Um diesen Artikel als Uhrenliebhaber oder Sammler zu verstehen: Vergessen Sie jegliches Klischee über Louis Vuitton. Vergessen Sie die endlosen Warteschlangen und die stämmigen Türsteher an der Tür. Vergessen Sie das Logo. Wir sind hier, um das echte Louis Vuitton zu verstehen. Die französische Maison. Das Unternehmen, das 1854 in Paris von einem ehrgeizigen Mann aus dem verarmten ländlichen Frankreich gegründet wurde, der Koffer für die Familie von Napoleon III. anfertigte und dessen Entwürfe später Coco Chanel, Audrey Hepburn und Jackie Kennedy verführen sollten. Im Laufe der Zeit ist dieses Unternehmen kalkuliert gewachsen und hat sich fast schon genial an die Zeit angepasst.
Die Familie Vuitton mit Mitarbeitern in Asnières,
Frankreich 1888
Im Jahr 2002 änderte sich jedoch der Kern der Marke, als sie eine ehrgeizige neue Vision ins Leben rief: die Entwicklung einer eigenen mechanischen Schweizer Uhr. Dies führte schließlich im Jahr 2010 zur Kreation der Fabrique du temps, die zum perfekten Beispiel dafür wurde, wie man den unmöglichen Code knacken kann: eine Modemarke als angesehenen Akteur in der Schweizer Uhrenindustrie zu etablieren, ohne den High-Fashion-Umhang abzulegen.
La Fabrique Du Temps – Louis Vuitton
Das ist ein großes Risiko. Andere führende internationale Modehäuser haben versucht, ihre eigenen legitimen Schweizer Zeitmesser zu kreieren und sind gescheitert. Ein erfolgreiches Beispiel ist allerdings Montblanc, die 2007 die Manufaktur Minerva übernommen hat. Plötzlich mit einer vermarktungsfähigen Geschichte und dem damit verbundenen Wissen und Können ausgestattet, entwickelte sich die Lederwaren- und Schreibgeräte-Manufaktur zu einem angesehenen Uhrenhersteller, dessen zahlreiche Montblanc-Stücke bereits von Sammlern verehrt werden.
Die zweite Manufaktur befindet sich in Le Locle, wo das Qualitätsmanagement seit 1996 stattfindet.
Louis Vuitton hingegen schlug einen anderen Weg ein. Als Louis Vuitton seine erste mechanische Uhr auf den Markt brachte, hatte das Unternehmen noch kaum eine Geschichte. Bis dahin hatte Louis Vuitton nur sporadisch Zeitmesser auf den Markt gebracht, wie zum Beispiel Reiseuhren und die inspirative quarzbetriebene Monterey I von Gae Aulenti aus dem Jahr 1988. Doch wie dieses Modell zeigt, lag der avantgardistische Ansatz zur Uhrmacherei von Anfang an in der Luft.
1988 – Louis Vuitton LV1, Ref. N03000.
Gestaltet von Gae Aulenti, entwickelt (exklusiv) von IWC.
Das Leben von Louis Vuitton
Louis Vuitton wurde 1821 in einem kleinen Dorf im Juragebirge geboren. Schon damals war die Region rund um das Jura historisch mit der Uhrmacherei verbunden, insbesondere die Städte Neuchatel, La Chaux-de-Fonds und Le Locle. In Neuchatel zum Beispiel lebte bereits Ende des 16. Jahrhunderts der berühmte Uhrmachermeister Daniel Jeanrichard.
Porträt von Louis Vuitton (1821-1892)
Louis Vuitton hingegen wuchs im französischen Dorf Anchay auf der gegenüberliegenden Seite des Juras auf, rund 170 Kilometer von dieser stetig wachsenden Wiege der Schweizer Uhrmacherei entfernt. Viele Einwohner seines Heimatortes reisten nicht weiter als bis nach Thoirette, einem Ort sechs Kilometer weiter – ein ironischer Geburtsort für den Mann, der das berühmteste Reiseproduktunternehmen der Geschichte gründen sollte.
Jura Mountains, Switzerland
Photo by Léonard Cotte
Mit anderen Worten: Anchay war kein Ort, an dem die Menschen viel Visionen, Erfahrung oder die Chance auf Fortschritt hatten. Der junge Louis aus der Arbeiterklasse hat vermutlich keine Schule besucht. Vielmehr wird er von morgens bis abends gearbeitet haben, um seinen Eltern, die einen kleinen Bauernhof besaßen, zu helfen. Die einzige Kleidung – Mode wäre das falsche Wort -, die er gesehen haben könnte, sind die von seiner Mutter gefertigten Hüte und vielleicht Uniformen, die in der Nähe für das Militär hergestellt wurden. Frankreich erholte sich noch immer von den blutigen und spaltenden napoleonischen Kriegen, die nur zwei Jahrzehnte zurücklagen. Die Industrie war so gut wie nicht vorhanden. Die Landwirtschaft war die Lebensader, und die Wirtschaft stützte sich weitgehend auf den Weinanbau.
Schlacht bei Fère-Champenoise (1814)
Near Fère-Champenoise, Frankreich
Bereits im Alter von zehn Jahren war Louis Vuitton als störrisches Kind bekannt, das wenig Interesse daran hatte, das Land seiner Familie zu bewirtschaften. Dass er überhaupt am Leben war, war ohnehin nicht selbstverständlich, da die Kindersterblichkeit bei fast 50 Prozent lag. Seine Mutter starb in jenem Jahr, was nicht weiter verwunderlich war, denn die Lebenserwartung französischer Frauen lag bei nur 30 Jahren. Im Alter von 13 Jahren beschloss Louis Vuitton, seinem tristen Dasein zu entfliehen. Der Legende nach beschloss er, vor seiner bösen Stiefmutter zu fliehen, die Aschenputtels Stiefmutter in den Schatten hätte stellen könnte.
