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Auf ein Lunch mit: Roger Dubuis CEO Nicola Andreatta

Auf ein Lunch mit: Roger Dubuis CEO Nicola Andreatta

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21. Februar 2023

Nicola Andreatta hat eine ruhige, besonnene Ausstrahlung, obwohl er eines der dynamischsten und disruptivsten Uhrenhäuser der Branche leitet: Roger Dubuis. Nach unserer gemeinsamen Zeit beim Goodwood Festival of Speed im letzten Jahr und unserem Treffen im außergewöhnlichen Jahr 2020 haben wir uns erneut zusammengesetzt, um das Jahr 2023 bei einem Mittagessen im Il Mirtillo einzuläuten, einem gemütlichen traditionellen italienischen Restaurant 16 Kilometer außerhalb der Uhrenmanufaktur in Genf gelegen. Nachdem er mich – unvermeidlich – in einem Lamborghini abgeholt hat, mit der die Marke eine langjährige Partnerschaft pflegt, lässt sich Andreatta in den cremefarbenen Leinenpolstern nieder und stellt sich einem weiteren uhrmacherischen Kreuzverhör.

1. Was bedeutet für Sie eine mechanische Uhr? Welche Uhr tragen Sie heute und welche Uhr tragen Sie am häufigsten?


Für mich ist eine mechanische Uhr ein Kunstwerk. Sie ist viel mehr als nur ein Instrument zum Ablesen der Zeit. Sie sagt etwas darüber aus, wer man ist. Sie können die Komplexität und die Schönheit dessen, was in ihr steckt, bewundern – und das ist etwas, was man mit einer Quarzuhr oder mit einer Smartwatch nicht tun kann. Ich bezeichne sie daher nicht einmal als Uhren. 

Als CEO genieße ich den Luxus, viele verschiedene Zeitmesser zu testen. Meistens versuche ich eine Uhr zu tragen, die auch zum aktuellen Anlass passt. Wenn wir zum Beispiel mit Lamborghini arbeiten, trage ich normalerweise eine Spider. Wenn ich am Abend eine besondere Veranstaltung habe, trage ich eher eine Excalibur mit Komplikationen. Wie gesagt, ich teste gerne regelmäßig verschiedene Zeitmesser und in letzter Zeit war es vermehrt eine Excalibur mit Tourbillon.

Ich teste auch schon seit einer Weile unsere Excalibur Monobalancier (MB), die für mich das Einstiegsmodell der Marke ist – und doch erkennt man das ganze Know-how, alles, für das wir stehen, selbst in den einfachsten Modellen, die wir herstellen. Die Uhr beinhaltet zwar keine Komplikation an sich, aber die Art und Weise, wie wir sie herstellen, lässt sie ganz so wirken. 

Ref.: DBEX0954Excalibur MB EON Gold Limited Edition Automatic Skeleton Flying Tourbillon 42MM

Ich bin sehr glücklich darüber, wie wir das Design des Gehäuses und des Uhrwerks weiterentwickelt haben – die Uhr hat so viel zu bieten. Wir haben viele Dinge an dieser Uhr und ihrem Kaliber verändert, so dass ich sehr stolz darauf bin, sie nun in ihrer endgültigen Form zu tragen. Sie funktioniert auch sehr gut mit ihrem Durchmesser von 42 mm; das ist wahrscheinlich die Größe, die ich persönlich am meisten liebe. 

2. Wie fühlen Sie sich angesichts des 30-jährigen Bestehens der Marke, das bald ansteht und was erhoffen Sie sich von Roger Dubuis für das kommende Jahrzehnt? 


Natürlich sind wir uns diesem wichtigen Jubiläum in zwei Jahren bewusst. Aber wenn man sich den Rest der Uhrenwelt anschaut, sind wir immer noch sehr jung, und wir sind keine Marke, die dazu neigt, zurückzublicken; wir schauen lieber nach vorne. Die vergangenen 30 Jahre ausschweifend zu feiern, macht für uns also nicht wirklich Sinn. Vielmehr wollen wir die nächsten 30 Jahre feiern, und dafür bereiten wir etwas vor, das zur Gesamtstrategie der Marke passt. In Bezug auf unsere Kaliber überlegen wir, wie wir das, was wir heute anbieten, zu etwas weiterentwickeln können, das größer und umfassender wird. Wir sind dabei, einige der wichtigsten Komplikationen in der Welt der Uhrmacherei neu zu interpretieren und zu überarbeiten – und unser Plan ist es, ab diesem Jahr jedes Jahr einen neuen Meilenstein zu setzen.

