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Omega bringt die Railmaster zurück: ein Blick auf die Geschichte eines unterschätzten Klassikers
Das Zifferblatt der Referenz 235.10.38.20.13.001 zeigt sich in Beige mit Fumé-Verlauf

Omega bringt die Railmaster zurück: ein Blick auf die Geschichte eines unterschätzten Klassikers

15. Mai 2025

Als Teil des legendären Toolwatch-Trios neben Speedmaster und Seamaster 300 sollte die Omega Railmaster einst als Antwort auf die Rolex Milgauss positioniert werden – konnte sich jedoch nie wirklich durchsetzen und wurde bereits nach nur sechs Jahren Produktionszeit wieder eingestellt. Dennoch ist die Railmaster ein Modell, das mit seiner seltenen Kombination aus großem historischem Potenzial und stimmigem Design eine ideale Grundlage für moderne Neuinterpretationen bietet – ein Umstand, der mit der jüngsten Erweiterung des Omega-Produktportfolios nun Realität wird. Nach den Neuauflagen von 2003 und 2017 startet Omega einen weiteren Versuch, das von Sammlern geschätzte Design neu zu beleben. Die neuen Railmaster-Modelle erscheinen dabei in zwei Farbvarianten: mit grauem oder beigem Zifferblatt. Grund genug, in diesem Artikel nicht nur die Neuzugänge vorzustellen, sondern auch auf die Geschichte eines Modells zu blicken, das im Schatten von Speedmaster und Seamaster häufig übersehen wird.


1957: Die Geburtsstunde der Omega Railmaster


Als die Railmaster CK2914 im Jahr 1957 das Licht der Welt erblickte, war sie Teil der „Professional Trilogy“ – eines Toolwatch-Trios bestehend aus Uhren, die wie keine anderen Omega nachhaltig prägten und bis heute ihren Erfolg maßgeblich bestimmen sollten. Das legendäre Trio, bestehend aus der Omega Speedmaster, Seamaster 300 und Railmaster, einte zwar alle die charakteristische Form der Hörner, die sogenannten „Broad Arrow“-Zeiger und ein kontrastreiches, schwarzes Zifferblatt mit arabischen Ziffern – ihre besonderen Funktionen und der Zweck, dem jede Uhr zu dienen schien, waren jedoch von Modell zu Modell unterschiedlich.

Die Omega Speedmaster richtete sich, ganz ihrem Namen folgend, an Motorsportler, Fahrer, Techniker oder Rallye-Teams. Ihre Besonderheit lag in der sogenannten Tacho-Produktometer-Skala – im Grunde nichts anderes als eine Tachymeterskala –, die zum ersten Mal überhaupt nicht auf dem innenliegenden Rehaut, sondern auf der Lünette einer Uhr positioniert war – eine Eigenschaft, die später auch von Uhren wie der Rolex Daytona oder der Heuer Carrera aufgenommen wurde. Mit dieser war es möglich, die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Objekts zu ermitteln.

In der Omega Seamaster, der zweiten Uhr im Bunde, kam die Strategie zum Ausdruck, eine Taucheruhr zu lancieren, die mithilfe einer drehbaren Lünette, eines robusten Edelstahlgehäuses und einer Wasserdichtigkeit von 200 Metern für den professionellen Gebrauch geeignet war. Dies wollte man unter anderem durch die sogenannte Naiad-Krone erreichen – ein spezieller Dichtmechanismus, bei dem die Krone auf einem Federmechanismus saß, der sich bei steigendem Außendruck nach innen presste und dadurch stärker abdichten sollte. Jedoch erwies sich der Mechanismus bei längerem Gebrauch als unzuverlässig, wodurch er später durch die verschraubte Krone ersetzt wurde.

