Mit knapp über 40 Jahren ist Hublot eine vergleichbar junge Uhrenmarke. Doch es fehlt ihr keineswegs an Selbstbewusstsein in einer Branche, in der die großen Uhrenhäuser 150 Jahre und mehr auf dem Buckel haben. Das liegt nicht zuletzt an der disruptiven Mentalität, die die Marke seit der Gründung 1980 durch Carlo Crocco verfolgt. Damals startete man direkt mit einem provokanten Designansatz. Die Classic Original, das erste Modell von Hublot, besaß ein markantes Bullaugen-Design und kombinierte schwarzen Kautschuk mit einem Goldgehäuse. Eine bittersüße Liaison, mit der Crocco direkt ein Zeichen setzte, nach dem Motto: „Wir sind die neuen horologischen Alchemisten von morgen“.
Jean Claude Biver führte ab 2004 Croccos Vision von Hublot in eine neue Ära. Sie kreierten neue Materialien wie kratzfestes Magic Gold, kombinierten und fusionierten Gold, Stahl und Messing mit Karbon, Kevlar oder Kautschuk und entwickelten eigene Manufakturkaliber wie das UNICO, Meca-10 oder eigene Tourbillon-Werke. Zuvor kamen ausschließlich Quarzwerke zum Einsatz. 2005 präsentierte Hublot mit der Big Bang eine Uhr aus Stahl, Keramik und Kautschuk und 2006 die erste komplett schwarze Uhr, was damals – wie es in dieser traditionellen Industrie nicht selten der Fall ist – zuerst belächelt wurde und heute viele Nachahmer findet. 2020 präsentierte Hublot mit der Big Bang Integral zum ersten Mal integrierte Armbänder aus Materialien wie Titan, King Gold und Keramik, die in der Herstellung besonders komplex sind. Und das Thema „Integral“ bleibt bei Hublot hochbrisant, wie die Neuerscheinungen der letzten zwei Jahre zeigen.
2020: Big Bang Integral
15 Jahre nach der Lancierung der Big Bang stellte Hublot Anfang 2020 ein maßgefertigtes integriertes Armand für ihre wichtigste Uhrenlinie vor. Bemerkenswert war, dass dadurch auch zum ersten Mal wirklich aufgefallen ist, dass die Big Bang bis zu diesem Zeitpunkt gar keine integrierten Bänder besaß. Integriert bedeutet nicht nur, dass das Band nahtlos in das Gehäuse übergeht, sondern eben auch aus demselben Material wie der Rest der Uhr besteht. Doch eigentlich ist das Design der Big Bang prädestiniert für integrierte Armbänder und gewissermaßen schienen die Bandoptionen der Big Bang optisch schon immer mit dem Gehäuse zu verschmelzen.
Diese neuen dreigliedrigen Armbänder gingen nun also nahtlos in das scharfkantige Gehäuse über. Die frontalen Oberflächen der Bandglieder wurden analog zum Gehäuse und der Lünette satiniert und die Abschrägungen poliert und erzeugen somit einen harmonischen einheitlichen Look. Entsprechend wurde auch das Gehäuse leicht überarbeitet – bei den Drückern kehrte man zum original Design von 2005 zurück, die eckig statt rund waren, wie bei den späteren Big Bang Modellen. Und auch insgesamt schien die neue Big Bang mit integrierten Bändern etwas eckiger und kantiger geworden zu sein. Durch die satinierten frontalen Oberflächen und polierten Kanten reflektiert das Licht – besonders auf Keramik – noch eine Nuance intensiver. Auf dem Zifferblatt sind keine arabischen Ziffern mehr zu sehen, sondern Stabindexe.
Natürlich hat Hublot ihre Big Bang Integral nicht einfach nur mit einem Stahlband ausgestattet, sondern aus Titan, King Gold und schwarzer Keramik gefertigt. Drei Materialien, die in der Bearbeitung wesentlich aufwendiger und komplexer sind als Edelstahl. Das exklusiv bei Hublot verwendete King Gold ist eine Legierung aus Gold, Kupfer und Platin und sorgt für einen intensiveren roten Goldton.
