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Die Patek Philippe Cubitus aus Sicht eines Sammlers: „Sehe ich doppelt? Vielleicht, stört mich aber nicht“
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Die Patek Philippe Cubitus aus Sicht eines Sammlers: „Sehe ich doppelt? Vielleicht, stört mich aber nicht“

21. November 2024

Ein Uhren-Enthusiast und Nautilus-Besitzer aus unserer Swisswatches-Sammler-Community teilt seine Gedanken über die neue Patek Philippe Cubitus, nachdem er sie drei Wochen lang am Handgelenk getragen hat.


Im vergangenen Monat präsentierte Patek Philippe seine lang ersehnte Cubitus-Kollektion im Rahmen einer denkwürdigen Veranstaltung in München. Die Spannung war zuletzt kaum zu ertragen – und in den darauffolgenden Tagen nach dem Launch explodierten die sozialen Medien dann förmlich vor Diskussionen über die neue Cubitus. Die Meinungen gingen weit auseinander – zwischen Fans der neuen Linie und jenen, die dem neuen Design skeptisch gegenüberstanden. Doch eines einte alle: Jeder nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken zu teilen. Mitten in diesem Trubel hatte ich das Privileg, die Cubitus 5821-1A/001 selbst am Handgelenk zu tragen, um herauszufinden, was es mit der allgemeinen Aufregung auf sich hat. Darüber hinaus bot sich mir die seltene Gelegenheit, sie direkt mit der äußerst begehrten Nautilus 5711-1A/014 zu vergleichen, die mir großzügigerweise zur Verfügung gestellt wurde. Damit konnte ich einige erste Fotos schießen, die beide Modelle – die „Olivgrüne Nautilus“ und die „Olivgrüne Cubitus“ – Seite an Seite zeigen, Bilder, die schon bald das Internet überfluten sollten.


Digitale Vorfreude

Bevor wir in die Details eintauchen, sollten wir uns erst einmal einen Überblick der Fakten verschaffen und den sprichwörtlichen Elefanten im Raum ansprechen. Zum ersten Mal seit 25 Jahren hat Patek Philippe eine neue Kollektion vorgestellt. Die ersten leisen Andeutungen hierzu kamen vor etwa anderthalb Jahren auf der Watches & Wonders 2023 ans Licht, als Thierry Stern, Präsident und Eigentümer von Patek Philippe, eine neue Linie ankündigte, die sofort für Spekulationen sorgte. Angesichts des hohen Ansehens von Patek Philippe in der Branche waren auch die Erwartungen entsprechend hoch, und viele rechneten mit einer wahrhaft außergewöhnlichen Neuheit. Dennoch darf man nicht vergessen, dass auch die Nautilus und die Aquanaut anfangs auf Skepsis stießen: Es dauerte über 40 Jahre, bis die Nautilus ihren legendären Status unter Sammlern erreichte, und fast 20 Jahre, bis die Aquanaut zu einem ähnlich begehrten Objekt wurde. Der entscheidende Unterschied zwischen damals und heute? Es gab keine sozialen Medien bei ihrer Markteinführung. In jener Zeit war Patek Philippe unangefochten der Maßstab für Erfolg in der Uhrenwelt – eine Position, die jede Marke für sich beanspruchen wollte.


