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Point Of View: CODE 11.59 by Audemars Piguet 2020

Point Of View: CODE 11.59 by Audemars Piguet 2020

10. August 2020

Wie bereits im Vorjahr, überschreitet Audemars Piguet auch mit ihren neuen CODE 11.59 by Audemars Piguet Modellen wieder so einige uhrmacherische Grenzen – und jeder Anhänger der Marke weiß, dass die neue Kollektion immer noch kontrovers diskutiert wird. Aber bedeutet das auch, dass sie nicht in Zukunft trotzdem eine Ikone im Portfolio von Audemars Piguet werden kann?

Audemars Piguet hat eine beachtlich lange Geschichte vorzuweisen; die Gründung der Uhrenmarke reicht zurück bis ins Jahr 1875 und sie ist somit eine der fest etablierten Manufakturen der Branche. Über all die Jahre hinweg und auch heute noch zeichnet sich das Unternehmen für seine Experimentierfreude und seinen Innovationsgeist aus, was nicht zuletzt auch dazu geführt hat, dass es die Uhrmachermeister hinter Audemars Piguet waren, die 1892 erstmals ein Uhrwerk mit Minutenrepetition in einer Armbanduhr herstellten.

Die weltweit erste Armbanduhr mit Minutenrepetition

Kurze Zeit später, im Jahr 1899, kam auch die ultra-komplexe Universelle auf den Markt, die einen Schleppzeigerchronographen, eine springende Sekunde, ein großes Schlagwerk mit Minutenrepetition, Alarmfunktion sowie einen ewigen Kalender bot. Audemars Piguet stellte außerdem die weltweit erste skelettierte Uhr (1934) vor, oder auch die erste Armbanduhr mit ewigem Kalender und Schaltjahresanzeige, Tag, Datum, Monat und Mondphase (1955).

Universelle von 1899 und Ewiger Kalender von 1955

In den 1970er Jahren brach allerdings für das Unternehmen eine Phase an, in der überwiegend gewisse sportlichere Linien erfolgreich verkauft wurden, die bis ins 21. Jahrhundert andauern sollte. Das bringt uns direkt zu den neuen 2020 CODE 11.59 by Audemars Piguet Modellen. Die Linie wurde im letzten Jahr erstmals lanciert und ist gegenüber dem Bestseller der letzten Jahrzehnte vornehmlich traditionell angehaucht. Die Rückbesinnung auf klassische Dress Watches lässt die Frage aufkommen – könnte die CODE 11.59 by Audemars Piguet das Potential haben, eine weitere Ikone in der Geschichte der beindruckenden Manufaktur aus Le Brassus zu werden?

2020 CODE 11.59 by Audemars Piguet

Warum hat man sich für die Entwicklung der CODE 11.59 entschieden?

Seit rund einem Jahrzehnt ist der Hype um Audemars Piguet mit jedem Jahr stetig gewachsen. Laut CEO François-Henry Bennahmias, den wir im letzten Jahr zum Gespräch trafen, könnte das Unternehmen in jedem Markt weltweit rund 50 Prozent mehr Uhren verkaufen (2019 waren es 40,000 Stück) als es derzeit tut. Audemars Piguet setzt auf die Strategie der Exklusivität: „Das Volumen bestimmt alles was wir tun“, sagt Bennahmias. „Solange wir das Volumen kontrollieren können, solange können wir auch die Zuverlässigkeit und Qualität unserer Lieferungen kontrollieren“.

CEO François-Henry Bennahmias

Somit staunte auch der Zulieferer für die Zifferblätter der CODE 11.59 nicht schlecht, als die Manufaktur nun 4.000 statt 2.000 Einheiten orderte. Aber es war kein Versehen – in diesem Jahr verdoppelt Audemars Piguet die Anzahl ihrer CODE 11.59-Uhren. Diese Entwicklung beruht auf einer Entscheidung des Unternehmens, die Gesamtproduktion auf 45.000 Uhren zu erhöhen – was bedeutet, dass 2.000 der 5.000 extra Uhren CODE 11.59 by Audemars Piguet Modelle sein werden.

