IWC Mark XII & Pilot’s Watch: Eine Liebeserklärung an die vielleicht schönste Daily Watch aller Zeiten
Eine Uhr als die schönste Daily Watch aller Zeiten auszuloben, basiert natürlich rein auf persönlichem Empfinden und viele Kriterien müssen dabei stimmen: Ästhetik, Design, Tragbarkeit, Ablesbarkeit, Geschichte, Preis und Mechanik. Die IWC Pilot’s Watch (früher „Mark“ genannt) ist ein Modell, bei dem irgendwie alles stimmt, ohne um jeden Preis perfekt sein zu wollen. Sie ist für mich die wahrscheinlich schönste Daily Watch überhaupt und es war Uhren-Liebe auf den ersten Blick. Und dafür gibt es viele gute Gründe.
IWC Pilot’s Watch Automatic 36 – IW324010
Das erste Rendezvous
Ich war bei einer Hochzeit eingeladen, als ich nach längerer Zeit einen alten Freund wiedertraf und mit ihm ins Gespräch kam. Ich entdeckte eine Mark XV an seinem Handgelenk, Baujahr vermutlich um 2005 herum, schwarzes Blatt, schlichtes Design, mit Datum und vor allem – und das ist ein Hauptgrund für meine Zuneigung zu ihr – mit dem typischen mehrgliedrigen Edelstahlband. Ich verguckte mich sofort in die Uhr, nicht nur, weil sie einfach so unaufdringlich cool ist, sondern auch, weil sie am bis zum Knöchel tätowierten Handgelenk meines Kumpels mit seinem ohnehin noch guten Teint verdammt gut aussah. Er verstand es, der Uhr den richtigen Auftritt zu geben. Es gibt für mich in Punkto Uhren nichts schlimmeres, als ein abgemagertes Handgelenk mit einer viel zu großen Uhr daran. Die Proportionen sind allesentscheidend. Er entschied sich für 38 mm Gehäusedurchmesser an seinem 19 cm Handgelenk und machte damit alles richtig. Mein Handgelenk ist etwas schmaler, daher steht mir 36 mm besser. So zumindest meine persönliche Wahrnehmung.
1948: das Geburtsjahr der Mark XI
Die Uhrmacher bei IWC verstehen sich als Ingenieure. Sie kommen nicht aus der klassischen Métiers d’Art, in der aufwendig dekorierte Zifferblätter und Werks-Verzierungen die Hauptrolle spielen. IWC verkörpert vielmehr den Ansatz der Reduktion zum Wesentlichen. Letztendlich war es auch bei den Fliegeruhren für die britische Royal Air Force nicht anders, für die IWC ab 1948 die Mark XI produzierte und die Streitkräfte damit bis 1981 ausstattete. Die Mark XI besaß ein schwarzes Zifferblatt mit weißen Ziffern und Indizes, die gut ablesbar waren und in Dunkelheit durch Leuchtfarbe sichtbar wurden. Auf der 12 Uhr Position brachte man zur besseren Orientierung der Piloten bei einem flüchtigen Blick auf das Zifferblatt ein weißes Fliegerdreieck mit zwei Punkten rechts und links an, das ebenfalls im Dunkeln leuchtete. Außerdem besaß sie ein Weicheisen-Innengehäuse zum Schutz gegen Magnetfelder.
IWC Mark XI – Edelstahlgehäuse mit einem Durchmesser von zirka 36 mm. IWC Kaliber 89 Handaufzugswerk. Um 1948. Fotocredit: Analogshift
Die Mark XI Uhren wurden anfangs mit einem sogenannten Bonklip-Stahlband ausgestattet, das allerdings optisch nichts mehr mit den feingliedrigen Armbändern der moderneren Mark Modelle zu tun hatte. 1954 kamen dann auch Nylonbänder dazu und boten die Möglichkeit, die Uhr sowohl am Arm als auch über den Fliegeranzug zu tragen.
