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Was ist ein Chronometer
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Was ist ein Chronometer

20. August 2024

Wenn man sich auch nur ein kleines bisschen für Uhren interessiert, ist einem wahrscheinlich schon das eine oder andere Mal der Begriff „Chronometer“ begegnet und man hat ihn vielleicht sogar mit einem Chronographen verwechselt. Verbringt man jedoch – wie ich – viel zu viel Zeit mit der Recherche zu Uhren, dann hat man den Begriff zweifellos öfter überflogen, als man sich erinnern kann. Nichtsdestotrotz erklären wir in diesem Artikel, was ein Chronometer ist und warum er in unserer Nischenwelt der Uhren überall zu finden ist.

Was ist ein Chronometer?

Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich bei einem Chronometer um ein hochpräzises mechanisches Uhrwerk, das einer ganzen Bandbreite an strengen Tests unterzogen wurde, um seine Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Diese Tests variieren zwischen den verschiedenen Chronometer-Zertifizierungslaboren durch Faktoren wie die Dauer, unter der die Uhren getestet werden. Im Allgemeinen gilt: Je länger die Uhr getestet werden muss, desto genauer und angesehener ist ihre Chronometerzertifizierung.

Chronometer: Ein kleiner Geschichtsexkurs

Im 18. Jahrhundert wurde das Chronometer nach langer Forschung- und Entwicklungszeit erstmals eingeführt. Damals hatten Seefahrer große Schwierigkeiten, den Längengrad zu bestimmen, was zu zahlreichen Schiffsunfällen führte. Im Jahr 1714 erließ die britische Regierung einen Wettbewerb namens „Longitude Act“, der Uhrmacher und Wissenschaftler dazu anregte, eine „präzise und nützliche“ Methode zur Bestimmung des Längengrads auf See zu entwickeln. Das allererste funktionsfähige Marinechronometer wurde schließlich von John Harrison, einem britischen Uhrmacher, nach jahrelanger Entwicklungsarbeit hergestellt. Es dauerte lange, bis sich der von ihm gebaute Chronometer etablierte, doch letzten Endes gelang es ihm und die Seefahrer konnten die Längengrade genau berechnen, was Leben und Schiffe rettete.

Credit: Wikipedia

Um welche Art von Tests handelt es sich?

Nehmen wir einmal die Contrôle Officiel Suisse Des Chronomètres (COSC), die gebräuchlichste Chronometerzertifizierung, als Beispiel. Für die Tests im Labor müssen die Uhrwerke zunächst vorbereitet werden. Daher werden an Tag Null die Nummern auf den Uhrwerken mit denjenigen auf der vom Antragsteller vorgelegten Liste verglichen. Daraufhin werden die Uhrwerke auf einer Leiste mit fünf Einsatzstellen platziert und nach den Anweisungen des Herstellers aufgezogen. Anschließend werden die Komponenten für mindestens 12 Stunden in ein Bereich bei 23 °C gelegt, damit sich ihre Temperatur stabilisieren kann. Danach kann mit der Testphase begonnen werden.

Credit: Contrôle Officiel Suisse Des Chronomètres Bureau de Genève

15 Tage lang werden die Armband- oder Taschenuhrenkomponenten (anders als bei anderen Uhren) täglich einer Prüfung unterzogen, bei der sie sieben Teilkriterien erfüllen müssen. Das Uhrwerk kann in jeder Phase des Prüfverfahrens ausgemustert werden, wenn eines der sieben Kriterien nicht erfüllt wird. Erst wenn das Uhrwerk alle sieben Teilkriterien während der gesamten Dauer der Prüfung erfüllt, kann es als Chronometer zertifiziert werden. Die Kriterien sind:

  • Mittlerer täglicher Gang
  • Mittlere Gangabweichung
  • Größte Gangabweichung
  • Differenz zwischen horizontaler und vertikaler Lage der Uhr
  • Größte Differenz zwischen den Gängen
  • Temperaturbezogene Gangabweichung
  • Wiederaufnahme des Gangs

Das COSC-Labor ist nur eines von vielen, das Chronometer prüft und zertifiziert. Hier finden Sie eine Übersicht aller anderen großen Prüflabore im Vergleich.

Präzision nach deutscher Norm

Deutsche Uhrenmarken lassen ihre Uhrwerke in der Regel nicht mehr bei der COSC prüfen, sondern in der Glashütte Sternwarte. Die Glashütter Chronometerprüfstelle ist ein vergleichsweise junges Unternehmen. Sie entstand auf Initiative des Juweliers Wempe und nahm 2006 ihre Arbeit auf. Die Prüfung der Uhren, auch Kalibrierung genannt, entspricht im Wesentlichen den Kriterien der Schweizer Prüfstelle COSC. Allerdings testet diese das bloße Uhrwerk, während in Glashütte die fertig montierten Uhren geprüft werden. Der Betreiber ist das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV) in Kooperation mit dem Sächsischen Landesamt für Mess- und Eichwesen. Über die Einhaltung von Normen und Toleranzen wacht die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS).

Neuzugänge in der Chronometrie

Omega trat mit ihrem Laboratoire de Précision, das erst dieses Jahr gegründet wurde, kürzlich dem Club der Chronometerprüfer bei. Über 50 Jahre lang war die COSC der offizielle Partner von Omega zur Prüfung von Chronometern. Doch die Marke hat beschlossen, diesen Weg von nun an allein zu gehen. Das Laboratoire de Précision ist offiziell von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle (SAS) zugelassen, der einzigen Stelle in der Schweiz, die für eine derartige Autorisierung akkreditiert ist. Diese Zulassung garantiert, dass Omegas Laboratoire de Précision zuverlässig und unparteiisch Uhrwerke unter Einhaltung der Chronometernormen der ISO 3159 prüft. Die Prüfmethode des Laboratoire de Précision unterstützt auch die neuesten von Omega entwickelten Technologien, wie das Spirate-System, das eine verbesserte Methode zur Regulierung der von Omega hergestellten Uhrwerke darstellt.

Obwohl das Laboratoire de Précision von Omega ins Leben gerufen wurde, ist es völlig unabhängig und nimmt eine neutrale Position in Bezug auf seine Tätigkeit ein, auch wenn es für viele Marken, die unter das Dach der Swatch Group fallen, genutzt werden kann. Ähnlich wie die COSC wird das Laboratoire de Précision die Uhrwerke 15 Tage lang ununterbrochen testen und an zwei verschiedenen Standorten prüfen: Biel und Villeret, auf einer Gesamtfläche von 1.000 Quadratmetern.

Abschließende Gedanken

Die Kunst der Zeitmessung spielt in der Welt der Uhrmacherei eine bedeutende Rolle. Ohne sie wäre die Branche verloren, denn wir alle zahlen für diese Präzision. Daher ist sie ein entscheidender Aspekt der Uhrmacherei, der um jeden Preis geschützt werden muss.

Und, was die Zukunft betrifft: Es ist zu erwarten, dass die Labore im Laufe der Zeit immer strengere Tests durchführen werden, um mit der Entwicklung neuer Technologien Schritt zu halten, die die Uhrwerke genauer, funktioneller und interessanter machen.