Mit dieser Idee können wir die traditionelle Uhrmacherkunst neu interpretieren, während wir gleichzeitig überlegen, wie Komplikationen heute moderner und zeitgemäßer gestaltet werden können. Mit anderen Worten, wir überlegen uns, wie wir die Welt der Uhrmacherei tatsächlich in ein neues Zeitalter führen können. Wie immer richten wir unseren Blick in die Zukunft. Wie gesagt, wir werden noch in diesem Jahr einen wichtigen Schritt nach vorne machen, und wir haben auch schon die nächsten fünf Jahre geplant.

Wie hat sich die Marke in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt? 

Die Marke hat sich drastisch weiterentwickelt. Ich denke, wenn man seiner DNA nicht treu bleibt, läuft man Gefahr, seine Kunden zu verlieren, weil man sich selbst nicht treu ist. Ich habe so viele Marken gesehen, die sich von ihren ursprünglichen Zielen entfernt haben, nur weil sie mehr Kunden gewinnen wollten. Ich möchte nicht denselben Fehler begehen.

In gewisser Weise sind wir immer dem treu geblieben, was Roger [Dubuis] und Carlos [Dias] begonnen haben. Wissen Sie, Roger hat immer gesagt, dass er in der Welt der Uhrmacherei etwas anderes machen wollte – das trifft auf seine Idee zu, eine andere Richtung einzuschlagen als die klassische Uhrmacherwelt. Heute ist es unser Ziel, eine glaubwürdige Alternative zur klassischen Feinuhrmacherei darzustellen und durch unsere eigene Hyper-Evolution zu interpretieren, was die Zukunft sein wird. In den letzten drei Jahren haben wir uns definitiv schnell weiterentwickelt. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit, die wir geleistet haben, um das Messaging der Marke neu auszurichten und die Werte, für die wir stehen, weiter zu verdeutlichen. 

Wir müssen uns heute nicht in eine andere Richtung bewegen. Ich möchte sicherstellen, dass wir weiter erfinderisch bleiben, außergewöhnliche Kreationen schaffen und weiter mit Blick in die Zukunft arbeiten. Es ist möglich, dass diejenigen, die die Marke vor 30 Jahren geliebt haben, nicht wirklich verstehen, wohin wir heute gehen, aber das ist in Ordnung. Wir haben nicht die Absicht, es allen recht zu machen. Wir wollen sicherstellen, dass Kenner und Uhrenliebhaber mögen, was wir machen, mit dem Wissen, dass es neu und anders ist. Es muss etwas Besonderes sein.

3. Roger Dubuis hat sich seit einiger Zeit auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der Excalibur konzentriert. Sie haben gesagt, dass der Schwerpunkt in den kommenden Jahren auf der Excalibur Spider liegen wird, die oft in Zusammenarbeit mit Lamborghini und Pirelli entsteht. Bei dieser Linie werden die Grenzen des Experimentierens überschritten. Mit welchen Innovationen können wir in Hinblick auf die Spider rechnen?


Zuallererst folgen wir einer Logik: Excalibur und Excalibur Spider: Wir arbeiten mit zwei Hauptkollektionen. Dann gibt es noch die Knights of the Round Table, die irgendwie immer noch Teil von Excalibur ist. Im Moment müssen wir die Spider in Angriff nehmen. Wir werden hier genauso wie bereits bei der Excalibur vorgehen: die Kernidee, die wir bei der Einführung der Spider geschaffen haben, werden wir beibehalten und sie in Richtung Zukunft weiterentwickeln. 

Wir arbeiten an vielen verschiedenen Designs, vielen verschiedenen Gehäusen, und wir werden neue Materialien hinzufügen. Man muss sicherstellen, dass das Material zuverlässig ist und keine Probleme für den Kunden verursacht. Was die Trageeigenschaften angeht, so muss man sie testen und weiter erforschen. Wir haben derzeit mehrere Materialien, die wir testen, um sie in Zukunft hoffentlich in die Produktion einfließen lassen zu können. Ein spezielles Material wird dieses Jahr auf der Watches & Wonders vorgestellt – eine Weltpremiere. Andere werden folgen. 

Allerdings werden wir nicht alle unsere Neuheiten auf der Watches & Wonders vorstellen. Wir haben in diesem Jahr noch andere wichtige Momente, in denen wir etwas präsentieren wollen, denn wir stimmen die Markteinführungen zunehmend auf unsere Partner ab. Die Idee ist, dass wir dank der Verbindung mit unseren Partnern, sei es Lamborghini, Pirelli, Goodwood oder andere Veranstaltungen, zum richtigen Zeitpunkt das richtige Publikum haben, um ein bestimmtes Produkt zu pushen – speziell in der Welt des Motorsports. Wir wissen, dass wir für die Spider die Watches & Wonders haben – das könnte eine gute Gelegenheit sein, da weniger motorsportorientiert. Aber dann haben wir Goodwood, Pebble Beach, die Super Trofeo, also viele Gelegenheiten, um unseren Kunden etwas Neues zu präsentieren.