Als Antwort auf die Rolex Milgauss mit ihrem charakteristischen Blitz-Sekundenzeiger und die Ingenieur von IWC präsentierte Omega mit der Railmaster und ihren antimagnetischen Eigenschaften ein Modell, das sich an all diejenigen Techniker, Ingenieure und nicht zuletzt Eisenbahner richten sollte, die bei ihrer Arbeit Magnetfeldern ausgesetzt waren. Um die Grundeigenschaft der magnetischen Resistenz sicherzustellen, fügte Omega der Railmaster ein doppeltes Gehäuse ein, das mit einem äußeren Gehäuse aus rostfreiem Stahl und einem weiteren, inneren Gehäuse aus Mumetall (reinem Eisen) ausgestattet war. Diese Komponenten, die das Handaufzugskaliber 284 einrahmten, sorgten – gleich eines Faradayschen Käfigs – dafür, dass die Railmaster CK2914 Magnetfeldern von bis zu 1000 Gauß standhalten konnte – eine wesentliche Verbesserung gegenüber den 60 Gauß, die für Uhren der damaligen Zeit als normal galten.

Bereits vor der Einführung der Omega Railmaster im Jahr 1957 hatte sich Omega einen Namen als Hersteller von Eisenbahneruhren (wodurch auch der Name der Linie entstand) gemacht – nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Europa und besonders in Kanada. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts lieferte Omega präzise Chronometer nach Kanada, die den Anforderungen des dortigen Eisenbahnwesens entsprachen. Im Inneren arbeiteten die Kaliber CCR und CCCR, auch bekannt als „Canada“-Kaliber, die zwischen 1905 und 1911 gefertigt wurden. Auch optisch setzten Omegas Eisenbahneruhren Akzente: Viele der frühen Lépine-Modelle waren kunstvoll graviert – mit detailreichen Darstellungen von Zügen und Eisenbahnszenen.

Doch während die Speedmaster durch den Kult der Moonwatch den Übergang vom Rennchronographen zum Raumfahrtinstrument vollzog und die Seamaster 300 als Militäruhr für Taucher folgerichtig zu einem der wichtigsten und nachhaltigsten Omega-Modelle avancierte, war die Railmaster ihrerseits nicht in der Lage, eine klare Identität zu entwickeln. Ihr spezieller Verwendungszweck – als Uhr für Wissenschaftler und Ingenieure in elektromagnetisch belasteten Arbeitsumgebungen – war zu spezialisiert, um breite Zustimmung zu finden. Nach nur sechs Jahren wurde die Produktion im Jahr 1963 eingestellt.


2003: Die erste Neuauflage der Railmaster im Gehäuse der Aqua Terra


Nachdem man den Namen der Omega Railmaster seit knapp vier Jahrzehnten nicht mehr im Omega-Portfolio entdeckt hatte, entschied sich Omega im Jahr 2003, neben der Erstvorstellung der AquaTerra auch die Railmaster erstmals seit den 1960er-Jahren aus der Versenkung zu heben. In diesem Zuge präsentierte Omega die Railmaster in einer Reihe von Gehäusevarianten, die auf dem Gehäuse der AquaTerra basierten: Ausführungen, die mit einem automatischen Co-Axial-Uhrwerk ausgestattet waren, kamen in Gehäusegrößen, die von 36 mm über 39 mm bis hin zu 42 mm reichten.

Darüber hinaus stieß im Jahr 2004 eine weitere, mit dem Chronometer zertifizierte Handaufzugswerk-Variante, das Kaliber 2201 (Ref. 2806.52.37), zur Railmaster-Kollektion hinzu. Diese XXL-Ausführung verfügte über ein Gehäuse mit dem enormen Durchmesser von 49,2 mm. Sie hatte mit der kleinen Sekundenanzeige bei 6 Uhr ein wichtiges Detail vorzuweisen – ein Detail, das auch bei den diesjährigen Neuheiten von Bedeutung ist. Jedoch konnte sich die Railmaster auch dieses Mal nicht durchsetzen, und so wurde die Produktion im Jahr 2012 erneut eingestellt.


2017: Zwei neue Modelle für die Omega Railmaster


Das Jahr 2017 brachte gleich zwei neue Modelle für die Omega Railmaster: Zum einen wurde mit der Seamaster Railmaster eine Railmaster in einem vollständig gebürsteten 40-mm-AquaTerra-Gehäuse lanciert, das den typischen Vintage-Charm des Modells mit modernen Designmerkmalen von Omega verband. Durch die vertikalen Streifen, die Omega dem Zifferblatt einfügte, erweckte dieses den Eindruck gebürsteten Stahls. Rund um das Zifferblatt zieht sich zudem eine Minuterie im Eisenbahn-Stil, die schlankere Ziffern und ein Fadenkreuz-Motiv in der Mitte einrahmt.

