Es wird kompliziert – die Overseas von Vacheron Constantin erscheint erstmals als Grand Complication
Unkompliziert zu sein, das ist nicht unbedingt ein oberstes Ziel von Vacheron Constantin. Auch 270 Jahre nach der Gründung nicht. Und so kreiert man gern auch mal äußerst diffizile Superlative der Uhrmacherkunst.
War es im vergangenen Jahr die weltweit komplizierteste Taschenuhr mit sage und schreibe 63 Komplikationen, stellte die Manufaktur auf der diesjährigen Watches & Wonders die Armbanduhr Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication – La Première mit 41 Komplikationen und 13 Patentanmeldungen vor. Das Einzelstück war das Ergebnis von acht Jahren Forschungsarbeit, an dessen Ende mit dem Manufakturkaliber 3655, bestehend aus 1.521 Komponenten, ein wahres Wunderwerk der Miniaturisierung stand. Eine der wenigen unkomplizierten Ausnahmen ist die 222 – doch das ist eine andere Geschichte, die Sie hier erfahren.
Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication – La Première
Nun erscheint die Overseas, die ursprünglich einmal als Nachfolgerin der 222 entwickelt wurde, zum ersten Mal als Grand Complication mit Ewigem Kalender, Minutenrepetition und Tourbillon.
Overseas Grand Complication Openface – der Name ist Programm
Der Name ist Programm – und zwar ein gut bestücktes. Denn gespart hat Vacheron Constantin bei diesem neuen Zeitmesser nicht an den namensgebenden Großen Komplikationen. Ewiger Kalender und Tourbillon werden bei diesem neuen Overseas-Modell erstmals von einer Minutenrepetition begleitet: diese wundervolle Funktion, welche die Zeit aufs Schönste hörbar macht und für viele als Königin des mechanischen Uhrenbaus gilt.
Durch das feine Schlagen der Hämmerchen wird Zeit sogar spürbar. Mehr Dialog mit der eigenen Armbanduhr geht eigentlich nicht. Und dabei gibt sie sich trotz dieser anspruchsvollen Dreifach-Komplikation leicht und sportlich-elegant. Titan Grad 5 und der ausgeklügelten Konstruktion des stattlichen 44,5-Millimeter-Gehäuses sei Dank. Ferner ist Titan in akustischer Hinsicht ein optimaler Werkstoff für eine wohlklingende Minutenrepetition.
Kleiner Ausflug in die klingende Welt der Repetition
Wer der Erfinder der Repetieruhr war, lässt sich nicht genau beantworten. Denn gleich zwei Entwickler meldeten im 17. Jahrhundert ein entsprechendes Patent an. Den Zuschlag bekam 1687 Daniel Quare. Edward Barlow spielte aber eine mindestens ebenso große Rolle. Er gilt als Schöpfer des Rechenschlagwerk für Uhren, wie sein Patentantrag von 1686 belegt. Diese Erfindung macht es möglich, die Zeit auch im Dunkeln abzufragen. Angezeigt wird sie durch ein mechanisches Läutwerk. Daniel Quare legte Einspruch gegen Barlows Patentantrag ein und behauptete, er habe das Rechenschlagwerk bereits 1680 entwickelt. Obwohl Barlows Antrag abgelehnt wurde, gelten heute beide als die Erfinder der ersten Taschenuhr mit Viertelrepetion von 1680, welche die Zahl der vollen Stunden sowie der verstrichenen Viertelstunden hörbar macht.
Abraham‑Louis Breguet (1747-1823) wird die erstmalige Verwendung sorgfältig gestimmter Tonfedern zugeschrieben, wodurch eine Repetitionsuhr flacher konstruiert werden konnte. Die erste Armbanduhr mit Minutenrepetition erschien aber erst 1892 und wurde vermutlich von Audemars Piguet hergestellt, wobei das Rohwerk von Jaeger-LeCoultre stammte. In Auftrag gegeben hatte sie das Unternehmen Louis Brandt & Frère, aus dem später Omega werden sollte. Aber weshalb sollte man die Uhrzeit – außer bei einer Kirchturmuhr – überhaupt hören können? Ganz einfach. Im 17. Jahrhundert kannte man zwar so etwas wie Elektrizität, wirklich nutzen konnte man sie aber noch nicht. Edison erfand die Glühbirne erst 1879. An ein nachleuchtendes Material für Indexe und Zeiger war ebenfalls noch unbekannt.