Paris, 1900
Louis Vuitton verließ Anchay im Jahr 1835. Es sollte nicht weniger als zwei Jahre dauern, bis er mit zahlreichen Gelegenheitsjobs Paris zu Fuß erreichte. Bei seiner Ankunft 1837 erlebte er die Anfänge der industriellen Revolution in Frankreich: großer Reichtum, verheerende Armut, Schmutz und Krankheit, aber auch die Chance auf Erfolg. Er begann als Lehrling bei einem Pariser Schachtelmacher, einem angesehenen Handwerk, bevor er 1854 sein eigenes Unternehmen gründete. Sein Gepäck wurde bald bewundert und erregte die Aufmerksamkeit der Frau von Louis-Napoleon Bonaparte. Als persönlicher Kofferhersteller der Kaiserin erhielt Louis Vuitton Zugang zur Elite der Pariser Gesellschaft. So stieg der einst verarmte Landarbeiter in die schwindelerregende Höhe eines Handwerkers der französischen Elite auf.
Credit: Little Book of Louis Vuitton,
The Story of the Iconic Fashion House by Karen Homer
Hohe Uhrmacherkunst bei Louis Vuitton
2002: Die Tambour ist geboren
Was die Haute Horlogerie betrifft, müssen wir allerdings 168 Jahre vorspulen. Im Jahr 2002 schockiert Louis Vuitton die Uhrenwelt mit der Einführung eines eigenen Zeitmessers. Schockiert deshalb, weil sich das berühmte Modehaus bis dahin kaum mit der Uhrmacherei befasst hatte. Abgesehen von der Herstellung von Reiseuhren in den 1920er und 30er Jahren schien dies nicht zu seiner DNA zu gehören.
Vintage Reiseuhren
Die einzige bemerkenswerte Ausnahme waren die Louis Vuitton Monterey-Uhren, die inzwischen selbst zu begehrten Sammlerstücken geworden sind. Die Monterey II Alarm Travel Watch, die von IWC Schaffhausen für das Modehaus entwickelt wurde, hatte Reisen, Stil und Innovation in ihrer DNA. Als eine der ersten Keramikuhren überhaupt bot sie eine zweite Zeitzone und ein elegantes Zeigerdatum. Natürlich wurde der Quarz-Zeitmesser an einem Louis Vuitton-Lederarmband getragen. Die LV1 von 1988, die ebenfalls von Gae Aulenti entworfen und von IWC hergestellt wurde, verfügte über zehn Funktionen, die um eine einzige Achse angeordnet waren, darunter ein retrogrades Datum, eine Mondphase, GMT und 24 Zeitzonen.
2002: Die Reise beginnt
Das Jahr 2002 markiert die Geburtsstunde der hohen Uhrmacherkunst von Louis Vuitton, wie wir sie heute kennen. Die Louis Vuitton Tambour-Uhr, Ref. Q11310, war in einem sehr charakteristischen Gehäuse ohne Lünette untergebracht. Diese erste Tambour war eine reisetaugliche GMT mit einem Automatikwerk in einem 39,5-mm-Stahlgehäuse. Das hauseigene Uhrwerk verwendet das ETA 2893 als Basis. Sie wurde von vier weiteren Einstiegsmodellen begleitet: drei Quarzuhren mit Stunden- und Minutenanzeige für Damen (in 28 mm, 34 mm und 39,5 mm) und ein 39,5 mm großer Chronograph für Herren. Alle hatten ein braunes oder rotes Zifferblatt mit Sonnenschliff und ein vollständig poliertes Gehäuse.
Erstes Tambour Modell
Das Tambourgehäuse: Eine Ikone
In den späten 90er und 2000er Jahren begannen einige Modemarken, sich im Bereich der mechanischen Uhren zu versuchen. Die stilvollen neuen Uhren waren nicht nur etwas für Uhrenliebhaber, sondern auch für Modeinteressierte. Chanel zum Beispiel hatte bereits 1999 seine J12 aus Keramik auf den Markt gebracht. Ein Grund für den Boom, der dazu führte, dass die Gewinne aus der Produktion mechanischer Uhren zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten die der Quarzuhren übertrafen, war die wiedererwachte Neugier der Männer für die Mechanismen der traditionellen Zeitmesser. Dieser wachsende Trend sollte sich auch für die Anfänge der Uhrenherstellung bei Louis Vuitton als wesentlich erweisen.
Für Louis Vuitton bestand der Reiz, etwas speziell für Männer zu schaffen, in der Tat darin, die ikonischste Uhr der Marke zu entwickeln. Am Hauptsitz des Unternehmens in Paris beschloss der damalige Direktor für Schmuck und Uhren, Jean-Louis Roblin, einen Zeitmesser auf den Markt zu bringen, der das Interesse potenzieller männlicher Kunden wecken und ein Gegengewicht zu dem überwiegend weiblichen Publikum bilden sollte, das von den edlen Taschen und Schals des Unternehmens verführt wurde. Louis Vuitton arbeitete mit der Pariser Agentur BBDC zusammen, um die Tambour, wie wir sie heute kennen, zu entwerfen: eine (zunächst) maskuline Uhr mit einem starken „Louis Vuitton“-Gefühl in ihrer DNA. Diese DNA stand ebenfalls von Anfang an fest: Es sollte auch eine luxuriöse, zeitlose und dennoch innovative Uhr sein, die die Generationen überdauert: kein Modestück, das man an einem Tag liebt und am nächsten vergisst.
