Reisen. Es lässt dich sprachlos, dann verwandelt es dich in einen Geschichtenerzähler.
Ibn Battuta
Die Premiere der Richard Mille Rally A’Shira vom 16. bis 21. Oktober in Saudi-Arabien lässt sich kaum in Worte fassen. Denn ähnlich wie es der muslimische Gelehrte Ibn Battuta im 14. Jahrhundert beschreibt, ergriff mich eine gewisse Sprachlosigkeit angesichts der grenzenlosen Weiten der Wüste und der sternenklaren Nächte auf der arabischen Halbinsel. Sicherlich kennen Sie es selbst, wenn man nach einer Reise noch etwas Zeit braucht, um all die wunderbaren Momente nachwirken zu lassen. Ebenso gehört es dazu, das Erlebte mit anderen zu teilen. Entfliehen Sie also gemeinsam mit mir der kalt-grauen Jahreszeit und begeben wir uns auf eine Reise von Medina zum Roten Meer.
Richard Milles Rallye Tradition
Doch bevor wir tiefer in die diesjährige Rallye eintauchen, lohnt es sich, einen Blick in die Hintergründe dieser Veranstaltung zu werfen. Denn manch einer dürfte sich bereits fragen, wo bei einem Reisebericht wie diesem die Uhren ins Spiel kommen. Wer sich bereits länger mit Zeitmessern beschäftigt hat, der weiß, wie eng die Geschichte der Uhrenindustrie mit der des Automobilsports verknüpft ist. Man denke nur an Rolex und die Daytona, die Mille Miglia Oldtimer-Rallye, den Concours of Elegance oder die Verbindung zwischen Porsche und Porsche Design.
Ein breites Portfolio an hochklassigen Events für Automobilenthusiasten
Auch Richard Mille hegt eine äußerst starke Verbundenheit zu Automobilen. So gibt es in Punkto Design, Materialwahl und Funktionalität der Uhren starke Bezüge zu Automobilen. Darüber hinaus engagiert sich die Marke leidenschaftlich für den Automobilsport und hat bereits mit Marken wie McLaren oder Ferrari gemeinsame Projekte umgesetzt.
RM UP-01 Ferrari
Zwar ist die Schweizer Manufaktur im Vergleich zu anderen großen Maisons noch recht jung, doch hat sie sich während ihrer 25-jährigen Geschichte bereits als ein sehr wichtiger Sponsor der größten Events im Automobilsport positioniert. So ist Richard Mille nicht nur Hauptsponsor von The ICE St. Moritz, sondern auch dem Nürburg Ring Classic und Le Mans Classic. Bei letzterem ist die Marke als Mitbegründer seit 2002 involviert und bringt seit 2008 für die alle zwei Jahre stattfindende Oldtimer-Veranstaltung eine farblich abgestimmte, limitierte Sonderedition heraus.
Le Mans Classic 2023 und die dazu lancierte RM 72-01 Le Mans Classic
Familiensache
Die Leidenschaft für den Automobilsport kommt nicht von ungefähr. Seit seiner Jugend hegt Markengründer Richard Mille – unter anderem geprägt durch seinen ersten Besuch des Großen Preis von Monaco im Jahr 1966 – eine Faszination für Autos und die Mechanik dahinter. Dass diese Passion Familiensache ist, merkt man auch seiner Tochter Amanda Mille an. Sie ist Global Brand & Partnership Director der Marke und hat selbst bereits mehrmals an der Rallye des Princesses Richard Mille, die seit 1999 in Frankreich stattfindet, teilgenommen. Mit der Rally A’Shira hat sie heuer die „natürliche Erweiterung von Richard Milles Engagement für Frauen im Motorsport“ vorgestellt – ebenfalls eine Gleichmäßigkeitsrallye mit reinen Frauenteams.
Amanda Mille
Rally A’Shira: Premiere in der MENA-Region
Im Laufe des Jahrzehnts hat Richard Mille bereits ein beträchtliches Engagement gezeigt, Frauen im Motorsport durch den Aufbau eigener Racing Teams und die Unterstützung von Fahrerinnen wie Aurora Straus (USA) zu fördern. Eine Rallye in der MENA-Region ist daher nur eine logische Konsequenz. Ebenso gilt das für die Wahl des Austragungsortes für die erste Veranstaltung dieser Art in dieser Region: Saudi-Arabien.
