Zenith CEO Julien Tornare über die Neuheiten 2020 und den Fluch und Segen der Digitalisierung
Julien Tornare, CEO von Zenith gönnt sich ein Glas Rosé an diesem Nachmittag. Nicht, weil es zu seiner Routine gehört, sondern weil er mit den Gästen in dieser kleinen digitalen Runde anstoßen möchte. Aber was gibt es momentan denn schon großartig zu feiern? In erster Linie die Neuheiten von Zenith, auf die wir seit Wochen gespannt warten und dessen Launch durch die Krise bedingt längst überfällig ist. Und zum anderen ist auch die Ankündigung der ersten E-Commerce Plattform von Zenith in Deutschland ein Grund zur Freude.
Sicherlich steht der Toast aber auch irgendwie symbolisch für die Zeit, die langsame Rückkehr zu etwas mehr Normalität. Von Aufschwung mag zwar noch niemand sprechen, aber die Manufakturen sind wieder in Betrieb und die Produktion und Zeitmesser können endlich weiterlaufen. Schließlich steht die Zeit nie still. Auch wenn die Blicke nach vorne gerichtet sind, wie hat Tornare die letzten Monate erlebt? Welche Erkenntnisse nimmt er aus der Krise mit in die Zukunft für Zenith? Und überhaupt, was gibt’s Neues von der Feinmechanik?
Digitalisierung – Fluch oder Segen?
Julien Tornare kommt ursprünglich aus dem Marketing. 17 Jahre lang hat er als Verkaufsleiter erst für Raymond Weil, dann für Vacheron Constantin gearbeitet. Und daher fehlte ihm in den letzten Monaten der persönliche Kontakt zu seinen Märkten umso mehr. Auch die Manufaktur, also Büro und Arbeitsmittelpunkt des CEO’s sind fast zwei Monate lang geschlossen gewesen. Er betont immer wieder, dass digitale Konferenzen die persönliche Begegnung nicht ersetzen können, aber es helfe natürlich, im Kontakt zu bleiben.
Und so holt Tornare jeden Morgen um 9 Uhr sein Team vor den Bildschirm, um gemeinsam über die aktuelle Entwicklung und diverse andere Themen zu sprechen. Und auch wir treffen den sympathischen CEO dieses Mal nicht persönlich zum Austausch, sondern digital, um uns einerseits über die momentane Ausrichtung von Zenith zu informieren, und erstmals auch die Neuheiten für 2020 ‚live‘ zu sehen.
Das Manufakturgebäude von Zenith
Als Julien Tornare vor drei Jahren als CEO bei Zenith antrat, hatte er sich klare Ziele für die Marke gesetzt. Das Angebot sollte übersichtlicher werden, also wurden die Kollektionen schlanker. Hauptaugenmerk liegt auf den vier Linien Defy, Elite, Chronomaster und Pilot. Das Boutique Konzept wurde grunderneuert und visuell modernisiert. Auch die Webseite wurde unter seiner Leitung einem Re-Launch unterzogen und nicht zuletzt mit starken Geschichten gefüllt, für all diejenigen, die nicht stationär mit der Marke in Berührung kommen, sondern über den digitalen Weg.
Die neuste „Time To Reach Your Star“ Kampagne knüpft emotional aufgeladen an die Geschichte von Zenith an. Der Stern im Logo kommt schließlich nicht von irgendwoher. Es geht um Träume, um außergewöhnliche Persönlichkeiten, die nach dem Unmöglichen streben. Es geht um die Inspiration von all denjenigen, die nach den Sternen greifen um als unvergessene Helden in die Annalen der Geschichte einzugehen.
Zenith Lanciert e-Commerce in Deutschland
Tornare setzte von Anfang an auf digitale Lösungen und E-Commerce. Und das kommt der Marke nun in der Krise zu gute. In China ist das Online Geschäft in den letzten Monaten um 38% angestiegen. Hier gab es für Tornare in der Branche lange Zeit zu viel Zurückhaltung, es führe aber in die Zukunft geblickt kaum noch ein Weg daran vorbei – jetzt erst recht nicht mehr.