Die Tambour: Die Blaupause
Das gleichnamige Uhrenmodell hat die Form einer Trommel, genauer gesagt einer japanischen Taiko-Trommel, was in der Branche bisher einzigartig war. Die Lancierung der Uhr fiel genau mit der Eröffnung des Flagshipstores des Hauses in Tokio zusammen. Die Designer brauchten knapp zwei Jahre, um auf die Idee eines trommelförmigen Gehäuses zu kommen, indem sie eine Uhr, die die Zeit anzeigt, mit einer Trommel verglichen, die einen Rhythmus erzeugt, wobei sie auf die Verbindungen zwischen Musik, Rhythmus in der Zeit und Rhythmus in der Musik hinwiesen. Außerdem gibt es natürlich eine „Trommel“-Komponente im Uhrwerk. Die Tambour-Bandanstöße sind eine Anspielung auf die Reisewurzeln des Unternehmens, indem sie die Form der Griffe von Louis Vuitton-Koffern imitieren. Auf diese Weise erinnert die Uhr an die Zuverlässigkeit, den Stil und die Stärke, die das Gepäck seit 1854 bietet.
Zu guter Letzt sind die 12 Buchstaben rund um das Gehäuse eingraviert, die auf jede Stundenmarkierung auf dem Zifferblatt ausgerichtet sind: L O U I S V U I T T O N. Es ist eine Herausforderung, dieses polierte Gehäuse, das wie aus einem einzigen Stahlblock gemeißelt wirkt, auf höchstem Niveau zu bearbeiten. Es ist keine leichte Aufgabe, ein so hochwertiges, vollständig poliertes Gehäuse zu produzieren.
Die vier Säulen der Tambour
Heute sind es vier Säulen, welche die Kern-DNA des Tambour-Gehäuses ausmachen. Neben dem klassischen Gehäuse, das erstmals im Originalmodell zu sehen war, stehen drei weitere im Fokus. Eine davon ist die Tambour Slim, die, wie der Name schon sagt, ein schlankeres Gehäuse hat, das gut zu weiblichen Handgelenken passt. Dann gibt es noch die Tambour Moon, die zum 15. Jahrestag der Tambour lanciert wurde und eine „konkave“ Version der ursprünglichen Tambour darstellt. Interessanterweise wird diese Gehäuseform auch für die Smartwatches von Louis Vuitton verwendet. Die vierte zentrale Tambour-Gehäuseform schließlich ist die Tambour Curve, die vor zwei Jahren erstmals vorgestellt wurde. Uhren in Tambour Curve-Gehäusen werden bei Louis Vuitton ausschließlich für die Haute Horlogerie verwendet. Das futuristischste der Tambour-Gehäuse hat eine moderne Silhouette und bleibt gleichzeitig dem Bauplan des ikonischen Gehäuses und der Bandanstöße treu.
2008: Die Wurzeln der Uhrmacherei werden in der Schweiz gepflanzt
Im Jahr 2008 gründete Louis Vuitton seine Uhrenmanufaktur in der Schweiz und eröffnete die Ateliers Louis Vuitton in La Chaux-de-Fonds. Gut 90 Prozent der dort montierten Komponenten stammen aus Schweizer Produktion, von Uhrwerksteilen über Gehäuse bis hin zu Zeigern. Die Uhrwerke dieser Manufaktur basieren hauptsächlich auf ETA-Basiswerken, aber auch auf Werken von Zenith – das Schwesterunternehmen innerhalb der LVMH-Gruppe -, auf deren Chronographenkaliber El Primero wir später noch zu sprechen kommen werden.
Ab 2009 leitete Hamdi Chatti Louis Vuitton als Head of Jewellery and Watchmaking und blieb in dieser Position knapp ein Jahrzehnt lang im Sattel. Nach seinen Erfahrungen in der Mikrotechnik und im Ingenieurwesen, einem Studium der Uhrmacherkunst an der Universität Neuenburg und Stationen bei Harry Winston und Montblanc, war er von Anfang an sehr zielstrebig. Sein Ziel war es immer, Uhrenliebhaber nicht nur mit Stil und starken Designcodes, sondern auch mit Technologie zu begeistern. Was die Uhren auszeichnen sollte, beschloss er, so sollte auch das Reisen in ihre DNA implementiert werden – und das ist heute in zahlreichen Louis Vuitton-Modellen zu sehen, obwohl Chatti nicht mehr für das Unternehmen tätig ist.
Wir haben Chatti noch 2011 in seinem dritten Jahr bei Louis Vuitton persönlich getroffen und können bestätigen, dass Chattis Bescheidenheit und Innovationskraft in der Anfangsphase der Uhrmacherei bei Louis Vuitton eine entscheidende Rolle gespielt haben. Chatti trieb die Uhrmacherei des Unternehmens voran, indem er erkannte, dass Louis Vuitton zwar einen großen Namen hatte, die Uhrenabteilung jedoch nicht – trotz ihrer zahlreichen Erfolge. Während seiner Zeit an der Spitze des Unternehmens vermittelte Chatti daher, wie wichtig es ist, die Extrameile zu gehen und andere Manufakturen der Branche durch ein immer höheres Niveau der Uhrmacherkunst herauszufordern.
Die Tambour Spin Time:
Das erste patentierte Uhrwerk von Louis Vuitton
Im Jahr 2009 entwickelte das Unternehmen eine völlig neue Art und Weise, die Zeit abzulesen. Die Lancierung war für viele Uhrenjournalisten die Überraschung des Jahrzehnts. Ging man doch eher davon aus, dass Louis Vuitton nichts uhrmacherisch Bahnbrechendes auf den Markt bringen würde. Sie irrten sich.