Seit 2019 hat sich das Land nicht nur für Besucher aus aller Welt geöffnet, sondern auch die hiesige Automobilwelt für Frauen. Eine Rallye gehört als wichtiger Baustein des Motorsports selbstverständlich dazu und so hat Richard Mille mit Unterstützung des Königreichs durch die Saudi Motorsport Company (SMC) diese bedeutende Edition auf die Beine gestellt. Letztere haben bereits große Motorsport-Events wie den Formula 1 STC Saudi Arabian Grand Prix oder die Dakar Rally organisiert. Wie Amanda Mille die Bedeutung der Rallye treffend beschreibt, „Es geht darum, eine Plattform zu schaffen, auf der Frauen sich selbst herausfordern und neue Wege beschreiten können. Bei dieser Rallye für Frauen geht es um Entschlossenheit, Leidenschaft und zwischenmenschliche Begegnungen.“
Auf den Dächern von Dschidda
Zur Einstimmung auf die nachfolgenden Tage findet auf der Dachterrasse des Jeddah Edition Hotels ein erstes Kennenlernen statt. Vor der Kulisse des Yachthafens der schillernden Stadt am Roten Meer kamen alle vierzig Teilnehmerinnen der Rallye zu einem gemütlichen Abend zusammen. Dass die Wahl für ein erstes Abendessen nicht auf ein Dinner mit fester Tischordnung, sondern auf ein BBQ fällt, spiegelt die familiäre Atmosphäre während der gesamten Reise wider. Das Eis ist schnell gebrochen. Begleitet von den arabischen Klängen eines DJane-Sets, zarten Hähnchenspießen und fluffigem Fladenbrot, entstehen viele anregende Gespräche. Dabei wird klar: Uns alle verbindet eine Abenteuerlust, Offenheit für neue Erfahrungen und Vorfreude auf die kommenden Tage. Einige sind schon Rallye-erprobt, doch für viele – auch meine Teamkollegin Kaja Kockritz von Ramp Magazine und mich – wird es die erste Erfahrung sein.
How-to Rallye im Highspeed-Zug
Am nächsten Morgen ist es soweit; der erste Rallye-Tag steht an. Zuerst geht es per Highspeed-Zug nach Medina. Die Stadt ist nicht nur die zweitwichtigste Stadt im Islam, sondern auch Startpunkt der Rally A‘Shira. Während der fast zweistündigen Fahrt erhalten wir eine kurze Einweisung zum Aufbau und den Regeln einer Gleichmäßigkeitsrallye.
Bei dieser Art der Rallye geht es nicht darum, als Schnellste das Ziel zu erreichen. Stattdessen gilt es, auf der Fahrstrecke bestimmte Parameter zu erfüllen. Weicht man davon ab, gibt es Strafpunkte. Die wichtigsten Orientierungsmittel auf der Strecke: das Roadbook mit den Wegstrecken und Richtungsanweisungen inklusive Skizzen und der Kilometerzähler – Navigationssysteme und technische Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Daher kommt es besonders darauf an, dass Fahrerin und Beifahrerin ein eingespieltes Team sind. Schließlich tragen beide zum Erfolg des Teams gleich bei.
Die Aufgabe der Co-Pilotin ist es, die Anweisungen im Roadbook genauestens zu verstehen und an die Pilotin weiterzugeben; sie ist sozusagen die Navigatorin und behält zugleich auch die Zeit im Blick. Darüber hinaus muss sie gewissenhaft die Teilkilometerzahl beim Kilometerzähler nach jeder absolvierten Richtungsanweisung „clearen“ (löschen). Denn umso präziser man sich an die Kilometer-Vorgaben halten kann, umso höher die Punktzahl. Schummeln ist übrigens per integriertem Geo-Tracker nicht möglich, da die gefahrene Route bei Bedarf genauestens nachvollzogen werden kann.
