Als Statussymbol und Trendobjekt sind Armbanduhren heutzutage vom Handgelenk eines Mannes nicht mehr wegzudenken. Ob Gold oder Edelstahl, eckig oder rund, sportlich oder elegant – welcher Zeitmesser unter dem Ärmelsaum hervorblitzt ist zum Ausdruck der Persönlichkeit geworden. Doch wie kam es dazu, dass die Armbanduhr zum täglichen Begleiter wurde und welche Rolle spielte die Cartier Santos dabei?
Um die Geschichte der Armbanduhr zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick nach Paris zu werfen. Denn dort fertigte Louis Cartier Anfang des 20. Jahrhunderts eine Armbanduhr für seinen Freund und brasilianischen Flugpionier Alberto Santos-Dumont an. Mit ihrem avantgardistischen Design gilt und ihren integrierten Bandanstößen gilt die Santos als eine der ersten „modernen“ Armbanduhren und die erste, die kommerziell als solche auf den Markt kam. Noch heute ist der Zeitmesser mit seiner quadratischen Form eine zeitlose Ikone der Maison.
Wie der exzentrische Alberto Santos-Dumont den Anstoß zur Armbanduhr gab, was das Design der Santos so besonders macht und wie sie es geschafft hat, noch heute so beliebt zu sein, schauen wir uns nun einmal genauer an. Begeben wir uns auf eine horologische Reise, angefangen bei der französischen Hauptstadt zur Jahrhundertwende bis hin zum roten Teppich der Met Gala.
Der Ursprung der Cartier Santos: Paris
Stadt der Liebe, Modehauptstadt, Künstlerstadt – Paris hat viele Beinamen, die nicht von ungefähr kommen. Ihr Wahrzeichen, der Eiffelturm, wurde 1889 auf der Weltausstellung präsentiert. Die von Gustave Eiffel entworfene Stahlkonstruktion beeindruckte mit ihren 106 Stockwerken damals nicht nur als das höchste Gebäude der Welt, sondern zeugte auch von den großen Veränderungen, die in die Moderne führten.
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Im Rahmen der „ersten Globalisierung“ (ca.1880-1914) und durch die zweite industrielle Revolution kam es zu vielen technologischen Fortschritten, wie der Erfindung des Telefons, der Glühbirne, der Fotografie oder der Eröffnung der ersten U-Bahn-Stationen. Durch die maschinelle Produktion und den Aufbau von Fabriken zog es immer mehr Menschen in die Stadt. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg so die Bevölkerung von Paris auf mehr als eine Million an. Viele Reisende aus dem Ausland kamen nach Paris, um die neuesten Trends zu bestaunen und kostbare Kleider und Schmuck zu erstehen.
Die Cartier Boutique in Paris um 1912/1913
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1892 zieht der junge Alberto Santos-Dumont von Brasilien in die französische Metropole. Dort sollte seine schillernde Persönlichkeit nicht nur die Luftfahrt, die noch in den Kinderschuhen steckte, technologisch vorantreiben, sondern auch die Mode- und Uhrenwelt maßgeblich prägen.
Flugpionier: Wer war Alberto Santos-Dumont (1873-1932)?
Als sechstes von insgesamt acht Kindern kam Alberto Santos-Dumont 1873 in Brasilien auf die Welt. Sein Vater, der Sohn französischer Immigranten, Henrique Dumont hatte sich in Brasilien einen Namen als „König des Kaffees“ gemacht, da er die Prozesse zur Herstellung von Kaffee mechanisierte. So kam der junge Alberto bereits auf den Kaffeeplantagen seines Vaters mit Maschinen in Berührung. Schon als Kind entwickelte Alberto eine Faszination für Technik und Abenteuer. Mit sieben Jahren fährt er mit dampfbetriebenen Maschinen auf den Plantagen umher, mit zehn Jahren experimentiert er selbst mit Dampf und befüllt Papierballons damit. Neben dem Experimentieren verbringt Alberto auch gerne seine Zeit mit Lesen. Vor allem die Abenteuerromane von Jules Verne haben es ihm angetan. Mit 15 Jahren beobachtet Alberto eine Ballonfahrt in São Paolo, die seine Leidenschaft für das Fliegen entfacht. Doch es sollte noch etwas dauern, bis er selbst seine erste Ballonfahrt unternimmt.
Alberto Santos Dumont um 1907/1908
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Nachdem sein Vater Henrique Dumont durch einen Unfall halbseitig gelähmt ist und seine Kinder gut versorgt sehen möchte, bekommt Alberto sein Erbe von umgerechnet einer halben Million Dollar vorab ausgezahlt. Damit er Mechanik lernen kann, schickt sein Vater ihn schließlich 1892 nach Paris. Dort beginnt Alberto seiner Leidenschaft für die Luftfahrt von Tagträumen in die Realität umzusetzen.
Inspiriert durch das Buch „Andrée und seine Ballons“ über den schwedischen Abenteurer Salomon Andrée, der versuchte, mit einem Ballon zum Nordpol zu fliegen, sucht Alberto die Werkstatt der Autoren und Ballonbauer Henri Lachambre und Alexis Machuron in Paris auf. Mit Machuron unternimmt er seine erste Heißluftballonfahrt, bei der sie eine Strecke von 100 Kilometern in zwei Stunden von Vaugirard in Paris zum Château de Ferrières zurücklegen. Diese Erfahrung gab Santos-Dumont schließlich die Motivation, selbst das Fliegen zu lernen und seine eigenen Maschinen zu bauen. Von den beiden Ballonkonstrukteuren lernte er, wie man einen Heißluftballon lenkt und gemeinsam mit ihrer Hilfe baute er 1898 seinen eigenen ersten leichtgewichtigen Ballon: Die Brésil, die nur eine Person tragen konnte.