Wie also konnte man seine Taschenuhr oder eine der ersten Armbanduhren im Dunkeln ablesen? Zunächst einmal gar nicht. Bis man auf die Idee kam, auf den Hörsinn der Trägerinnen und Träger zu setzen und die Zeitmesser Töne anschlagen ließ. Wobei das nicht ganz korrekt ist. In den frühen Tagen der sogenannten Schlaguhren gab es auch „stumme Uhren“, die einen Stundenschlag an das Gehäuse abgaben. Dadurch konnte man die Zeit zwar nicht hören, aber fühlen. Mit der Zeit setzte sich die Faszination des Klangs jedoch durch, und zwar in Form der Minutenrepetition auf Knopfdruck. Letzteres entspricht gewissermaßen dem Deaktivieren des Stumm-Modus beim Handy. Unterschieden wird im wesentlichen zwischen Stundenrepetition, Viertelrepetition, Halbviertelrepetition, Fünf-Minuten-Repetition und Minutenrepetition. Wird die hörbare Uhrzeit angefordert, erklingt bei einer Minutenrepetition ein tiefer Ton für die Anzahl der Stunden, gefolgt von einem Doppelton für jede Viertelstunde sowie einem hohen für jede weitere Minute.
Drücker, Hämmer und Tonfedern – was die Uhr ertönen lässt
Die Technik der Repetition (lat. Wiederholung) verleiht der Zeit durch die akustische Wiedergabe der aktuellen Zeigerpositionen einen Klang. Wird der Drücker auf dem Gehäuserahmen betätigt, schlagen die Hämmer die verschiedenen Tonfedern an. Dieses mechanische Orchester ist eine der anspruchsvollsten Komplikationen in der hohen Uhrmacherkunst. Das wesentliche und häufig einzige optische Erkennungsmerkmal moderner Zeitmesser mit Repetition ist der Schieber oder Aufzugsriegel, welcher meist an der linken Gehäuseseite positioniert ist. Dessen Betätigung hat eine doppelte Funktion: Zum einen wird die Minutenrepetition aktiviert, zum anderen wird die notwendige mechanische Energie für die akustische Wiedergabe bereitgestellt.
Ist die Minutenrepetition aktiviert, beginnen Hämmerchen auf verschiedene Tonfedern zu schlagen. Die korrekte Anzahl der Schläge für Stunden, Viertelstunden und Minuten wird dabei durch ein vielteiliges System gesteuert, die auf die Stellung der Zeiger reagieren. Hört man nach der Aktivierung zum Beispiel zehn tiefe Töne, zwei Doppelschläge und sieben hohe Töne, dann ist es 10.37 Uhr. Dahinter steckt eine enorme Komplexität, bei der das Werk die Uhrzeit erfassen, verarbeiten und in Form von Tönen ausgeben muss. Ganz ohne Elektronik oder Computerprogramm, allein mit mechanischen Komponenten wie Räder, Nocken, Federn und Hämmer.
Das Kaliber 2755 QP – ein Meisterwerk der Haute Horlogerie von Vacheron Constantin
Das Herz der neuen Overseas Grand Complication Openface klingt und schwingt bereits seit über zehn Jahren. Das Handaufzugskaliber 2755 QP von 2014 ist eine Weiterentwicklung des Innenlebens der legendären Tour L’Ile, welche Vacheron Constantin 2005 zum 250. Jubiläum lancierte. Sie galt damals mit ihren elf Zeigern und 16 Komplikationen als die komplizierteste Uhr der Welt und wurde mit dem renommierten Grand Prix d’Horlogerie de Genève ausgezeichnet.
Das heutige 2755 QP besteht aus 602 Komponenten und bietet neben der Minutenrepetition – welche die neuesten Entwicklungen im Bereich der Schlagwerke integriert – einen Ewigen Kalender sowie ein Tourbillon. Es schlägt mit geruhsamen 2,5 Hertz und kann so trotz seiner großen Funktionalität 58 Stunden Gangreserve bieten. Über die Restenergie informiert die Anzeige auf der Rückseite der Uhr. Apropos Rückseite. Um eine Wasserdichtigkeit bis drei Bar zu gewährleisten und zugleich die Gehäuseform an das Kaliber 2755 QP anzupassen, wurde in einer anderthalbjährigen Forschungs- und Entwicklungsphase der Gehäuseboden vollständige überarbeitet.