Von der Fahrerin hängen hingegen die Punkte für den Kraftstoffverbrauch unter Berücksichtigung des Tempo-Limits ab. Denn ein Großteil der Rallye findet im normalen Straßenverkehr statt. Der Blick aus dem Zugfenster verrät bereits: Uns erwarten die Wüste, Berge und viele lange, gerade Straßen.
Tag 1: 431 Kilometer
Ready, Set, Go: Start der Rally A’Shira in Medina
Nach unserer Ankunft in Medinas hochmodernem Bahnhof, geht es auch schon gleich los. Als wir aus den klimatisierten Hallen in die Mittagssonne treten, erwarten uns draußen unsere Teamwagen. Zwanzig Jeepers Allradfahrzeuge stehen für die Rallye-Teams aus dem Nahen Osten, Asien und Europa bereit. Das Auto für unser Swisswatches Magazine x Ramp Magazine-Team ist schnell gesichtet. Es ist ein dunkelgrüner, an die Wüste angepasster Jeep Wrangler mit cremefarbener Lederausstattung und der Glücksnummer: 14.
Für unsere erste Etappe nach Khaybar übernehme ich die Rolle der Fahrerin. Ein bisschen nervös bin ich schon, als ich den Motor starte. Wie wird es wohl gleich sein, auf den saudi-arabischen Straßen zu fahren? Doch erst einmal rollen alle Teams der Reihe nach zum Starttor der Rallye vor, während durch die geöffneten Autofenster schon der ein oder andere stimmungsvolle Song zu hören ist. Bevor wir das Tor passieren, signieren die Marshalls unsere Zeitkarte offiziell mit dem Startzeitpunkt unseres Teams und teilen uns die Ankunftszeit mit, zu der wir unser erstes Ziel erreichen sollen.
Durch das Tor hindurch geht es ab auf die Straße und ziemlich schnell steuern wir schon auf unseren ersten, mehrspurigen Kreisverkehr zu, einem Verkehrselement, das in jedem Land gefühlt anders gehandhabt wird. Etwas abenteuerlich ist es schon hier, den Überblick zu behalten, während man sich gleichzeitig noch an die Handhabung des neuen Autos gewöhnt. Das Lenkrad ist deutlich sensibler als ich es von meinem eher schwerfälligen Outlander kenne, aber das wird auf der morgigen Off-Road-Strecke seine Vorteile haben. Dafür ist der Motor schon bei 60 km/h deutlich lauter und vermittelt gemeinsam mit der Größe des Wagens und den hohen Reifen eine gewisse Souveränität auf der Straße.
Auf nach AlUla
Unser Weg führt uns aus der Stadt heraus und nordwestlich durch die Berge, die uns ein Farbspiel aus satten Sand- und Brauntönen bieten. Immer wieder fahren wir durch Siedlungen, die brandneu erscheinen. Ab und an sichten wir inmitten der kargen Landschaft Kamele, die auf der Hochebene an Sträuchern knabbern. Insgesamt legen wir 170 Kilometer zurück, bis wir unseren Lunch Spot erreichen und die Marshalls die Zeit festhalten.
Es fühlt sich fast wie ein Familienausflug an, als wir uns alle bei den Sitzgruppen unter den Sonnenschirmen versammeln und unsere ersten Eindrücke bei einem gemeinsamen Mittagessen austauschen. Die kurze Verschnaufpause tut gut und dank der köstlichen Smashburger, sind wir wieder voller Energie für die nächste Etappe mit ihren 261 Kilometern.
Diesmal sitze ich auf dem Beifahrersitz mit dem Roadbook in der Hand. Hier kommt es auf die eigenen Interpretations- und Multitasking-Fähigkeiten an – immer mit einem wachsamen Auge auf den Kilometerzähler. Die Fahrt verläuft reibungslos, ja fast meditativ, während die untergehende Sonne die Berglandschaft in ein sanftes Licht taucht.
Erst kurz vorm Ziel macht uns das Adrenalin auf den Straßen AlUlas wieder richtig wach, als sich herausstellt, dass wir eine Richtungsanweisung falsch interpretiert hatten. Doch nach diesem kleinen Umweg erreichen wir unser Endziel für den Tag: das atemberaubende Habitas Hotel Alula.