Escale Spin Time Meteorit Zifferblatt in Rotgold
Das patentierte Tambour-Spin-Time-Uhrwerk setzt den Mechanismus einer springenden Stunde in Form von rotierenden Würfeln um. Normalerweise hat eine Uhr mit springender Stunde eine Öffnung auf dem Zifferblatt, die die Stunde anzeigt. Bei der innovativen Spin Time hingegen drehen sich spielerisch dekorierte Würfel, um die Zeit anzuzeigen.
Wieder einmal spielte nicht nur die Innovation selbst, sondern auch das Reisen eine wichtige Rolle bei dieser Uhr: Ihr Designer Michel Navas ließ sich auf einem Flughafen inspirieren, als er beobachtete, wie die mechanische Anzeige ihre Klappen drehte, um die neuesten Flugziele und Abflüge anzuzeigen. Das erste Kaliber im Innern der Spin Time trug den Namen LV8. Während die ursprüngliche Spin Time eher minimalistisch war, führten Modelle wie die Regatta-Chronographenedition neue Farben, Themen und Komplikationen ein, von GMT bis zur Weltzeit.
Tambour eVolution
Ein weiteres farbenfrohes Exemplar war die Tambour eVolution Spin Time. Die Tambour eVolution-Modelle sind Weltenbummler, die in der Regel entweder ein GMT- oder GMT-Chronographenkaliber sowie eine Tag-/Nachtanzeige enthalten. Im Gegensatz zur „klassischen“ Tambour, wenn man so will, sind die Uhren in ihrem Design ausgesprochen maskulin. Im Gegensatz zu den typischen geschwungenen Tambour-Gehäusen haben die eVolution-Gehäuse eine sehr moderne Silhouette mit straffen Linien und einem Hightech-Feeling. Mit ihren tiefschwarzen Farbschemata und den leichten schwarzen MMC-Elementen sind diese kantigen Uhren rassiger und ergonomischer als andere Tambour-Modelle und verfügen über eine geriffelte Krone.
Tambour eVolution Spin Time GMT
2011: Die Gründung von La Fabrique du Temps
Wie bereits erwähnt, übernahm Louis Vuitton 2011 eine komplette Uhrenmanufaktur: La Fabrique du Temps, die nun 30.000 Schweizer Zeitmesser pro Jahr produziert. Diese Produktionsgröße ist im Vergleich zur weltweiten Größe und zum Modeumsatz der Marke – und auch im Vergleich zu anderen Herstellern in der Uhrenbranche – immer noch äußerst exklusiv. Selbst Patek Philippe und Audemars Piguet produzieren etwa doppelt so viele Uhren pro Jahr.
Während sich das Atelier der Maison zuvor in der Schweizer Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds befand, rückt der neue Standort in der rund 230 Kilometer entfernten Gemeinde Meyrin die Uhrenmanufaktur viel näher an Genf heran. Die Region beherbergt zwar in erster Linie das weltberühmte europäische Forschungszentrum für Teilchenphysik CERN, hat aber auch einen starken uhrmacherischen Hintergrund. Zu den Nachbarn der Fabrique du Temps gehören Roger Dubuis, Chopard, die Ateliers Horlogers de Van Cleef & Arpels und der Campus Genevoise de la Haute Horlogerie von Richemont, um nur einige zu nennen. Hier arbeiten die Ingenieure, Designer und andere Experten von Louis Vuitton unter der Leitung der Uhrmachermeister Michel Navas und Enrico Barbasini. Die beiden haben sich unter der Bedingung bereit erklärt, für die Uhrensparte von Louis Vuitton zu arbeiten, wenn sie auf die Erlangung des Genfer Siegels hinarbeiten können – ob sich dieser Traum erfüllt hat, erfahren Sie im Folgenden.
Einige Uhrenmanufakturen, wie zum Beispiel Piaget, nutzen mehrere Standorte für die Produktion ihrer Uhren. Andere, wie Jaeger-LeCoultre und auch Louis Vuitton, vereinen die gesamte Produktion unter einem einzigen Dach. La Fabrique du Temps vereint Hersteller von Uhrwerken mit Designern und Uhrmachern und beschäftigt insgesamt etwa hundert Mitarbeiter. So kann die Manufaktur so schnell und effizient wie möglich arbeiten.
Die eher „modischen“ Uhren von Louis Vuitton verwenden übrigens Quarz- oder externe Uhrwerke. So kann der Fokus auf der Haute Horlogerie bleiben. Neben den beiden Uhrmachermeistern, die für die high-end Stücke verantwortlich sind, steht Enrico Barbasini und Michel Navas ein ganzes Team zur Seite, das sich mit der Entwicklung und Herstellung neuer Uhrwerke beschäftigt. Insgesamt haben Navas (der Techniker) und Barbasini (der kreative Kopf) in den letzten zwanzig Jahren nicht weniger als zwanzig erfolgreiche Uhrwerke konzipiert, viele davon mit sehr komplexen Komplikationen.
Michel Navas und Enrico Barbasini
Credit: Louis Vuitton
Beim Bau einer mechanischen Uhr wird bei Louis Vuitton eine Struktur von „A bis Z“ verwendet. Ein einziger Uhrmacher ist für den gesamten Prozess der Uhr verantwortlich, vom Zusammenbau der Komponenten über die manuelle Endbearbeitung bis hin zur Funktionsprüfung der fertigen Uhr.
Wie bereits erwähnt, wird bei La Fabrique du Temps großer Wert auf die Gestaltung schöner Zifferblätter gelegt. Im selben Jahr, in dem das Atelier gegründet wurde, holte Louis Vuitton Lèman Cadran an Bord und integrierte somit die renommierte Zifferblattwerkstatt in die Manufaktur. Das Atelier von Lèman Cadran beherrscht eine Reihe von Techniken, vom Diamantbesatz über Emaille-Zifferblätter bis zur Miniatur-Handmalerei.
