Die Laureato von Girard-Perregaux feiert 50. Geburtstag: Die komplette Historie und die Highlights der Uhrenlegende
Zum 50. Geburtstag präsentiert Girard-Perregaux das legendäre Modell Laureato Fifty in einer limitierten Edition mit komplett neuem Uhrwerk. Hier finden Sammler die ganze Geschichte und den entscheidenden Grund, warum diese Uhr in keiner Sammlung von Stahlsportuhren mit integriertem Armband aus den Seventies fehlen darf.
Nur eine Handvoll Uhrenmanufakturen können überhaupt auf eine über 200-jährige Geschichte zurückblicken: Breguet, Blancpain und Vacheron Constantin zählen auch heute noch zur absoluten Spitze der Uhrmacherei. Erstaunlicherweise fällt den meisten der Name Girard-Perregaux weniger schnell ein. Dabei blickt die Manufaktur aus La Chaux-de-Fonds auf beeindruckende 234 Jahre Geschichte zurück.
Immer der Präzision verpflichtet
Hatte man sich schon anfänglich besonders präzisen Zeitmessern verschrieben, verbaut man bis heute durchgehend eigene Manufakturwerke, ja man zählt sogar zu den fünf Marken, die am stärksten voll integriert arbeiten. Das soll heißen: Von der Entwicklung über das Design bis zur Uhrwerksfertigung betrifft die Fertigungstiefe heute weit über den vorgeschriebenen 60 Prozent, um das begehrte Swissmade-Label tragen zu dürfen. Darauf ist man seit dem Management-Buyout vor drei Jahren unter Leitung von Chairman und Präsident der Sowind-Gruppe, Patrick Pruniaux, der zugleich CEO von Girard-Perregaux ist, zu Recht besonders stolz.
Auch das Design der Uhren stammt aus dem eigenen Haus
Gestaltung ist das richtige Stichwort. Neben aufwendigen, von Hand verzierten Uhrwerken und technisch anspruchsvollsten Kalenderanzeigen oder einem vollständigen Erdglobus innerhalb eines Uhrwerks, wie im Modell Cosmos, stammt auch das Design der Uhren vollständig aus eigenem Haus. Das ist vor allem bei der wohl bekanntesten Uhr des Hauses wichtig, der Laureato. Diese feiert heuer ihren 50. Geburtstag. Soeben ist ein außergewöhnliches Modell aus diesem Anlass erschienen, das Sie hier in der News finden. Erstmals ist es dazu mit einem komplett neu entwickelten Automatikwerk ausgestattet, dem Kaliber GP4800, worüber wir bereits ausführlich berichtet haben.
Die erste ausführliche Geschichte der Laureato von Girard-Perregaux
Hier soll es um die ausführliche Geschichte dieser Serie gehen, die man als Schlussstein jeder Uhrensammlung von Stahlsportuhren der Siebziger mit einem integrierten Armband bezeichnen könnte. Die “glorreichen Fünf” sind natürlich die Royal Oak von Audemars Piguet aus dem Jahr 1972, die Patek Philippe Nautilus aus dem Jahr 1976, die Ingenieur von IWC aus demselben Jahr sowie die 222 von Vacheron Constantin ein Jahr später. Und genau dazwischen gehört die Laureato aus dem Jahr 1975, denn alle diese Uhren wurden zunächst einmal dazu geschaffen, einem neuen Lebensgefühl in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts Rechnung zu tragen: Eine immer aktivere Gesellschaft reiste mit ihren Uhren im Jet um die Welt, trieb viel Sport. Der Unterschied zwischen klassischen Ausgeh-Armbanduhren für festliche Anlässe und reinen Toolwatches verschwamm. Diese Uhren sollen alles können und immer dabei sein. Mit ihrem für damalige Verhältnisse radikal anderem Design (im Verhältnis zu den Standard-Kollektionen der meisten Top-Uhrenmarken) mit den ins Gehäuse integrierten Stahlarmbändern, waren die meisten der Modelle auch nicht gleich ein Erfolg, sondern wurden anfangs von der konservativen Kundschaft großer Manufakturen sogar abgelehnt. Heute zählen sie zu den begehrtesten Design-Klassikern auf dem Uhrenmarkt.