Es ist eine Wellness- und Ruheoase inmitten eines Wüstentals, das von ungewöhnlichen Felsformationen begrenzt ist. Die 96 von Sand umgebenen Villen erinnern an Beduinenzelte und fügen sich nahtlos in die Umgebung ein. Abgesehen vom gelegentlichen elektrischen Summen der Buggys und E-Bikes erlebt man hier im weitläufigen Resort eine fast absolute Stille, die in der Stadt kaum zu finden ist.
Tag 2: 143 Kilometer
Funkelnder Reisebegleiter
Am zweiten Tag der Rallye jagt ein Höhepunkt den nächsten. Den Anfang macht die RM 07-01 WG. Sie ist mein heutiger Reisebegleiter am Handgelenk. Das offizielle Timepiece der Rallye ist die erste feminine Sportuhr der Marke, die 07-04 Automatic Sport, aber das diamantene Weißgold-Modell hat es mir besonders angetan.
RM 07-04 Automatic Sport
Angetrieben wird die RM 07-01 WG vom skelettierten Automatikkaliber CRMA2, das die Stunden und Minuten angibt. Er verfügt unter anderem über eine Grundplatine und Brücken aus mikrogestrahltem und elektroplasmabehandeltem Titan Grad 5 und einer Unruh mit einem variablem Trägheitsmoment dank einstellbarer Gewichte. Die Gangreserve beträgt etwa 50 Stunden.
Eingefasst wird das Uhrwerk von einem Weißgoldgehäuse mit Saphirglasboden und den für Richard Mille markanten Schrauben, das 29,90 × 22,00 mm misst. Im Inneren des Gehäuses funkeln die Diamanten um den Ankerpunkt der Zeiger herum und ähneln in ihrer Anordnung der Tonneau-Form des Gehäuses. Der Zeitmesser wirkt edel und trotz der funkelnden Edelsteine zurückhaltend.
Das hellblaue Krokolederarmband mit Doppelfaltschließe greift die helle Farbgebung der Diamanten und des Weißgoldgehäuses auf, wodurch ein harmonisches Gesamtbild entsteht. Durch seine typische, leicht konvexe Form schmiegt sich der Zeitmesser ergonomisch an das Handgelenk an. Egal wie ich mein Handgelenk drehe, die Uhr verrutscht nicht und nach ein paar Minuten Tragen spüre ich ihr Gewicht auch schon nicht mehr.
Kulturschatz in der Wüste: Hegra
Mit meiner funkelnden Reisebegleitung starte ich wieder auf der Fahrerinnenseite in den Tag. Unser erstes Ziel ist die erste UNESCO-Kulturwelterbestätte Saudi-Arabiens, die Stadt Hegra. Doch wie das mit Rallyes so sein kann, läuft nicht immer alles nach Plan. Aus der eigentlich 20 Kilometer langen Strecke entwickelte sich eine kleine Odyssee, da sich das komplette Rallye-Team verfahren hatte – inklusive unerwarteter Panne im Sand. Mit leichter Verspätung schaffen wir es aber alle schließlich zu unserem Treffpunkt in Hegra.
Auf türkisfarbenen Geländewagen mit offenem Dach begeben wir uns auf eine Tour durch das zweitgrößte Zentrum der Nabatäer, einem nordwestarabischen Beduinenvolk aus dem 1. Jahrtausend vor Christus. Wer, so wie ich, schon immer einmal Petra in Jordanien (Indiana Jones dürfte dazu wohl auch etwas beigetragen haben) von Nahem sehen wollte, den dürfte Hegra ebenfalls beeindrucken.
Der goldene Sand ist hier mit gigantischen Sandsteinformationen übersehen. Schon bevor wir an unserem ersten Besichtigungsort ankommen, können wir in die rötlichen Felsen eingebettete Fassaden ausmachen. Die Nabatäer haben hier mehr als 100 monumentale Felsgrabstätten erschaffen.
Allein wenn man schon vor dem Eingang eines dieser riesigen Monumente steht, verschlägt es einem angesichts der Größe und der Kunstfertigkeit dieser Bauwerke den Atem. So sind etwa Säulen oder Treppenreliefs in den Stein geschlagen.