Santos-Dumont in seinem Heißluftballon
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Nach der erfolgreichen Fahrt mit seinem Heißluftballon vor großem Publikum, begann Alberto sich intensiver mit dem Fliegen zu befassen und eigene Maschinen zu konstruieren. Er wandte sich recht schnell von den Heißluftballons ab und maschinenbetrieben Luftschiffen zu. Von 1898 bis 1905 erschuf er 14 solcher Luftfahrzeuge. Meist bestanden sie aus einem mit Wasserstoff gefüllten Ballon, der an einer Maschine befestigt war und mit seiner Zigarrenform an einen Zeppelin erinnerte. Betrieben wurden sie mit Dampf, Batterien und später auch – inspiriert von Automobilen– mit Benzin. Sein erstes Luftschiff flog Santos-Dumont am 20.09.1898 erfolgreich vom Botanischen Garten in den Westen von Paris und erreicht dabei eine Flughöhe von 396 Metern.
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Im selben Jahr gründete der Aviatik Enthusiast Ernest Archdeacon den Aéro-Club de France. Der Club war nicht nur ein Ort für Debatten rund um die Aviatik, sondern auch ein Initiator, der die Luftfahrt maßgeblich durch Wettbewerbe vorantrieb. Im April 1900 rief ein weiteres bedeutendes Mitglied des Clubs, der Öl-Magnat Henri Deutsch de la Meurthe, den ersten Wettbewerb aus. Wer es schaffte, am schnellsten und innerhalb von einer halben Stunde mit seinem Luftschiff von St. Cloud im Südwesten von Paris zum Eiffelturm zu fliegen, ihn zu umrunden und wieder zurückzufliegen, sollte 50.000 Franken erhalten.
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Alberto Santos-Dumont nimmt sich dieser Herausforderung an und richtet dazu sogar einen Hangar bei St. Cloud ein. Im Juli unternimmt er mehrere Testflüge mit einem wasserstoffbetriebenen Luftschiff, wobei er den Eiffelturm zwar erreicht, aber mit 40 Minuten zu lange für den Gewinn braucht. Am 08. Juli macht Santos-Dumont eine Bruchlandung und kracht mit seinem Luftschiff Nr. 5 in das Trocadero-Hotel. Durch austretenden Wasserstoff kommt es zu einer Explosion, doch Santos-Dumont hat Glück und kommt glimpflich davon. Am 19. Oktober des Jahres 1901 absolviert Santos-Dumont erfolgreich die 11 Kilometer lange Strecke mit seinem Luftschiff Nr. 6 trotz herausfordernder Wetterbedingungen. Da er aber 40 Sekunden länger als die vorgegebene Zeit brauchte, wollte ihm die Jury zuerst den Preis nicht aushändigen. Doch aufgrund des starken Zuspruchs aus dem Publikum, erhält Santos-Dumont den Preis. Das gewonnene Geld spendet er an sein Personal und die Bedürftigen von Paris.
Nach einem gescheiterten Versuch im Jahr 1902 über das Meer zu fliegen, widmet sich Santos-Dumont sich den Motorflugzeugen. Im darauffolgenden Jahr zeigt er der kubanisch-amerikanischen Aida de Acosta, wie man ein Luftschiff fliegt und lässt sie allein mit seinem motorbetriebenen Luftschiff Nr. 9 in die Lüfte steigen. Damit war sie die erste Frau, die ein betriebenes Luftahrzeug steuerte und das ein halbes Jahr, bevor die Brüder Orville und Wilbur Wright mit ihrem Motorflugzeug Flyer im amerikanischen Kitty Hawk, North Carolina, erfolgreich flogen.
Orville Wright fliegt das Motorflugzeug Flyer, während sein Bruder Wilbur den Flug beobachtet
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Nach zwei Jahren Entwicklungszeit, fliegt Santos-Dumont am 12.11.1906 mit seinem Leichtflugzeug „14-bis“ eine 60 Meter lange Strecke. Der Doppeldecker bestand aus einer Bambus- und Pinienholzkonstruktion, an denen ein Seidenstoff wie bei einem Kastendrachen für die Flügel aufgespannt war. Santos-Dumont gewinnt damit erneut eine Auszeichnung des Aéro-Club, den Deutsch-Archdeacon Preis, und galt vorerst als Erfinder des Flugzeugs. Denn die Gebrüder Wright führten ihre Flüge heimlich durch und ließen ihre Maschinen patentieren. Erst 1908 präsentierten die amerikanischen Geschwister ihre Flugmaschine in Frankreich und lösten mit der Zeit Santos-Dumont als „Erfinder des Flugzeugs“ ab.
Santos-Dumont und seine 14-bis
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Santos-Dumont tüftelte weiter an seinen Flugzeugen und flog im November 1907 sein Ultra-Leicht-Flugzeug Nr. 19, die Demoiselle, mit einem kreuzförmigen Heck über die Seine. Gemeinsam mit dem Unternehmen Clement Bayard brachte Santos-Dumont den Eindecker als erste kommerziell produzierte Flugmaschine 1908 auf den Markt. Er baute weitere Modelle dieses Typs in Serie bis hin zur Maschine Nr. 22. 1909 konnte die Maschine schon Geschwindigkeiten bis zu 120km/h erreichen.