Über ihren Produktionszeitraum hinweg, der bis zum Jahr 2024 reichte, wurde die Seamaster Railmaster in drei Varianten hergestellt: die Ref. 220.10.40.20.01.001, die je nach Lichteinfall über ein schwarzes oder dunkelgraues Zifferblatt verfügt, die Ref. 220.10.40.20.06.001, die ein hellgraues Zifferblatt präsentiert, und sogar eine „Jeans“-Version (Ref. 220.10.40.20.03.001) verließ die Hallen der Omega-Manufaktur.


Die Omega Railmaster des „1957 Trilogy“-Sets


Zum anderen brachte das Jahr 2017 das „1957 Trilogy“-Set hervor, das originalgetreue Jubiläumseditionen der Speedmaster, Seamaster 300 und der Railmaster enthielt. Als schlankeste Variante der drei Neuinterpretationen fasste die Seamaster Railmaster (Ref. 220.10.38.20.01.002) mit ihren wesentlichen Designelementen – dem Gehäuse, dem Zifferblatt und der feststehenden Lünette – jene Charakteristika in Stil und Proportionen zusammen, die bereits von der ersten Railmaster erprobt wurden. Beim Gehäuse mit einem Durchmesser von 38 mm und einer Höhe von 12,7 mm orientierte sich Omega dabei stark am Original.

Das Highlight der Jubiläumsedition war jedoch das Zifferblatt, das Omega als „tropisch-schwarzes“ Zifferblatt beschreibt: Hier wird durch die Verwendung von Vintage-Super-LumiNova auf den zentralen Dauphine- und „Broad-Arrow“-Zeigern sowie den Stundenindizes jenes Leuchten suggeriert, das einer über die Jahrzehnte gereiften Ref. CK 2914 aus dem Jahr 1957 innewohnen soll. Eine weitere Anlehnung an das Original findet man in der Verwendung des historischen Omega-Logos, das auf dem Zifferblatt, der Krone und der Faltschließe des Armbands mit satinierten Mittelgliedern und polierten Außengliedern platziert wurde.

Ergänzt wird die Vintage-Ästhetik schlussendlich durch den historischen „Railmaster“-Schriftzug auf dem Zifferblatt. Dreht man die Uhr um, so erkennt man einen geschlossenen Gehäuseboden mit Seepferdchen- und „60th Anniversary“-Gravur, hinter dem sich das automatische Co-Axial Master Chronometer 8806 mit einer Gangreserve von 55 Stunden verbirgt. Die Seamaster Railmaster „1957 Trilogy“ ist zudem auf 3.557 Exemplare limitiert.


2025: Die Omega Railmaster kehrt erneut zurück


Das neue Zifferblatt in zwei Ausführungen

Nach mehreren Anläufen in den vergangenen Jahren kehrt die Railmaster nun mit zwei Neuinterpretationen zurück – und setzt dabei erneut auf historische Elemente in modernem Gewand. Das Zifferblatt der Neuheiten versinnbildlicht die größte Stärke der Railmaster und fasst gleichzeitig zusammen, was Sammler seit jeher an dem Modell zu schätzen wissen: Es vollbringt die Balance zwischen minimalistischer Gestaltung bei gleichzeitig größtmöglicher Ablesbarkeit, die durch die typischen Dauphine- und „Broad-Arrow“-Zeiger sowie spitz zulaufende Stundenindizes sichergestellt wird. Diesem Konzept folgen auch die beiden Neuheiten: Sie gleichen mit ihrer Ästhetik durchaus jenen historischen Vorbildern, erweitern es jedoch im Zusammenspiel mit grünlichen Elementen auf grauem Hintergrund beziehungsweise vintage-braunen Elementen auf einem beigen Hintergrund um eine moderne Komponente.

Um den Zifferblättern eine gewisse farbliche Tiefe und moderne Ästhetik zu verleihen, wählte Omega den Fumé-Effekt: Hierbei handelt es sich um eine gestalterische Technik, bei der ein Farbverlauf von einem dunklen Farbton am Rand des Zifferblatts zum sichtbaren Mittelpunkt allmählich heller wird. Bei der grauen Version (Ref. 235.10.38.20.06.001) zeigt sich somit ein edler dunklerer Grauton, der sich schließlich zu einer helleren Farbvariante verändert, während die beige Variante (Ref. 235.10.38.20.13.001) denselben Farbverlauf in einer wärmeren Ausführung präsentiert.

