Wie man Innovation vorantreibt: Gregory Bruttin von Roger Dubuis über Unternehmensstrategien
Seit ihrer Gründung im Jahr 1995 ist die Marke Roger Dubuis ein Vorreiter in der Luxusuhrenindustrie, der immer wieder Grenzen überschreitet und Standards neu definiert. (Fast) von Anfang an mit dabei ist Gregory Bruttin, der 2002 zu Roger Dubuis kam. Wir haben uns mit ihm getroffen, um über die bedeutendsten Änderungen in der Unternehmensstrategie zu sprechen, die im Laufe der Jahre vorgenommen wurden. Sie reichen von der frühen Auseinandersetzung mit bahnbrechenden Komplikationen bis hin zu den jüngsten Partnerschaften, die die Marke in den letzten Jahren weitgehend geprägt haben. Zweifellos bleiben das Engagement des Uhrenherstellers für Innovation und uhrmacherische Exzellenz weiterhin bestehen – doch wohin steuert Roger Dubuis in einer Zeit, in der die Marke von einen Interims-CEO geleitet wird? Zu unserem Glück hat unser geschätzter Interviewpartner alle Antworten parat.
Gregory Bruttin
Bei Roger Dubuis hat Bruttin hat fast alle Ränge durchlaufen: vom Uhrmacher, Head of Movement Development, R&D and Watchmaking Director, bis hin zu seiner aktuellen Rolle, in der der erfahrene Ingenieur bestens aufgeht: Strategic Product Director. „Ich bin für alles verantwortlich, was mit dem Produkt zu tun hat“, fasst er in seinem gelassenen, französischen Akzent zusammen.
Roger Dubuis
Roger Dubuis‘ Gründungsjahre 1995-2000: Etwas Einzigartiges erschaffen
In den Anfängen setzte man sich bei Roger Dubuis zum Ziel, etwas Einzigartiges zu erschaffen: eine Fusion aus modernem Design und traditioneller Uhrmacherkunst. Diese Vision brachte die Entwicklung komplizierter Uhrwerke hervor. Dazu zählt unter anderem der retrograde Ewige Kalender, mit dem sich die Marke schon bald von ihrer Konkurrenz absetzte. Darüber hinaus nutzte Roger Dubuis Saphirglas für die Gehäuseböden seiner Zeitmesser, wodurch Tradition und Moderne gleichzeitig verkörpert wurden.
“Herr Dubuis‘ erste Idee bestand darin ein sehr modernes Design zu haben, aber in einem echten Uhrmacherei-Kontext“, erklärt Bruttin. „Deshalb haben wir schon von Anfang an Komplikationen kreiert. Ein gutes Beispiel dafür war die Sympathie Bi-Retrograde Perpetual Calendar mit ihrer originellen Animation und einem Saphirglasboden. Für Herrn Dubuis war es sehr wichtig, die Schönheit des Uhrwerks zu zeigen. Wir haben daher damit angefangen, das systematischer umzusetzen. Damals war es sehr modern, so etwas zu tun. Doch das Uhrwerk selbst war unweigerlich sehr traditionell gehalten und verfügte über eine hochqualitative Finissage.“
Nachdem die Markenidentität schnell definiert war, stellten die Jahre zwischen 1995 und 2000 eine Phase dar, in der man die Produktionskapazitäten der Marke in Genf etablierte. Damit wurde eine Grundlage für zukünftige kreative Vorhaben geschaffen. Mit dem Ziel, den Wissensschatz im Bereich der Uhrwerkskonstruktion und -technik zu bündeln, begann Roger Dubuis mit der Entwicklung eigener Kaliber. Damit unternahm man einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur vollständigen Unabhängigkeit der Produktion.
Ein neues Jahrtausend: Innovation vorantreiben
Anfang der 2000er Jahre hatte sich Roger Dubuis als führendes Unternehmen der Haute Horlogerie etabliert, das für seine innovativen Komplikationen und seine tadellose Handwerkskunst bekannt war. Die eigene integrierte Manufaktur wurde 2002 gegründet, demselben Jahr, in dem Bruttin zu Roger Dubuis stieß. Sie ermöglichte es der Maison, ihre frühen Kaliber zu integrieren und noch kreativer zu sein. „Wir waren sehr ehrgeizig“, fügt Bruttin hinzu. „Das ist der eigentliche Grund, warum ich in das Unternehmen eingetreten bin“. Roger Dubuis‘ Einführung seines ersten hauseigenen Tourbillons, dem RD03, im Jahr 2003 und des Doppeltourbillons im Jahr 2005 festigten sein Renommee für technische Meisterleistung und Innovation weiter. Durch die strategische Positionierung des Tourbillonkäfigs in unkonventionellen Winkeln stellte Roger Dubuis die Industrienormen in Frage und unterstrich damit sein Engagement, Grenzen zu überschreiten. Kurz darauf folgten weitere Innovationen, darunter die Weltpremiere eines Minutenrepetitionstourbillons und eines skelettierten Doppeltourbillons.