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1910 gibt der Flugpionier das Fliegen nach einem Unfall mit der Demoiselle im Januar auf. Er bleibt bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges eine Koryphäe in der Welt der Aviatik. Jedoch zieht er sich aufgrund einer Erkrankung an Multipler Sklerose und Depression immer mehr zurück. In den darauffolgenden Jahren verbringt er viel Zeit in französischen und schweizerischen Sanatorien und beschäftigt sich mit teils wagemutigen Erfindungen. Immer wieder plagt ihn der Gedanke, dass seine Erfindung im Krieg genutzt wurde. 1932 nimmt Alberto Santos-Dumont sich das Leben. Sein Herz wird nach seinem Tod im brasilianischen Nationalen Luft- und Raumfahrt Museum in einem goldenen Globus aufbewahrt.
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Leider wissen wir nicht mehr viel über den genauen Aufbau von Santos-Dumonts Luftschiffen. Denn er ließ seine Erfindungen nie patentieren und verbrannte alle seine Papiere und Pläne, nachdem er fälschlicherweise für einen deutschen Spion gehalten wurde. Doch sein abenteuerlicher Esprit lebt noch heute in Form der Cartier Santos weiter.
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Zwei Pioniere treffen aufeinander: Santos-Dumont und Louis Cartier
In Paris war Santos-Dumont durch seine Luftschiffe und seinen exzentrischen Kleidungsstil stadtbekannt. Aufgrund seiner zierlichen Statur von 1,52 Metern hatte sich der brasilianische Flugpionier zudem einen Namen als „Le petite Santos“ gemacht. Des Öfteren konnte man beobachten, wie er mit seinem Luftschiff Baladeuse durch die Stadt flog und es mit einem Seil an einem Laternenpfahl festband, um seine Freunde zu besuchen oder ins Café zu gehen. Zu seinen Freunden zählten viele einflussreiche Persönlichkeiten, darunter Gustave Eiffel, Familienmitglieder der Rothschilds und die Witwe von Napoleon III. Santos-Dumont lud sie gerne zu sich ein und veranstaltete Dinner, bei denen man auf zwei Meter hohen Stühlen saß und das Gefühl von Fliegen nachempfinden konnte.
Alberto Santos-Dumont mit seinem Luftschiff Baladeuse (links), Alberto Santos-Dumont beim Dinner mit einem Freund um 1900 (rechts)
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Über den Aéro-Club lernte Santos Dumount wohl zwischen 1898 und 1900 den Juwelier und Uhrmacher Louis Cartier bei einer Abendveranstaltung kennen. Die beiden verband eine gemeinsame Affinität für Technik und Innovation: Alberto Santos-Dumont trieb die Aviatik mit seinen Erfindungen voran, während Louis Cartier sein Familienunternehmen revolutionierte. So verwundert es auch nicht, dass die beiden eine Unterhaltung haben sollten, durch die wir alle heute Uhren am Handgelenk tragen.
Ein Gemälde von 1904 zeigt Louis Cartier
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Der Legende nach schildert Alberto Santos-Dumont dem Juwelier, dass eine Taschenuhr nicht praktisch für die Luftfahrt sei und es eine bessere Lösung brauche. Denn bei den vom Aéro-Club veranstalteten Wettbewerben ging es nicht nur um Distanz, sondern auch um Zeit. Doch zum Navigieren eines Luftschiffs brauchte man beide Hände und eine Taschenuhr hervorzuholen war höchst riskant. Somit konnten die Piloten die Zeit während eines Fluges nur schwer im Blick behalten. Daraufhin beschloss Louis einen Weg für seinen Freund zu finden, dieses Problem zu umgehen.
Die Armbanduhr: Ursprünge und Herausforderungen
Genau genommen existierten Armbanduhren schon um die Jahrhundertwende. Für Frauen waren sie schon lange in Mode. Beispielsweise fertigte Abraham-Louis Breguet 1810 eine Armbanduhr für die Königin von Neapel und Patek Philippe kreierte 1868 eine für die ungarische Herzogin Koscowicz. So schön die filigranen Armbanduhren auch waren, sie waren nicht besonders präzise. Daher galten sie als Schmuck und gehörten auch bei Cartier seit 1888 zum festen Sortiment.
Patek Philippes diamantenbesetzte Armspangenuhr für die ungarische Gräfin
Für Männer gab es hingegen keine kommerziellen Armbanduhren. Zwar fertigte beispielsweise Girard-Perregaux im Jahr 1880 eine 2.000 Stück umfassende Serie von Armbanduhr für preußische Marineoffiziere im Auftrag von Wilhelm I. an, jedoch handelte es sich dabei um Sonderanfertigungen und kein Produkt für die Öffentlichkeit. 1892 brachte Audemars Piguet die erste Armbanduhr mit Minutenrepetition heraus, doch auch da konnte sich die Armbanduhr noch nicht etablieren. Anfang des 20. Jahrhunderts trugen Männer ihre Uhren an einer Kette an der Brust oder in der Hosentasche. Um eine Armbanduhr für Männer auf den Markt zu bringen, galt es sich zwei Herausforderungen zu stellen. Die erste war eine Technische, da das Uhrwerk in verschiedenen Positionen funktionieren muss und nicht nur in der Vertikalen wie bei Taschenuhren. Zudem musste das Uhrwerk Temperaturschwankungen und anderen äußeren Einflüssen wie Wasser standhalten und mit einer Hand während des Tragens einfach einstellbar sein.
