Am 07.10.2024 war es soweit – Richard Mille stellte zum vierten Mal eine Uhr vor, die im Rahmen der zehnjährigen Partnerschaft mit McLaren entwickelt wurde. Diese Uhr soll die DNA der Supersportwagen von McLaren auf die Uhrmacherei übertragen und genauso außergewöhnlich sein wie die Autos, die den Titel „1“ tragen. Die diesjährige Kreation ist dabei nicht nur vom McLaren „W1“ inspiriert, der anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von McLarens erstem Formel-1-Weltmeistertitel vorgestellt wurde, sondern orientiert sich auch am RM 65-01 Chronographen von 2020, dem seinerzeit komplexesten Chronographen von Richard Mille. Mit Elementen, die beide Marken verbinden, verkörpert die vierte McLaren-Uhr, die Richard Mille 65-01 McLaren W1, das Beste aus beiden Welten.
Als Kulisse für die Präsentation des Autos und der Uhr wählten die beiden Marken das McLaren Technology Centre, dass uns die Möglichkeit gab, nicht nur die neuen Produkte, sondern auch die Produktionsstätten der Straßen- sowie Formel-1-Wagen der Marke zu besuchen. Begleiten Sie uns in diesem Artikel durch einen Ort, an dem die feinsten Supersportwagen der Welt gebaut werden, und lesen Sie im Detail nicht nur über McLarens neuesten Supersportwagen, sondern auch über die Uhr, die ihn als Vorbild nahm.
Wie aus einem James-Bond-Film: Das McLaren Technology Centre
Die Fahrt zum McLaren Technology Centre entlang des großen Sees, hin zum futuristisch anmutenden Technology Centre, setzte den stilsicheren Auftakt unseres Besuchs und steigerte die Vorfreude auf das, was Richard Mille sowie McLaren vorzustellen hatten. Im Mittelpunkt: der große, halbkreisförmige Hauptbau, der wie die Supersportwagen selbst eine Symbiose visueller Eleganz und funktionalem Design eingeht und die Vorstellung fördert, das Technology Centre sei weniger ein Automobilzentrum als der Geheimsitz eines James-Bond-Bösewichts, der das Gebäude nutzt, um Weltherrschaftspläne zu schmieden, oder das Domizil eines Tech-Milliardärs, der plant, den Mars zu besiedeln. Selbst die Star Wars Serie Andor machte sich die McLaren-Hallen, die die futuristische Ästhetik einer weit, weit entfernten Galaxis innehaben, zunutze, um einige Szenen zu drehen. Zu verdanken ist das futuristische Äußere dem renommierten britischen Architekten Norman Foster, der unter anderem für die Architektur des Hongkong Flughafens und des Century Towers in Tokio verantwortlich war.
Das McLaren Technology- und Production Centre im britischen Woking
Seine Architektur gleicht in ihrer Konstruktion einem Schweizer Uhrwerk – nichts wurde dem Zufall überlassen, und die Bestandteile erfüllen nicht nur einen ästhetische, sondern auch einen funktionalen Aspekt. Ersichtlich wird dies schon beim See, der das Hauptgebäude des McLaren Technology Centres umgibt und über 30 Millionen Liter Wasser enthält. Sein Wasser wird durch Wärmetauscher gepumpt, die wiederum dazu beitragen, die Gebäude zu kühlen und die erzeugte Wärme abzuführen. Zudem bildet er von oben betrachtet einen perfekten Kreis mit dem Hauptgebäude.
Credit © Léo Ridet
Wie auch beim Äußeren, ist das Innere von kreisförmigen, fließenden Strukturen geprägt. Im Inneren ist das Gebäude um zweistöckige, lineare Straßen herum organisiert, die Wege bilden. In den unteren Etagen befinden sich Produktionsräume für die Formel-1-Wagen, in den oberen Etagen lichtdurchflutete Designstudios, Büros und Besprechungsräume. Direkt hinter der Fassade liegen die Bereiche für die Bewirtung und das Betriebsrestaurant, die beide einen Blick in die malerische Landschaft bieten – der atmosphärische Druck im McLaren-Restaurant wird leicht abgesenkt und kontrolliert, um den Geruch der Speisen einzudämmen.