In diesem Sinne, was können wir von Roger Dubuis auf der bevorstehenden Watches & Wonders Messe erwarten? Letztes Jahr waren die Knights of the Round Table Modelle ausverkauft, bevor die Messe überhaupt begonnen hatte. Sind Sie zuversichtlich, dass Ihre Neuheiten dieses Jahr einen ähnlichen Erfolg haben werden? 

Es handelt sich nicht um eine Knights of the Round Table, soviel kann ich sagen. Wir werden etwas sehr Interessantes in Bezug auf die Zukunft zeigen: Es ist der Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte, in dem wir uns weiterentwickeln und mit unserem revolutionären Ansatz der Uhrmacherei fortfahren werden. Wir werden also etwas vorstellen, das uns auf diese neue Reise mitnimmt. Alles, was wir in den letzten Jahren gemacht haben, mit all dem Hype und der Verrücktheit, werden wir auch dieses Jahr konsequent weiterführen. 

4. Ende letzten Jahres sagten Sie, dass Sie innerhalb der nächsten zwei Jahre zu 100 Prozent Uhren mit Genfer Siegel herstellen wollen. Bis dahin ist es noch ein gutes Jahr hin. Wie bereiten Sie sich darauf vor, und glauben Sie immer noch, dass Sie dieses Ziel rechtzeitig erreichen können?


Zunächst einmal ist es gut, dass sich die Art und Weise, wie wir jetzt Uhren herstellen, im Vergleich zu dem, was wir in Zukunft tun werden, nicht wirklich ändert. Wir sind so organisiert, dass wir Uhren mit Genfer Siegel herstellen; das einzige Produkt, das wir heute in unserem Sortiment haben, das kein Genfer Siegel hat, ist die Spider. Aber wahrscheinlich werden sich die Dinge ändern.

Zweitens ist unsere Rückgabequote in den letzten Jahren drastisch gesunken, und auch das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Endverarbeitung, die Handwerkskunst, die Uhrmacherei, alles muss das Beste vom Besten sein. Wir können bei nichts Kompromisse eingehen. Außerdem leben wir im Kanton Genf, wo wir selbst aufgewachsen sind und gelernt haben, was wir tun.

5. Kann man sagen, dass Roger Dubuis die Ästhetik über die Funktionalität stellt? 


Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht um die Funktion kümmern. Es ist nur eine Frage der Reihenfolge. Als Erstes sagen wir, dass die Uhr schön sein muss, aber das hat auch mit der Entwicklung in der Welt der Uhrmacherei zu tun. Früher war sie ein Instrument. Jetzt ist sie nicht mehr nur ein Instrument, das die Zeit anzeigt. Sie sagt auch etwas über uns aus. Zuallererst geht es uns also um das Design. Es muss ein schönes Objekt sein. Es ist Kunst. 

Uns geht es darum, die Funktion schöner zu machen, das ist der Gedanke dahinter. Aber die Funktion bleibt so oder so dieselbe. Außerdem lieben wir Herausforderungen. Zuerst sorgen wir dafür, dass es schön ist – und erst dann setzen wir es zusammen. Wir arbeiten an unserem Handwerk. Wir arbeiten an der Technik, um sicherzustellen, dass es genauso gut funktioniert. 

Sie machen also nie auch nur den kleinsten Kompromiss bei der Ästhetik?

Wenn wir neue technische Ansätze haben, aber die Uhr hässlich ist, lehnen wir sie ab. Aber die Frage, was hässlich und was nicht hässlich ist, ist eine Frage des Geschmacks. Wenn man sich nicht nach den Wünschen der Kunden richtet, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man einen Fehler macht, denn schließlich geht es bei Luxus auch um einen kreativen Impuls. Wir wollen diesen kreativen Impuls bewahren. Anders können wir ihn unseren Kunden nicht geben, denn sonst wird niemand innovativ sein. 

6. Sie produzieren auch Sondereditionen und Einzelstücke für Ihre Kunden. Wie unterscheiden sich diese von den Kernkollektionen? Was sind die Wünsche der Sammler, wenn es um ihre eigene einzigartige Roger Dubuis Uhr geht?


Nun, wie ich schon sagte, halte ich es für sehr wichtig, dass wir den kreativen Impuls beibehalten. Jetzt sehen wir auch, dass Luxus immer persönlicher wird, vor allem wenn man ein gewisses Niveau erreicht hat. 