Mitte der 2000er Jahre vollzog sich mit der Lancierung skelettierter Uhren in der avantgardistischen Excalibur-Kollektion ein bedeutender Wandel in der ästhetischen Ausrichtung der Marke. Diese Zeitmesser spiegelten die Genfer Uhrmacherkunst wider, indem sie die Schönheit des Uhrwerks durch eine aufwändige Skelettierung zur Geltung brachten. Damit zeugten sie beispielhaft von Roger Dubuis‘ Fähigkeit, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. „Der Schritt zur Skelettierung war der zweite große Meilenstein in der Entwicklung der Marke“, ergänzt Bruttin.
Roger Dubuis: 2015 und darüber hinaus
In den letzten Jahren hat sich Roger Dubuis kontinuierlich weiterentwickelt und neue Materialien, Technologien und Kooperationen erschlossen. Partnerschaften mit Automobilriesen wie Lamborghini haben die Türen zu innovativen Designs und Materialien geöffnet und eine neue Generation von Luxusuhrenliebhabern angesprochen. Die Sportuhr Excalibur Spider, so Bruttin weiter, habe viele Möglichkeiten, nicht zuletzt in Bezug auf Farben und Materialien, eröffnet. Ein besonderer Meilenstein war die Excalibur Spider Carbon, die 2017 auf den Markt kam. Dabei handelt es sich um den ersten Zeitmesser, dessen Werkplatte, Brücken und oberer Tourbillonkäfig vollständig aus Karbon gefertigt sind. Dicht darauf folgte die Excalibur Quatuor Cobalt Micromelt, bei der eine exklusive Technologie aus der Luft- und Raumfahrtindustrie zum Einsatz kam.
Im selben Jahr verstarb Roger Dubuis, doch seine Philosophie lebt fort. „Wir stützen uns hauptsächlich auf drei Säulen“, erklärt Bruttin. „Die Uhrmacherei ist natürlich die erste. Die zweite ist die Ausdrucksstärke: Roger Dubuis selbst war immer bestrebt, etwas Überraschendes zu kreieren, auch in Bezug auf die Farben. Die dritte Säule ist die Modernität, die uns von unseren Wurzeln über den Motorsport bis hin zur heutigen Entwicklung geführt hat.“ In dieser Zeit begann auch die bestehende Zusammenarbeit der Uhrenmanufaktur mit den Rennsportriesen Pirelli und Lamborghini Squadra Corse.
Von der Gegenwart in die Zukunft – und wieder zurück
Auf der diesjährigen Watches and Wonders wurde die neue Orbis in Machina Central Tourbillon aus Titan vorgestellt. Mit dieser Rückbesinnung auf das Tourbillon schließt sich der Kreis. „Die Vorgabe war wirklich, etwas sehr Modernes zu schaffen“, sagt Bruttin. „Vor zwei oder drei Jahren haben wir das Uhrwerk komplett neu entwickelt: Es hat einen neuen Käfig, der widerstandsfähiger gegen Magnetismus ist, und ein modifiziertes Federhaus, das für eine Gangreserve von 72 Stunden sorgt. Auch die Veredelung ist zeitgemäßer und die Verwendung von Titan ist noch dazu sehr modern.“
Darüber hinaus trägt der Zeitmesser das begehrte Genfer Siegel, das für höchste uhrmacherische Standards steht. „All diese Veredelungen haben einen Bezug zu Genf“, erklärt Bruttin. „Es ist die perfekte Rückkehr zum Ursprung. Die Bedeutung der Genfer Uhrmachertradition geht auf die anfängliche Idee von Herrn Dubuis zurück, eine Dualität einzubauen, die den Beginn einer neuen Ära markiert. Für uns ist es wichtig, die Uhrmachertraditionen wieder aufzugreifen, insbesondere die traditionellen Komplikationen. In Zukunft werden wir uns weitgehend auf die Komplexität konzentrieren. Gleichzeitig planen wir, eine moderne Neuinterpretation der allerersten Komplikation, die wir 1993 entwickelt haben, einzuführen.“
Doch natürlich ist nicht alles in Stein gemeißelt. Nicht zuletzt liegt es daran, dass die Marke noch immer einen Interims-CEO hat. Auch die Partnerschaft mit Lamborghini sei, wie Bruttin betont, nicht vom Tisch und bliebe für die Marke sehr wichtig: „Wir haben eine sehr starke Beziehung und viele Ideen.“ Erst im vergangenen Jahr hat Roger Dubuis einen Lamborghini-Chronographen in Zusammenarbeit mit Lamborghini vorgestellt, der viel Beachtung fand – und laut Bruttin dürften weitere Chronographen folgen.
Mit Blick auf die Zukunft ist Roger Dubuis bereit, auf seinem reichen Erbe aufzubauen und gleichzeitig neue Möglichkeiten für Innovation und Wachstum zu willkommen zu heißen – in erster Linie durch seine stets anpassungsfähige und äußerst beliebte Excalibur-Linie. Mit einem Fokus auf uhrmacherisches Können, ausdrucksstarkes Design und Modernität ist die Marke gut aufgestellt, um die Herzen von Sammlern und Kennern über Generationen hinweg zu erobern. Es bleibt nur zu hoffen, dass der neue CEO, wer es auch sein mag, weiß, wie man das erreichen kann.
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