2013: Neue Innovationen auf dem Gebiet der Chronographen
Das Thema Chronographen führt uns direkt zur El Primero von Zenith: Nur wenige Monate nach der Einführung der ursprünglichen Tambour erschien der erste Chronograph aus der Linie, in dem das Kaliber LV277 tickte. Das Uhrwerk hatte das legendäre El Primero von Zenith zum Vorbild: das berühmte erste Automatikkaliber mit einer Frequenz von 5 Hz (36.000 Umdrehungen pro Minute), das die Messung einer Zehntelsekunde ermöglicht. Aber keine Sorge, liebe Louis Vuitton Fans: Die Marke wird später ihr ganz eigenes bahnbrechendes Uhrwerk entwickeln.
Im Jahr 2013 setzte Louis Vuitton mit der Kreation eines eigenen, spezialisierten Chronographenwerks, das in der nautischen Tambour Twin Chrono untergebracht ist, ein Zeichen in der Schweizer Uhrenindustrie. Dieser Monopusher-Chronograph, der anlässlich des America’s Cup und des vom Unternehmen gegründeten Louis Vuitton Cup lanciert wurde, wurde speziell für den Segelsport entwickelt. Das Doppelchronographenwerk LV 175 verfügt über zwei Chronographenzähler, die die Zeit jeder Yacht anzeigen, während ein dritter den Zeitunterschied zwischen den beiden Rennbooten anzeigt. Um diese präzise Messung zu ermöglichen, verfügt das Spezialkaliber über ein dreischichtiges Säulenrad.
Mit einem gut ablesbaren Zifferblatt, einem Drücker mit vier Einstellungsoptionen (links) und zwei Aufzugskronen (rechts) hat die Manufaktur auch großen Wert auf die Benutzerfreundlichkeit gelegt und einen neuen, bahnbrechenden Mechanismus geschaffen, der gleichzeitig einfach funktioniert und dennoch höchst anspruchsvoll ist. Für diese uhrmacherische Meisterleistung wurden 437 Komponenten benötigt, von denen 40 speziell für das Kaliber Twin Chrono LV 175 erfunden wurden. Nur zwei Jahre nach der Übernahme von Le Fabrique du Temps haben Michael Navas und sein Team bewiesen, dass sie auf einem ziemlich guten Weg sind. Das Uhrwerk Twin Chrono ist ein außergewöhnliches Beispiel dafür, was ein mächtiges Unternehmen wie Louis Vuitton mit den richtigen Leuten im Rücken erreichen kann.
Louis Vuitton und das Genfer Siegel
Hier kommt ein weiteres Beispiel. 2016 erfüllte sich Louis Vuitton den Traum eines jeden jungen Schweizer Uhrenherstellers: den Erwerb des Poinçon de Genève. Dieses begehrte Siegel, das es seit 1886 gibt, steht im Wesentlichen für die Fähigkeit einer Uhrenmanufaktur, nach den absolut höchsten Standards der Branche zu arbeiten – von der Veredelung und Verzierung bis zur Präzision eines Uhrwerks. Bis heute ist es so ziemlich die begehrteste Auszeichnung, die eine Uhr erhalten kann. Für die Le Fabrique du Temps von Louis Vuitton war es ein klares Signal an die Welt, dass ihre Uhren ein für alle Mal ernst zu nehmen sind. Bislang hat die Manufaktur drei Uhrwerke mit Genfer Siegel im Programm: die bereits erwähnte Voyager Flying Tourbillon, gefolgt von der Tambour Moon Flying Tourbillon und der Tambour Curve aus dem Jahr 2020. Aufmerksame Leser werden festgestellt haben, dass es sich bei mehreren dieser Uhren um Tourbillons handelt. Louis Vuitton stellt schon seit langem Tourbillon-Uhren her, die erste wurde bereits 2004 produziert (allerdings mit einem Uhrwerk aus La Joux-Perret).
Louis Vuittons eigenes In-House Kaliber LV97 mit Genfer Siegel
Die erste Uhr von Louis Vuitton, die mit dem Poinçon de Genève ausgezeichnet wurde, war 2016 der Voyager Flying Tourbillon mit einem vertikal montierten Mechanismus, um die Komplexität der Mechanik zu verdeutlichen. Außerdem wurde ein brandneues Gehäuse eingeführt, das sich von dem der Tambour völlig unterscheidet. Dieses neue Gehäuse hat eine ungewöhnlich geformte, abgerundete Lünette und eine luftige Architektur mit viel Platz zwischen dem Uhrwerk an den Rändern, während es in der Mitte zu schweben scheint. Bei 12 Uhr wird die Uhrzeit auf einer transparenten Scheibe angezeigt, und bei 6 Uhr befindet sich das himmlische fliegende Tourbillon. Es handelt sich um eine einzigartige und beeindruckende Uhr, die den Poinçon de Genève, der stolz bei 3 Uhr eingraviert ist, zu Recht trägt.
Die zweite Uhr, die diese prestigeträchtige Punze erhielt, war die Tambour Moon Flying Tourbillon im Jahr 2017. Die Tambour Moon Flying Tourbillon war nicht nur der zweite Poinçon de Genève-Zeitmesser der Manufaktur, sondern auch die Einführung eines neuartigen konkaven Tambourgehäuses. Es ist stromlinienförmiger als das ursprüngliche Tambourgehäuse und misst einen größeren Durchmesser von 42,5 mm bei einer geringeren Höhe von 9,65 mm. Außerdem führte LV mit der Uhr ein neues Schnellöffnungssystem für die Armbänder ein. Diese komplizierte Uhr, die vom LV 97 angetrieben wird, verfügt über ein fliegendes Tourbillon, das eine Minute läuft, aber nicht in gewöhnlicher Form. Vielmehr hatte es die Form des für Louis Vuitton typischen Monogramms, das sich durch die gesamte Produktpalette des Hauses zieht, von den Taschen bis zu den Armbändern. Dies verleiht einer hochwertigen Uhr einen modischen Touch: ein seltener Anblick. Auch das Uhrwerk (LV97) hat ein innovatives und ästhetisches Design. Das vollständig durchbrochene Werk präsentiert die Brücken und die Grundplatine als konzentrische Kreise, die das einzelne Federhaus bei 12 Uhr freilegen – ein stilvoller und spannender Anblick für Uhrenliebhaber.