Innovatives Design prägte weltweit die Siebziger Jahre
Besonders in Italien entstanden in den sechziger und siebziger Jahren außergewöhnliche Designobjekte. Man galt als führend im Industrie- und Automobildesign, aber auch bei Möbeln. Viele Klassiker stammen aus dieser Ära des Aufbruchs, einer Zeit, in der nicht nur Gestalter das Gewohnte in Frage stellten.
Da über die Laureato von GP viele Legenden bestehen, ich aber nirgendwo die wahre Geschichte gefunden habe, habe ich mir einmal die Mühe gemacht, mit der Manufaktur die Fakten zu besprechen. Viele interessante Details der Story sind mir danach erst klar geworden.
Wie kam es überhaupt zur Laureato?
In Italien nutzte der damalige wichtige Vertriebspartner von Girard-Perregaux die Gelegenheit, ein spezielles Design für seinen Markt zu verlangen – jenen Markt, der die Geburtsstätte der beschriebenen neuen Designtrends war und als tonangebend galt. Er kam mit der Bitte zu den GP-Ingenieuren, eine Uhr zu entwerfen, die als Ganzes betrachtet werden sollte, nicht nur als Gehäuse mit einem Uhrwerk. Was meinte er damit? Die Ära brachte für die Schweiz ja gleich eine doppelte Revolution mit sich: Die Quarzkrise veränderte das Herz der Uhren, während die neuen integrierten Armbänder deren Körper neu definierten. Girard-Perregaux stellte sich beiden Herausforderungen und wollte etwas komplett Neues schaffen. Die Laureato entstand genau, als sich diese beiden Wege kreuzten – im Jahr 1975. Es gibt übrigens tatsächlich ein historisches Bild, als der Distributeur eine der ersten Uhren ansieht.
Wer hat die Laureato von Girard-Perregaux entworfen?
Kommen wir vor den Uhrwerken noch einmal zum Design. Girard-Perregaux ließ diese Uhr inhouse entwickeln, auch wenn gelegentlich etwas anderes behauptet wird. Denn man hatte schon damals bereits eigene Gestalter angestellt, die sich an die Arbeit machten, etwas besonderes zu entwickeln. Nun werden die Experten wissen, dass damals die meisten Uhrenfirmen noch mit externen Gestaltern zusammen arbeiteten, da das Design oft schlicht nicht zu ihren Kernkompetenzen zählte.
Inhouse Design anstatt Gérald Genta
Designer verkauften damals Uhrenmodelle als Zeichnungen an die Firmen. So war es auch bei den drei anderen wichtigen Stahl-Modellen der damaligen Zeit: Sie alle stammen aus der Feder des berühmtesten Uhrendesigners der Welt, Gérald Genta. Der Schweizer, der in seinem Leben wohl 3.000 Uhren entworfen hatte und zwei Uhrenfirmen gründete (eine davon firmiert heute unter Gerald Charles als Independent Brand, eine andere heißt Genta und gehört zu LVMH), gestaltete die Royal Oak von AP, die Patek Nautilus und die Ingenieur von IWC. Jorg Hysek entwarf übrigens die 222 von Vacheron Constantin.
Schaut man sich die Uhrwerke dieser berühmten Modelle an, wird es noch offensichtlicher, dass Girard-Perregaux einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat als die Wettbewerber: Denn auch die Basis-Uhrwerke dieser besonderen Uhren stammen gar nicht von den Manufakturen selbst! So verbaute Audemars anfänglich ein LeCoultre-Werk, IWC verwendete ETA. Auch bei Patek und bei Vacheron setzte man auf Werke von Jaeger-LeCoultre (damals LeCoultre). Nur in der Laureato war ein Inhouse- Uhrwerk verbaut, allerdings ein Quarzuhrwerk.