Bennahmias will mit der Kollektion die Geschichte der Marke wieder in den Vordergrund rücken. Das bedeutet nicht nur die Zurückbesinnung auf Details älterer Modelle, sondern auch auf die Innovationskraft des Uhrenhauses, die es bereits seit 145 Jahren auszeichnet. Während der Quarzkrise in den 1970er Jahren, als viele Unternehmen ums Überleben kämpften, entwickelte AP hingegen überraschend den weltweit flachsten ewigen Kalender mit Automatikwerk.

1978 die weltweit flachste automatische Armbanduhr mit ewigem Kalender

Die Kreativität hörte allerdings nicht bei den Komplikationen auf, sondern kam auch auf ästhetische Art und Weise im Design zum Ausdruck – von asymmetrischen Gehäusen bis hin zu oktogonalen, diamantbesetzten Uhren. Dieser unermüdliche Drang nach Innovation und die Freude am Experimentieren ist das, was die CODE 11.59 Kollektion letztendlich verkörpern soll. Dabei war entscheidend, dass sie dennoch auch eine zeitlose Linie bleibt.

Die CODE 11.59 by Audemars Piguet nahm sieben ganze Jahre Entwicklungszeit in Anspruch. Das zeigt deutlich, wie viel Aufwand und Sorgfalt im Uhrendesign stecken. Die Zeitmesser sollen beeindrucken, wie Bennahmias erzählt: „Wir wollten, dass alle Menschen mit einem Verständnis für Uhrmacherei beim Anblick der CODE 11.59 verblüfft sind“.

Vielleicht ist auch die eigentliche Bedeutung, die sich hinter dem Namen der Kollektion verbirgt, das, was sie so interessant macht. Dahinter steckt nämlich ein entscheidender strategischer Gedanke:

  • Challenge – die Grenzen der Handwerkskunst herausfordern
  • Own – unsere Wurzeln und unser Erbe
  • Dare – einer festen Überzeugung folgen
  • Evolve – niemals stillstehen
  • 11.59 – die letzte Minute vor einem neuen Tag

Die Kollektion: von 2019 zu 2020

Die CODE 11.59 by Audemars Piguet Kollektion wurde im letzten Jahr erstmals beim „Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) 2019“ vorgestellt und sorgte direkt für hitzige Debatten. Sechs Modelle – in 13 Referenzen – wurden präsentiert: zwei Automatik Modelle, zwei Chronographen, ein Ewiger Kalender, zwei Uhren mit Tourbillon, das Modell Tourbillon Openworked, ein fliegendes Tourbillon und die Minutenrepetition Supersonnerie.

Tourbillon Openworked

In diesem Jahr stellt die Marke nun fünf neue Automatik Modelle und fünf neue Automatik Chronographen vor. Ob im Verlauf des Jahres noch weitere Modelle mit Komplikationen vorgestellt werden, ist noch nicht absehbar. Wenn dem so sei, würde es uns denn helfen, sie anhand der kontroversen Resonanz der CODE 11.59-Modelle vom letzten Jahr zu messen?

2020: Neue Modelle, neues Design?

Offen gesprochen unterscheiden sich die 2020 CODE 11.59 by Audemars Piguet Neuheiten nicht sonderlich von ihren Vorgängermodellen. Trotzdem lohnt sich unbedingt ein Blick auf die neuen Zifferblattfarben und Gehäusematerialien. Die rauchigen, lackierten Zifferblätter wurden mit einem Sonnenschliff verziert und zeigen sich nun in den Farbtönen Blau, Burgunder und Lila, sowie in einem hellen und dunklen Grauton.

Der innere Lünettenring ist schwarz oder grau gehalten und schenkt den ohnehin intensiven Zifferblättern noch etwas mehr Tiefe. Bei dem lilafarbenen, oder auch gewissermaßen dem Burgunder Modell, ist allerdings der Sonnenschliff durch den intensiven Farbton nur recht schwer erkennbar. Bei den anderen Modellen kommen die helleren Farbtöne dafür wunderschön im Licht zur Geltung. Wohingegen beim grauen Zifferblatt der Sonnenschliff zwar schön zum Vorschein kommt, scheint das Ziffernblatt auf den ersten Blick eher weiß als grau zu sein und könnte daher auch den Geschmack der weiblichen Kundschaft treffen.