Gesagt, getan. Nachdem die E-Commerce Plattformen bereits am 20. Mai in der Schweiz, in Frankreich und Italien implementiert wurden, folgen ab heute (17. Juni) auch Deutschland, Großbritannien und Spanien. Zenith bietet ihren Kunden einen Concierge-Service an, auf den sie bei Fragen und Anliegen jederzeit zugreifen können. Nicht nur, dass nun rund um die Uhr Zenith Uhren gekauft werden können, Kunden sollen auch davon profitieren, online Exklusivmodelle zu erwerben. Aus der Not folgt also eine Tugend, aus einem wohlwollenden Service wird eine unabdingliche Notwendigkeit – für Zenith, aber auch für die ganze Branche.
Was Gibt’s Neues von der Feinmechanik?
Chronomaster Revival Manufacture Edition
Es war Mitte November 2018, als Tornare einen dringenden Anruf von seinem Produktentwickler Romain Marietta und Heritage Manager Laurence Bodenmann erhielt. In einer kleinen quadratischen Box wurden ein paar Zifferblätter entdeckt. Das war erstmal nicht allzu außergewöhnlich – doch niemals zuvor hatten sie die bislang unbekannte Variante des legendären dreifarbigen Zifferblatts der A386 gefunden, die auch noch in einem tadellosen Zustand waren. Zifferblätter mit drei verschiedenen Blautönen für die Chronographenzähler waren darin zu finden.
Daraus ist nun das neue Modell Chronomaster Revival Manufacture Edition entstanden, dessen Zifferblätter Reproduktionen der originalen Zifferblätter mit ihren drei verschiedenen Blautönen für die Chronographenzähler sind. Das sieht ziemlich cool aus und ist eine schöne Story. Schade nur, dass die Stückzahl der gefundenen Blätter so schwindend gering war – sonst hätte man daraus eine einmalige limitierte Kollektion machen können, bei der die originalen Fundstücke sogar auf dem Zifferblatt eingearbeitet wären oder in einer speziellen Box mitgeliefert würden. Im 38 mm Gehäuse tickt selbstverständlich ein El Primero Werk Kaliber 400.
Chronomaster Revival Manufacture Edition
Der Clou ist, dass die Uhr ausschließlich in der Manufaktur in Le Locle erhältlich ist. In Corona-Zeiten nun ausnahmsweise exklusiv über den neuen Online-Shop, woran dann allerdings eine Einladung in die Manufaktur geknüpft ist. Darauf besteht der CEO. Preis: 8.800 Euro.
Chronomaster Revival Shadow
An skurrilen Geschichten fehlt es Tornare an diesem Nachmittag nicht. Und so erzählt er, wie ein kleines Team von Mitarbeitern letztes Jahr den abgeschotteten Dachboden durchforstete, auf dem einst Charles Vermot seine Pläne und Komponenten der El Primero versteckte. In einer Kiste wurden sie fündig: es war der Prototyp eines Chronographen mit Handaufzug, von dem man nie so richtig wusste, ob er wirklich jemals existierte. Ungewöhnlich für diese Zeit war das Gehäuse, das aus geschwärztem Edelstahl bestand.
Chronomaster Revival Shadow
Die davon inspirierte neue Zenith Chronomaster Revival Shadow verbindet nun gleich zwei historische Eigenschaften miteinander. Ein schwarzes Gehäuse aus mikrogestrahltem Titan in einer getreuen Nachbildung der A384, der ersten Uhr von Zenith mit ihrem historischen El Primero Werk. Wie das Original, besitzt auch der moderne Zeitmesser einen Gehäusedurchmesser von 37 mm. Anders als der Prototyp ist die „Shadow“ mit dem Automatikchronographenwerk El Primero 4061 ausgestattet. Sie ist ebenfalls ab sofort über die neue E-Commerce-Plattform erhältlich. Preis: 8.300 Euro.