Bei seiner Eröffnung im Jahr 2004 – der auch Königin Elisabeth II. beiwohnte – war das McLaren Technology Centre also nicht nur seiner Zeit voraus, es ermöglichte der McLaren-Gruppe auch, am Standort Woking alle Bereiche zu vereinen, die zuvor an 18 verschiedenen Standorten angesiedelt waren. Im Jahr 2011 wurde die Größe des Zentrums nochmals verdoppelt, nachdem das zweite Gebäude, das McLaren Production Centre, fertiggestellt wurde.
Heute sorgen die verschiedenen Bestandteile des Technology Centres und des Production Centres, die sich auf dem 50 Hektar großen Gelände befinden, dafür, dass hier jeden Tag 22 McLaren gefertigt werden. Das Besondere: In der Produktionshalle werden ausschließlich Autos zusammengebaut, die bereits von Kunden bestellt wurden. Diese Strategie auf Vorbestellungsbasis ermöglicht es der Marke unter anderem, die Exklusivität von McLaren zu fördern und ihre Produktionskapazitäten genau an die Nachfrage anzupassen.
Eine Reise durch 50 Jahre Formel-1-Geschichte
Als wir entlang der großen, geschwungenen Glaswand zur Produktionshalle, die über einen unterirdischen Gang erreicht werden kann, vorbeischreiten, zieht, wie in einem Museum, das Ergebnis der fieberhaften Entwicklung von mehr als 50 Jahren Formel-1-Geschichte an uns vorbei, die McLaren nach der Scuderia Ferrari zum erfolgreichsten Team der Formel-1-Geschichte und nach Ferrari auch zum am längsten vertretenen Team in der Formel-1-Weltmeisterschaft gemacht hat. Neben den altgedienten Formel-1-Boliden von Niki Lauda und Ayrton Senna, die McLaren von 1984 bis 1991 sieben Mal den Triumph in der Formel-1-Weltmeisterschaft bescherten, reihen sich die hochmotorisierten Rennwagen der Neuzeit ein. Auf die Siegerwagen, die Lewis Hamilton fuhr, als er von 2007 bis 2012 für McLaren an den Start ging und schon im ersten Jahr auf Anhieb Vizeweltmeister wurde, folgen die Straßenfahrzeuge, die 1993 mit dem jetzt legendären F1 ihren Anfang nahmen.
Auch eines der 106 Exemplare des McLaren F1, der, als er 1993 debütierte, nicht nur zu dieser Zeit das einzige Fahrzeug mit Straßenzulassung war, das über 200 Meilen pro Stunde (ca. 322 km/h) erreichen konnte, sondern auch das erste Kohlefaser-Straßenauto der Geschichte war, präsentiert sich hier in voller Pracht. Der F1 trug unter anderem durch seinen Triumph beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans dazu bei, dass bis heute (Stand 2024) McLaren neben Mercedes-Benz der einzige Konstrukteur von Renn- und Straßenfahrzeugen ist, der sowohl beim Großen Preis von Monaco, dem 500-Meilen-Rennen von Indianapolis als auch beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans als Sieger geführt wird. Mit Werten, die jenseits der 20 Millionen liegen können, handelt es sich beim F1 zudem um eines der teuersten Autos der Welt.
Vielmehr wird durch das Freilichtmuseum verdeutlicht, wie tief McLaren in der Motorsportgeschichte wurzelt und auf welches Wissen sie zurückgreifen können. Im Falle des neuen W1, auf den wir gleich näher eingehen werden, bedeutet dieses Wissen, dass das Ingenieursteam, das hinter dem neuen McLaren W1 steht, zu 16 McLaren-Formel-1-Weltmeistertiteln in den Fahrer- und Konstrukteurs-Kategorien maßgeblich beigetragen hat.