Insofern passen die neuen Farben auch zum Unisex Designkonzept der Marke – Bennahmias beschreibt die CODE 11.59 by Audemars Piguet nämlich als „keine Herrenuhr, keine Damenuhr, sondern eben eine Uhr“. Es bleibt spannend zu sehen, ob insbesondere die Modelle in Lila, Silber und Burgund eher bei den Damen oder den Herren ankommen. Jedenfalls ist es eine Premiere, dass die Marke eine Linie lanciert, die alle Kunden gleichermaßen anspricht.

Die neuen CODE 11.59 Uhren bringen zudem etwas Leben in die Kollektion – zu den farbenfrohen Zifferblättern mischen sich auch Bicolor Goldgehäuse. Die vier grauen Modelle haben ein Gehäusemittelteil aus 18-Karat Roségold und eine Lünette, Bandanstöße und Gehäuserückseite aus 18-Karat Weißgold. Interessanterweise sind die applizierten Stundenindizes und Zeiger farblich mit dem Mittelteil abgestimmt und nicht mit der Lünette, das die Bicolor-Optik der Uhr noch mal von jedem Winkel aus unterstreicht. Ob diese Kombination nun stimmig ist, bleibt Geschmackssache. Und obwohl Audemars Piguet die Kollektion gerne intern als „zeitlos“ beschreibt, so unterliegen Bicolor Uhren immer auch gewissermaßen Trendschwankungen.

Allerdings muss man die Bicolor Gehäuse vielmehr aus der Sammler-Perspektive betrachten – denn sie haben in der Geschichte von Audemars Piguet einen absoluten Seltenheitswert. So wurden zum Beispiel von den 550 Armbanduhren, die zwischen 1882 und 1969 produziert und verkauft wurden, nur acht Modelle in Bicolor hergestellt. Die Kombination von Weiß- und Roségold war ohnehin besonders ungewöhnlich zu dieser Zeit. Sie wurden nur schrittweise gefälliger und es scheint, als würde sich auch die Manufaktur langsam aber sicher damit in größerem Maße anfreunden.

Sogar die erste CODE 11.59 Linie aus dem letzten Jahr brachte eine Bicolor Variante hervor, die CODE 11.59 Tourbillon Openworked Only Watch Edition. Sie wurde für eine Millionen Schweizer Franken verkauft. Auch der erst kürzlich lancierte, hochgelobte [Re]master01 Selfwinding Chronograph besitzt die ungewöhnliche Kombination aus Roségold und Edelstahl. Beide Uhren waren sicherlich ein erster Vorgeschmack auf die nun vorgestellten Ausführungen in Bicolor.

Only Watch Edition und [Re]master 01 Selfwinding Chronograph

Die weiteren sechs Modelle bestehen hingegen aus einem einzigen Gehäusematerial – alles andere würde in Kombination mit den hellen Zifferblattfarben auch nur für Chaos sorgen. Die Burgunder Zifferblätter sind in ein 18-Karat Weißgold Gehäuse gebettet, während die lilafarbene und blaue Version ein Gehäuse aus 18-Karat Roségold besitzen. Die applizierten Stundenindizes und Zeiger wurden mit dem Gehäusematerial abgestimmt. Die arabischen Ziffern sind von den Minutenrepetitionen der 1940er Jahre inspiriert – offensichtlich eine Rückbesinnung zu den Wurzeln der Marke.

CODE 11.59: Die Highlights

Nach eigenen Aussagen hat Audemars Piguet die CODE 11.59 Kollektion auch mit der Vision entwickelt, ihre langjährige Tradition im Experimentieren mit innovativen Designideen demonstrieren zu können. Wahrscheinlich auch ein Grund dafür, warum sie über ein halbes Jahrzehnt Entwicklungsphase in Anspruch genommen hat. Die Uhr weist einige innovative Features auf, angefangen von der einzigartigen Gehäuseform bis hin zu dem ungewöhnlich geschichteten Logo auf dem Zifferblatt.

