In Schaffhausen neigt man dazu, jedes Jahr einen Teil der Marken-Familie in den Mittelpunkt zu rücken. Zuletzt war es die Portugieser-Linie, die überarbeitet und erweitert wurde. In 2021 ist nun ein anderer IWC-Favorit dran: Die Piloten-Modelle. Diese Zeitmesser erfreuen sich seit jeher größter Beliebtheit. Sowohl bei ästhetisch-design-verliebten Uhrenbegeisterten, als auch bei solchen, bei denen Funktionalität und eine gewisse Sportlichkeit im Mittelpunkt des Interesses steht. Beide Gruppen werden an den nun im Rahmen der digitalen Uhrenmesse Watches & Wonders 2021 vorgestellten Neuheiten ihre Freude haben.
Der neue Pilot’s Watch Chronograph 41: Ref. IW3881
Die kürzlich präsentierte und auf 1.000 Exemplare limitierte Tribute to 3705 war nur der Anfang. Der Chronograph aus Ceratanium richtete sich mit seinem von der populären 3705 aus dem Jahr 1994 inspirierten Design vor allem an mit der Marke vertraute Fans. Den neuen Pilot’s Watch Chronograph 41 hingegen kann man getrost als den idealen „Einstiegs-Chrono“ in die IWC-Welt betrachten.
Mit seinen 41 Millimeter Durchmesser folgt er der aktuellen Marken-Strategie, die populärsten Modelle aus Schaffhausen in kleineren Proportionen anzubieten, die auch an schmaleren Handgelenken gefallen. Bereits 2019 hatte man zwar dem 43-Millimeter-Chronographen die „Spitfire“-Varianten in 41 Millimeter zur Seite gestellt, diese gibt es aber nicht mit Stahlarmband. Auch das Vintage-Design mit „Fauxtina“, also Zeigern deren Leuchtmasse alt ausschaut aber brandneu ist, unterscheidet die Spitfire-Modelle vom ultra-technischen Appeal des klassischen Piloten-Chronos.
Die neue Referenz IW3881 bringt nun das kleinere Format mit der hochaktuellen und doch tief in der IWC-Geschichte verankerten Optik zusammen. Erhältlich ist der Chronograph mit Datums- und Tagesanzeige fürs erste mit blauem oder grünem Zifferblatt, und jeweils entweder mit Edelstahlarmband (für 7.600 Euro) oder Kalbslederarmband (für 6.850 Euro). Letzteres ist bei der blauen Variante ebenfalls blau und bei der grünen in braun gehalten.
Ein erstklassiges Stahlband
Gerade mit dem Stahlarmband versehen ist die Uhr eine extrem lässige, sehr „toolige“ Chronographen-Alternative für all jene, die sich nicht dem ewigen Hype um die Rolex Daytona hingeben wollen. Das von Cockpit-Instrumenten inspirierte Blatt hat dabei einen ähnlich hohen Wiedererkennungswert. Und die Uhr trägt sich mit 14,5 Millimeter Bauhöhe auch an Handgelenken mit nur plus-minus 17 Zentimetern Durchmesser hervorragend. Das Metallarmband ist dabei nicht nur komfortabel, es verleiht der äußerst wertig verarbeiteten Uhr ein angenehmes Gewicht und Präsenz am Handgelenk.
Zudem: Dank des sehr, sehr, sehr einfach zu bedienenden EasX-Change-Systems lassen sich Armbänder schnell wechseln, um dem Chronographen mit den optional erhältlichen Leder- oder Kautschukarmbändern eine komplett veränderte Aura zu verpassen.
Von den optischen Neuerungen abgesehen ist die größte Neuerung allerdings wohl im Inneren der Uhr zu finden. Dort verrichtet das Manufaktur-Kaliber 69385 mit 46 Stunden Gangreserve seinen Dienst, es kann durch einen Glasboden dabei beobachtet werden.
In zu verkaufenden Stückzahlen gemessen dürfte dieser Chronograph die wichtigste Neuheit für IWC sein. Mit einem Design, das aus gutem Grund extrem populär ist, und einer Größe, die für fast jeden und jede tragbar ist.