Während Ref. 235.10.38.20.06.001 über einen zentralen Sekundenzeiger verfügt, präsentiert die Ref. 235.10.38.20.13.001 eine andere Herangehensweise an die Zeitanzeige: Sie orientiert sich mit einer kleinen Sekundenanzeige auf der 6-Uhr-Position an jener Zifferblattkonfiguration, die einst von der Railmaster-XXL-Variante (Ref. 2806.52.37) aus 2004 erstmals etabliert wurde.


Das Gehäuse


Die neue Ausführung der Railmaster erscheint in zwei Varianten, die sich zwar in ihren Zifferblättern unterscheiden, jedoch beide über ein Edelstahlgehäuse mit einem Durchmesser von 38 mm verfügen, das sich an der Gehäuseform der Aqua-Terra-Linie orientiert. Des Weiteren messen die Gehäuse 12,36 mm in der Höhe und 45 mm von Bandanstoß zu Bandanstoß, während die Wasserdichtigkeit 150 Meter beträgt. Dreht man die Uhr um, lässt sich das Uhrwerk durch den offenen Gehäuseboden betrachten.

Das jeweilige Zifferblatt wird zudem durch ein farblich passendes Armband komplementiert. Das graue Modell ist wahlweise an einem schwarzen Lederarmband oder einem Edelstahlarmband erhältlich, während die Version mit beigem Zifferblatt an einem braunen Novonappa-Lederarmband oder ebenfalls mit Edelstahlarmband angeboten wird.


Das Uhrwerk


Im Inneren der neuen Railmaster-Modelle offenbaren sich zwei verschiedene Uhrwerke: Die graue Version verfügt über das automatische Co-Axial Master Chronometer Kaliber 8806, das bereits in der Seamaster Railmaster sowie der Jubiläumsedition des „1957 Trilogy“-Sets von 2017 verbaut wurde, während das Modell mit beigem Zifferblatt und kleiner Sekundenanzeige über das ebenfalls automatische Kaliber 8804 verfügt.

Nicht nur sind beide Uhrwerke mit einer Magnetfeldresistenz von bis zu 15.000 Gauß um ein Vielfaches antimagnetischer als das Handaufzugskaliber der CK 2914, das 1.000 Gauß standhalten konnte, sie verfügen zudem über die Master-Chronometer-Zertifizierung. Bei dieser Zertifizierung, die 2005 von Omega und dem Eidgenössischen Institut für Metrologie ins Leben gerufen wurde, stehen nicht nur Tests der Ganggenauigkeit einer Uhr in sechs unterschiedlichen Positionen im Fokus (0 bis +5 Sekunden pro Tag), sondern auch ihre Zuverlässigkeit unter praxisnahen Belastungen – darunter die garantierte Wasserdichtigkeit und die Widerstandsfähigkeit gegenüber starken Magnetfeldern.

Anders als bei der COSC-Zertifizierung, bei der lediglich die Präzision des Uhrwerks getestet wird, überprüft die METAS-Zertifizierung also die magnetische Widerstandsfähigkeit, die Gangreserve und die Wasserdichtigkeit der gesamten Uhr. Darüber hinaus bietet das Kaliber 8806 eine Gangreserve von 55 Stunden, während die Gangreserve des Kalibers 8804 bei 60 Stunden liegt. Wie es für Uhrwerke mit Silizium-Spiralfeder typisch ist, arbeiten beide Uhrwerke mit einer Frequenz von 25.200 Halbschwingungen pro Stunde.


Die Preise der neuen Modelle


Die graue Omega Railmaster (Ref. 235.10.38.20.06.001) liegt preislich bei 6.000 € mit Stahlarmband bzw. 5.600 € mit Lederarmband. Die beige Variante (Ref. 235.10.38.20.13.001) fällt mit 6.600 € am Stahlarmband und 6.200 € am Lederarmband geringfügig teurer aus.


omegawatches.com