Full Speed Ahead: Die Richard Mille RM 029 Le Mans Classic
Herausragende Zeitmesser zeichnen sich dadurch aus, dass sie weit mehr als nur die aktuelle Uhrzeit anzeigen. Im besten Falle sagen sie stattdessen obendrein etwas über die aktuelle Weltenstimmung aus. Es ist nicht übertrieben zu schreiben: Die Richard Mille RM 029 Le Mans Classic ist exakt so ein Modell.
Sie ist auf 150 Exemplare limitiert, und wer im Laufe dieser Geschichte größere Lust auf diese rare Uhr bekommen sollte, dem muss bewusst sein: Verkauft – oder zumindest versprochen – sind zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich längst alle.
Warum also überhaupt noch über sie berichten? Nicht nur – aber auch – genau darum! Die Vorfreude auf das Shooting mit diesem Zeitmesser war beim Swisswatches-Team sehr ausgeprägt, weil es doch gerade das Super-Besondere und Extra-Seltene ist, das oft am meisten bewegt. Oder anders geschrieben: Nicht jeder kann einen Banksy erwerben, und doch ist die Kunst des berühmtesten Streetart-Künstlers der Welt auch außerhalb seines Sammlerkreises ein Thema, weil seine Arbeit so wegweisend ist. Ähnlich verhielt es sich bei der Auseinandersetzung mit dieser besonderen Uhr: Was kann sie? Wie trägt sie sich? Wofür steht sie? Und: Wird die Begegnung mit dieser Richard Mille dabei helfen die weltweite Begeisterung und maximale Begehrlichkeit rund um diese Marke mit ihren ganz eigenen Wertvorstellungen noch besser zu verstehen?
Schließlich ist die RM 029 Le Mans Classic nicht nur ein hochexklusives, 155.000 Schweizer Franken plus landesspezifischer Steuern kostbares, Stück Uhrmacherei. Sondern auch eines, das in seinem grün-weißen Gewand aus Quartz TPT – einem Verbundstoff aus hunderten Lagen Siliziumdioxidfasern – obendrein ziemlich auffällig ist.
Ein grün-weißes Gehäuse! Mit orangefarben ummantelter Krone! Das kann man sehr mögen, doch wird es eher klassisch orientierte Gentlemen ebenso zum ungläubigen Kopfschütteln bringen. Denn auch dies gehört zur Uhrenwelt des 21. Jahrhundert: Geschmäcker in der Liga der Supersammler sind glücklicherweise sehr verschieden, und diese RM 029 ist nun einmal Haute Horlogerie für die Generation Edel-Street-Style. Es ist eine Uhr und eine Marke die mit sämtlichen gelernten Konventionen über Feinst-Uhrmacherei erfolgreich bricht.
Der Zeitmesser
Hier zunächst einmal die wesentlichen Fakten: Die RM 029 gilt als Nachfolger der RM 010 und wurde vor über fünf Jahren erstmals als dünnere, tragbare Variante präsentiert – wobei die „Ur-029“ nicht über einige Besonderheiten der hier gezeigten Le Mans Classic Variante war, sondern eine reine Dreizeiger-Uhr mit Datumsanzeige. Das Gehäuse der neuen RM 029 Le Mans Classic misst 40,10 x 48,15 x 13,10 mm. Der Gehäusemittelteil ist aus weißem Quartz TPT, die Rückseite mit Saphirglasfenster aus grünem, und die Front sind ein Mix aus weiß und grün, den Farben der Le Mans Classic also, inspiriert von den beiden weißen Le-Mans-Streifen.
Im Gehäuse arbeitet das skelettierte Uhrwerk RMAS7 mit Stunden, Minuten, Sekunden und vor allem: Einer 24-Stunden-Anzeige bei zwei Uhr. Ein schönes Detail ist bei letzterer der blaue Punkt bei 16 Uhr, der Uhrzeit an der das Rennen traditionell startet.
Das Großdatum wiederum findet sich wie gewohnt bei vier Uhr, und bei sieben Uhr fällt das Logo der Le Mans Classic mit seiner Zielflaggen-Optik auf. Richard-Mille-typisch ist dabei der Rotor mit variabler Geometrie, der es möglich macht die Aufzugsgeschwindigkeit an das Bewegungsniveau des Trägers individuell anzupassen. Die Unruh arbeitet mit einer Frequenz von 4 Hertz, und die Gangreserve beträgt rund 55 Stunden.
Die Anmutung
Selbst bekennende Richard-Mille-Fans streiten im Regelfall nicht ab, dass sich ein Modell wie die RM 029 kaum mit den Mitbewerbern im Segment der sechsstelligen Verkaufspreise vergleichen lässt. „Wie aus einem Bonbon-Automaten!“ ist eine oft verwendete Redewendung. Die einen meinen es als Beleidigung, die anderen als Kompliment. Stichwort: Fun-Faktor. Sicher ist: Die RM 029 – sie ist inzwischen das achte Modell, das Richard Mille der Le Mans Classic widmet – schmiegt sich makellos ans Handgelenk und ist dabei so leicht, dass man die Uhr dort schnell vergessen könnte, was aber ziemlich schade wäre.