Armbanduhr mit Minutenrepetition von Audemars Piguet
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Während diese Probleme schon zum Großteil gelöst wurden, bestand die größte Herausforderung darin, Männern die Armbanduhr schmackhaft zu machen und sie von ihrem Image als Damenschmuck zu lösen. Denn nur bei Piloten, Soldaten und Sportlern wurde die Männlichkeit beim Tragen einer solchen Uhr nicht angezweifelt. Somit kam es auf eine ästhetische und als maskuline angesehene Armbandbefestigung für das Gehäuse an.
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Die erste Cartier Santos
Wann genau Louis Cartier seinem Aviatik-Freund die Uhr übergab, kann nicht genau gesagt werden. Denn es gibt keine Unterlagen zur genauen Datierung der Uhr. Allerdings verweist eine Werbung aus dem Ende der 1970er (1978) auf das Jahr 1904 und scheint als Datum allgemein akzeptiert zu sein. Demzufolge erhielt Santos-Dumont seine erste Armbanduhr von seinem Freund Louis in diesem Jahr und konnte endlich am Steuer seiner Luftfahrzeuge die Zeit risikofrei ablesen. Zwei Jahre darauf trägt der brasilianische Pionier die Uhr, als er am 12. November mit der „Type 14-bis„ in Paris 220 Meter fliegt und damit den offiziell ersten Motorflug durchführt. Natürlich wurde so etwas Bahnbrechendes fleißig von der Presse abgelichtet und so erfüllte die Uhr nicht nur ihren Zweck, sondern wurde auch dank Santos-Dumont zum modischen Statement.
Der Flugpionier in seinem Flugzeug um 1907
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Santos-Dumont galt nämlich nicht nur als Flugpionier, er war auch eine Modeikone. Zu seinen Markenzeichen zählten dunkel gestreifte Anzüge mit hochgekrempeltem Hosenbein, Stiefel mit Absätzen, Hemden mit hohen Krägen und ein Panamahut. Sein exzentrischer Stil trug weiter zu seiner Berühmtheit bei und fand in vielen Magazinen Erwähnung. Noch dazu gab es einen regelrechten Hype um ihn und seine Luftschiffe, dass sein Konterfrei auf verschiedenen Produkten aufgedruckt wurde und von seinem Kleidungsstil inspirierte Produkte in Boutiquen erhältlich waren. Mit seiner neuen Armbanduhr sorgte der Brasilianer für Aufmerksamkeit und trug durch seine Medienwirksamkeit dazu bei, dass das Interesse bei den Parisern geweckt und die Santos so bekannt wurde. Doch wie sah die Santos eigentlich aus?
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Das Design der Santos
Seine Fähigkeit ästhetisch ansprechende und technisch raffinierte Kreationen zu erschaffen. verhalf Louis Cartier dazu etwas, das ursprünglich für Frauen gedacht war, erfolgreich für Männer umzumünzen. Als Inspiration dienten die montre-bracelets für Frauen. Dabei wurde die Uhr an einem schwarzen Seidenband oder diamantbesetzten Band am Handgelenk getragen. Cartier hatte selbst schon einige für Kundinnen hergestellt. Für Männer sollte Befestigung etwas schnörkelloser für die Männer ausfallen. Allerdings musste sie gleichzeitig ästhetischer sein als die Armbanduhren, die für das Militär angefertigten wurden.
Unglücklicherweise ist dieses besondere Exemplar heute nicht mehr erhalten. Es kann als Prototyp für die Uhren angesehen werden, die noch folgen sollten. Doch einiges lässt darauf schließen, dass die Uhr optisch einem Entwurf von 1908 zu einem Modell namens Santos II glich. Die Uhr für Santos-Dumont war ein Einzelstück, aber das Interesse und die Nachfrage nach Armbanduhren wuchsen. Als 1911 mehrere Armbanduhren auf den Markt kamen, entschied sich Louis Cartier als kluger Geschäftsmann dafür, dass es der richtige Zeitpunkt gekommen war, die Armbanduhr auf den Markt zu bringen, die Santos-Dumont bei seinen Flügen trug. Denn davor hatte Louis Cartier die Uhr nur im Geheimen weiter herstellen lassen. Das Modell benannte er nach seinem Freund: Santos.
Dazu entwarf Louis Cartier eine Uhr in einer quadratischen Form mit goldener Umfassung, einem Saphiraufzug auf der rechten Seite und Bandanstößen zur sicheren Anbringung eines geflochtenen Lederarmbandes. Das Besondere daran war, dass die Befestigungen für das Armband nicht mehr separat, sondern im Gehäuse integriert waren. Das Armband war somit nicht nur eine Option, sondern Teil des Ganzen. Das machte Cartiers Santos zur ersten Uhr, die speziell dafür geschaffen war, sie am Handgelenk zu tragen. So gesehen war sie die „erste moderne Uhr“, wie Franco Cologni in seinem Buch Cartier: Die Tank Uhr schreibt. 1911 war die Uhr mit einem schwarzen oder braunen Schweinslederarmband erhältlich.