Man könnte hier sicher einen ganzen Tag damit verbringen, die vielen eindrucksvollen Grabstätten zu besuchen und die einzelnen Inschriften in den Felsen zu entziffern. Allerdings steht noch viel auf dem Programm, weswegen wir nach unserer einstündigen Tour schon weiterziehen müssen.
Mittagessen in luftiger Höhe
Unsere nächste Etappe führt uns über serpetinenartige Straßen immer höher einen Vulkanberg hinauf zum Harrat Viewpoint. Wir sind zum gemeinsamen Lunch im Okto Restaurant auf dem höchsten Punkt der Region, inmitten eines Lavafeldes, verabredet.
Mit besten Aussichten auf das Wüstenplateau mit seinen einzigartigen Gesteinsformationen, tiefen Schluchten und fruchtbaren Oasen genießen wir die feinste, mediterrane Küche. Hier in luftiger Höhe werden einem die Dimensionen der gigantischen Felsformationen erst recht bewusst.
Actionreicher Nachmittag
Auf das Dessert folgt ein automobiler Hochgenuss mit einer Off-Road-Experience. Den Berg hinunter erreichen wir nach 28 Kilometern die Off-Road-Piste. Hier können wir die Motorleistung und Wendigkeit unseres Jeeps voll austesten. Wir folgen den mit Fähnchen ausgeschilderten Wegen über das sandige Terrain.
Neben einer festen Lenkung auf dem unebenen Boden besteht die Herausforderung auch darin, bei dem aufgewirbelten Staub der vorausfahrenden Wagen eine klare Sicht zu behalten. Doch dank der breiten Piste und ohne Gegenverkehr ist streckenweise parallel fahren glücklicherweise gut möglich. Umgeben von den hoch hinaufragenden Felswänden verliert man beim Nervenkitzel das Zeitgefühl – solange bis wir an das Ende der Piste gelangen.
Von da aus geht es wieder über den gängigen Straßenverkehr zu unserem nächsten Ziel. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir am Elephant Rock an. Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei um eine beachtliche, freistehende Gesteinsformation in Form eines Elefanten. Sowohl der Rüssel als auch die großen, abstehenden Ohren lassen sich hier klar erkennen. Durch die große Lücke zwischen Rüssel und Elefantenkörper scheint die untergehende Sonne und hüllt alles um uns herum in ein goldenes Licht.
Unter freiem Himmel
Am Abend versammeln wir uns alle zu einem Abendessen unter freiem Himmel. Heute probieren wir auf großen Teppichen sitzend etwas ganz Besonderes: Huhn und Lamm, das ganz traditionell nach der Kochmethode der Beduinen in einem im Sand eingegrabenen Topf stundenlang vor sich hin schmort, bis das Fleisch butterweich ist. Es ist eine wahre Gaumenfreude, die wir bei melodischen Klängen eines Musikers auf einer Arabischen Oud genießen dürfen.
Der hellste Himmelsstern: A’Shira
Neben dem warmen Licht der Lampen erstrahlt der Vollmond über uns. Mit ihm und den unzähligen Sternen, die man hier ganz fernab von den blendenden Lichtern der Stadt sehen kann, haben wir noch ein Rendezvous. Auf das Dinner folgt nämlich eine Sternenschau, die von einem Astronomen angeleitet wird.
Er zeigt uns die verschiedenen Sternenkonstellationen auf und erzählt die Geschichte, die hinter der Namensgebung steckt. Denn die Sterne dienten schon vor Tausenden Jahren als wichtige Orientierungspunkte zur Navigation. Um sich die einzelnen Konstellationen besser merken und das Wissen über die Sterne weiterreichen zu können, schuf man packende Erzählungen mit großen Liebesgeschichten und Familientragödien.