Warum sich in der Laureato anfänglich ein Quarzwerk befand
Nun berichten wir bei Swisswatches grundsätzlich nicht über Quarz, allerdings ist der historische Werdegang dieser Uhr, der schließlich in außergewöhnlichen mechanischen Uhrwerken wie jüngst dem neuen Kaliber GP4800 mündet, es Wert, einmal genauer beleuchtet zu werden. Denn bei der ersten Laureato handelte es sich um den ersten Quarz-Chronometer der gesamten Schweizer Uhrenindustrie. Und im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern war dieses Modell ein sofortiger Erfolg. Das lässt sich einfach an den Zahlen der COSC ablesen: Von 1.000 Uhrwerken, die im Jahr 1977 der Kontrollstelle Controle Officiel Suisse des Chronometres (COSC) geschickt wurden, stammten genau 891 Modelle – also rund 90 Prozent – von Girard-Perregaux.
Warum hat sich nur Girard-Perregaux damals dafür entschieden, eine Quarzuhr herauszubringen?
Vielleicht muss man dazu etwas herauszoomen, um den zeitlichen Kontext besser zu verstehen. Schon bei den Olympischen Spielen von Helsinki 1952 waren erstmals offiziell Quarz-Zeitmessgeräte eingesetzt worden – ein Wendepunkt in der Sportchronometrie. Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 1964 hatte sich die Technologie weiterentwickelt: Quarz-synchronisierte Zielfoto-Kameras wurden in größere Zeitmesssysteme integriert und ermöglichten eine bislang unerreichte Präzision. Die Schweizer Manufakturen wussten, dass die Technologie nicht aufzuhalten ist.
Quarz ist die Zukunft, aber gilt das auch für alle Manufakturen?
Die Quarztechnologie, bekannt für ihre überlegene Genauigkeit, weckte also bald das Interesse aller Schweizer Uhrenhersteller, die darauf hofften, sie für den Einsatz in Armbanduhren zu miniaturisieren. Daher schlossen sich in der Schweiz schon 1962 zahlreiche Uhrenmarken zum Centre Electronique Horloger (CEH) zusammen, um gemeinsam Quarzwerke für Armbanduhren zu entwickeln. Nicht so Girard-Perregaux: Man entschied sich dagegen, diesem Konsortium beizutreten – überzeugt von der eigenen technischen Expertise und entschlossen, ein unabhängiges Quarzkaliber zu entwickeln.
Einer gegen alle: Eine eigene Forschungsabteilung
Vier Jahre später, 1966, eröffnete man bei Girard-Perregaux eine spezielle Abteilung für Forschung und Entwicklung im Bereich Quarztechnologie. Man stellte Elektronikingenieure ein für ein Sonderprojekt unter der Leitung von Herrn Virchaux, dem damaligen Mitgeschäftsführer der Marke.
Nach verschiedenen Prototypen brachte man 1971 ein Werk namens GP350 heraus, das mit einer Frequenz von 32.768 Hertz oszillieren und in Serie produziert werden konnte. Das mag heute vielleicht unspektakulär erscheinen, doch damals war das revolutionär. Innerhalb von nur fünf Jahren hatte man nicht nur ein eigenes Inhouse-Forschungsprogramm für Quarz aufgebaut, sondern auch die Ergebnisse der Japaner und eines Schweizer Konsortiums, dem immerhin Rolex und Patek Philippe angehörten, in Bezug auf Präzision und Serienproduktion übertroffen. Zur Erinnerung: Das aus der Gruppe stammende Schweizer Quarzkaliber Beta 21, das 1969 von der CEH vorgestellt wurde, schlug mit 8.192 Hz und konnte anfänglich gar nicht in Serie produziert werden.
Ein neuer Standard, entwickelt von Uhrmachern von Girard-Perregaux
Bei Girard-Perregaux hatte man hingegen auf ein hochfrequent schwingendes 32.768-Hz-Werk gesetzt. Genau diese Frequenz ist bis heute der Maßstab für die gesamte Branche und für alle zukünftigen Quarzuhren. Daher ist es wichtig, diese Geschichte zu erzählen, auch wenn wir mechanische Uhren den Quarzuhren vorziehen. Wichtig ist auch zu wissen, dass die Prüfstelle für Chronometer erst im Jahr 1973 gegründet wurde. Zahlreiche Chronometer tragen seither den Namen COSC, dessen Label zum Inbegriff geprüfter Präzision wurde. Mit der Gründung des Testlabors gingen die verschiedenen kantonalen Institutionen im ganzen Land – etwa das Observatorium von Neuchâtel – darin auf und wurden durch dieses ersetzt.
