
Stellt Rolex bald ein neues Modell mit Jahreskalender vor?
Stellt Rolex auf der Watches and Wonders am 14. April 2026 ein neues Modell mit Jahreskalender vor? Gut möglich! Denn das neue Patent von Rolex zeigt deutliche Verbesserungen am Kalendermechanismus auf. Zwar wird nicht jedes Rolex-Patent in einer Uhr umgesetzt, aber 2025 überraschte Rolex genau damit. Wir haben hier über das Patent der neuen Rolex-Hemmung berichtet – und einige Tage später wurde die spektakuläre Land-Dweller mit der neuen Hemmung auf der Watches and Wonders vorgestellt.
Nun hat Rolex ein weiteres Patent für einen Jahreskalender erhalten, das den Mechanismus in zwei wesentlichen Punkten verbessert: Zum einen ist es ein flaches, einfaches und funktionssicheres System, das wenig Energie verbraucht. Zum anderen erlaubt es ein plötzliches Schalten von Datum, Wochentag und Monat, was die Optik und Ablesbarkeit verbessert.
Was ist ein Jahreskalender?
Zur Erinnerung: Ein Jahreskalender „kennt“ die Monate mit 30 und 31 Tagen und wechselt beispielsweise korrekt vom 30. November auf den 1. Dezember. Dafür muss er neben dem Datum mindestens noch den Monat anzeigen. Am 1. März zeigt ein Jahreskalender dann den 29. Februar an und muss in normalen Jahren händisch korrigiert werden. In Schaltjahren mit 29. Februar zeigt er entsprechend am 1. März den 30. Februar an – der Träger muss also in jedem Fall Anfang März eingreifen. Daher auch der Name: Der Jahreskalender läuft ein Jahr lang (vom 1. März bis Ende Februar) korrekt.
Erfunden und zum ersten Mal in einer Uhr realisiert hat den Jahreskalender übrigens Patek Philippe – und zwar erst 1996! Davor gab es nur Uhren mit Datum, die jeden Monat den 31. anzeigten und entsprechend fünfmal im Jahr korrigiert werden mussten, oder komplexe ewige Kalender, die dank eines 48-Monats-Rads auch die unterschiedlich langen Februar-Längen in normalen Jahren und in Schaltjahren richtig anzeigen.
Das grundsätzliche Problem beim Jahreskalender: In den Monaten mit 30 Tagen muss das Datum ein zweites Mal geschaltet werden, damit der 31. übersprungen wird. Allerdings wechseln sich Monate mit 30 und 31 Tagen nicht einfach ab – von den zwölf Monaten des Jahres haben nur vier 30 Tage: April (4. Monat), Juni (6.), September (9.) und November (11.).
Rolex und der Jahreskalender
Aber gibt es nicht schon einen Jahreskalender bei Rolex? Stimmt: die 2012 vorgestellte Sky-Dweller. Sie zeigt neben einer zweiten Zeitzone das Datum im Fenster an und verfügt über eine dezente Monatsanzeige: Neben den zwölf Stundenindexen gibt es jeweils ein kleines Fenster, der aktuelle Monat wird dann rot markiert. Rolex nannte seinen damals ebenfalls patentierten Jahreskalender „Saros“, und er arbeitet mit lediglich vier zusätzlichen Zahnrädern. Das Besondere an der Sky-Dweller ist zudem ihr Ring Command System: Über die drei verschiedenen Rastpositionen der Lünette wählt der Träger, welche Funktion die Krone übernimmt – Kalender korrigieren, Ortszeit stundenweise einstellen oder Heimatzeit einstellen.
Das neue Rolex Patent
Spannend am neuen Patent ist nicht nur die innovative Lösung, sondern auch, wie die Anzeigen angeordnet sind: Der Mechanismus sieht zwei nebeneinander im oberen Teil des Zifferblatts platzierte Scheiben für Wochentage und Monate vor sowie ein Zeigerdatum aus dem Zentrum. Das erinnert an die berühmten Rolex-Vollkalender aus den 1950er-Jahren. Theoretisch lassen sich mit dem patentierten Jahreskalender auch andere Darstellungsformen realisieren, aber das würde zusätzliche Räder erfordern – und der Kern des Patents ist ja gerade, einen möglichst einfachen, zuverlässigen, energieeffizienten und flachen Jahreskalender zu entwickeln. Das macht am meisten Sinn, wenn die Anzeigen auch an den Positionen liegen, die das Patent vorgibt.
Eine weitere wichtige Eigenschaft des neuen Systems: Die Anzeigen springen sofort. Dafür wird permanent Energie gesammelt und dann auf einmal für die plötzliche Schaltung freigegeben. Sieht man sich Figure 1 des Patents an, fällt auf, dass die Wochentags- und Monatsscheibe so gestaltet sind, dass ihre Anzeigen gleich groß in zwei symmetrisch zur Zeigerachse platzierten Fenstern dargestellt werden können. Da es mehr Monate als Wochentage gibt, ist die Monatsscheibe größer, ihre Achse weiter von der vertikalen Zifferblattdiagonale entfernt und zudem nach unten versetzt, damit die Scheibe nicht über das Werk hinausragt. Die Entwickler haben also schon einiges an Konzeptionsarbeit investiert, um die Darstellung von Wochentagen und Monaten schön nebeneinander zu realisieren.
