W&W 25: A. Lange & Söhne 1815 – Höchste Handwerkskunst auf 34 Millimetern
Wenn es um Zeitmessung geht, ist man mit Stillstand schlecht beraten. Aber nicht nur die Uhr selbst sollte im besten Fall nie stehen bleiben – beziehungsweise bei einer mechanischen Uhr nach händischem Aufzug oder kurzem Handgelenkschütteln und Einstellen der aktuellen Zeit wieder einwandfreie Informationen liefern.
Konstrukteure und Designer müssen gleichermaßen in Bewegung bleiben, um den Erwartungen der Uhrenliebhaber und -sammler zu genügen.
Die Manufaktur A. Lange & Söhne aus dem sächsischen Uhrenhotspot Glashütte enttäuscht die Community diesbezüglich nie und hat auch dieses Jahr zur Watches & Wonders mehrere echte Neuheiten im Köcher.
Eine davon versteht es aufs vorbildlichste, Tradition, technische Expertise und aktuelle Vorlieben der Uhrenträger unter einen Hut zu bekommen – oder besser in ein Gehäuse. Und dieses misst gerade einmal 34 Millimeter im Durchmesser und 6,4 Millimeter in der Höhe: ein überaus angesagtes Format – und aktuell das kleinste im Portfolio der Glashütter Manufaktur.
Wenig überraschend: A. Lange & Söhne ist es trotz dieser beschränkten Räumlichkeit gelungen, ein Innenleben der Extraklasse zu integrieren. Und zwar in Form des neu entwickelten Manufakturkalibers L152.1. Es ist das 75. der Neuzeit des Traditionsunternehmens mit bewegender Vergangenheit.
Die zwei Historien einer Manufaktur aus Glashütte
Die erste Geschichte von A. Lange & Söhne beginnt im Jahr 1845, als der 1815 in Dresden geborene Ferdinand Adolph Lange die Manufaktur Lange & Cie. gründet.
Nach seiner Uhrmacherausbildung und zweijährigen Gesellenzeit sammelte er zunächst auf Wanderschaft durch Frankreich und die Schweiz viel Wissen an. Die daraus resultierenden Ideen hielt er in einem Skizzen- und Wanderbuch fest.
Dies war der Grundstein für die heutige Luxusuhrenmanufaktur A. Lange & Söhne. Als er 1845 nach Dresden zurückkehrte, gründete er die Manufaktur Lange & Cie. Er hatte für seine Idee, einen neuen Erwerbszweig für die völlig verarmten Bewohner des Erzgebirges zu erschaffen, vom Königlich Sächsischen Innenministerium ein rückzahlbares Darlehen von 7.820 Talern erhalten.
Er ermunterte außerdem qualifizierte Mitarbeiter, eigene Unternehmungen zu gründen. Und damit war er überaus erfolgreich. Heute würde man vermutlich von einer gelungenen Start-up-Strategie reden.
Ferdinand Adolph Lange selbst wurde Bürgermeister der kleinen Stadt und führte unter anderem die Dreiviertplatine ein – heute ein Kennzeichen der Uhren aus Glashütte. 1868 wurde sein Sohn Richard Lange Mitinhaber seines Unternehmens, nach dem Tod des Gründers übernahmen die Enkel Richard und Emil.
1924 wird ein weiterer Spross der Familie geboren, der sein Leben der Uhrmacherei widmen wird. Walter Lange, Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, arbeitete nach seiner Ausbildung als Meisteruhrmacher ebenfalls im familiären Betrieb.
Am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs wurde das Produktionsgebäude von Lange fast vollständig zerstört und das Unternehmen drei Jahre später enteignet wird. Noch im selben Jahr floh Walter Lange in den Westen, und die Geschichte der Manufaktur wurde für viele Jahre unterbrochen.
Unmittelbar nach der Wiedervereinigung zog es ihn wieder nach Glashütte, und er gründete am 7. Dezember 1990 gemeinsam mit dem unvergessenen Uhrenmanager Günter Blümlein die Lange Uhren GmbH.
Dass sie Weitblick und große Visionen hatten, zeigt sich daran, dass sie bereits damals die Marke A. Lange & Söhne weltweit registrieren ließen. Und schon 1994 wurden die ersten Uhren präsentiert, darunter die Lange 1 mit dem Kaliber L901.0. Letztere ist bis heute die Ikone der Manufaktur, die sich durch ihre dezentrale Zeitanzeige und das Großdatum auszeichnet.
