo – PAM01287) oder Tiefblau (Blu Profondo – PAM01289). Deren polierte Oberfläche weist dabei einen Farbverlauf von Hell zu Dunkel auf. Auch das aktualisierte Datumsfenster ist bei 3 Uhr zu finden.
Submersible QuarantaQuattro ESteel™
Grigio Roccia & Verde Smeraldo
Das Kaliber P.900 treibt auch diese drei neuen Zeitmesser an. Damit bieten sie nicht nur einen automatischen Aufzug, sondern auch eine Gangautonomie von 72 Stunden. Die Uhren erscheinen an einem Stoffarmband aus recyceltem PET und sind alternativ auch mit Kautschukband zu haben. Die drei Submersible QuarantaQuattro eSteel sind ausschließlich in Panerai Boutiquen sowie online auf panerai.com erhältlich.
PAM01288 & PAM01287 & PAM01289
Die Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa
Zu guter Letzt präsentiert Panerai die Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa (PAM01391) und setzt damit seine Partnerschaft mit dem italienischen Segelteam fort. Die Verbindung des Luna Rossa-Teams mit dem America’s Cup (auch bekannt als „Formel 1 auf dem Wasser“) reicht bis ins Jahr 1997 zurück. An der Seite von Prada und Pirelli unterstützt Panerai das Team nun dabei, den Cup nach Italien zu holen, und kreiert auf diesem Weg natürlich auch einige gemeinsame Uhren. „Wissen Sie, es hat eine Weile gedauert, bis wir wirklich mit Luna Rossa zusammenarbeiten konnten, denn wir haben erst ein paar Tage vor dem Ausbruch der Pandemie gestartet“, erzählt Pontroué. „Es war also nicht der beste Zeitpunkt, um ein neues Projekt zu lancieren“.
Nichtsdestotrotz waren die gemeinsam entwickelten Uhren ein unglaublicher Erfolg. Die neueste Luna Rossa bricht mit der Tradition des komplett schwarzen Looks ihrer Vorgänger und präsentiert sich nun in einer frischen Farbkombination aus Blau, Weiß und Rot. Das 44-mm-Stahlgehäuse ist mit einer Lünette für die Tauchzeitmessung ausgestattet. Die blaue Krone ist mit Kautschuk ummantelt, während der Gehäuseboden ohne die aufwändigen Verzierungen der anderen Modelle der Luna Rossa-Reihe auskommt.
Das Zifferblatt ist mit einem Sonnenschliff verziert und erstrahlt in brillantem Blau. Auf dem Blatt finden sich applizierte Indizes mit Leuchtmasse und eine kleine Sekunde mit rotem Zeiger. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das optimierte Datumsfenster. Bei 6 Uhr weist zudem ein Schriftzug auf die Partnerschaft mit Luna Rossa hin.
Auch hier treibt das Kaliber P.900 mit Automatikaufzug die Uhr an. Das Federhaus bietet Platz für 72 Stunden Gangautonomie. Die Uhr erscheint an einem dunkelblauen Materialmix-Armband aus Stoff und Kautschuk mit Luna Rossa-Logo. Außerdem gibt es ein Armband aus recyceltem Kautschuk in derselben Farbe.
Submersible QuarantaQuattro
Luna Rossa – PAM01391
Am Abend sind wir noch zu einem Gala-Dinner eingeladen, das von Panerai ausgerichtet wird (zum Empfang wird neben Champagner natürlich das italienische Getränk „Aperol Spritz“ serviert). Neben anderen Gästen, darunter ein amüsanter französischer Zauberer, den Pontroué persönlich engagiert hat, nimmt auch der Teamchef und Kapitän von Luna Rossa Prada Pirelli, Massimiliano „Max“ Sirena, an der Veranstaltung teil. Als er seine Geschichte über die Zusammenarbeit mit Panerai erzählt, wird deutlich, dass er und Pontroué eine enge Verbindung haben. Die Bedeutung dieser Beziehung ist mir nicht entgangen; es ist dieselbe Art von Beziehung, die den CEO mit dem Botschafter Mike Horn verbindet, der ebenfalls eine echte, tiefe Freundschaft mit Panerai über die Jahre hinweg gepflegt zu haben scheint. Es ist wichtig, festzustellen, dass diese Partnerschaften offensichtlich weit mehr sind als eine für beide Seiten vorteilhafte Geschäftsbeziehung.
Fotocredit © Panerai
Ich beende unseren Besuch in Panerais schattiger „Höhle“ der Watches & Wonders, indem ich nach dem jüngsten unerwarteten Ausflug der Manufaktur in den Weltraum frage. Pontroué führt ihn zum Teil darauf zurück, dass er für Panerais Mike Horn bereits Uhren entwickelt hat, die für extreme Druckverhältnisse und niedrige Temperaturen geeignet sind. „Wir wussten nicht, dass eine Panerai-Uhr im Weltraum landen würde, daher war die Nachricht absolut unglaublich“, schwärmt Pontroué. Uns wurde gesagt: „Sie wissen wahrscheinlich, dass Ihre Uhren tief im Ozean liegen, aber was Sie wahrscheinlich nicht wissen, ist, dass eine Ihrer Uhren jetzt im Weltraum ist“. Zuerst dachte ich, das sei ein Scherz. Es dauerte vier Tage, bis ich herausfand, dass es stimmt. Wir riefen den Händler der Uhr an, der uns alles bestätigte. Unsere Uhren werden nicht nur in Raumstationen getestet, sondern auch außerhalb der Raumstation. Das macht die Sache so interessant.“ Bei der Uhr am Handgelenk des gesichteten Astronauten handelte es sich um die Radiomir PAM210. Inzwischen wurde bekannt, dass auch die PAM01616 Submersible Carbotech – ausgestattet mit einem speziellen Armband zum Tragen über dem Astronautenanzug – ins All geflogen ist.
Natürlich sind Panerai-Uhren schon an vielen berühmten Handgelenken erschienen, von Dwayne Johnson bis Arnold Schwarzenegger. Pontroué betont, dass dies nicht das Verdienst der Marketingabteilung von Panerai ist, sondern, dass viele bekannte Persönlichkeiten sich einfach für Panerai-Uhren entscheiden wollen. „Das ist das Schöne an der Marke“, sagt Pontroué abschließend mit Stolz.
Fotocredit © Panerai
Ein letzter Hinweis für alle, die sich auf die kommende Watches & Wonders im nächsten Jahr vorbereiten wollen: Zu den wenigen Marken, die auf der Messe einen (sehr guten) Cappuccino anbieten, gehören Hublot und IWC Schaffhausen. Mal sehen, ob Pontroué im Jahr 2023 mitziehen wird.