Die neuen Big Pilot Top Gun “Mojave Desert” Modelle
Es gibt eben Uhren, die für den wirtschaftlichen Erfolg einer Uhrenmarke wesentlich sind – wie den eingangs vorgestellten Chronographen. Und dann gibt es Modelle, die vor allem den Mythos und das Image einer Marke ganz wesentlich prägen. Letzteres trifft auf die zwei neuen Big Pilot’s Watch Top Gun Editionen „Mojave Desert“ zu.
Diese Uhren mit ihrem Gehäuse aus sandfarben-beiger Keramik und dem dunkelbraunen Blatt können tatsächlich nur in der Wüste als Tarnfarben gelten – überall anders fallen sie maximal auf. Um die Bedeutung dieser neuen Varianten der Big Pilot Watch zu verstehen, muss man dabei ins Jahr 2019 zurückblicken. Damals stellte IWC den auf 500 Exemplare limitierten Pilot’s Watch Chronograph Top Gun Edition „Mojave Desert“ in ebendieser Sandoptik vor.
Eine besondere Strategie
Chris Grainger-Herr, der CEO von IWC Schaffhausen, erzählt gern von der Entstehungsgeschichte des Designs, das von einer Fahrt durch die namensgebende Mojave-Wüste inspiriert wurde. Fast wichtiger aber als dieser Marken-und-Marketing-Erklärungsansatz ist: In einer Zeit, in der die Konkurrenz sich mit der Kreation möglichst bunter Keramikgehäuse beschäftigte – weil von gelb über rot hin zu orange und blau inzwischen so ziemlich alles technisch möglich ist – traf IWC mit seinem erdenen Natur-meets-Military-Look den Geschmack seiner Kunden und präsentierte eine besonders einzigartige Keramik-Optik.
Die 500 Exemplare waren dem Vernehmen nach allemal schneller verkauft als man braucht, um den langen Namen des Sondermodells auszusprechen. Selbst prominente Freunde des Hauses gingen damals angeblich leer aus, und noch heute wird die Uhr sehr preisstabil und oft sogar mit Wertzuwachs auf dem Zweitmarkt gehandelt. Eine weitere Wüstenuhr zu lancieren ist vor diesem Hintergrund beinahe ein Selbstläufer. Und wie beim Vorgänger scheint man in Schaffhausen eine gewisse Begehrlichkeit schüren zu wollen. So sind diese „Big Pilots“ zwar nicht grundsätzlich limitiert, es sollen aber maximal 150 Exemplare des ewigen Kalenders sowie 250 Exemplare der Dreizeiger-Big-Pilot pro Jahr produziert werden. Kostenpunkt: 14.800 Euro für die Ref. IW 506003, beziehungsweise 33.600 Euro für die Ref. IW503004 mit ewigem Kalender.
Das Beste aus zwei Welten
Die Mojave-Modelle im Military-Look vereinen dabei das unverkennbare Design der Big Pilot Watch, die ihren Ursprung in den 1940er Jahren hat, mit einem äußerst modischen Äußeren. Eine Uhr für Piloten, die aber auch ohne Tarnfleck hervorragend getragen werden kann, egal ob nun am Strand oder bei der nächsten Wanderung. Wobei das Äußere der Uhr mit ihren mehr als 46 Millimeter Durchmesser das Potenzial zum lässigen It-Piece haben mag, sie ist gleichzeitig aber auch ein Stück großer IWC-Historie. Das gilt noch eine Nuance mehr für die Variante mit ewigem Kalender.
Denn so ungewöhnlich die Kombination von extragroßer Fliegeruhr einerseits und Ewiger-Kalender-Komplikation andererseits zunächst erscheinen mag, so kommt hier zusammen, was IWC als Unternehmen maximal geprägt hat: Die Fliegertradition, sowie der von Kurt Klaus entwickelte hauseigene Ewige Kalender. Dessen geniale Konstruktion kann ganz einfach über die Krone gesteuert werden. Das aus gerade einmal 82 Einzelteilen gefertigte Kalender-Modul entspricht dabei zu hundert Prozent dem IWC-Selbstverständnis, das nach möglichst zuverlässigen, einfachen und ingenieursgetriebenen Lösungen sucht, statt sich mit Raffinesse-Exzessen selber im Wege zu stehen.