Das McLaren Production Centre – Handarbeit als der Schlüssel zum Erfolg
Als wir in der klinisch sauberen Produktionshalle mit einer Fläche von 200 mal 100 Metern ankommen, wird schnell klar, was McLaren von der riesigen Automobilindustrie, in der Maschinen und Automatisierung zunehmend die Landschaft dominieren, abhebt und mit der Marke Richard Mille verbindet: die Lackierung, die in mehreren Schichten erfolgt, wird per Hand aufgetragen, und die Sitze, das Lenkrad sowie der Motor und die Elektronik werden per Hand in das Fahrzeug eingebaut. Tatsächlich gibt es nur eine einzige Maschine, die an der Produktion der Autos beteiligt ist. Die „Monocell Rotation Machine“ sorgt dafür, dass das zentrale Kohlefaserchassis, das – ähnlich wie bei einem Formel-1-Fahrzeug – als Herzstück eines jeden McLaren-Wagens fungiert, gedreht wird. Dadurch können die Techniker effizienter an verschiedenen Seiten des Autos arbeiten, ohne es manuell bewegen zu müssen.
Dabei kommt dem Monocell eine zentrale Aufgabe zu: Es verbessert die strukturelle Integrität des Autos, erhöht die Sicherheit des Fahrers und reduziert durch seine Kohlefaserkonstruktion das Gewicht des Autos. Als Herzstück jedes McLaren wird das Auto um das Teil herumgebaut, was es nicht nur bei den Roadcars, sondern auch bei den Formel-1-Wagen zur Grundlage der McLaren-Fahrzeugarchitektur macht. Eine Tradition, die bis in das Jahr 1981 zurückreicht, als der McLaren MP4/1 als erster Formel-1-Wagen jemals mit einem Monocoque aus Vollcarbon-Verbundwerkstoff sein Renndebüt beim Großen Preis von Argentinien feierte und seitdem bei jedem McLaren Verwendung findet.
Der McLaren MP4/1: der erste Rennwagen, der mit einem vollständig aus Kunststoff gefertigten Monocoque bei einem Weltmeisterschaftsrennen an den Start ging
Credit © Daniel Herrick LBIPP / CC BY-SA 2.0
Der Mclaren W1 – Power auf Knopfdruck
Schließlich ist es so weit, und wir versammeln uns in einem Vortragssaal, der sich ebenfalls auf dem 50 Hektar großen McLaren-Gelände befindet und nur wenige Minuten von der Produktionsstätte entfernt ist. Doch geht es zunächst nicht um die neueste Kreation zwischen Richard Mille und McLaren, sondern um den Wagen, der den Ingenieuren von Richard Mille als Vorbild galt: den W1. So betritt McLaren-Produktdirektor Jamie Corstorphine als Erstes die Bühne, um über den wegweisenden Nachfolger von zwei der größten Supersportwagen aller Zeiten zu berichten: dem McLaren F1 (1993) und dem McLaren P1 (2013) – seinerzeit der erste Supersportwagen mit Hybridantrieb, dessen V8-Hybrid 916 PS an die Hinterräder schickt.
Als Teil der Ultimate Series, der zuletzt der 1050 PS starke Speedtail, nach dem Senna, dem P1 und dem F1 beigetreten ist, ist der W1 ein Flaggschiff-Modell, das für McLaren 45 Premieren und erstaunliche 12 Weltneuheiten bereithält. So wie Ferrari ihre legendären Modelle wie den 288 GTO, F40, F50, Enzo oder LaFerrari hat, bietet die Ultimate Series McLaren, der im Vergleich zu anderen Autobauern ein Emporkömmling mit vergleichsweise wenig Geschichte ist, nicht nur die Möglichkeit, zu präsentieren, wo die Marke derzeit steht, sondern auch, wohin sie sich in Zukunft entwickeln wird.