Das trifft auch auf A’Shira zu, der Namensgeberin unserer Rallye. Im westlichen Raum ist der hellste Stern am Nachthimmel unter dem Namen „Sirius“ bekannt. Seit mehr als 3.000 Jahren dient er als wichtiger Navigationspunkt für Reisen gen Süden. Während unserer Sternenschau können wir A’Shira leider nicht am Nachthimmel erblicken, da der Stern noch nicht aufgegangen ist. Dafür können wir mithilfe von Teleskopen einen genaueren Blick auf die Krater des Mondes werfen.
Inspiriert durch unsere Sternenschau, nehme ich mir bei der Rückkehr in mein Beduinen-Häuschen vor, den Sternenhimmel trotz der späten Stunde selbst noch einmal mit dem Teleskop zu erkunden, das in meinem Zimmer steht. Bis ich den Mond durch die Linse selbst zu fassen bekomme, ist A’Shira unterhalb des Oriongürtels am Horizont erschienen. So ganz allein, inmitten der Stille der Nacht, muss ich kurz innehalten. Wie es damals gewesen sein muss, ganz ohne Karten seinen Weg anhand der Sterne zu finden?
Tag 3: 278 Kilometer
Endspurt Zum Roten Meer
Es ist kaum zu glauben, dass dieser Tag schon unser letzter Rallye-Tag ist. Vor dem Startschuss für die letzten zwei Etappen mit insgesamt 278 Kilometern haben Kaja und ich uns vorgenommen, noch die nahegelegene Maraya Concert Hall genauer anzusehen. Zwar ist der größte Spiegelbau der Welt auch abends beeindruckend, aber bei Tageslicht merkt man, wie sehr die Landschaft und die Architektur durch die Spiegelwände ineinanderfließen.
Mit seinen 9.740 Quadratmetern schimmernd-reflektierenden Außenflächen hat das Architektenteam von Gió Forma ein Bauwerk für Konzerte und Veranstaltungen geschaffen, das aus der Ferne betrachtet wie eine Fata Morgana erscheint. Da sich je nach Lichteinfall auch die Ästhetik des Gebäudes samt der Umgebung ändert, könnte man sich hier für längere Zeit in der Spiegelwelt verlieren. Aber die Zeit ist knapp.
Unser letztes Ziel dieser aufregenden Reise ist das Rote Meer, genauer gesagt Turtle Bay. Während uns der Weg anfangs noch durch das Gebirge und vorbei an Kamelen und Eselsfamilen führt, öffnet sich die Landschaft nach einem kurzen Boxenstopp für ein Mittagessen immer mehr.
Ein kurzer Mittagsstopp in der Wüste.
Der Boden wird ebenmäßiger, flacher und die Straßen sind hier endlos lange schnurgerade. Die Berge rücken in weite Ferne – oder doch nicht? Ehrlicherweise lassen sich die Distanzen mit dem bloßen Auge manchmal schwer abschätzen. Vieles erscheint näher oder weiter, größer oder kleiner, als es eigentlich ist. Eines ist aber sicher: Wir kommen unserem Ziel immer näher.
Und schneller als man denkt, ist man plötzlich da. Die Meeresbrise empfängt uns durch die offenen Fenster, bevor wir das Rote Meer überhaupt sehen können. Noch einmal links abbiegen und der weiße Sandstrand von Turtle Bay entfaltet sich vor unseren Augen; dahinter das dunkelblaue Meer. Zu den Trommelklängen und Gesängen des traditionellen saudi-arabischen Schwerttanzes, den eine Gruppe Sänger in Landestracht auf dem Strand vollführt, fahren wir durch das Ziel. Wir haben es geschafft!
Es ist an der Zeit, unserem dunkelgrünen Gefährt Lebewohl zu sagen und auf ein Boot umzusteigen. Für die Preisverleihung geht es nämlich an einen weiteren außergewöhnlichen Ort, dessen Standort eine grandiose Kulisse für den Abschluss dieser geschichtsträchtigen Rallye bietet.
In einer fremden Galaxie: Willkommen auf Shebara
Auf einem Schnellboot bei Sonnenuntergang und etwas Wellengang hätte nur noch die ikonische James-Bond-Melodie gefehlt, um unsere Ankunft im Shebara Resort musikalisch passend zu untermalen. Nach einer 45-minütigen Fahrt taucht auf dem Horizont eine Insel mit weißen Sandstränden auf. Vor ihr schweben futuristisch anmutende Pods aus Edelstahl im Wasser, die verbunden durch eine Brückenkonstruktion bogenförmig auf einer Inselseite angeordnet sind.