Eine Santos-Dumont mit braunem Lederarmband von 1912
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Auch die quadratische Form des Zeitmessers spiegelt einen neuen Zeitgeist wider. Ein rundes Gehäuse war zur damaligen Zeit die gängigste Form. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde mit verschiedenen Linien, Winkeln und Schliffen experimentiert und so erschienen auch die ersten Uhren in unterschiedlichen Formen. Bei der Santos-Dumont entschied sich Louis Cartier für eine eckige Form. 1906 waren schon Schmuckkreationen mit eckigen Formen bei Cartier angeboten worden, 1908 folgten dann eckige Taschenuhren wie beispielsweise eine Taschenuhr mit Kette aus Platin mit einem Rubin Cabochon. Durch das Spiel mit geraden Linien und klaren Formen, repräsentieren Louis Cartiers Designs einen modernen Stil, der sich dann 1907 mit der Kunstbewegung des Kubismus formierte. Dieser geometrischen Ästhetik folgend, besaß die erste kommerzielle Santos-Dumont ein quadratisch anmutendes 35 x 25 mm kleines, flaches Gehäuse. Die Ecken des Gehäuses waren abgerundet und gingen als Verlängerung nahtlos in die Bandanstöße über. Damit waren das Gehäuse und die Bandbefestigung aus einem Guss. Angeboten wurde das Gehäuse in Gelbgold oder Platin, das Cartier schon seit 1860 als erstes Unternehmen für seine Kreationen und 1906 für seine berühmte Tonneau Uhr nutzte. Die Nutzung von Platin war damit auch ein Zeichen der Modernität von Cartier.
Eine Cartier Taschenuhr aus Platin aus den 1910ern
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Zum unverkennbaren Markenzeichen sind auch die acht sichtbaren Nieten, später Schrauben, auf der Lünette mit Höhenring geworden, die für diese Zeit höchst ungewöhnlich waren. Gemeinsam mit der Gehäuseform sollen sie in abstrakter Form für die Pfeiler des Eiffelturms stehen, wenn man das imposante Bauwerk von oben beachtet. Dadurch greift Louis Cartier die Perspektive auf, die Alberto Santos-Dumont von seinen Luftschiffen aus gehabt haben muss. Darüber hinaus ist auch das Zifferblatt eine Hommage an die französische Hauptstadt aus der Vogelperspektive. Die geschwärzten, schlanken römischen Ziffern, die kennzeichnend für die Maison werden sollten, sind dem neuen Stadtbild von Paris nachempfunden. Denn Paris hatte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts maßgeblich verändert. In einem 17 Jahre langen Prozess zwischen 1853 und 1870 ließ Baron Georges-Eugène Haussmann im Auftrag von Napoleon III. ein Großteil der Stadt abreißen und von Neuem aufbauen. Durch sein radikales Vorgehen entstanden die langen, breiten Alleen und schönen Hausfassaden die Stadt so, wie wir sie auch heute noch kennen.
Neben der modernen Gestaltung des Zeitmessers und den Anspielungen auf das Fliegen, ist das Modell auch ein weiteres Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Cartier und dem Uhrenmacher Edmond Jaeger, die seit 1907 vertraglich bestand und Cartier Exklusivrechte zusicherte. Als Spezialist für die Miniaturisierung von Uhrwerken, fand Jaeger immer eine geeignete technische Lösung, um ein Uhrwerk einer Gehäuseform anzupassen. Damit waren Louis Cartier in der Gestaltung keine Grenzen gesetzt.
Edmond Jaeger
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Auch für die Santos-Dumont verbaute Edmond Jaeger das Uhrwerk. Außerdem war das Modell mit einer von Jaeger erfundenen und patentierten, goldenen Faltschließe ausgestattet, die Cartier erstmals 1910 verwendete und später zur heutigen D-Form durch den Cartier-Mitarbeiter Joseph Vergely weiterentwickelt wurde. In der Industrie war diese Faltschließe völlig neu und rundete das insgesamt sehr fortschrittlich wirkende Modell der Santos ab.
Weitere Entwicklung der Cartier Santos
Die Santos Uhr prägte das Image von Cartier nachhaltig und etablierte es als eine innovative Uhrenmanufaktur. Seit 1911 ist der Zeitmesser in zahllosen Ausführungen erschienen. Ihrem prägnanten Design ist die Uhr aber treu geblieben und auch der Name hat sich im Vergleich zu anderen Modellen über das Jahrhundert hinweg kaum verändert. Werfen wir nun einen näheren Blick auf die weitere Geschichte der Santos.
Der Modedesigner Jean-Charles Worth trug ein Uhrenmodell der Santos um 1920
Durch Santos-Dumont salonfähig gemacht, erfreuten sich Armbanduhren einer größer werdenden Beliebtheit – vor allem während des ersten Weltkrieges. 1930 übestiegen die Verkäufe von Armbanduhren die von Uhren. Jedoch schwand in den 1940er Jahren das Interesse an der Santos Uhr, da ihr eckiges Gehäuse nicht den Vorschriften des Militärs entsprach, dass Uhren rund sein mussten. Dafür sollte die Santos ab den 1970ern einen Höhenflug erleben, als Cartier eine breitere Klientel ansprechen wollte. Dazu trug der 1969 zum Marketingleiter und 1973 zum Generaldirektor der Briquet Cartier SA ernannte Alain-Dominique Perrin maßgeblich bei. In dem Jahr als er zum Generaldirektor ernannt wurde, erlebte die Santos als Grundlage und Teil der Collection Louis Cartier, die auf den ikonischen Modellen der Cartier Geschichte beruht, ein Comeback. Damals wurde die Uhr in 18-karätigem Gold mit einem Lederarmband samt Faltschließe jeweils in einer Version für Männer und Frauen lanciert.