1994: IWC Mark XII
Mitte der achtziger Jahre begannt die Royal Air Force mit der Ausmusterung der Mark XI und sie verschwand für einige Jahre. Doch 1994 wurde mit der Mark XII Ref. 3241 ein neues Zeitalter der ikonischen Fliegeruhr eingeläutet. Das Schöne ist, dass sie von ihrem Charme von einst nichts verloren hat, ganz im Gegenteil, sie kam sogar noch cooler zurück. Die Mark XII war der Start einer einfachen, aber perfekten mechanischen Uhr mit zeitlosem Design.
IWC Mark XII Ref. 3241 Kaliber IWC 884/2 (LeCoultre 889/2) Fotocredit: Antiquorum
Das Plexiglas wurde durch ein kratzfestes Saphirglas ersetzt, das einfachere Kaliber 89 wurde mit einem Automatikwerk Kaliber 889/2 von Jaeger-LeCoultre mit Datumsfunktion erweitert. Und vor allem kam zum ersten Mal auch das feingliedrige Edelstahlband zum Einsatz. Verstehen Sie mich nicht falsch, die Mark sieht auch an einem Lederband sehr sehr gut aus, aber für mich ist es die Kombination aus Stahlgehäuse mit dem unverwechselbaren mehrgliedrigen Stahlband, das die Uhr so attraktiv macht. Damals waren die Glieder noch etwas tropfenförmiger als heute, wo sie etwas kantiger sind und aus fünf Gliedern bestehen, statt neun.
Weitere Mark Modelle folgten
Seit 1994 folgten immer wieder subtile Updates. Wohingegen die Mark XII noch ein 36 mm Gehäusedurchmesser besaß, war die Mark XV Ref. IW3253 schon auf 38 mm gewachsen. Außerdem ersetzte IWC das bis dato verwendete Jaeger-LeCoultre Kaliber 889/2 mit dem Kaliber 37524, das auf dem Kaliber ETA 2892-A2 basierte. Die Mark XV wurde zwischen 1999 und 2005 hergestellt und sowohl die Mark XII als auch die Mark XV gehören zu meinen Favoriten unter den Vintage-Mark Modellen. Leider hat die Mark XV ein für mich mit 38 mm etwas zu großes Gehäuse.
IWC Pilot’s Watch Mark XV Ref. IW3253
Danach kamen dann noch eine Mark XVI, Mark XVII und 2016 die Mark XVIII ins Portfolio dazu. Wobei Letztere dem Original von 1994 wieder ein Stück weit näher kommt, hatte sie auf dem Weg ihrer Evolution, auch wenn nur minimal, etwas von ihrer DNA einbüßen müssen. Zeitweise wurden zum Beispiel die Stundenziffern bei 3, 6 und 9 Uhr durch Balkenindexe ersetzt und die Minuterie bei 12 Uhr war durch den Fliegerpfeil unterbrochen. Als Fan des Ur-Modells sind das für mich nicht unerhebliche Veränderungen.
Vielleicht wird sich der ein oder andere gewundert haben, warum auf die Mark XII (11) die Mark XV (15) folgte, und nicht eine Mark 13 und 14. Das hat schlichtweg damit zu tun, dass in der westlichen Kultur die 13 und in östlichen Kulturen die 14 mit Unglück in Verbindung gebracht wird.
IWC Pilot’s Watch löst „Mark“ ab
Heute läuft das Modell als Pilot’s Watch Referenz IW324010 (mit 36 mm) im Katalog von IWC. Zum Glück hat man sich dazu entschieden, die moderne Fliegeruhr auch in der originalen kleineren Größe von 36 mm Durchmesser anzubieten. Ich habe 38 mm getestet und nein, die Proportionen sind einfach nicht kompatibel mit meinem Handgelenk.