1975: Geburtsstunde einer Legende
Zwei Jahre später, 1975 wurde dann die erste Laureato eingeführt – ausgestattet mit einem verbesserten Quarzwerk (eine weiterentwickelte, kleinere und aufwändiger dekorierte Version des GP350) und ausgezeichnet mit der begehrten COSC-Zertifizierung für Schweizer Chronometer. So steht übrigens auch nur genau das auf dem weißen Zifferblatt. Der Name folgte erst 1995 bei der ersten Variante mit Automatikwerk.
Ein Dokument für Ganggenauigkeit verhilft der Uhr zu ihrem Namen
Die Auszeichnung der COSC, deren Gangschein jeder Uhr als Dokument beigelegt wurde, war auch aus einem anderen Grund wichtig: Sie gab ihr den italienischen Namen „il laureato“, was auf deutsch „die Ausgezeichnete“ bedeutet. Wie gesagt, damals war das COSC-Label neu. Nun versteht man leicht, woher der Name Laureato stammt. Es ist ein italienisches Wort, das auf Englisch „the graduate“ bedeutet – „der Absolvent“. Es symbolisiert treffend die Leistung dieser Uhr. Es fällt mehr unter die Kategorie der Mythen, dass sich das Modell vor allem in Italien hervorragend als Uhr für ausgezeichnete „Musterschüler“ hervortat und vielfach an Schulabgänger und Studienabsolventen verschenkt wurde.
Was hat ein gleichnamiger Kinofilm mit Dustin Hoffman mit der Uhr zu tun?
Wirklich vollkommen frei erfunden ist ein anderer Mythos um diese Uhr: Das die Uhr auf Vorschlag des italienischen Vertriebs von Girard-Perregaux „Laureato“ getauft wurde – eine Referenz an den Kultfilm Die Reifeprüfung von 1967, der auf Italienisch „il laureato“ heißt – widerlegen die Historiker von Girard-Perregaux deutlich. Er hält sich aber bis heute hartnäckig und wir wollen das noch einmal betonen, dass an der Geschichte nichts dran ist. Der Film kam schließlich acht Jahr vor Lancierung der Uhr ins Kino. Dass der einprägsame Titel des Filmes, der ein Kassenschlager war, dem Spitznamen der Uhr entspricht, ist reiner Zufall. Manchmal ist es eben gut, besonders genau hinzuschauen.
Genfer Streifen auf Quarzwerken
Abschließend noch zwei Hinweise zum Thema Quarz: Girard-Perregaux verbesserte die Uhren kontinuierlich. Schnell hielt die Batterie über zwei Jahre. In den 20 Jahren, in denen die Quarzmodelle hergestellt wurden, veränderte man aber nicht nur die Batterielebenszeit: So betrachtete man auch die 1984 vorgestellte Laureato-Modelle, optisch überarbeitet, weiterhin als Teil der hohen Uhrmacherkunst: Diese Modelle, mit aufwendigen Kalenderfunktionen ausgestattet, verfügten sogar über einen Glasboden, durch die man die von Hand finissierten Quarzwerke sehen konnte, die ebenso über Genfer Streifen-Schliffe auf der Platine verfügten. Aufwändige Perlagen und Rubin-Lagersteine für das Räderwerk waren für Girard-Perregaux selbstverständlich. Selbst das Batteriefach war mit einer Perlage versehen, was alte Bilder belegen.
Wie erhielten mechanische Uhrwerke Einzug in dieses ikonische Modell?
Zum einen lag es natürlich nahe, dass die Manufaktur Mitte der 1990er-Jahre ihre erste automatische Laureato lancierte – genau zu jener Zeit, als das Interesse an mechanischen Uhren erneut stark zunahm. Seither bietet die Laureato ihren Trägern die Wahl zwischen inhouse entwickelten Quarz- und Inhouse-Automatik-Kalibern. Zum anderen ist dieser Wechsel auch dem damals neuen Eigentümer Luigi Macaluso zu verdanken, der ab 1992 das Zepter übernahm und die Zeichen der Zeit erkannte.