„Ein weiterer Vorteil dieses Kalibers ist seine schlanke Gestalt – 7,9 Millimeter – trotz seiner hohen Komplexität. Dazu kommt, dass es sich um ein modulares Uhrwerk handelt, was die Ergänzung von astronomischen und weiteren Funktionen ermöglicht“, erklärt Christian Selmoni (Heritage & Style Director Vacheron Constantin).
Overseas Grand Complication Openface – Technik und Ästhetik
Typisch Vacheron Constantin geht anspruchsvolle Technik immer mit einer detailverliebten, aufwendig gestalteten Ästhetik einher. Werfen wir zunächst einen Blick durch den Saphirglasboden auf die von Hand veredelten Uhrwerkskomponenten und die überarbeitete Architektur des Kalibers 2755 QP.
Da ist etwa die bogenförmige Brücke aus 750er-Gold, welche den patentierten Fliehkraftregler des Minutenrepetitions-Mechanismus sichert. Allein das händische Polieren deren Rundungen dauert einen ganzen Tag. Darunter sind die kreisförmig gebürsteten Gewichte sichtbar, welche mit den eingravierten Initialen des Gründers Jean-Marc Vacheron verziert sind.
Jean-Marc Vacheron gründete 1755 die Manufaktur Vacheron Constantin
Nicht weniger Sorgfalt kam der Tourbillonbrücke zuteil. Ihr konvexes Profil ist abgerundet und zu den Schrauben hin abgeschrägt. Die abschließende Politur von Hand erzeugt den verdienten Glanz. Diesen zeigen auch die Hämmerchen und gehen so eine perfekte Harmonie ein mit den satinierten Brücken und Rädchen sowie dem Genfer Streifen-Schliff.
Freier Blick auf die Ästhetik der Mechanik Overseas Grand Complication Openface
Ein Saphirglasboden gehört in der hochwertigen mechanischen Uhrmacherei schon fast zum Standard. Vacheron Constantin zeigt sich aber noch offenherziger, wie der Namensbestandteil Open Face bereits verrät. „Wenn wir komplexe Uhrwerke wie das Kaliber 2755 QP entwickeln, ist es ganz selbstverständlich, dass wir deren Schönheit auch zur Schau stellen möchten, und zwar nicht nur wie üblich durch einen Saphirglasboden, sondern auch durch ein offenes Zifferblatt“, betont Christian Selmoni.
Dabei handelt es sich um ein Saphirglaszifferblatt, welches die Schönheit und Komplexität der inneren Werte auch während des Tragens der Uhr offenbart. Auf dem transparenten Zifferblatt scheinen derweil die Stundenindizes aus 18-karätigem Weißgold geradezu zu schweben. Die kreisförmigen Rahmen rund um Zeit- und Kalenderanzeigen ermöglichen dabei mit ihrem metallicblauen Finish eine komfortable Ablesbarkeit. Zugleich erzeugen sie einen zum Innenleben passenden dynamischen Kontrast. Das gilt ebenso für die diversen weiß gravierten Markierungen. So erlaubt das Open-Face-Design den Blick auf und zugleich durch das Zifferblatt auf den komplexen Mechanismus mit anthrazit galvanisierten Brücken und silbrig rhodinierten Rädchen.
Diese Freizügigkeit ist aber nichts Neues bei Vacheron Constantin, wie Christian Selmoni erläutert: „Die Maison hat sich bereits in den 1920er-Jahren, auf dem Höhepunkt des Art déco, mit einigen extrem eleganten Openface-Taschenuhren aus Platin und Bergkristall einen Namen gemacht.“
Abgerundet wird das Antlitz der limitierten Overseas Grand Complication Openface durch das integrierte Titan-Armband, welches die sportliche Dimension des Zeitmessers unterstreicht, für viel Tragekomfort sorgt und mit einem praktischen Verstell- sowie Wechselsystem ausgestattet ist. Zum Lieferumfang gehören zwei weitere Bänder, eines aus Alligatorleder, ein weiteres aus Kautschuk. Der Preis ist derzeit nur auf Anfrage zu ermitteln.
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