Tambour Moon Flying Tourbillon “Poinçon de Genève”
Zu guter Letzt ist die 2020 vorgestellte Tambour Curve die jüngste Uhr, die mit dem Poinçon de Genève ausgezeichnet wurde. Mit der Tambour Curve wurde eine sportlichere, „maskulinere“ Uhr vorgestellt, deren Bandanstöße sich nahtlos in das Armband integrieren. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Tambour ursprünglich mit dem Ziel geschaffen wurde, die männliche Zielgruppe für Louis Vuitton zu begeistern. Gleichzeitig signalisierte die erste Tambour Curve, dass die Manufaktur bereit war, sich in den Bereich innovativer Materialien und immer komplexerer Uhrwerke vorzuwagen. Das andere Ziel der mit einem Gehäusedurchmesser von 46 mm sehr großen Uhr war es, nur hochwertige Uhrwerke zu integrieren (was durch den Platz, den das Gehäuse bietet, erleichtert wurde).
Tambour Curve GMT Flying Tourbillon
Die Uhrenmanufaktur Louis Vuitton verwendete für die Uhr Titan und CarboStratum, ein speziell für das Unternehmen entwickeltes Material, das aus über 100 Schichten Kohlenstoff besteht. Angetrieben wird dieses erste ultraleichte Modell vom LV108, das ein fliegendes Tourbillon in einen futuristischen Titankäfig integriert. Das aus Platin gefertigte Uhrwerk wurde mit einer schwarzen Beschichtung versehen. Die Tambour Curve mit ihrem Handaufzugswerk mit Genfer Siegel sollte später noch bekannter werden, da sie ab 2021 über eine Dualzeitfunktion verfügte.
Escale WorldTime – Ein Balanceakt
Interessant an der Escale WorldTime ist zunächst, dass sich das Modell von 2014 und die Time Zone stark unterscheiden – weit mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Sie sind ein gutes Indiz dafür, dass in der Le Fabrique du Temps weiterhin versucht wird, zu testen, was für das Team der Manufaktur, die Uhrenproduktion, die Kunden von Louis Vuitton und die Preise, die sich aus diesen Faktoren ergeben, funktioniert. Zweitens könnte man behaupten, dass diese Uhr die Beziehung zwischen Louis Vuitton und der Fabrique du Temps besser auf den Punkt bringt als jede andere Uhr: Kühnheit, Farbe, Stil, Innovation und natürlich den Reiseaspekt in einem einzigen Stück. Die ungewöhnlichen Symbole der WorldTime-Zifferblätter sind von den Monogrammen der alten Koffer inspiriert, als die Besitzer von Louis Vuitton-Koffern ihr persönliches Symbol zur Kennzeichnung ihrer Koffer anfertigen ließen.
Escale Time Zone
Die erste Escale WorldTime aus dem Hause Louis Vuitton wurde 2014 kreiert. Die Uhr ist meilenweit vom Tambour-Design entfernt und wurde in einem schlanken, neuen Gehäuse ohne Lünette mit einem Durchmesser von 41 mm und einer Höhe von 9,75 mm untergebracht. Diese Größe, die an schlankeren Handgelenken natürlich etwas breit wirkt, war eine gute Entscheidung des Unternehmens für eine Uhr, deren Zifferblatt so viel wie möglich zur Geltung kommen sollte. Im Mittelpunkt des weißgoldenen Zeitmessers steht nämlich zweifellos das Zifferblatt, das in mühevoller Handarbeit in 38 Farben bemalt und von einem Kunsthandwerker gebrannt wird. Allein die Herstellung eines einzigen Zifferblatts dauert 50 Stunden.
Escale WorldTime
Die Weltzeit-Komplikation wurde von Louis Cottier Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt und zeigt die Zeit in 24 Zonen gleichzeitig an. Und so zeigt auch die Escale WorldTime von Louis Vuitton die Zeit in 24 Zeitzonen an und wird über eine Krone und nicht, wie sonst üblich, über Drücker bedient. Es ist eine Uhr ohne Zeiger und ohne Drücker. Stattdessen zeigt das eigens für diese Uhr entwickelte Kaliber LV 106 bei 12 Uhr einen gelben Pfeil an, auf den man seine Heimatstadt einstellen kann, bevor man die Ortszeit mit Hilfe der konzentrischen schwarz-weißen Stunden- und Minutenscheiben einstellt. Diese stehen in schönem Kontrast zu den farbenfrohen Stadtmarkierungen auf den äußeren Kreisen – und das in beeindruckender Deutlichkeit, sobald man den Dreh raus hat.
Mit dem Erscheinen der Time Zone ging Louis Vuitton von diesem handwerklichen Ansatz der gemalten Zifferblätter zum Transferdruck über, was viele Arbeitsstunden sparte und den Preis der Uhr drastisch senkte. Auf diese Weise ermöglichte es das Haus, einen Zeitmesser der Haute Horlogerie für eine breite Kundschaft zugänglich zu machen. Im Gegensatz zur World Timer zeigt die Time Zone die (Orts-)Zeit mit Zeigern und nicht mit einer festen Anzeige an. Ein Minutenzeiger dreht sich über eine zentrale Achse um das Zifferblatt, während das auf einer Scheibe angebrachte Dreieck für die Stundenanzeige über das Zifferblatt zu schweben scheint. Sowohl die Escale Time Zone als auch die Escale WorldTime bieten Uhrenliebhabern etwas Besonderes, denn sie machen das Ablesen der Uhrzeit(en) nicht einfach nur zu einer Handlung, sondern zu einem sinnvollen Vorgang, der vom Träger Aufmerksamkeit erfordert.
