Es ist ein Erdbeben, das diese Branche verändern wird wie wenig zuvor: Die wichtigste Uhrenmarke der Welt, Rolex, übernimmt den wichtigsten Luxus-Uhrenhändler der Welt, Bucherer.
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In einem von Rolex veröffentlichten Statement heisst es: „Nachdem Jörg Bucherer in Ermangelung direkter Nachkommen die Entscheidung gefällt hatte, sein Unternehmen zu veräußern, hat Rolex beschlossen, den bisher eigenständigen Uhrenfachhändler zu übernehmen.“
Soweit bisher bekannt ist, wird Bucherer weiterhin unter seinem eigenen Namen unabhängig Handel treiben. Auch das Management von Bucherer soll unverändert weiterarbeiten, aber das Unternehmen solle vollständig in die Rolex-Gruppe integriert werden sobald die Wettbewerbsbehörden der Übernahme zugestimmt haben.
Bucherer Flagship Store in New York, USA
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In dem Statement, das Swisswatches vorliegt, heisst es weiter: Dieser Schritt spiegelt den Wunsch der Genfer Marke wider, den Erfolg von Bucherer fortzusetzen und die engen partnerschaftlichen Beziehungen zu bewahren, die beide Unternehmen seit 1924 verbinden.
Laut der Website Watchpro betreibt Bucherer 15 Showrooms in Schweizer Geschäften, über 30 Geschäfte in den USA, fünf in Deutschland, fünf in Großbritannien und einige der prestigious properties in France, Austria and Denmark. Weltweit verfügt Bucherer heute über mehr als 100 Verkaufspunkte, von denen die Hälfte die Marke Rolex führt und 48 deren Tochtermarke Tudor. Darüber hinaus ist der Uhrenfachhändler ein offizielles Service-Zentrum für beide Marken.
Rolex Headquarters in Geneva
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Welche Auswirkungen dieser Schritt für andere Marken und Händler hat, bleibt abzuwarten. Zum einen ist Rolex, deren Mutterhaus bekanntlich eine Stiftung ist, nicht bekannt dafür, Dinge zu überstürzen. Große Rolex-Händler wie das in Deutschland ansässige Familienunternehmen Wempe, das mit Rolex gemeinsam zahlreiche Boutiquen betreibt und Rolex seit 1953 hierzulande führt, wird man bestimmt nicht ausbooten wollen mit diesem Schritt. Fachkreise spekulieren eher darüber, dass Rolex mit diesem Schritt verhindern wollte, dass ein großer Finanzinvestor Bucherer übernehmen würde. Rolex gibt in einem Statement bekannt, dass „die erfolgreiche Zusammenarbeit von Rolex mit den übrigens offiziellen Fachhändlern seines Vertriebsnetzes unverändert fortgesetzt wird“.
Auf jeden Fall erhält die wichtigste Uhrenmanufaktur der Welt mit diesem Schritt Zugriff auf wertvolle Kundendaten vieler Fremdmarken, die Bucherer führt. Das dürfte Wettbewerbern wie der Richemont Group und der Swatch Group ganz und gar nicht gefallen und könnte dazu führen, dass sich diese Konzerne von Bucherer abwenden und vermehrt auf eigene Vertriebswege setzen. Dieser Schritt verlangt zwar zunächst hohe Anfangsinvestitionen, eigene Boutiquen bescheren Marken aber regelmäßig höhere Margen, wenn sie zugleich als Händler auftreten.
Am Ende entscheidet – Übernahme hin oder her – der Kunde, wo er den besten Service, die beste Beratung und die beste Uhrenauswahl bekommt. Mit seinem – erstmals bei Bucherer – eingeführten Konzept zertifizierter Gebrauchtuhren (Bucherer Certified Pre-Owned) hat Rolex schon einmal bewiesen, dass man bereit ist, Einiges zu investieren, um dem Kunden mehr Wahlmöglichkeiten zu geben.