Der neue W1 ist mit 1275 PS der leistungsfähigste McLaren aller Zeiten
Credit © Léo Ridet
Somit gilt der W1 als repräsentativ für eine Entwicklung hin zu einem hoch technologisierten und aerodynamischen McLaren. Doch nach Betätigen des „Race“-Modus und der W1 sich vom Straßenmodus in den Rennmodus begibt, beginnt er erst, seine besondere Wirkung zu entfalten: Der W1 senkt sich ab, sodass sich die Fahrzeughöhe vorne um 3,7 cm und hinten um 1,7 cm verringert. Der aktive Heckflügel, der sich vorher noch praktisch nahtlos in das Auto einfügte, fährt jetzt bis zu 30 cm nach hinten aus, um einen Abtrieb von 1000 Kilo zu erzeugen und im Zusammenspiel mit dem völlig neu entwickelten V8-Twin-Turbo mit 928 PS und dem leistungsstarken E-Modul mit 347 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h zu erzielen. Das macht den W1 nicht nur zum schnellsten McLaren mit Straßenzulassung, der je gebaut wurde, sondern darüber hinaus mit 1275 PS auch zum leistungsfähigsten – allein sein V8-Motor hält mehr Pferdestärken bereit als der gesamte Antriebsstrang des P1.
Zudem ist er mit einem Fahrzeuggewicht von gerade einmal 1.399 kg auf 300 km/h nicht nur schneller als der auf Geschwindigkeit getrimmte Speedtail, auch ein McLaren Senna wird vom neuen W1 mit 3 Sekunden Vorsprung pro Runde auf McLarens Referenzstrecke, der italienischen Rennstrecke in Nardò, abgehängt. Das wird unter anderem dadurch möglich, dass das E-Modul mit 347 PS gerade einmal 20 Kilo auf die Waage bringt.
Credit © Léo Ridet
Doch der W1 kann nicht nur dadurch überzeugen, wie schnell er an Geschwindigkeit gewinnt, sondern auch dadurch, wie schnell er sie wieder verliert: Dank 390 Millimeter großen Carbonkeramikscheiben, der „Airbrake-Funktion“ des aktiven Heckflügels und des Ausfahrens des Frontflügels soll der W1 aus 100 km/h nach nur 29 Metern (!) zum Stehen kommen. Interessant ist, dass McLaren sich entgegen dem Trend gegen eine elektrifizierte Vorderachse entschieden hat und die Kraft ausschließlich an die 20 Zoll großen Hinterräder leitet.
Preis & Verfügbarkeit des McLaren W1
Hinter der Produktionsmenge des W1, von dem es nur 399 Exemplare geben wird, verbirgt sich eine weitere Gemeinsamkeit mit Richard Mille: Vergleichbar mit der Nachfrage nach Richard Mille Uhren, die so schnell verkauft sind, dass ihre Boutiquen sie nicht ausstellen können, freut sich Jamie Corstorphine, bekannt geben zu dürfen, „dass bereits alle 399 Stück des W1 an Kunden verkauft sind.“ Der Preis eines W1 beläuft sich dabei auf etwa 2,2 Millionen Euro – natürlich ist dieser Preis nur ein Anfang, denn der endgültige Gesamtpreis hängt von der Menge der von den Kunden gewählten maßgeschneiderten Ausstattungen ab.
Credit © Léo Ridet
Auch bei der Uhrenmarke, die im letzten Jahr eine Produktionsmenge von 5.600 Uhren verzeichnen konnte, die Richard Mille mit einem Gesamtumsatz von 1,54 Milliarden Schweizer Franken (2023) an Rang sechs der umsatzstärksten Uhrenmarken der Schweiz katapultiert, kann die schier nie enden wollende Nachfrage nach den Uhren, die als „Racing Machine on the Wrist“ bekannt sind, nie befriedigt werden.
Die Anfänge der RM 65-01 McLaren W1
Corstorphine überließ nun Cécile Guenat die Bühne, die als Kreativ- und Entwicklungsdirektorin Teil der neuen Generation bei Richard Mille ist, nachdem Richard Mille und Dominique Guenat ihnen das Zepter für eine erfolgreiche Zukunft der Marke überreichten. Die neue Generation, das bedeutet Cécile Guenat, ihr Bruder Maxime, der sich um die operativen Angelegenheiten kümmert, Alexandre Mille, dem die kaufmännischen Aktivitäten zugeschrieben werden, und seine Schwester Amanda, die für die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing zuständig ist.