1995: Das erste Automatikwerk in der Laureato wird vorgestellt
1995 erschien die „Ausgezeichnete” mit einem ausgewiesen schlanken mechanischen Uhrwerk aus GP-Fertigung: Das Automatikuhrwerk GP3100 war besonders flach und passte perfekt zu einer eleganten Sportuhr. Bereits drei Jahre später erschien das Uhrwerk GP3300 als Teil der Serie, das mit verschiedenen Modulen mit Komplikationen wie einen Ewigen Kalender, ein Großdatum oder Mondphasenanzeige ab 2003 in der EVO3 Serie verbaut wurde. 2017 wird kurz nach dem 225. Geburtstag der Manufaktur dann das neue, 3,97 mm-flache Kaliber GP1800 mit 28.800 Halbschwingungen und 54 Stunden Gangreserve erstmals in der Laurerato eingeführt, ein echtes Arbeitspferd, das bereits 2006 eingeführt wurde und bis 2025 in den Modellen tickt. Natürlich ist auch dieses Uhrwerk aufwendig von Hand dekoriert: Unter den neun Finishes findet man folgende Veredelungen: Côtes de Genève- und Perlage-Schliff, Anglage der Kanten, (Laser-)Gravuren mit Goldtönung, Spiegelpolituren, Satinierungen, Kreis- und Sonnenschliffe.
Ich erinnere mich noch gut an den 225. Geburtstag im Jahr 2016, denn damals wurde auch das Gehäuse der Laureato komplett überarbeitet. Schauen wir uns das Gehäuse-Design seit den Anfängen noch einmal genauer an.
Was sind die Designmerkmale der klassischen Laureato?
Das Design der Laureato ist klar definiert von einer erhabenen achteckige Lünette auf einem runden Ring, einem Clous-de-Paris-Zifferblatt, Stabzeigern und -indizes (auch wenn es verschiedene Alternativen mit römischen Ziffern gab). Besonders auffällig waren die Kontraste der Oberflächen mit abwechselnder Spiegel- und Satinpolitur und natürlich das vollständig ins Gehäuse integrierte Armband ohne klassische Bandanstöße.
In der ersten Version war die Laureato wirklich winzig
In den allerersten Versionen war Laureato recht klein: Sie erschien als 26 mm, 30 mm und 35 mm Modell. Die allererste Version der Laureato hatte nur 30 Millimeter Durchmesser. Auf dem Zifferblatt trägt sie lediglich den Firmenschriftzug und bei 6 Uhr den Zusatz Quarz Chronometer. Die Armbandglieder gehen über die gesamte Bandbreite, sind aber zweifarbig ausgeführt. Neun Jahre später erscheint dann das 35 mm-Modell, immer noch ohne Laureato Namen auf dem Zifferblatt. Es gibt mit den Referenzen 42664, 42665 und 42668 erstmals Modelle mit verschiedenen, aufwendigen Kalenderkomplikationen, ein probates Mittel, um die Leistungsfähigkeit der Quarztechnologie in Kombination mit echter Uhrmacherkunst zu demonstrieren.
Mit der zweiten Generation von 1984 lässt sich bereits die Einführung von Zwischengliedern im Armband mit schmalerer Gliederbreite erkennen. Dies sollte höchstwahrscheinlich die Größenanpassung für Damen wie Herren erleichtern.
Die Uhren werden größer
Gut weitere zehn Jahre später lebte das Interesse an mechanischen Uhrwerken wieder auf und die Laureato 8010 erschien mit dem oben beschrieben Kaliber GP3100. Sie wuchs auf 36 mm an, erstmals gab es im gleichen Jahr auch einen Automatik-Chronographen, das Modell Olympico. Die 40 mm-große Uhr hatte die Referenz 80170.
Die Quarztechnologie war inzwischen zu weit verbreitet und erschien den Kunden nicht mehr besonders exklusiv, für das Damenmodell blieb jedoch weiterhin eine Quarzversion verfügbar. Die Armbandglieder wurden nun in eine konische Form gebracht, die die Clous-de-Paris-Struktur des Zifferblattes aufgriff. 1996 erscheint ein dem Original von 1975 angelehntes Modell, die 36 mm-große Ref. 80100 in Bicolor mit weißem Zifferblatt.