Einziger Wermutstropfen ist für mich, dass die IWC Ingenieure die Stabzeiger von einst in den moderneren Mark Modellen mit lancetteförmigen Zeigern ersetzt haben. Stabzeiger stehen ihrem auf das wesentliche reduzierte Toolwatch-Design wesentlich besser. Außerdem ist es schade, dass der Schriftzug „Mark“ nicht mehr auf dem Zifferblatt erscheint. Aber irgendwelche Veränderungen muss es ja geben, sonst könnte man das Ur-Modell einfach immer und immer weiter produzieren und verliert somit vielleicht ein Stück weit die Nostalgie, die Vintage-Uhren eben mit sich bringen. Was mir persönlich allerdings an der neuen Ausführung besser gefällt, ist das schwarz unterlegte Datumsfenster, das bei der Mark XII und Mark XV noch weiß war.
Das Werk
In der aktuellen Pilot’s Watch läuft das Kaliber 35111, das auf einem Sellita SW300-1 basiert. Diese Sellita Werke laufen einwandfrei, da gibt es nichts zu monieren. Das Werk 35111 bietet eine Gangreserve von 42 Stunden mit Datum und Sekundenstopp. Ich bin aber davon überzeugt, dass IWC auch in dieser Fliegerlinie in den kommenden Jahren ein Manufakturkaliber verbauen wird. 2019 erhielt die Spitfire-Linie ein Werksupdate und läuft seitdem mit dem Manufakturkaliber 32110 mit Automatikaufzug. Es bietet immerhin schon 72 Stunden Gangreserve und die Nachfrage nach in-house produzierten Werken wird immer lauter. Uhrenhäuser der Größe von IWC sind heutzutage auch in der Lage, Manufakturwerke zu attraktiven Preisen anzubieten, insofern rechne ich auch bei der Pilot’s Watch in Zukunft nicht mit einem nennenswerten Preisanstieg.
Preise und Verfügbarkeit Mark XII, Mark XV und Pilot’s Watch
Die Pilot’s Watch Automatic 36 (IW324010) hat einen Listenpreis von 5.550 Euro und ist als nicht limitiertes Modell uneingeschränkt verfügbar. Mark XII Modelle kosten ab zirka 4.500 Euro aufwärts, allerdings findet man keine allzu große Auswahl mit Stahlband. Bei den Mark XV Vintage-Modellen variieren die Preise stark, je nach Zustand und Ausführung zwischen zirka 3.000 und 6.000 Euro. Auch hier gibt es auf dem Gebrauchtuhrenmarkt leider wesentlich weniger Ausführungen mit Stahlband als mit Lederarmband. Wer noch ein originales Mark XI Modell sucht, muss etwa das Doppelte zahlen. Absurd wenn man weiß, dass sie zur Zeit ihrer Ausmusterung 1984 für 100 – 200 DM zu erwerben waren.
Die vielleicht coolste Daily Watch überhaupt?
Wie schon kurz erwähnt trägt sich 36 mm an meinem Handgelenk ideal. Aber ich finde auch, dass 36 mm den gesamten Proportionen der Uhr am besten stehen. Die Höhe der Uhr beträgt 10.6 mm, die Bandbreite 18 mm – von einem ästhetischen Aspekt aus betrachtet ist die Uhr mit 36 mm Gehäusedurchmesser im perfekten Einklang. Ich habe sie persönlich am liebsten im Sommer zu T-Shirt und Jeans getragen, oder mit dunkelblauem Hemd und dunklen Shorts.
Es gibt Dinge, seien es Menschen, Produkte, kulinarische Gerichte oder Bauten, die schaut man an und denkt sich, dass sie irgendwie einfach perfekt erscheinen. Sie sind oftmals einfach aber raffiniert, was ihren Reiz ausmacht. Für mich ist es bei der Pilot’s Watch von IWC nicht anders. Das puristische aber markante Gehäuse an dem maskulinen aber raffinierten Band, das schlichte aber funktionelle Zifferblatt sind für mich Sinnbild für Understatement, Brillanz und Vollkommenheit.
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