Der neue Rolex Jahreskalender-Mechanismus
Wir erinnern uns: Der Clou eines Jahreskalenders ist, in allen Monaten mit 30 Tagen am Ende des 30. sofort auf den 1. zu schalten. Statt um eine Position muss das Datumsrad also um zwei Positionen bewegt werden.
Auf Figure 2 kann man sehen, wie das beim neuen Rolex-Patent grundsätzlich funktioniert: Ein Programmrad (22) auf dem Monatsrad (A2) schiebt bei den kurzen Monaten über einen ringförmigen Hebel (12) auf dem Datumsrad (A1) einen Zahn (12a) nach vorn, sodass das 24-Stunden-Rad (3) mit einem Hebel (32) um Mitternacht das Datumsrad um eine zusätzliche Position bewegt. Das Programmrad (22) weist vier Erhebungen (22b) für die Monate mit 30 Tagen auf, die über den ringförmigen Hebel (12) auf dem Datumsrad (A1) einen Zahn (12a) nach vorn bewegen und so die zusätzliche Schaltung bewirken. Bei Monaten mit 31 Tagen (und im Februar, wenn ohnehin korrigiert werden muss) ist das Programmrad flacher, sodass der Zahn (12a) des Datumsrads (A1) nicht in Eingriff mit dem Hebel (32) des 24-Stunden-Rads (3) kommt und es entsprechend nicht um eine zusätzliche Position bewegt wird.
Die Rolex Schnellschaltung
Der zweite Teil des Patents betrifft die innovative plötzliche Schaltung der drei Anzeigen für Datum (per Zeiger) sowie Wochentag und Monat (im Fenster). Wie man auf Figure 3 und 4 sehen kann, sitzt der Mechanismus dafür auf der Achse des 24-Stunden-Rads (3). Die Scheiben (33) und (37) sind nicht fest mit dem Rad (3) verbunden, sondern über eine elastische Klinke (36).
Die Form der Scheibe (33) im Zusammenspiel mit der Feder (4), die über die Rolle (43) seitlich gegen die Scheibe (33) drückt, sorgt dafür, dass langsam während 24 Stunden Energie aus dem Räderwerk in der Feder (4) gespeichert wird. Um Mitternacht führt die Form der Scheibe (33) dazu, dass die Feder (4) die Kraft auf die Scheibe (33) überträgt und die Schaltung über die Schaltfinger (38, Wochentag) sowie (31, Monat) und gegebenenfalls (32, Monate mit 30 Tagen) schnell vollzieht.
Wie wird die neue Rolex-Kalenderuhr aussehen?
Es gibt mehrere Szenarien, die unterschiedlich wahrscheinlich sind. Im Patent wird zwar mehrmals auch ein ewiger Kalender genannt, und Fans hoffen schon länger auf eine Rolex mit einer großen Komplikation. Allerdings beschreibt das Patent einen Jahreskalendermechanismus, der nicht einfach zu einem ewigen Kalender erweitert werden kann. Dafür bräuchte es weitere innovative Techniken, die sich Rolex sicher vor einer Vorstellung patentieren lassen würde. Einen ewigen Kalender halte ich daher für am unwahrscheinlichsten.
Könnte Rolex den Jahreskalender der Sky-Dweller durch den neuen Mechanismus ersetzen? Möglich – schließlich hat Rolex bei der GMT-Master oder der Daytona auch technische Verbesserungen vorgenommen, ohne gleich ein komplett neues Modell vorzustellen. Allerdings wäre es nicht so einfach, den neuen Mechanismus für das bestehende Werk und die speziellen Anzeigen anzupassen. Vor allem stellt sich die Frage, warum Rolex sich den Aufwand machen sollte, ein neues System zu entwickeln und in die Sky-Dweller einzubauen, denn es sind keine Schwierigkeiten mit der Uhr bekannt.
Bekommen wir wieder eine Vollkalender-Uhr wie die begehrten Modelle von Rolex aus den 1950er-Jahren? Das halte ich für am wahrscheinlichsten. Eine 1908 Jahreskalender könnte tatsächlich den Stil der Rolex-Vollkalender der 1950er-Jahre wieder aufnehmen. Der neue Jahreskalender wäre perfekt für das Kaliber 7140 mit der kleinen Sekunde geeignet. Um die Anzeigen der historischen Vollkalender von Rolex zu komplettieren, würde nur noch eine Mondphasenanzeige in der kleinen Sekunde fehlen. Die ließe sich problemlos mit dem neuen Jahreskalender kombinieren, ohne dass das Werk an Höhe zunehmen würde.
Credit © Sotheby’s
Rolex hat sich vor Kurzem sogar den Spitznamen „Padellone“ (italienisch für „Große Bratpfanne“) der begehrten Vollkalenderuhr Ref. 8171 schützen lassen. Das Modell mit Wochentag und Monat oben im Fenster, Zeigerdatum und Mondphasenanzeige in der kleinen Sekunde würde perfekt zum neuen Jahreskalender passen. Und die Neuauflage des hoch gehandelten Vintagemodells könnte der noch immer etwas unter dem Radar fliegenden Kollektion 1908 einen neuen Push verleihen. Dass die Neuheit dann ein innovativer Jahreskalender mit plötzlich springenden Anzeigen wäre, würde gut zum Retrodesign der 1908 und ihrem leistungsstarken Kaliber 7140 mit Siliziumspiralfeder, Chronergy-Hemmung und 66 Stunden Gangreserve passen.
Titelbild © Sotheby’s