Alain-Dominique Perrin
Es ist aber das Jahr 1978, dass der Santos zu einem kometenhaften Ausstieg verhilft. Unter Perrin bringt Cartier mit der Santos eine erschwingliche Sportuhr auf den Markt, um mit der Royal Oak von Audemars Piguet und Patek Philippes Nautilus mithalten zu können. Dafür nutzte Cartier ein Material, das die Maison damals noch nie für seine Uhren verwendet hatte: Edelstahl. Das 29 mm x 41 mm umfassende Gehäuse wurde zuerst in einer Bicolor Variante veröffentlicht. Während das Gehäuse aus Edelstahl bestand, waren die Schrauben im integrierten Armband und die Lünette aus 18-karätigem Gold gefertigt. Zwei verschiedenfarbige Metalle so zu nutzen war für die damalige Zeit ein Novum und so war Cartier eines der ersten Unternehmen, dass diese Material- und Farbkombination verwendete.
Eine Santos mit Datumsanzeige von ca. 1979
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Symbolträchtig wurde die Uhr am 20. Oktober 1978 am Musée de l’Air in Paris lanciert, wo noch heute die Demoiselle von Alberto Santos-Dumont bestaunt werden kann. Die Uhr war auch in den 1980er Jahren ein voller Erfolg und war sogar so begehrt, dass sie besonders beliebt für Fälschungen war. Zwischen den 1970er und 1980er Jahren wurden neben der Bicolor-Variante zudem Ausführungen ganz aus Stahl, mit Mondphasen oder sogar einem oktogonalen Gehäuse herausgebracht. 1979 gab Cartier eine fulminante Party zum 75. Jubiläum der Santos und zum Launch ihrer neuen Kollektion in Manhattan mit dem bekanntesten Pariser DJ Castel, der von einem Heißluftballon aus auflegte. Zur schicken „Santos Night“ kamen 500 geladene Gäste, darunter auch der Schriftsteller Truman Capote und der Designer Bill Blass.
Eine Santos Galbée von 1987
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Schließlich wurde das Design der Santos de Cartier 1987 mit der Santos Galbée etwas abgewandelt. Von nun an hieß die Santos de Cartier Galbée. Die Linienführung wurde sanfter und kurviger. Diese Gestaltung wurde bis heute beibehalten. Somit sind genau genommen alle Santos de Cartier Modelle aus der nachfolgenden Zeit Galbées. Die verschiedenen Galbée Modelle wurden meist mit einem Quarzwerk angeboten, doch es gab auch immer mal wieder Varianten mit einem mechanischen Werk wie z.B. die auf 2.000 Stück limitierte Galbée von 2002 mit einem grauen Zifferblatt und dem Kaliber 2000.
Eine Santos Octagon mit Datumsanzeige, ca. 1990
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Die Entwicklung des Zeitmessers ist in den 1990er Jahren vor allem durch besondere Ausführungen geprägt. Zwar blieb die Ästhetik der Santos mit ihren Schrauben bei der Santos Oktagon von 1990 gleich, doch die Gehäuseform war dem Namen entsprechend nicht mehr quadratisch, sondern oktogonal. 1997 erschien die Santos-Dumont 1575 Ultra Thin Special Limited Edition mit einem 4,3 mm hohen Platingehäuse und dem ultraflachen 021 MC Uhrwerk, das auf einem Frédéric Piguet 21 Kaliber basiert. Der Zeitmesser fiel durch sein blaues Alligatorlederarmband und seinem lachsfarbenen und Sonnenstrahl guillochierten Zifferblatt auf und auf 1.997 Stück limitiert. Im Jahr darauf folgte der Start der Collection Privée Cartier Paris, die zehn Jahre lang lief. Hier ließ man Louis Cartiers Kreationen mit größeren Gehäusen wieder auferleben. Dabei waren einige Modelle auf 100 Stück limitiert, aber auch ohne Limitation wurden nur knapp 200-250 Stück produziert. Allerdings wurden diese nicht in-house produziert und die Bestandteile kamen von verschiedenen Zulieferern. So stammten die Uhrwerke von namenhaften Produzenten wie Piaget, Gerald Genta oder Frederique Piguet und hatten ein Cartier Finish.
Eine Santos Galbée (Ref. 2423) für Frauen mit einer verbesserten Datumsanzeige von ca. 2001
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Im 21. Jahrhundert angekommen, gab es einige Veränderungen. Zum einen gab es eine Variante mit einem Uhrwerk von Piaget, bei der das ikonischen Schrauben weggelassen und das Gehäuse verlängert wurde. Zum anderen passte Cartier sein Sortiment der hohen Nachfrage nach größeren Uhren an und brachte die zweifarbige Santos Galbée XL aus Stahl und Gold heraus. Dabei handelte es sich um die erste Neuauferlegung der Galbée seit ihrer Erscheinung mit einer verbesserten Datumsanzeige, die nun zwischen 4 und 5 Uhr platziert ist anstelle von 3 oder 6 Uhr.