Die neue Big Pilot’s Watch 43
Manchmal lohnt es sich klein zu denken. Bestes Beispiel dafür: Diese neue Big Pilot, deren Gehäuse statt üppigen 46 nur noch 43 Millimeter misst. So wie man es im vergangenen Jahr bereits beim ewigen Kalender aus der Portugieser-Kollektion gemacht hat, so denkt man bei IWC auch 2021 noch. Es darf selbst bei dieser Uhr, die den Anspruch wahrer Größe immerhin bereits im Namen trägt, auch mal etwas weniger gigantisch sein. Schließlich trägt sich die auch die zierlichere Big Pilot Watch dank ihrer üppigen Krone immer noch extra-BIG. Selbst in der neuen, 43 Millimeter Variante ist sie deshalb alles andere als eine Mini Pilot.
Und dennoch machen die drei Millimeter in Sachen Zielgruppen-Erschließung Welten aus. Der Gedanke dieses weltberühmte Design auch für Nicht-Hünen tragbar zu machen ist ebenso simpel wie klug. Die DNA der Uhr wird dabei keineswegs verwässert. Schließlich ist eine Big Pilot – egal in welcher Variante – immer eine Uhr, die gesehen wird. Die Krone, die Bauhöhe (in diesem Fall 13,6 Millimeter) und die blitzsaubere Optik sorgen dafür. Mehr noch: Die Big Pilot ist eine Uhr die gesehen werden soll. Sie ist eine, die zu ihren üppigen Dimensionen steht. Sie ist fürs Handgelenk ungefähr das, was das G-Modell von Mercedes-Benz für die Straße ist – ein Hingucker, aber auch ein Klassiker.
Zahlen und Fakten
In den Handel kommt die neue 43-Millimeter-Variante (Ref. IW3293) zur Premiere zunächst wahlweise mit Zifferblättern in schwarz (mit braunem Kalbslederarmband) oder in blau (mit blauem Kalbsleder- oder Stahlarmband). Sie kostet 8.850 Euro am Lederband und 9.850 in der Stahlbandvariante. Das entspricht bei der Ledervariante einem Preisvorteil von rund 4.000 Euro gegenüber der Ur-Big-Pilot mit 46,2 Millimeter Durchmesser, für die IWC aktuell 12.950 Euro verlangt.
Im Unterschied zu ihrer großen Schwester präsentiert sich die 43-Millimeter-Variante allerdings als reine Dreizeigeruhr. Ohne Datum und ohne Anzeige der Gangreserve, die beim verarbeiteten Kaliber 82100 statt sieben Tagen allerdings auch nur 60 Stunden beträgt. Alles in allem ist es also eine etwas kleinere, schmalere Variante, die aber gerade wegen ihres maximal aufgeräumten Zifferblattes eine starke Ergänzung der Kollektion ist.
Der neue Big Pilot’s Watch Perpetual Calender
Die Unendlichkeit ist ein faszinierender Gedanke, was erklärt, warum Ewige Kalender auch jenseits der puren horologisch-mechanischen Herausforderung die Sinne so ansprechen. Bei richtiger Handhabung muss eine solche Uhr erst in vielen Generationen neu gestellt werden, genauer: Im Jahr 2100 ist beim IWC Perpetual Calendar von Kurt Klaus eine erste Korrektur nötig, und die vierstellige Jahreszahl wird sogar bis zum Jahr 2499 angezeigt. Es ist diese Faszination, die ausgerechnet den ewigen Kalender zur Lieblings-Komplikation der Toolwatch Big Pilot gemacht hat. Seit 2006 wurde diese bereits in 37 unterschiedlichen Varianten lanciert.
Die neuste ist nun eine besonders gelungene Kombination von Größe und Grandezza. Das Gehäuse ist schlicht und ergreifend aus Stahl, und das Zifferblatt ist in ewig populärem blau gehalten. Mit der Anzeige von Datum, Wochentag, Monat, vierstelliger Jahresanzeige und ewiger Mondphase präsentiert sie sich ansonsten im sehr vertrauten Big-Pilot-Gewand. Mit 29.800 Euro ist sie dabei ähnlich eingepreist wie die Spitfire-Variante in Bronze – und nicht ganz zweitausend Euro preiswerter als eine vergleichbare Variante im Keramikgehäuse.
Dafür bekommen die Kunden einen Zeitmesser, dessen Design und Komplikation typisch IWC sind, und der auch in vielen Jahren noch über jeden Zeitgeist erhaben sein wird.