Alle zehn Jahre überarbeitet man kontinuierlich die Legende
Es zeigt sich das Schema, dass Girard-Perregaux das Modell fast alle zehn Jahre weiterentwickelt hat. So auch dieses Jahr mit der komplett überarbeiteten Uhr und dem neuen Werk, das diesem Modell auf den Leib geschneidert wurde. Damit bringt man die diesjährige Laureato so nah wie möglich an die ultraflachen Quarzuhren von einst heran und kam dem Wunsch vieler Kunden nach, so elegante Uhren wie möglich anlegen zu können.
Welche Laureato Modelle sollte man kennen, welche Komplikationen gibt es?
So brachte man 2018 das erste skelettierte Modell mit der Laureato Skeleton auf den Markt, das später als schwarzes Keramikmodell für Aufsehen sorgte. Einen Tourbillon-Mechanismus sah man erstmals 1997 in einer Laureato. Diese dritte Generation markierte zugleich das erste Mal, dass die Manufaktur die legendären drei Brücken auf dem Werk in das ikonische Design der Laureato integrierte. Die Ref. 99070 war mit einem 40 Millimeter-Gehäuse vergleichsweise klein.
Die vierte Generation: Die Laureato Evo3
Eine vierte Generation trug den Wünschen der Kunden nach immer größeren Gehäuse-Durchmessern Rechnung: 2003 erscheint das erste Modell der vierten Generation. Der sogenannte Evo3 Chronograph steckte in einem 44 Millimeter Gehäuse (Referenz 801800.11.6516). Eine weitere Variation der drei Brücken wurde in der vierten Generation (Evo3) gleich zweimal vorgestellt – einmal mit Saphirbrücken und einmal mit Spinellbrücken. Diese Tourbillon-Modelle sorgten für Aufsehen, da eine Tourbillon-Komplikation zuvor nicht in Sportuhren verwendet worden war. Mit diesen Laureato-Modellen bewies die Manufaktur ihre Expertise, indem sie ihren Kunden Tourbillon-Sportuhren anbot, die die aufwändigen und anspruchsvollen Tests der Chronofiable bestanden hatten. Um die Chronofiable-Zertifizierung zu erhalten, muss eine Uhr Tests bestehen, die jahrelange Nutzung simulieren. Dazu zählen beschleunigte Abnutzung in Zyklen, die 6 Monate bis 3 Jahre Gebrauch nachbilden, Stoßtests, Funktion bei Temperaturen von –10 °C bis +60 °C und bis zu 85 Prozent Luftfeuchtigkeit sowie Vibrations- & Magnetfeldtests und eine Prüfung der Langzeitlauf mit einem mehrwöchiger Dauerbetrieb zur Erkennung möglicher Schwächen.
2016: Relaunch zum 225. Geburtstag der Maison
Die Evo3-Generation kann man heute belächeln, war aber der sportliche Look der Zeit: Es konnte nicht groß genug sein. Kleiner Sidekick: Im Jahr 2010 feierte die Manufaktur das 40-jährige Jubiläum des ersten Quarz-Armbanduhrenkalibers mit einem speziellen Evo3-Quarzmodell. Dies war das einzige Laureato-Modell mit Quarzwerk in dieser Ära. Der Stilwandel setzte um 2016 als die Manufaktur zum 225. Jubiläum die neueste Version der Laureato mit neuer Linienführung präsentierte:
Ein limitiertes Sondermodell zum Launch
Das Modell Laureato Heritage mit 41 mm-Stahlgehäuse mit blauem Zifferblatt war limitiert auf 225 Modelle. Alle Uhren waren nun 100 Meter wasserdicht. 2017 erschien das neue Basismodell mit 42 mm-Gehäuse und eine kleinere Version in 38 mm. 2018 folgten der neue Chronograph, ein Tourbillon und eine sehr schöne Titan-Version im 42-Millimeter-Bicolor-Titangehäuse, die an die Ur-Version angelehnt ist.