Cubitus gegen Nautilus: Vergleiche sind unumgänglich

Als die Patek Philippe Cubitus erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wurde, kristallisierten sich in den Online-Kommentaren schnell drei Hauptthemen heraus: „Dasselbe Armband wie die Nautilus!“, „Ähnliches Design und Zifferblattlayout!“ und „Im Grunde nur eine größere Nautilus!“. Diese Kritikpunkte sind nicht ganz unbegründet – die Cubitus verwendet tatsächlich das Armband der Nautilus und weist ein ähnliches Zifferblattdesign auf. Dennoch sollte man hervorheben, dass sie sich durch einen größeren Durchmesser unterscheidet: von 40 mm bei der 5711 und 41 mm bei der 5811 auf beeindruckende 45 mm bei der neuen 5821. Nach fast einem Monat mit der Cubitus am Handgelenk kann ich jedoch sagen, dass sie trotz ihrer Größe nicht übermäßig wuchtig wirkt. Sie sitzt markant am Handgelenk und ist spürbar größer als die Nautilus, bleibt jedoch angenehm zu tragen. Zunächst kam mir der Vergleich zwischen der Royal Oak und der Royal Oak Offshore in den Sinn. Doch je länger ich die Cubitus trug, desto mehr erkannte ich, dass dieser Vergleich der Uhr nicht gerecht wird. Der Tragekomfort der Cubitus ist deutlich näher an der Nautilus als es die Offshore zur Royal Oak ist. Mit einer Höhe von nur 8,3 mm bewahrt die Cubitus die schlanke Eleganz ihrer Vorgängerin. Sie gleitet mühelos unter die Manschette und zeigt sich ebenso präsent wie die Nautilus, wenn man die Zeit ablesen möchte.


Das Wesen von Patek Philippe

Ist es ein wenig einfallslos, dasselbe Armband und Zifferblattlayout wie bei der Nautilus zu verwenden? Vielleicht ja, vielleicht nein. Eines steht jedoch außer Frage: Aus der Distanz betrachtet strahlt sie unverkennbar die Identität von Patek Philippe aus. Hätte ein anderes, möglicherweise robusteres Armband funktionieren können? Gewiss, aber hätte die Uhr dann immer noch den typischen Patek-Charakter? Haute Horlogerie erfordert Feinheit und Präzision. Wer nach einer Tool Watch mit markantem, widerstandsfähigem Design sucht, dürfte bei Marken wie Rolex besser aufgehoben sein. Tatsächlich schätze ich die Entscheidung, dass das bewährte Nautilus-Armband auch bei der Cubitus zum Einsatz kommt. Es fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein und fühlt sich an der neuen Uhr genauso passend an wie bei der Nautilus. Dennoch, als begeisterter „Strap-Nerd“, der gerne Armbänder entsprechend seiner Stimmung wechselt und ständig neue Kombinationen ausprobiert, finde ich es doch ein bisschen schade, dass Patek Philippe kein Schnellwechselsystem eingeführt hat. Ein solches System hätte den unkomplizierten Wechsel vom Metallarmband zu einem Leder- oder Textilarmband ermöglicht.

Das begehrte „olivgrüne“ Zifferblatt

Und nun zum Zifferblatt: Dieser spezielle Grünton gehört zu den seltensten, die je für die Nautilus-Serie produziert wurden. Er wurde lediglich ein Jahr lang, zum Produktionsende der 5711 im Jahr 2021, angeboten. Für all jene, die die „Olivgrüne Nautilus“ damals verpasst haben, eröffnet sich mit der Cubitus nun eine neue Chance. Sie gibt Sammlern die Möglichkeit, eine Konfiguration zu erwerben, die bislang kaum zu bekommen war. Vergleicht man die Zifferblätter der beiden grünen Edelstahlmodelle, so sind sie nahezu identisch. Lediglich zwei kleine Unterschiede lassen sich feststellen: Die Indizes der Cubitus haben gerade Enden, während jene der Nautilus mit abgerundeten Enden versehen sind. Zudem unterscheidet sich der Schriftzug auf der unteren Hälfte des Zifferblatts, der das Herkunftsland angibt: Auf der Cubitus steht „Swiss Made“, während auf der Nautilus lediglich „Swiss“ zu lesen ist. Diese minimalen Abweichungen sind jedoch kaum von Bedeutung. Ich sprach kürzlich mit einem Sammler, der schwärmte, dass er nun mit der Cubitus eine grüne Zifferblattvariante besitzt. Somit kommt er nun in den Genuss einer Konfiguration, die er so sehr schätzt, ohne sich ständig über deren Marktwert Gedanken machen zu müssen.