Das Gehäuse: „Von Natur aus klassisch und etwas eigenwillig im Design“

Das Gehäuse der CODE 11.59 by Audemars Piguet mit seiner gegensätzlichen Geometrie, ist eines der auffälligsten Features der Uhr. Laut Bennahmias waren über 25 verschiedene Designansätze und unzählige interne und externe Designer nötig, bis man sich endlich für das runde Gehäusedesign entschied, so wie es heute zu sehen ist.

Die Fertigung des dreiteiligen Gehäuses der CODE 11.59 – das übrigens am besten in der Bicolor-Variante zur Geltung kommt – ist ein gutes Beispiel dafür, was die Uhrmacherei so besonders macht; die Grenzen des Möglichen auszuloten und stets neue Herausforderungen anzunehmen. Das 41 mm Gehäuse besitzt ein integriertes oktogonales Mittelstück – vermutlich eine Referenz an APs erste oktogonale Uhr von 1917 – mit einer runden, ultra-flachen Lünette und stylischen gewölbten Bandanstößen. Die Bicolor-Modelle rücken das außergewöhnliche Design am besten in den Fokus, welches man vielleicht auf den ersten Blick so gar nicht wahrnimmt.

Für die Bandanstöße musste ein komplett neues Fertigungsverfahren entwickelt werden, das sich maßgeblich von der traditionellen Gehäusefertigung unterscheidet. Der obere Bandanstoß wurde an die extradünne Lünette angeschweißt und die Lötpaste von Hand aufgetragen. Der untere Teil lehnt nur sanft am Gehäuseboden an – es ist gerade einmal genug Platz zwischen dem unterem Bandanstoß und dem Gehäuse, so dass ein Blatt Papier dazwischen passen würde; er schwebt also förmlich in der Luft.

Auf dem Gehäuse kommen abgeschrägte, satinierte und polierte Flächen zum Vorschein, eine recht ungewöhnliche Oberflächenbearbeitung. Dadurch bekommt das Gehäuse unzählige kantige und runde Oberflächen, was in der Herstellung extrem aufwendig ist. Audemars Piguet hat dafür ein eigens Team aus sechs Politeuren und fünf Experten für das Satinieren beauftragt. Die Schwierigkeit der Politur bestand darin, die winzigen Details so zu polieren, ohne dabei ihre Form zu verändern, was die komplette Ausrichtung des Gehäuses beeinträchtigt hätte.

Man kann zusammenfassend sagen, dass die ungewöhnliche Kombination des runden Gehäuses mit dem gleichzeitig achteckigen Design nicht nur ein eigenständiges Merkmal der CODE 11.59 ist, sondern in Zukunft auch eine unverwechselbare Identität bekommen könnte. Darüber hinaus hat es auch einen funktionellen Nutzen – es wurde so konzipiert, dass das Gehäuse im Prinzip an jedem Handgelenk gut sitzt, dank seiner gewölbten Form.

Das Zifferblatt

Die Zifferblätter der CODE 11.59 werden alle von ein und demselben Produzenten geliefert, da ihre Herstellung so komplex ist und ein höchstes Maß an handwerklichem Geschick voraussetzt. Das liegt unter anderem auch daran, dass man sich für aufwendig lackierte Zifferblätter entschieden hat, die sich dann auch noch mit einem ziemlich außergewöhnlichen Logo arrangieren müssen.

Der 12.5 mm lange Schriftzug ‚Audemars Piguet‘ wurde durch Galvanisierung hergestellt, ein chemischer Prozess, der für mikrometrische Präzisionsarbeit genutzt wird. Hauchdünnen Schichten aus 24-Karat Gold werden übereinandergelegt und erzeugen somit einen 3-D Effekt. Dieses Verfahren kommt zwar auch bei anderen Herstellern zum Einsatz, Audemars Piguet nutzt allerdings zum ersten Mal 24-karätiges Gold bei der Verarbeitung. Dieses äußerst komplexe Unterfangen nahm rund zwei Jahre Entwicklungszeit in Anspruch, insbesondere auch, weil die ‚A’s und ‚U’s im Schriftzug so wahnsinnig dünn sind. Darüber hinaus sind alle Buchstaben miteinander verbunden – die Verbindungsstücke sind dabei nicht größer als ein Menschenhaar.