Sie hat vielmehr jeden zweiten und dritten Blick verdient. Es sind nämlich diese Blicke, bei denen aus schierer Aufmerksamkeit irgendwann dann große Begeisterung wird, und aus sachlichem Respekt vor dem Zeitmesser große Passion werden kann. Das grüne Quartz TPT hat dabei eine besondere Strahlkraft, es leuchtet so intensiv ohne grell zu sein, und harmoniert gut mit den orangefarbenen Akzenten.
Natürlich ist die RM 029 nach traditionellen Maßstäben keine unauffällige Uhr, und selbst im Richard-Mille-Kosmos sticht sie heraus: Die RM 010 Le Mans Classic in Roségold aus dem Jahr 2010 war beispielsweise deutlich klassischer, und selbst der komplett weiß gehaltene Chronograph RM 11-03 Le Mans Classic von 2018 war in der Anmutung zwar deutlich massiver, und zugleich insgesamt zurückhaltender. Allein: die weiß-grüne RM029 ist dennoch extrem gefällig. Auch die makellose Verarbeitung der Bauteile in zwei verschiedenen Quartz- TPT-Farbtönen überzeugt. Wer sich erst einmal mit diesem ganz besonderen Werkstoff als Gehäusematerial angefreundet hat, der findet es hier in einzigartiger Weise kombiniert.
RM 010 Le Mans Classic von 2010 (links) RM 11-03 Le Mans Classic von 2018 (rechts)
Die Richard-Mille-Faktor
Bleibt die Frage nach der Geschichte zur Uhr. Schließlich gibt es unzählige Kooperationen zwischen Uhrenmarken und automobilen Partnern. Die wenigsten sind wirklich (wirtschaftlich) erfolgreich, was daran liegen mag, dass dieser gelernte Marketing-Mix inzwischen so weit verbreitet ist, dass er in den seltensten Fällen noch für Ekstase unter Uhren-Enthusiasten sorgt. Und auch bei der Allianz von Richard Mille und der Le Mans Classic könnte man spontan fragen: Wie passt eine Veranstaltung die klassische Automobile feiert zu einer Marke die High-Tech-Materialien huldigt? Einer Marke also die zwar so ziemlich alles bieten kann, nur keine Klassik? Auch weil die eigene Geschichte ja noch viel zu jung ist. Wäre es da nicht besser bei Formel 1 und Co. zu bleiben, beim Racing Spirit des 21. Jahrhunderts?
So nachvollziehbar der Gedanke sein mag, so wesentlich ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass Richard Mille die Le Mans Classic mitbegründet hat. Erstmals wurde sie im Jahr 2002 begangen, sie ist also nur ein Jahr jünger als die Uhrenmarke, und findet seitdem (im Normalfall) alle zwei Jahre statt. Teilnehmen dürfen ausschließlich historische Rennwagen von 1923 bis 1981, die bereits früher bei den 24 Stunden von Le Mans mitgefahren sind sowie andere Exemplare dieser Modelle. Weit über hunderttausend Besucher kamen dafür bei der letzten Classic nach Le Mans. Und Richard Mille ist bei diesem Spektakel von Anfang an dabei.
Mal ganz davon abgesehen, dass viele Sammler wertvollster Oldtimer auch ein Faible für wertvolle Zeitmesser haben: Dieses Event ist also tief in der Marken- und PS-DNA von Richard Mille verankert. Seit 2008 werden auch jedes Mal limitierte Editionen dafür erdacht, und die Kombination von den klassischen Farben der Le Mans Classic mit dem so RM-typischen Quartz TPT macht die 029 zu einer Uhr mit höchstem Sammlerwert.
Der Ausblick
Der Anblick einer RM 029 wird aus den genannten Gründen ein seltenes Vergnügen bleiben. Auf dem Zweitmarkt sind die Preise für derlei Uhren nicht nur wegen ihrer hohen Begehrlichkeit so gefragt, sondern auch weil die Marke sich die Käufer ihrer Uhren besonders genau aussucht. Und wer erst einmal in den Kreis der Richard-Mille-Kunden aufgenommen wurde, der gibt seine Uhr(en) nicht so einfach wieder auf.
Und diese neuste Le Mans Classic von Richard Mille wird für Sammler ein Modell von besonders großer Faszination sein, eben weil die Veranstaltung zur Marke gehört, und weil dann auch noch zwei verschiedene Farbtöne Quartz TPT hier so einzigartig kombiniert werden.
Sie ist eine Uhr die den unbedingten Vorwärtsdrang der Marke widerspiegelt, und die mit ihrem grün-weißen-Streifenlook einen maximalen Wiedererkennungswert hat. Doch auch abseits von Nebenkriegsschauplätzen wie Wertpotenzial, Status-Bedeutung und Sammlerbegehrlichkeit vermitteln die hier gezeigten Bilder hoffentlich: Die RM 029 ist auch ohne all das eine herausragende Uhr, ein Zeitmesser der bewegt, und der nicht nur für die Spitze der Le-Mans-Classic-Gemeinschaft ein „Must Buy“ ist.
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