Der Wert der Cubitus und ihre Rolle im Patek-Portfolio

In einem Interview vor einigen Monaten, in dem er erste Hinweise auf die neue Kollektion gab, erklärte Thierry Stern, die Uhr werde zu einem günstigeren Einstiegspreis erhältlich sein. Betrachtet man das aktuelle Angebot von Patek Philippe, ist die Aquanaut 5167A das günstigste Herrenmodell, das mit einem Armband aus Verbundmaterial 24.340 Euro und mit Edelstahlarmband 27.810 Euro kostet. Entsprechend waren die Erwartungen hoch, dass die neue Cubitus-Kollektion zu einem ähnlichen oder niedrigeren Preis angeboten werden würde. Ein solcher Preispunkt wäre besonders interessant gewesen, da er einer jüngeren Zielgruppe, die das nötige Geld selbst verdient hat, die Möglichkeit geboten hätte, ihre erste Patek Philippe zu erwerben und so eine langfristige Beziehung zur Marke aufzubauen. In diesem Zusammenhang war es daher überraschend, dass die Cubitus aus Edelstahl mit einem Preis von 40.000 Euro eingeführt wurde. Vergleicht man diesen Preis jedoch mit dem letzten bekannten Verkaufspreis der Nautilus – konkret der „Olive Green“-Nautilus aus dem Jahr 2021, die 35.000 Euro kostete – erscheint die Differenz weniger gravierend. Man darf nicht vergessen, dass Patek Philippe, wie viele andere Luxusuhrenmarken, die Preise regelmäßig erhöht – oft jährlich, manchmal sogar zweimal im Jahr – und diese Anpassungen mitunter bis zu 10 Prozent betragen können. Vor diesem Hintergrund wirkt die Preiserhöhung um 5.000 Euro fast angemessen, auch wenn sie sicherlich nicht dem entspricht, was viele als echten Einstiegspreis verstehen. Dennoch hoffe ich weiterhin, dass Patek Philippe zukünftig ein Modell zu einem erschwinglicheren Einstiegspreis anbieten wird. Dies würde es einer neuen Generation von Käufern ermöglichen, ihre erste Patek Philippe zu besitzen, eine aufrichtige Wertschätzung für die Marke zu entwickeln und so zu echten Liebhabern von Patek Philippe zu werden.


Patek Philippe Cubitus: Das Uhrwerk

Die Edelstahl-Cubitus nutzt, wie ihr Geschwistermodell, das hauseigene Patek Philippe Kaliber 26-330 S C – ein bewährtes Werk, das in insgesamt 34 Modellen der Marke zum Einsatz kommt. Dies bedeutet, dass Patek Philippe ein rundes Uhrwerk in einem quadratischen Gehäuse unterbringt. Auch wenn es reizvoll gewesen wäre, ein speziell für diese Kollektion entwickeltes quadratisches Uhrwerk zu sehen, stört mich dieser Kompromiss nicht. Im Gegenteil: Er eröffnet die Möglichkeit, zusätzliche Komplikationen in die Kollektion zu integrieren, da Weiterentwicklungen dieses Werks ebenfalls in die Cubitus-Linie eingebracht werden können.

Ob die Cubitus die Skeptiker in den sozialen Medien für sich gewinnen kann oder nicht, eines steht fest: Sie hat zweifellos ihren festen Platz im Portfolio von Patek Philippe. Und falls die Cubitus nicht Ihren persönlichen Geschmack trifft, bietet die Marke fast 150 weitere Modelle in ihren unterschiedlichen Kollektionen an. Dennoch bleibt für mich eine zentrale Frage offen: Was geschieht, wenn sowohl die Nautilus als auch die Cubitus dieselbe neue Konfiguration erhalten – für welche würde ich mich entscheiden? Und bewegt sich Patek Philippe tatsächlich in diese Richtung? Oder wird man beiden Kollektionen erlauben, sich eigenständig weiterzuentwickeln und ihre jeweils unverwechselbare Identität – sei es durch Komplikationen oder andere Merkmale – zu entfalten?


patek.com