Eine Cartier Santos 100 Skeleton (W2020018)
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2004 erschien die Kollektion Santos 100 zum 100. Jubiläum der Armbanduhr. Die bis 2017 fortgeführte Kollektion umfasste Zeitmesser mit einer großen Auswahl an Material- und Armbandvariationen. Man konnte sich zwischen einer Medium- (quadratisch mit 35,6 mm) und Large-Größe (51 x 41 mm inkl. Krone) entscheiden. Bei der einfachen Ausführung aus Stahl trug die Uhr je nach Größe das Kaliber 049 oder 076 in sich. Die Kollektion umfasste auch Chronographen aus geschwärztem Titan mit einer Stahllünette oder eine skelettierte Variante mit einem 9611 MC Kaliber aus dem Jahr 2009, das man auch über den offenen Gehäuseboden bewundern konnte. Bei letzterer fungierten die skelettierten Brücken auch gleichzeitig als römische Ziffern für die Zeitangabe und verliehen der Uhr eine Art Déco Optik. 2007 brachte Cartier die Cartier Fine Watchmaking Collection heraus, die es zehn Jahre lang gab. Den Anfang machte die Santos 100 Tourbillon mit einem sehr großen 46.5 x 54.9 mm Gehäuse und dem In-House Kaliber 9452 MC, das im Vergleich zum Gehäuse sehr klein ist. Dadurch, dass das Gehäuse und das Kaliber eine jeweils andere Seriennummer haben, gestaltet sich dieses Modell jedoch schwierig für Sammler. Insgesamt gab es in den frühen 2000er Jahren eine Vielfalt an Santos Uhren, die meistens mit einem Quarzwerk oder einem Automatikwerk ausgestattet waren. 2012 gab es nur noch zwei Herrenmodelle, die ein mechanisches Uhrwerk besaßen.
Eine Santos 100 Flying Tourbillon (Ref. W2020019) aus dem Jahr 2010
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Großes Aufsehen erregte Cartier schließlich 2016 als alle Santos Modelle vom Onlineshop genommen wurden und die übrigen Exemplare in den Geschäften ausverkauft wurden. Es stellte sich heraus, dass Cartier die Santos überarbeiten und neu auferlegen wollte. 2018 war es dann so weit. Der Relaunch umfasste 12 Modelle, inklusive zweier skelettierter Ausführungen. Die Silhouetten des Gehäuses und das Saphirglases waren jetzt kurviger und das gebürstete Gehäuse wurde für eine edlere Optik zusätzlich poliert. Auch eine Größenauswahl wurde angeboten, die auch heute noch Bestand hat. Man konnte zwischen Medium (35.1 mm x 41.9 mm) oder Large (39.8mm x 47.5 mm) wählen, wobei sich die Größen damals preislich nur um 600 Euro unterschieden und die Large Größe auch das Datum bei 6 Uhr anzeigt. Die Modelle besaßen ein in-house entwickeltes und gefertigtes Kaliber 1847 MC, das als ursprünglich in der Clé de Cartier Kollektion vorgestellt wurde. Eine weitere Neuheit war die Möglichkeit die Armbänder aus Kalbs- oder Alligatorleder oder Edelstahl mithilfe des QuickSwitch Systems einfach selbst auszutauschen oder die Armbandlänge über die SmartLinks (bei Edelstahlarmbändern) auszutauschen.
Das QuickSwitch System erlaubt es die Armbänder einfach selbst auszuwechseln
Durch den Relaunch gibt es die Santos heutzutage sowohl für Männer als auch für Frauen in zwei Linien und verschiedenen Größen: Die Santos-Dumont und die Santos de Cartier (ehemals Galbée). Mit ihrem flachen Gehäuse und kleinere Größen, wie etwa einem 38 mm x 27, 5mm Gehäuse, sowie einem Lederarmband ist die Santos-Dumont an das Original für den Fliegerpionier angelehnt. 2019 erschien die Santos-Dumont mit einer größeren Krone und einem Lederarmband in verschiedenen Varianten. So gab es beispielsweise eine Automatik-Uhr mit drei Zeigern und Chronographen, eine skelettierte Variante oder eine mit eine langlebigen Quarzwerk, in dem die Batterie zirka 6 Jahre lang hält. Laut George Cramer ähnelt die dünnere Typographie der Indizes an das Modell von 1916. Noch im gleichen Jahr erschienen auch die Santos Chronograph mit Varianten aus verschiedenen Metallen z.B. Lünetten aus Gelbgold oder Roségold.
Die Santos La Demoiselle Limited Edition mit einer Gravur des Luftfahrzeugs auf der Gehäuserückseite
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Im Gegensatz zur Santos-Dumont basiert die Santos de Cartier auf dem abgewandelten Design von 1987 und besitzt ein größeres, auffälligeres Gehäuse mit einer eingefassten statt einer freiliegenden Krone. Je nach Größe ist auch eine Datumsanzeige vorhanden. Während die Santos de Cartier bis zu 100 Metern wasserdicht bleibt, die Santos-Dumont nur bis zu 30 Metern wasserdicht. 2020 erschien die Santos de Cartier ganz in schwarz mit einem Kautschuk-Armband mit ADLC-Beschichtung. Im selben Jahr erschien auch die auf 30 Stück limitierte Sonderedition Santos La Demoiselle Limited Edition. Der Zeitmesser bestand aus einem Gehäuse in XL-Größe mit einem Rubin Cabochon anstelle des üblichen Saphirs, einer Farbpalette aus Ecru, einem Panama-Armband und einer Gravur der Demoiselle auf dem Gehäuseboden. In diesem Jahr gab es auch eine weitere limitierte Edition: die Santos-Dumont Limited Edition 2020, die mit einem mechanischen Uhrwerk des Kalibers 430MC ausgestattet waren.