Unerwartete Dimensionen: Das Saphirglas

Wie bereits kurz erwähnt, sind die Lünetten der CODE 11.59 by Audemars Piguet Uhren extra-dünn. Die Idee hinter der Geometrie liegt darin, dass die Lünette der ungewöhnlichen Form des Saphirglases angepasst werden musste, das eigens für diese Kollektion entwickelt wurde. Die innere Oberfläche des Glases ist wie eine Kuppel geformt, während sich die äußere Oberfläche vertikal von 6 nach 12 Uhr wölbt.

Das gewölbte Profildesign wurde so entwickelt, dass man von allen Seiten eine bestmögliche Ablesbarkeit des Zifferblattes bekommt. Durch das Spiel mit Tiefe und Licht bietet es eine ganz besondere visuelle Perspektive auf das Blatt. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Uhr unbedingt live ansehen, auch wenn sie erstmal nicht Ihrem Geschmack entspricht – das Design ist wirklich eindrucksvoll und die optimale Ablesbarkeit fällt bereits beim ersten Blick ins Auge.

Eigens entwickeltes in-house Kaliber

Die Automatik und Chronographen Werke wurden speziell für die CODE 11.59 by Audemars Piguet Linie entwickelt. Und auch hier hat man weder Mühen noch Kosten gescheut – das gilt insbesondere für die Automatik-Chronographen, die von Liebhabern der Marke schon lange sehnsüchtig erwartet wurden.

Die Chronographen werden vom in-house Kaliber 4401 angetrieben, ein integrierter Chronograph mit Säulenradmechanismus und Flyback-Funktion, die einen Neustart des Chronographen ermöglicht, ohne diesen zuvor zu stoppen und auf Null zurückzustellen. Das Werk hat einen Durchmesser von 32 mm und verfügt über Stunden, kleine Sekunde und ein Datum. Das Kaliber ist außerdem mit einem patentierten Nullstell-Mechanismus ausgestattet, was dafür sorgt, dass alle Stoppzeiger auf Null zurückgestellt werden.

Das Kaliber besitzt außerdem ein vertikales Kupplungssystem und vermeidet somit, dass die Zeiger ‚springen‘ wenn der Chronograph startet oder stoppt. Audemars Piguet wollte möglichst viele der 367 Komponenten und deren Funktionen zeigen; die Teile, die normalerweise im Verborgenen liegen kommen nun zum Vorschein: der Säulenradmechanismus und die sogenannten ‚tanzenden‘ Hämmerchen beim Nullstellen des Chronographen sowie das 22-karätige goldene Schwungrad.

Das Automatikkaliber 4302 (ebenfalls mit 32 mm Durchmesser) ist Teil derselben Kaliberfamilie wie der Chronograph, aber natürlich wesentlich reduzierter in seiner Konstruktion. Es verfügt über Stunden, Minuten, eine zentrale Sekunde und eine springende Datumsanzeige. Das Schwungrad ist ebenfalls aus 22-karätigem Gold gefertigt und wird durch den offenen Saphirglasboden sichtbar.

Und hier noch ein paar weitere Eckdaten: beide Kaliber laufen mit einer Frequenz von 4 Hz und haben eine Gangreserve von 70 Stunden. Dank des offenen Saphirglasbodens kann der Träger beider Modelle die von Hand aufwendig verzierten Veredelungen betrachten: den ‚Traits tirés‘ Stichschliff, ‚Genfer Streifen‘, Kreisschliff, kreisförmige Satinierungen und Diamantschliff an den Kanten.

Das Band

Die Uhren werden an handgenähten Lederarmbändern getragen, die auf die jeweilige Zifferblattfarbe abgestimmt wurden. Es wäre interessant zu sehen, wie sich die Uhren an einfachen schwarzen Bändern machen würden, was den helleren Modellen wie dem Burgunderrot einen komplett neuen Look verpassen würde. Es wäre sogar fast noch interessanter zu sehen, wie die Uhren – zumindest die weißgoldenen Ausführungen – an einem Edelstahlband wirken. Insbesondere die Chronographen mit ihrer digital-anmutenden Tachymeterskala könnten dann schon fast als Sportsuhren durchgehen.