Die preisgekrönte Tambour Street Diver
Die Tambour Street Diver ist eine der erfolgreichsten Uhren von Louis Vuitton aller Zeiten. Sie wurde erst vor kurzem anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Grand Prix de l’Horlogerie de Genève vorgestellt. Der 44 mm große Zeitmesser mit schwarzem Sonnenschliff-Zifferblatt, der von einem ETA 2895-Automatikwerk angetrieben wird und bis 100 m wasserdicht ist, wurde dort mit dem Diver’s Watch Prize ausgezeichnet. Wie der Name schon vermuten lässt, verbindet die unkonventionell wirkende Uhr Zweckmäßigkeit mit Flair und kommt in kontrastreichen, leuchtenden Farben auf der drehbaren Innenlünette, den Zeigern und den Indizes daher.
Tambour Street Diver Skyline Blue,
Winner of the 2021 GPHG Diver’s prize
Das Tambour-Gehäuse besteht nicht einfach aus Stahl, sondern kombiniert polierte und sandgestrahlte Oberflächen mit einer PVD-Behandlung für ein hochwertiges Finish. Obwohl die Linie erst vor kurzem eingeführt wurde, ist sie schnell gewachsen. Männer werden wahrscheinlich die alltagstauglichere Skyline oder Pacific White bevorzugen, die mit einem Kautschukarmband geliefert werden. Interessanterweise sind diese Modelle mit dem Schriftzug LOUIS VUITTON versehen, der sich um das Handgelenk legt. In gewisser Weise macht dies in Verbindung mit dem relativ einfachen ETA-Uhrwerk und der Wasserdichtigkeit bis 100 m die Street Diver zu einer Uhr für diejenigen, die das Design oder die Marke schätzen und nicht für Uhrenliebhaber, die etwas Besonderes suchen. Auf jeden Fall ist sie innerhalb kürzester Zeit zu einem der meistverkauften Uhrenmodelle der Maison geworden.
Auch die Modelle Gold Lagoon und Black Blaze verdienen eine Erwähnung. Im Gegensatz zu den bereits genannten Modellen ist die Uhr weniger offensichtlich gebrandet. Der Schriftzug LOUIS VUITTON ist kaum lesbar, da die Buchstaben auf die Farbe des Armbandes abgestimmt sind. Vielmehr fällt die Uhr durch die Verwendung von Roségold auf dem PVD-behandelten Stahlgehäuse auf, was ihr eine sehr moderne und elegante Ästhetik verleiht. Während die Black Blaze in einem typischen Gehäuse von 44 mm x 12,8 mm untergebracht ist, kommt die femininere Gold Lagoon in einem etwas kleineren, schlankeren Gehäuse von 39,5 x 11,8 mm daher.
Die kühne Tambour Carpe Diem
Obwohl die Tambour Carpe Diem erst im letzten Jahr auf den Markt kam, hat sie sich schnell zu einem der stärksten Symbole der hohen Uhrmacherkunst von Louis Vuitton etabliert. Das 46,8 mm große, roségoldene Tambour-Gehäuse zeichnet sich durch ein hochkompliziertes Zifferblatt und uhrmacherische Techniken aus, die zu einer Reihe von Patenten führten. Dazu gehören ein Jacquemart-Mechanismus mit vier Animationen (darunter eine Schlange, die die Zeit anzeigt), springende Stunden, eine Minutenrepetition und eine Gangreserveanzeige.
Das Handaufzugskaliber LV525 aus der La Fabrique du Temps ist mit einem Dekor des Schweizer Uhrengraveurs Dick Steenman versehen, während die Miniaturmalerei und die Emaillearbeiten auf dem Zifferblatt von der in La Chaux-de-Fonds geborenen Anita Porchet stammen, die als eine der besten Emailleurinnen der Welt gilt. Die Carpe Diem markierte einen wichtigen Moment in der Geschichte der Uhrmacherei von Louis Vuitton, als sie im vergangenen Jahr (2021) beim Grand Prix de l’Horlogerie de Genève mit dem „Preis für Mut“ ausgezeichnet wurde.
2022: Ein Jubiläumsmodell für die Sammler von heute
Der Tambour Twenty
Die Tambour hat seit 2002 einen langen Weg zurückgelegt und feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Louis Vuitton feiert diesen Meilenstein mit einer neuen Tambour-Uhr, die auf nur 200 Stück limitiert ist und eine Hommage an das Originalmodell darstellt. Auf dem Gehäuse mit einem Durchmesser von 41,5 mm sind über den Ziffern und Indexen die zwölf Buchstaben des Unternehmens „Louis Vuitton“ eingraviert, genau wie bei der ersten Tambour Automatique GMT vor genau 20 Jahren. Die Tambour Twenty ist in der charakteristischen Farbe von Louis Vuitton gehalten und besitzt ein braunes Zifferblatt mit Sonnenschliff. Die drei Hilfszifferblätter und der abgewinkelte Flansch sind ebenfalls braun. Silberfarbene Stundenziffern bei 12, 2, 4, 6 und 8 Uhr sowie silberfarbene Stabindexe machen das Zifferblatt gut lesbar und lassen viel Platz für die Hilfszifferblätter.