Es fühlt sich an, als sei man auf einem weit entfernten Planeten gelandet. Dass wir zu den ersten Gästen des Resorts zählen, unterstreicht diese unwirkliche Atmosphäre. Kaum zu glauben, dass wir die nächsten zwei Tage jeweils in einer der 38 Wasser-Villen und 35 Strand-Villen verbringen dürfen.
Ihre Architektur ist von den Wasserblasen inspiriert, die beim Tauchen nach oben steigen, und spiegelt Shebaras’ Konzept der Verschmelzung von Luxus und Nachhaltigkeit wider. Unter anderem wird das Resort etwa über eine eigene Solaranlage mit Energie versorgt.
Zum weitläufigen Resort gehören auch vier Restaurants und eine Bar mit nicht-alkoholischem Ausschank. Der Auftakt des Galaabends mit anschließendem Dinner findet vor dem Nikkei-Restaurant iki.roe mit Blick auf das Meer statt. Es ist das feierliche Ende einer Rallye, bei der wir die landschaftlichen und kulturellen Schätze dieses oft von außen so geheimnisvoll erscheinenden Landes auf eine ganz besondere Art erkunden konnten.
Auf eine sehr humorvolle und herzliche Ansprache von Amanda Mille und Tilly Harrison (Richard Mille Managing Director Middle East & Turkiye) folgt ein Video mit vielen Eindrücken aus den letzten drei Tagen und der Preisverleihung. Obwohl die Erlebnisse noch so frisch sind, kommt dabei ein Gefühl der Nostalgie hoch. Schließlich sind wir uns alle in so kurzer Zeit sehr vertraut geworden und haben viele lustige, abenteuerliche und einzigartige Momente miteinander geteilt.
Gemeinsam haben wir 850 Kilometer von Medina, über AlUla zum Roten Meer zurückgelegt. Als Teilnehmerinnen der ersten Ausgabe haben wir ein Stück Geschichte geschrieben und Erinnerungen gesammelt, die wir so schnell sicherlich nicht vergessen werden. In den kommenden zwei Tagen lassen wir umgeben von Palmen, weißem Sand und der vielfältigen Unterwasserwelt mit ihren Korallen die Reise ausklingen. Am liebsten würde man auf diesem abgelegenen Planeten länger verweilen.
Doch die nächste Rallye wird nicht lange auf sich warten lassen. Denn die Rally A’Shira soll von nun an jährlich stattfinden und man kann nur mit Spannung auf das nächste Jahr blicken. Besonders da Richard Mille bereits mit dieser Ausgabe jegliche Vorstellungen übertroffen hat. Nicht zuletzt liegt das an dem Organisationsteam, das diese Veranstaltung mit ganz viel Liebe zum Detail auf die Beine gestellt und eine Umgebung geschaffen hat, in der ein Gemeinschaftsgefühl und ein inspirierender Austausch entstanden sind.
Noch dazu hat die Rally A’Shira tiefere Einblicke in das Verständnis von Richard Mille als Luxury Lifestyle Marke geboten. Denn wie die Uhren verkörpern Veranstaltungen dieser Art auch die (Lebens-)Philosophie einer Marke. Luxus wird hier als etwas Exklusives verstanden – ein kleiner, intimer Kreis, bei dem man sich auf Augenhöhe begegnet. Es geht um die Bewahrung von Qualität und Komfort, ohne dabei stillzustehen. Innovation und Abenteuergeist werden stattdessen großgeschrieben. All das hat sich auf der dynamischen Rallyestrecke in Saudi-Arabien gezeigt.
Swisswatches Magazine Redakteurin Emilia Hoth (links) und Ramp Magazine Redakteurin Kaja Kockritz (rechts)
Als Gewinner geht Team Swisswatches Magazine x Ramp Magazine leider nicht hervor, doch zu unserer Überraschung haben wir es auf den fünften Platz geschafft. Wer weiß, vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit dem Siegerinnentitel?