Generation Fünf: Laureato Absolute
Seit 2019 gibt es mit der Laureato Absolute die fünfte Generation der Uhrenserie, die man vielleicht so verstehen muss: Sie verhält sich wie die Royal Oak Offshore zur klassischen Royal Oak von Audemars Piguet. Die mit 44 mm-großen Gehäusen sehr sportlichen Uhren erschienen in Titan mit schwarzer PVD-Beschichtung mit Kautschukbändern und blauen Zifferblättern als Chrono, Drei- Zeiger-Uhr und Weltzeit-Modell. Heute gibt es für diese sportliche Linie auch Chronographen mit Kohlefasergehäusen. Ebenso war nun erstmals der Perpetual Calendar im 42 Millimeter Stahlgehäuse bei der klassischen Laureato erhältlich. Highlight dürfte in dieser Reihe allerdings das Modell Laureato Absolute Light aus einem durchsichtigem Saphirglasgehäuse sein.
Ist die neue Laureato zum 50. Geburtstag gelungen?
Girard-Perregaux beschreibt die neue, leider nur auf 200 Exemplare limitierte Sonderedition, Laureato Fifty anlässlich des 50. Geburtstages als „direkt vom Original“ inspiriert. Das schauen wir uns doch einmal genauer an: Erstmals bietet man die Laureato nun im 39 mm-Gehäuse an, das, man kann es nicht anders sagen, hervorragend am Handgelenk liegt. Das liegt vor allem an der auf 9,8 mm reduzierten Höhe, was ungefähr ein Millimeter weniger als bei den Vorgängermodellen ist (je nachdem, ob man die Laureato 38 mm und 42 mm betrachtet). Aber ein Millimeter ist in dieser Branche viel.
Der Touch des Originals
Die Kombination beim Gehäuse von Stahl und Gelbgold trifft sehr passend den Touch des Originals. Natürlich ist eine 30-Millimeter-Quarz Armbanduhr von 1975 eine komplett andere Geschichte. Ein Vergleich wird also immer hinken, aber vielleicht kann man es so am besten ausdrücken: In meiner Vorstellung hätte ich mir gewünscht, dass das Original so aussehen würde, wie das soeben vorgestellte Modell. Man spürt, dass an dieser Uhr nichts dem Zufall überlassen wurde.
Alles wurde verbessert
Besonders positiv fällt das noch besser ins Gehäuse integrierte Armband auf. Zudem verfügt die Schließe über eine innovative Feinjustierung, mit der sich die Armbandlänge präzise um bis zu 4 mm verstellen lässt, was besonders bei warmem Wetter nützlich ist. Das tiefgraue Zifferblatt mit Clous de Paris-Dekor wirkt angenehm dreidimensional und passt besser zur Uhr als der weiße, blaue und schwarze Originalfarbton der ersten Serie von 1975. Das Uhrwerk vom Kaliber GP4800, Herzstück der Edition, wirkt in Zusammenhang mit der Uhr so, als wäre es dafür entwickelt worden. Dass man es geschafft hat, die symmetrische Drei-Brücken-Architektur in den Werkaufbau zu integrieren, ist Ausdruck des Savoir-Faire des Hauses.
Auch bei der Wasserdichtheit kann man sich verbessern
Auch bei der Wasserdichtigkeit kann Girard-Perregaux nochmal auftrumpfen und setzt inzwischen auf 150 Meter. Meine Kollegen haben Uhr und Werk in besagten Artikeln bereits genauer beschrieben, das abschließende Urteil lautet: Ausgezeichnet, wieder einmal. Nein, im Ernst: Die Laureato Fifty kommt zum richtigen Zeitpunkt. Es gilt für Sammler nicht nur, eine neue Legende neu zu entdecken, sondern auch eine Manufaktur, die seit 234 Jahren ganz oben mitspielt. Ja, andere sind heute lauter unterwegs, aber gerade wer eine mechanische Uhr sucht, die im Ringen um technologische Höchstleistungen immer die Nase vorn hatte, ist hier genau richtig. Die Laureato Fifty ist heute wohl die dezenteste Art, eines der glorreichen fünf Modell der Seventies-Sport-Chic-Ära zu tragen. Man darf gespannt sein, welche Serienmodelle dieser Uhr im kommenden Jahr folgen werden. Jetzt fehlt nur noch ein neues, voll integriertes Chronographenwerk. Aber Gerüchten zufolge ist es bereits in Arbeit. Solange gedulden wir uns und freuen uns auf kommende Komplikationen des neuen Kaliber GP4800. Jede Legende tickt eben anders.