Tambour Twenty – Limitiert auf 200 Stück
Ein langer gelber zentraler Chronographen-Sekundenzeiger ziert das braune Zifferblatt – eine Anspielung auf den gelben Faden, der in der Vergangenheit für Ledernähte verwendet wurde. Die gelben Zeiger bei 3 und 6 Uhr zeigen die verstrichene Chronographenzeit bis zu 30 Minuten bzw. 12 Stunden an. Über die untere Hälfte der Uhr wölbt sich eine gelbe Inschrift mit der Aufschrift „TWENTY“. Das Datumsfenster mit schwarzem Hintergrund und weißen Ziffern befindet sich zwischen 4 und 5 Uhr.
Der Rotor der Tambour Twenty ist zur Feier aus 22 Karat Roségold gefertigt und treibt das Automatikwerk LV 227 an, das auf dem Hochfrequenzwerk El Primero von Zenith basiert. Das Automatikwerk der Tambour Twenty schlägt mit einer beeindruckenden Frequenz von 5 Hz (36.000 Halbschwingungen pro Stunde) und bietet eine robuste Gangreserve von 50 Stunden. Natürlich wird die limitierte Auflage in einer luxuriösen Louis Vuitton-Uhrenbox geliefert, die sicherlich ihren eigenen Preis hat, der in die Tausende geht.
Diese limitierte Auflage ist also eine Kombination, die diese seltene Mischung aus Mode und uhrmacherischem Erbe zelebriert. Die Uhrmacherei bei Louis Vuitton ist ein ständiger Balanceakt. Jedes Uhrendesign ist sorgfältig komponiert und durchdacht, um ein breites Spektrum von Menschen anzusprechen. Die einen sind Fans der Weltmarke und entscheiden sich für eine moderne Street Diver mit einem auffälligen Markenarmband. Andere, die den Sonderweg schätzen, den die Tambour eingeschlagen hat, von Designs, die tief in der DNA des Unternehmens verwurzelt sind, bis hin zur Integration innovativer Mechanismen, die der Freude am Reisen Tribut zollen, wenn man so will. Das umfangreiche und vielseitige Repertoire der Louis Vuitton Uhrenkollektionen ist ein ungeahnter – und vielleicht immer noch unterschätzter – Triumph für das Modehaus.
Zielmärkte und eine neue Sichtweise
Dennoch wird die Uhrensparte von Louis Vuitton immer mehr geschätzt, und Kenner erkennen, dass das Unternehmen die Kluft zwischen High Fashion und Uhrenhimmel überbrückt hat. Der Weg von Louis Vuitton in der Uhrenbranche beweist, dass Zeit wirklich alles ist. Schließlich heißt die hauseigene Manufaktur wörtlich „Die Manufaktur der Zeit“.
Die Uhrmacher von Louis Vuitton haben zwar zu Recht darauf hingewiesen, dass „der Wert nichts mit der Anzahl der Jahre zu tun hat“, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sich Kunden und Wünsche im Laufe der Zeit ändern – was wäre der Spaß an der Branche, wenn es nicht so wäre? Die jüngere Generation von heute schätzt physische, markengeschützte Investitionen. Vor Jahrzehnten betrachtete man TAG Heuer noch anders als heute. Man spottete über die Uhren von Richard Mille, weil das Design einfach zu weit hergeholt war. Es wird interessant sein zu beobachten, wo sich die Uhren von Louis Vuitton, von denen viele in dem außergewöhnlichen Tambour untergebracht sind, in diesem Generationengeflecht aus Überschneidungen und Veränderungen einordnen.
Ein letzter Hinweis für potenzielle Sammler
Dies ist etwas, was viele Sammler in Betracht ziehen werden, da die Haute Horlogerie und die mechanischen Alltagsuhren von Louis Vuitton immer mehr an Fahrt aufnehmen. Aus unserer Sicht gibt es ein paar wichtige Punkte. Von Seiten des Hauses ist es wichtig, die Preise angemessen zu halten – vor allem bei den einfacheren Modellen mit adaptierten oder ETA-Uhrwerken. Gleichzeitig dürfen die Kosten nicht mit einer Überproduktion von Modellen in großen Stückzahlen gleichgesetzt werden. Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn Louis Vuitton seine Kunden mit einem qualitativ hochwertigen und dennoch (relativ) erschwinglichen Luxusprodukt zufrieden stellen will.
Tambour Street Diver
Credit: Louis Vuitton
Aus der Sicht eines Sammlers sollten wir uns Gedanken über die Zukunft der Tambour machen. Es lässt sich nicht leugnen, dass es sich um eine ungewöhnlich aussehende Uhr handelt – doch man muss sich nur andere unverwechselbare und dennoch beständige Gehäuse wie die Reverso von Jaeger-LeCoultre oder die Crash von Cartier ansehen, um zu wissen, dass dies kein Problem darstellen muss. Einige werden sich jedoch fragen, ob die Investition in eine Jubiläums-Tambour Twenty nicht ein riskantes Spiel ist? Die Antwort ist, dass man als Sammler jetzt einen mutigen Schritt wagen muss – und nicht erst in zehn Jahren, wenn die Preise vielleicht in die Höhe schießen. Auch hier gilt: Zeit ist alles: Wir stehen erst am Anfang der dritten Generation der Uhrmacherkunst von Louis Vuitton. Von den unnachahmlichen Tourbillons bis zur ersten World Time aus dem Jahr 2014 hat diese Manufaktur bereits eine erstaunliche Anzahl von Meilensteinen erreicht. Es ist an der Zeit, sich zu entscheiden, ob Sie an Bord gehen und sehen wollen, wohin die uhrmacherische Reise von Louis Vuitton als nächstes geht.
Quellen:
Mason, F. (2015) Vuitton: A Biography of Louis Vuitton. Golgotha Press. Reybaud, F. (2022) Louis Vuitton: Tambour. 1st edn. Thames & Hudson.