Durch die abgestimmten Bänder kommen allerdings auch die Zifferblattfarben mehr zur Geltung – ohne das graue Lederarmband zum Beispiel könnte man das graue auch mit einem weißen Zifferblatt verwechseln. Die handgenähten „eckig-geschuppten“ Alligatorarmbänder mit ihrer Dornschließe aus 18-karätigem Weiß-/Rosé-Gold fügen sich jedenfalls sehr gelungen in das Design der Uhren ein und lassen den Gehäusen und Zifferblättern den Vortritt, im Mittelpunkt zu stehen.

Unser Urteil

Letzten Endes haben sich die 2020 CODE 11.59 Modelle nicht grundlegend verändert. Man könnte es einfach damit begründen, dass mit dem eindrucksvollen Gehäusedesign, der Liebe zu den vielen Details und sonnengeschliffenen Zifferblättern eh schon ausreichend handwerkliches Savoir-Faire bewiesen wurde. Aber nachdem diese Eigenschaften bei jedem Uhren-Review unter die Lupe genommen werden, lohnt es sich auch zu analysieren, was die Kollektion uns eigentlich über die Marke, ihre Strategie und ihre Anhänger sagt.

Das führt uns zurück zum ersten Punk in diesem Artikel: Audemars Piguet wird unweigerlich mit der Royal Oak in Verbindung gebracht. Warum sollte man also erneut in eine CODE 11.59 by Audemars Piguet investieren, gibt es doch kaum allzu große Veränderungen? Ja, sie hat sich im ersten Jahr gut verkauft. Aber wenn man von Zahlen und Fakten einmal absieht, so würde ich sagen, dass die Uhren im Grunde nicht nur Audemars Piguet ermutigen sollte, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, sondern auch ihre Anhänger.

Auf ein bestimmtes Produkt reduziert zu werden kann ein Segen aber auch ein Fluch zugleich sein. Es ist manchmal etwas schade zu sehen, dass vergessen wird, was Marken zu bieten haben indem wir uns zu oft nur an ihre Ikonen klammern, von Jaeger-LeCoultres Reverso bis hin zu Breitlings Navitimer. Nein, die CODE 11.59 by Audemars Piguet wird am Handgelenk sicher nicht so schnell erkannt werden und ja, weniger Menschen werden Ihnen ein Kompliment für Ihre Uhr machen – zumindest noch. Aber das ist es auch nicht, worum es bei einer Uhr gehen sollte.

Manche könnten meinen, dass sich hinter den neusten CODE 11.59 Uhren eine Strategie verbirgt, die Kunden in eine neue Richtung zu lenken, eine neue Klientel anzusprechen und ihre Fans daran zu erinnern, zu was die Manufaktur in der Lage ist. Andere mögen sagen, dass die CODE 11.59 by Audemars Piguet einfach nicht denselben ‚Wow‘ Faktor besitzt, wie die Royal Oak mit ihrem ikonischen und immer zeitgemäßen Design. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Royal Oak bei ihrer Lancierung genauso unterschätzt und kontrovers diskutiert wurde. Ich persönlich finde, dass das Gehäuse und die Saphirglaskonstruktion der CODE 11.59 das Zeug hat, dass sie ein genauso wichtiger Teil der Firmengeschichte werden kann.

Befasst man sich ausführlich mit der Sorgfalt und Detailtreue die in den Zeitmessern stecken, wird einem klar, dass die CODE 11.59 by Audemars Piguet jeden einzelnen von uns ermutigen kann, unseren Blick und unseren Verstand zu schärfen um zu sehen, dass es eine Fülle an wunderbaren Uhren gibt, die entdeckt werden möchten – wenn wir es nur zulassen, auch mal abseits der Klassiker zu blicken.


Alle Selfwinding Modelle kosten 27.900 Euro, während die Selfwinding Chronograph Modelle 44.100 Euro kosten. Die neuen CODE 11.59 by Audemars Piguet Modelle sind seit dem 8. Juli 2020 exklusiv in Audemars Piguet Boutiquen erhältlich.


www.audemarspiguet.com