Cécile Guenat, Kreativ- und Entwicklungsdirektorin von Richard Mille
Credit © Léo Ridet
Der Kreativprozess der Richard Mille 65-01 McLaren W1, so Guenat, begann bereits im Juni des Jahres 2022, als die Direktorin zusammen mit Salvador Arbona, dem Uhrwerksdirektor, und Julien Boillat, dem Gehäusedirektor, das erste Mal in das McLaren Technology Centre gekommen war, um sich ein Tonmodell im Maßstab 1:1 des neuen W1 anzusehen, der sich bis zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre in der Entwicklungsphase befand. Das Tonmodell gab der Kreativdirektorin, die hinter einer Designentwicklung innerhalb der Marke hin zu künstlerischen und farbenfroheren Modellen wie der RM 88 Smiley oder der Bonbon-Kollektion steht, die Möglichkeit, eine realistische und physische Darstellung des Fahrzeugs und seiner Linien zu erlangen.
Salvador Arbona, Uhrwerksdirektor, und Julien Boillat, Gehäusedirektor bei Richard Mille
Credit © Léo Ridet
Was nun begann, war die Arbeit an der neuen McLaren-Uhr, bei der 16 Monate in Prototypen flossen und etwa weitere neun Monate verstrichen, bis der Welt die neue Uhr vorgestellt werden konnte. Was bei dem aufwändigen Konstruktionsprozess half, so Guenat, ist der Fakt, dass die im Jahr 2020 eingeweihte Erweiterung des Richard Mille Manufakturgebäudes, das die künstlerische Leitung, das Forschungs- und Entwicklungsteam sowie die technischen Büros, das heißt Uhrwerks- und Gehäuse-Ingenieure, beherbergt, einen noch besseren Dialog zwischen Entwicklern und Uhrmachern ermöglicht. Kurze Wege und offene Büroräume seien laut Guenat der Schlüssel zur erfolgreichen Konstruktion von Richard Mille Uhren.
Das vierte Modell in neun Jahren: die Richard Mille 65-01 McLaren W1
Als Guenat die Bühne verließ und alle mit Spannung auf das Ergebnis der eifrigen Arbeit der Marke warteten, löste ein Präsentationsvideo auf, was die nächste Kreation der beiden Kooperationspartner werden sollte: der W1 und die RM 65-01, der komplexeste Chronograph von Richard Mille aus dem Jahre 2020, bilden die Grundlage für die auf 500 Stück limitierte RM 65-01 McLaren W1, die die nunmehr 4. Kreation zwischen den beiden Kooperationspartnern darstellt.
Damit reiht sich die RM 65-01 McLaren W1 in die Kollektion von Uhren ein, die die DNA des Motorsports auf die Uhrmacherei übertragen und dabei eine Reihe an Innovationen präsentierten: Als erster Streich wurde im Jahr 2017 die RM 50-03 Tourbillon Split-Seconds Chronograph McLaren F1 präsentiert. Für ihre Konstruktion wurden nicht nur Titan und Carbon TPT eingesetzt, sondern auch ein völlig neues Material eingeführt: Graph TPT, besser bekannt als Graphen. Graph TPT zeichnet sich durch die Zufuhr von Graphen aus, einem Material, das laut Richard Mille sechsmal leichter und 200-mal stärker als Stahl ist. So wog die RM 50-03 einschließlich des Armbands weniger als 40 Gramm und war zum Zeitpunkt ihrer Lancierung der leichteste mechanische Chronograph, der je hergestellt wurde.
Die auf 75 Stück limitierte RM 50-03 McLaren F1 von 2017
Was darauf im Jahr 2018 folgte, war mit der Lancierung der RM 11-03 Automatic Flyback Chronograph eine Uhr, die dem McLaren Senna Tribut zollte. Die auf 500 Stück limitierte Uhr verfügt über ein Gehäuse aus Carbon TPT, das mit orangefarbenem Quarz TPT verflochten ist – eine Anspielung auf die charakteristische Farbe von McLaren. Die Titandrücker ahmen die Scheinwerfer des McLaren 720S nach, während Titaneinsätze auf der Lünette vom Lufteinlass des McLaren F1 inspiriert sind.