Eine Santos de Cartier aus Stahl mit ADLC-Beschichtung
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Bei der Santos Kollektion sind bei der Materialwahl keine Grenze gesetzt – von verschiedenen Goldvariationen, Stahl und Titan, vom ADLC-beschichteten Gehäuse bis hin zur diamantenbesetzten Lünette sind keine Grenzen gesetzt. Sowohl von der Größe als auch vom Preis ist eine breite Auswahl geboten. Für 4.200 Euro kann man schon eine kleine Santos-Dumont mit einem Stahlgehäuse und Quarzwerk kaufen. Die aufwändigsten Modelle sind die skelettierten Varianten mit einem mechanischen Uhrwerk oder Automatikaufzug. Beispielsweise ist die skelettierte Santos de Cartier aus 750er Roségold die aktuell teuerste Santos Uhr mit einem Preis von 73.000 Euro.
Die aktuell teuerste Santos Uhr: die Santos de Cartier aus 750er Roségold
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Wer bei der großen Auswahl an Santos Uhren noch nicht das passende gefunden hat, hat auch die Möglichkeit sich seine Santos personalisieren zu lassen. Allerdings kann es bis zu drei Jahren dauern, bis man seine Uhr am eigenen Handgelenk präsentieren kann. Beispielsweise ließ Bader Belselah, einer der bekanntesten Sammler aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, eine Cartier Santos mit einem edlen rotgoldenen Gehäuse, einem weinroten Zifferblatt mit arabischen Indizes und einem dazu passenden Armband anfertigen.
Die Cartier Santos auf dem Markt
Wie verhält es sich mit der Santos auf dem Markt? Grundsätzlich behalten viele der kostbaren Kreationen von Cartier ihren Wert bei, da die Produkte der prestigeträchtigen Marke einen hohen Wiedererkennungswert besitzen. Auf dem Sekundärmarkt zählt die Santos nach wie vor zu einer der gefragtesten Uhren. Während die Stahlversionen ihren ungefähren Wert beibehalten, besteht weniger Interesse für die Ausführungen aus Gold. Obwohl diese schnell an Wert verlieren, können sie sich auf dem Sekundärmarkt als eine gute Investition erweisen. Besonders gefragt sind limitierte Editionen und Vintage-Stücke, wobei ganz frühe Santos Modelle rare Fundstücke sind. Nichtsdestotrotz empfahl der bekannte Uhrensammler George Cramer gerade jungen Sammelanfängern die Santos als Investition.
Santos de Cartier, mittleres Modell, mechanisches Uhrwerk mit Automatikaufzug, Kaliber 1847 MC. Ref. WSSA0063
Wer trägt die Uhr?
Unabhängig von ihrer Ausführung ist die Santos durch ihre klare Linienführung zeitlos und durch ihr QuickSwitch System vielseitig tragbar. Sie kann sowohl zu legeren Anlässen im Alltag getragen als auch sportlich-elegant gestylt zum Anzug kombiniert werden, denn sie besitzt eine prägnante Optik und ist zeitgleich unaufdringlich. Wie wandelbar der Zeitmesser ist, zeigen zwei Kultbeispiele aus den 1980ern: In Wall Street trägt Michael Douglas als Bankier Gordon Gekko die Santos in einer Goldausführung elegant zum Anzug mit Hosenträgern und Krawatte im Büro. Ganz leger zum schwarzen Pullover ist hingegen die Stahl-Variante am Arm von Jerry Seinfeld in seiner Kult-Sitcom Seinfeld zu sehen.
Oscar-Gewinner Daniel Kaluuya trug dieses Santos de Cartier Skeleton Modell von 2018 auf dem roten Teppich der Oscars
Credit © Cartier
Auch auf roten Teppichen ist die Cartier Santos eine gern und häufig gesehene Begleiterin. So trug der britische Schauspieler und Oscar-Gewinner Daniel Kaluuya ein skelettiertes Modell aus Edelstahl bei den Oscars 2021. Auf dem berühmt-berüchtigten Teppich der Met Gala von 2022 präsentierte der Schauspieler Adrian Brody eine gelbgoldene, große Santos und auf dem diesjährigen Modeevent zierte eine Cartier Santos-Dumont das Handgelenk von Regisseur Taika Waititi. Auch George Cramer, der mit Vorliebe Cartier Uhren sammelte, hatte viel für die Santos übrig. In einem Interview erzählte er, dass seine erste Uhr eine Santos aus Edelstahl gewesen sei und sie seine Sammelleidenschaft weckte. Im Sommer trug der begnadete Sammler gerne eine Santos Galbée XL.
Ob auf dem roten Teppich oder im Alltag, die Santos ist zum Sinnbild für die Selbstverständlichkeit geworden, mit der wir Uhren heutzutage am Handgelenk tragen. Während vor mehr als hundert Jahren eine Uhr am Handgelenk skeptische Blicke auf sich gezogen hätte, wird man heute mit Begeisterung gefragt, welche Armbanduhr man trägt. Dass eine solche Uhr heute als ständiger Begleiter und Statement Piece für Männer gilt, ist Alberto Santos-Dumonts Pioniergeist und Louis Cartiers Erfindungsreichtum zu verdanken. Wenngleich Alberto Santos-Dumonts Leben ein tragisches Ende nahm, so bleibt er durch die Santos unvergessen. Mit ihrem avantgardistischen und nahezu unveränderten Design zeugt die Santos noch heute von einer Zeit, in der sich die Welt rasend schnell bewegte. Hoch in der Luft schrieb Santos-Dumont mit seiner Armbanduhr Geschichte, nun schreiben ganz viele ihre eigene – mit einer Uhr am Handgelenk.