Wie erfolgreich das Unterfangen der Neugründung war und wie nachhaltig Recht Walter Lange und Günter Blümlein mit ihrer Vision hatten, zeigte sich unter anderem daran, dass 2012 mit dem Bau eines neuen Manufakturgebäudes begonnen wurde, welches 2015, zwei Jahre vor dem Tod Walter Langes, bezogen wurde. Hier entstehen heute auf 4.500 Quadratmetern jährlich rund 5.500 Uhren.
Stillstand gibt es bei A. Lange & Söhne nicht
Seit Anbeginn lautete das Credo der Manufaktur, neue Wege zu beschreiten – gerade auf dem Gebiet der Uhrwerkstechnik. Und so stellt A. Lange & Söhne nun ihr 75. Kaliber seit Neugründung vor. Verpackt ist das L152.1. wahlweise in das 34 Millimeter kleine 750er-Rot- oder Weißgoldgehäuse des neuen Familienmitglieds der Kollektion 1815, welche nach dem Geburtsjahr von Ferdinand Adolph Lange benannt ist.
Kompromisse hinsichtlich Gestaltungsqualität, Detailverliebtheit und technischer Raffinesse erlaubt man sich trotz der beschränkten Proportionen nicht. Und so strahlt diese 1815 wie ihre größeren Verwandten souveräne Eleganz aus.Die schmale, leicht abgestufte Lünette bildet den stilvollen Rahmen für das Silber-Zifferblatt in Blau, ausgestattet mit Eisenbahnminuterie, arabischen Ziffern und der kleinen Sekunde bei 6 Uhr. Es erinnert an die früheren Taschenuhren von A. Lange & Söhne. Zusammen mit den lanzettförmigen Zeigern aus 750er-Gold entspricht dies vollends der klassischen Ausrichtung der Kollektion 1815.
Diese Anleihen an die eigene Vergangenheit verbindet die Manufaktur mit moderner Uhrwerkstechnik. Dabei beruht die hohe Präzision der neuen Modelle auf einem neuen Schwingsystem mit freischwingender Unruhspirale und großer Schraubenunruh.
Das Schwingsystem einer mechanischen Uhr ist der unabdingbare Taktgeber, ohne den es keine Genauigkeit auf dem Zifferblatt geben würde. Es besteht aus Unruh und Hemmung und sorgt dafür, dass das Räderwerk in einer genau definierten Geschwindigkeit abläuft.
„Bei der neuen 1815 lag die Herausforderung darin, die Proportionen des Zeitmessers noch eleganter zu gestalten und gleichzeitig ihre Schlichtheit und Funktionalität zu erhalten“, erklärt Anthony de Haas, Direktor der Produktentwicklung.
„Und trotz der geringeren Abmessungen gelang es unseren Uhrmachern darüber hinaus, die Gangreserve auf 72 Stunden zu erhöhen und eine neue Gangpartie zu integrieren.“
A. Lange & Söhne und die Schönheit der Funktion
Ohne Verzierung geht es nicht. Bei der technischen Exzellenz hört es bei der Glashütter Manufaktur noch lange nicht auf. Die Kunst der aufwendigen Finissierung treibt man im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze. Auf die Spitze des Könnens selbstverständlich.
Kleinste Teile und selbst solche, die man nach der Montage gar nicht mehr sieht, werden kunstvoll verziert. Und dies machte man schon zu Zeiten, als es noch keine Glasböden gab, durch welche die dekorierten Werke hätten bewundert werden können.
Ursprünglich dienten Verzierungen wie die Perlage dem Schutz der beweglichen Uhrwerksteile, da die feinen Vertiefungen und Rillen etwaigen Staub im Gehäuse binden konnten. Heute sind die Gehäuse absolut dicht und dieser Aufwand wäre nicht mehr notwendig. A. Lange & Söhne hält aber wie viele hochwertige Manufakturen an dieser schönen Tradition fest.
Zu den verwendeten Veredelungstechniken gehören der Band-, Sonnen-, Strich-, Kreis- und Umfangschliff, die Perlage, die Flach- und Schwarzpolitur, die Anglierung, die Politur der Innenecken und natürlich die Gravur.
Und diesen Teil der Uhrwerkskunst offenbart A. Lange & Söhne selbstverständlich auch bei dem neuen, 171-teiligen und in fünf Lagen feinregulierten Kaliber L152.1., welches gerade einmal einen Durchmesser von 28,1 Millimeter aufweist.
Zu sehen gibt es durch den Saphirglasboden neben der mechanischen Ästhetik unter anderem den von Hand gravierten Unruhkloben, die Dreiviertelplatine mit Glashütter Bandschliff, Goldchatons sowie gebläute Schrauben. Der Preis der neuen Lange 1815 beträgt 27.000 Euro.
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