Die auf 500 Stück limitierte RM 11-03 McLaren von 2018
Im Jahr 2018 präsentierte McLaren ihren schnellsten Straßenwagen: Der Speedtail erreicht mit seinen 1050 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 403 km/h. Zur Feier dessen enthüllte auch Richard Mille im Jahre 2021 das Ergebnis von nur 106 Exemplaren, dessen tropfenförmiges Gehäuse alleine über 18 Monate verteilte 2800 Arbeitsstunden in Anspruch nahm: die RM 40-01 McLaren Speedtail.
Die auf 106 Stück limitierte RM 40-01 McLaren Speedtail von 2021
Das Gehäuse der Richard Mille 65-01 McLaren W1
Das 43,84 x 49,94 x 16,19 mm große Gehäuse der Richard Mille 65-01 McLaren W1 bringt, wie es auch schon bei den vorausgegangenen McLaren Uhren der Fall war, die offensichtlichsten Elemente des Autos zur Veranschaulichung: Zum ersten Mal wurde jetzt offenbart, dass Cécile Guenat bei ihrem Besuch des 1-zu-1-Modells die Vogelperspektive des W1 als Designgrundlage genommen hat, um das futuristische Design des Wagens mit der Ästhetik der RM 65-01 McLaren W1 in Einklang zu bringen.
Im Mittelpunkt steht deshalb die Lünette, die die Konstruktion des W1 – das heißt die „Aero-Cell“-Architektur, die von stark ausgeprägten seitlichen Lufteinlässen und aerodynamischen Anbauteilen begleitet wird – aufgreift. Zugleich, so Julien Boillat, Technischer Gehäusedirektor, wurde die vordefinierte Konstruktion, die der Wagen mit dem McLaren mehr als 350 Stunden im Windkanal verbrachte, und die Entscheidung, sie in die Lünette einfließen zu lassen, zu einer der größten Herausforderungen bei der Entwicklung der Uhr.
So sorgt das Design, das der W1 den Entwicklern auferlegte, für die flachste Titanlünette, die die Marke je hergestellt hat. Das Element, das allein neun Monate Entwicklung und acht Prototyp-Designs in Anspruch nahm, ist an seiner schmalsten Stelle gerade einmal 0,50 mm dünn. Um dennoch den für Richard Mille emblematischen Carbon-Look aufzugreifen, entschied man sich, eine Lünette aus Titan Grad 5 mit einer zweiten Lünette aus Carbon TPT zu kombinieren. Durch ihre Einkerbungen enthüllt sie das Gehäuseband aus Carbon TPT, was dem Gehäuse eine zusätzliche Tiefe und Kontur verleiht.
Zudem setzt die bekannte Funktionswähler-Krone weitere Akzente, die wie eine manuelle Gangschaltung funktioniert und mit der sich zwischen drei verschiedenen Positionen wählen lässt: W für „Winding“ (Aufzug), D für „Date“ (Datum) oder H für „Hands“ (Zeiger). Sie ist der Verzahnung des W1-Antriebsstrangs nachempfunden und verfügt zudem über eine Kautschukummantelung in McLarens Papaya-Orange sowie das „Speedmark“-Logo der Marke. Statt der herkömmlichen Methode des Ziehens wird die Einstellung über einen integrierten Drücker vorgenommen.
Das Zifferblatt
Als Höhepunkt der McLaren-Uhren treffen auf dem Zifferblatt Funktionalität und Symbolismus aufeinander. Das Zifferblatt, welches auf der RM 65-01 von 2020 basiert, entwickelte die Marke zu einem neuen skelettierten Titan-Zifferblatt weiter, das die Speichen eines McLaren-Felgenmusters und Farbakzente, die charakteristisch für den Sportwagenhersteller sind, aufgreift. So sind die Spitzen der Stunden- und Minutenzeiger gelb gefärbt, während das berühmte „Papaya-Orange“ von McLaren auf den Hilfszifferblättern des 12-Stunden- und 30-Minuten-Chronographen Verwendung findet. Des Weiteren entschied sich die Marke, Gelb auf dem 60-Sekunden-Zähler bei sechs Uhr zu verwenden und Blau, um den Sekundenzeiger mit geteilter Spitze vom regulären, orangefarbenen Sekundenzeiger in der Mitte zu unterscheiden. Eine Tachymeterskala, die sowohl in Blau als auch in Orange hervorgehoben ist, ermöglicht es, den Chronographen für Geschwindigkeits- und Entfernungsberechnungen zu nutzen.