Pilot Type 20 und Defy 21
Auch bei der Linie Pilot und Defy gibt es ein paar Neuheiten. Wohingegen die Pilot Type 20 in den vergangenen Jahren überwiegend in Bronze oder gealtertem Stahl gefertigt war, wird ab Juli eine neue Version mit glänzendem Edelstahlgehäuse erhältlich sein. „Ein zeitgemäßeres Material“ nennt Tornare es und spielt damit sicherlich auf den Trend zu Sportuhren in Stahl an.
Pilot Type 20 Rescue Chrono
Die Pilot Type 20 Rescue kostet 7.300 Euro und als Chrono 7.800 Euro. Bei der Defy 21 schwärmt Tornare von der limitierten Edition, die anlässlich des neuen Defender von Land Rover entstanden ist, für ihn der beste SUV, der jemals produziert wurde. Gerade einmal 250 Stück werden ab August vom (Uhren-) Werk gehen und Design-technisch einige Details vom Jeep aufgreifen. Preis: 13.700 Euro.
Defy 21 Land Rover Edition
Messepläne
Das vorläufige Aus für die Baselworld bedauert Tornare sehr – er mache sich in erster Linie Sorgen um die vielen Hundert kleinen Marken und Hersteller, die letztendlich am Rockzipfel der großen Player hängen. Sie seien nicht in der Lage, auf andere Plattformen und Messen auszuweichen. Zenith habe immerhin bereits während der Uhrenwoche in Dubai mit Händlern und Presse in Kontakt treten können. Die kleineren Marken seien hingegen davon abhängig gewesen, dass die ganze Welt in Basel zusammenkomme.
Baselworld – Zenith Stand – Halle 1.0
Tornare hofft, dass sich Genf zum neuen Hotspot entwickelt und ein Format wird, das Platz für Alle bietet. Gehe es nach ihm, so könne die Messe über eine ganze Woche hinweg stattfinden und jeder bekommt in Genf verteilt seinen Platz – wie ein Olympisches Dorf stellt er sich das in der Realität vor und ergänzt: „Auch wenn wir alle gewissermaßen konkurrieren, müssen wir jetzt alle zusammenrücken für das Wohl der Uhrenindustrie.“
Und wie steht es um die Zukunft von Luxusgütern?
Es gibt viele Menschen, so Tornare, die meinen, dass Luxus zur Nebensächlichkeit werden würde. Er ist hier ganz anderer Meinung. Luxus ist für ihn ein Bedürfnis, das Menschen neben den grundlegenden Bedürfnissen wie Essen, Trinken und Atmen zu bestimmten Gelegenheiten für ihr Glück und Wohlbefinden brauchen. Bei Luxus gehe es darum, sich etwas Besonderes zu gönnen. Nur die Art und Weise, wie Luxus definiert wird ändere sich. Der ganze „Bling Bling“ wird seiner Meinung nach verschwinden. Menschen schauen mehr denn je auf echte Werte, das ist nun in der Krise besonders deutlich geworden. Und so wird es für ihn auch beim Konsum von Luxus nicht anders sein – die Marken mit starken und ehrlichen Werten werden in den Vordergrund rücken.
Auch Nachhaltigkeit ist ein immer wichtigeres Thema beim Konsum von Luxusgütern. Aber wie lässt sich das bei Zenith verbinden? Hierzu hat Tornare eine romantische Antwort: „Mechanische Uhren sind von Natur aus schon nachhaltig – sie werden nicht nach kürzester Zeit obsolet, sondern funktionieren auch tendenziell in 1.000 Jahren noch“. Er lenkt aber auch ein, dass die Herstellung von Uhren und Materialien natürlich nicht gänzlich nachhaltig ist.
Julien Tornare ist getrieben von Innovationen. In den letzten Jahren hat Zenith viel in neue Materialien und Technik investiert, was sich imagemäßig sicherlich auszahlt. Aber Wachstum und Innovation ziehen eben auch eine gewisse Verantwortung mit sich, die Verantwortung, Nachhaltigkeit bei den innovativen Prozessen nicht zu vernachlässigen. Hier muss unserer Meinung nach in vielen Bereich noch radikaler umgedacht werden.
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