Unsere Kunden, die sich verrückte Dinge leisten können, wollen etwas ganz Besonderes. Deshalb haben wir zwei Stufen in unserem Sortiment. Die erste ist eine kleine Personalisierung, die zum Beispiel eine Verzierung auf dem Gehäuseboden sein kann. Es kann aber auch etwas ganz anderes sein, zum Beispiel eine ganz neue Kreation, bei der wir uns wirklich mit dem Kunden zusammensetzen und die Uhr gemeinsam mit ihm entwerfen. Das geschieht in unserem Labor, wo sich Ingenieure, Handwerker und Designer mit dem Kunden zusammensetzen und versuchen zu verstehen, was er sich vorstellt. Dann entwickeln wir die Uhr gemeinsam mit dem Kunden. Wir beginnen mit einer Idee und kommen schließlich zu etwas ziemlich Einzigartigem. Das nimmt übrigens zu. Wir haben immer mehr Kunden, die etwas Einzigartiges und Besonderes wollen. 

7. Eine neue, jüngere Generation von Kunden interessiert sich zunehmend für den Kauf von Luxusuhren. Wie stellen Sie sich auf dieses steigende Interesse der wohlhabenden jungen Leute ein?


Wir müssen uns nicht anpassen. Wie ich schon sagte, wollen wir eine Alternative – eine glaubwürdige Alternative – zur klassischen Feinuhrmacherei darstellen. Das ist genau das, was diese neue Klientel will. Sie wollen nicht die gleichen Uhren haben wie ihre Väter. Sie wollen nicht die gleichen Uhren haben wie die Leute sie früher getragen haben. Sie wollen etwas Neues, das sie auf bessere Weise repräsentiert. In diesem Sinne kommt der ausdrucksstarke, zeitgemäße Ansatz, den wir mit unseren Uhren verfolgen, dieser neuen Klientel sehr entgegen. Alles in allem denke ich, dass wir das perfekte Angebot für sie haben.

Wie würden Sie denn den typischen Roger Dubuis-Kunden definieren? Glauben Sie, dass sich Ihr typischer Kunde verändert?

Das ist eine komplizierte Frage mit einer komplizierten Antwort. Unsere Kunden sind erfolgreich, und deshalb haben sie auch eine gute Kaufkraft. Aber davon abgesehen ist es sehr schwierig, unsere Kunden zu definieren. Sie sind sehr unterschiedlich alt, stammen aus sehr unterschiedlichen Kulturen. Sie kommen aus allen Ländern der Welt. Aus diesem Grund ist es manchmal schwierig für uns, einen gemeinsamen Weg zu finden, um mit ihnen zu kommunizieren. Wir setzen auf den persönlichen Austausch und deshalb ist es auch so wichtig, dass wir gewissermaßen limitiert bleiben, damit wir wirklich sicherstellen können, dass wir unseren Kunden den bestmöglichen persönlichen Service bieten.

8. Wie wichtig sind Ihre Händler für Sie, und inwiefern unterscheiden sich Händler und Boutiquen Ihrer Meinung nach, insbesondere im Hinblick auf Kundennähe?


Sehr wichtig. Wenn sie gute Partner sind, sind die Händler super wichtig. Wenn sie mitspielen, also unsere Philosophie unterstützen, unsere Zeitmesser auf die richtige Art und Weise präsentieren, dann können sie viel für uns tun. Die Idee ist, dass wir die Zusammenarbeit mit den Partnern, von denen wir sicher sind, dass sie die richtigen Partner sind, fortsetzen und möglicherweise verdoppeln wollen. 

Was ich damit sagen möchte: weniger Partner, mehr Partnerschaft. Wir verkleinern das Netzwerk und stellen sicher, dass diejenigen, die übrig bleiben, diejenigen sind, mit denen wir zusammenarbeiten wollen. Auf diese Weise werden wir in Zukunft expandieren. Wir wollen nur noch ein paar wenige Boutiquen eröffnen, um sicherzustellen, dass wir an den richtigen Orten mit der richtigen Präsenz sind, wo wir die Marke wirklich gut präsentieren können. Wir sind immer noch dabei, die Marke zu entwickeln, also müssen wir sicherstellen, dass unsere Kunden die Botschaft von uns hören, und zwar gut hören.

Wie entwickelt sich Roger Dubuis in den USA?