Das funktioniert folgendermaßen: Der Schleppzeiger- oder Rattrapante-Chronograph ist mit einem zusätzlichen Zeiger ausgestattet, dem Schleppzeiger, der das Erfassen von Zwischenzeiten ermöglicht. Dieser Zeiger läuft parallel zum Stoppsekundenzeiger und kann für Zwischenmessungen abgekoppelt werden. Beide Zeiger starten gleichzeitig. Betätigt man den zusätzlichen Drücker auf der Position 10 Uhr, stoppt der Schleppzeiger, während der Stoppsekundenzeiger weiterläuft und unabhängig angehalten werden kann. Durch erneutes Drücken des Knopfes kehrt der Schleppzeiger unter den Stoppsekundenzeiger zurück und läuft wieder synchron mit ihm.
Das Uhrwerk
Bei der Wahl des Uhrwerks der Richard Mille 65-01 McLaren W1 war klar: Es muss ein Uhrwerk sein, das dazu im Stande ist, die Zeit auf eine Zehntelsekunde genau zu messen. Das 480-teilige Uhrwerk RMAC4 der ursprünglichen RM 65-01 mit seinem Rotor mit variabler Geometrie, der an den Lebensstil des Trägers angepasst werden kann, erwies sich als perfekt für diese Aufgabe. Als Höhepunkt einer fast fünfjährigen Entwicklungszeit war es das erste automatische Uhrwerk mit Split-Seconds in der Geschichte der Marke.
Es verfügt über eine Schnellaufzugsfunktion, die es ermöglicht, die 60-Stunden-Gangreserve durch mehrfaches Drücken des speziellen orangefarbenen Quarz-TPT-Drückers wieder vollständig aufzuziehen. Wird er 125-mal gedrückt, bietet der Schweizer Zeitmesser eine Gangreserve von rund 60 Stunden. Das Uhrwerk RMAC4 schlägt mit einer weniger verbreiteten Geschwindigkeit von 5 Hz oder 36.000 Schwingungen pro Stunde.
Was die Verbindung zwischen Richard Mille und McLaren so besonders macht
Zuletzt bleibt noch die Frage offen, was genau die 10-jährige Partnerschaft von Richard Mille und McLaren, die sich nunmehr im 9. Jahr befindet, so besonders macht. Wo liegen die Parallelen, und weshalb passen die beiden Marken so gut zusammen?
Credit © John Wycherley
Die beiden Marken sind Emporkömmlinge, die im Vergleich zu ihren Wettbewerbern mit wenig Geschichte aufwarten können, sich aber dennoch der Tradition in ihrem jeweiligen Feld bemächtigten, mit bekannten Konventionen brachen und die Grenzen des technisch Möglichen verschoben. Richard Milles Geschichte nahm 2001 ihren Anfang, als die erste Richard Mille Uhr, die RM 001, mit einem Tourbillon-Regulator und einem sechsstelligen Preisschild ein Zeichen setzte. Dadurch trat die Marke erstmals – und das mit großem Getöse – aus der Masse hervor. McLaren wiederum konzentriert sich erst seit 2010 mit der Gründung von McLaren Automotive auf die Produktion von Straßenfahrzeugen, was 2013 in der Entwicklung des P1TM mündete. Drei Jahre später schloss sich McLaren Racing dann erstmals mit Richard Mille zusammen.
Credit © John Wycherley
Heute sind Richard Mille-Uhren und McLaren-Fahrzeuge durch die Verwendung von außergewöhnlichen Materialien, nicht weniger außergewöhnlichen Preisen und die Handarbeit, die in sie fließt, mehr als nur bloße Zeitmesser oder Automobile: Sie sind Statussymbole, die dank einer konsequenten Designphilosophie in wenigen Augenblicken erkennbar sind.
Credit © John Wycherley