Die USA waren für uns schon immer ein Thema, aber wir haben uns nie richtig darum gekümmert. Jetzt aber haben wir damit begonnen. Wir haben gerade eine neue Boutique in Orange County, South Coast Plaza, eröffnet, die ich persönlich besucht habe. Ich denke, es ist der perfekte Ort für uns, um ganz oben mitzuspielen und gleichzeitig etwas ganz anderes anzubieten. Wir haben auch Standorte in New York und Aspen. Außerdem planen wir, in Kalifornien mit zwei weiteren Standorten zu expandieren. Wir schauen auch nach Süden, möglicherweise nach Texas. Auf jeden Fall verstärken wir unsere Bemühungen in den USA, weil wir sehen, dass es eine wachsende Nachfrage nach unserer Präsenz in diesem Land gibt.

9. Freuen Sie sich auf Goodwood? Welche Lehren haben Sie aus Ihrem ersten Jahr gezogen, die Sie bei der Planung des kommenden Jahres berücksichtigen werden? Können wir mit einer weiteren Uhrenvorstellung auf der Veranstaltung rechnen?


Nun, es war das erste Jahr, also haben wir natürlich eine Menge gelernt. Wir wussten, dass es ein Test war, der uns helfen würde zu verstehen, ob und wie wir unsere Präsenz dort verbessern können. Ich denke, wir haben eine Menge gelernt. Erstens haben wir nie mit diesem Andrang, dieser Begeisterung und dieser Leidenschaft gerechnet. Ich denke, da müssen wir noch etwas mehr tun, um unsere Sichtbarkeit noch weiter zu erhöhen. Grundsätzlich sind wir mit unserer Präsenz im Driver’s Club und auch auf der anderen Seite sehr zufrieden. Der Stand war gut sichtbar, und ich denke, das werden wir fortsetzen. Jetzt haben wir auch etwas besser verstanden, wie wir unsere Präsenz dort verbessern können. Wir werden ein neues Line-up von unglaublichen Autos haben. Vielleicht gibt es auch eine Überraschung, über die wir derzeit noch diskutieren. Es ist also noch alles in der Mache. Wir haben noch vier oder fünf Monate vor uns, also arbeiten wir noch an den Details.

10. Roger Dubuis macht so ziemlich alles intern und hat auch sein innovatives und sehr gut ausgestattetes Q Lab. Inwieweit arbeiten Sie mit anderen Marken innerhalb der Richemont-Gruppe zusammen, um sie bei ihrer eigenen Forschung zu unterstützen – und umgekehrt?


Es gibt eine ständige Zusammenarbeit, und alle CEOs treffen sich jeden Monat. Es gibt also viele Verbindungen und viele Momente, in denen wir Dinge diskutieren und uns weiterbilden können. Wir laden Leute von anderen Marken ein, mit uns zu trainieren und umgekehrt, je nachdem, was wir brauchen oder was sie brauchen. Es gibt eine Vielzahl an Synergien.

11. Planen Sie, die Produktion in absehbarer Zeit bei etwa 3.000 Stück pro Jahr zu halten?


Wir wollen sehr exklusiv bleiben, ja. Derzeit können wir nicht mehr Uhren herstellen, obwohl es in Zukunft eine Art Wachstum geben wird, aber es wird nicht das sein, was die anderen Marken gemacht haben. Gleichzeitig möchte ich aber auch vermeiden, dass die Verknappung zum Mittel wird, um die Preise in die Höhe zu treiben. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Erwartungen unserer Kundschaft erfüllen, und ich möchte sicherstellen, dass wir genügend Uhren für jedes Geschäft haben. Deshalb möchte ich auch derzeit keine weiteren Geschäfte eröffnen.

12. In welche Richtung bewegt sich Ihrer Meinung nach die Uhrenindustrie?


Das ist sehr schwierig, denn es ist eine sehr unsichere Zeit. Was wir in letzter Zeit beobachten konnten, ist, dass die großen Uhrenfirmen noch größer werden. Die Konzerne übernehmen das Ruder, aber gleichzeitig gibt es eine riesige Chance für kleine, eher nischenorientierte Marken. Ich glaube, dass alles dazwischen nicht funktioniert. Es sind also entweder sehr hochwertige Marken oder die großen Konzerne mit den großen Marken, die sich an die Spitze setzen. 

Ich glaube, es gibt auch ein wachsendes Interesse nach Werten. Kunden, die einen echten Mehrwert suchen, werden immer wählerischer, was sie wollen. Deshalb wissen sie auch, wie sie Marken besser auswählen können. Ich glaube, dass sich die Blase, die wir erlebt haben, wiederholen wird, aber nur für eine begrenzte Zeit, und sie wird von den großen Marken inszeniert werden, da sie mit den Mengen spielen. Denn wie ein Gummiband sind sie etwas flexibler.


www.rogerdubuis.com