In den neuen Big Bang Integral Modellen tickt das hauseigene Manufaktur-Chronographenwerk HUB1280 mit Flyback-Funktion und Säulenrad. Es ist die neuste Generation des ursprünglichen Big Bang Kalibers Unico (HUB1240) und baut mit 6,75 statt 8,05 mm etwas flacher, was auch dazu führt, dass die Big Bang Integral insgesamt rund 1 mm flacher ausfällt. Das Kaliber HUB1280 läuft mit einer starken Gangreserve von 72 Stunden.
Das schwarze Keramikmodell kam übrigens in zwei Ausführungen. Einmal mit der auf 500 Stück limitierten „All Black“ (Ref: 451.CX.1140.CX) komplett in schwarz, bei der eben auch die meisten Werkskomponenten sowie Zifferblatt und Drücker geschwärzt wurden. Und dann gab es noch mit der „Black Magic“ (Ref: 451.CX.1170.CX) eine etwas hellere Version, die nicht limitiert erschien.
2021: Neue Keramik-Ausführungen & Saphirglas
Seit der Big Bang im Jahr 2005 ist Keramik zu einem Markenzeichen bei Hublot geworden. Das Material ist zwei- bis dreimal härter als Stahl und gleichzeitig rund 30% leichter, sowie kratzfest. Keramik ist durch ihre geringe Wärmeleitfähigkeit besonders angenehm zu tragen. Allerdings ist die Bearbeitung des Hightech-Materials wesentlich aufwendiger als bei Edelstahl, was aber Hublot nicht davon abhält – ganz im Gegenteil, nach schwarzer Keramik stellte das Uhrenhaus Anfang 2021 im Rahmen der LVMH Watch Week gleich drei stylische neue Farbvarianten vor: Weiß, Marineblau und Grau.
Die drei neuen Big Bang Integral Ausführungen mit ihrem 42 mm Gehäuse sind komplett aus Keramik gefertigt. Lediglich die Lünettenflanken bestehen aus schwarzem, dunkelblauem oder grauem Verbundmaterial sowie Teile der Drücker und Krone aus Kautschuk. Auch sie laufen wieder mit dem Manufakturwerk HUB1280.
Big Bang Integral Tourbillon Full Sapphire
Wer mit den Uhren von Hublot noch nicht so vertraut ist, wird beim Anblick dieser Uhr die Augen reiben. Alle anderen sehen es als logische Konsequenz, nun auch ihre Saphirglas-Kreation mit integriertem Band auszustatten. Denn bereits 2016 stellte Hublot mit der Big Bang Unico Sapphire die erste mechanische Uhr komplett aus Saphirglas vor.
Das Unterfangen grenzte an Wahnsinn, da eine Bearbeitung eines so harten Materials fast unmöglich ist. Hublot lernte mit dem Material umzugehen und war die erste Marke, die Saphirglasuhren industriell in Serie herstellen konnte. Fünf Jahre dauerten die Entwicklung und Herstellung ihrer ersten Vollsaphiruhr damals – weitere fünf Jahre für die Weiterentwicklung eines integrierten Armbands aus dem sonderbaren Material.
Doch beim Armband und Gehäuse ist nicht Schluss. Auch die Brücken und weitere Komponenten des neuen Tourbillonkalibers sind aus Saphirglas gefertigt. Man hat nahezu alle sichtbaren Schrauben entfernt und Brücken und Hauptplatine so umgestaltet, dass sie im Raum zu schweben scheinen. Die Big Bang Integral Tourbillon Full Sapphire läuft mit dem automatischen Manufakturkaliber HUB6035, mit einem Mikrorotor bei 12 Uhr und einem Tourbillon bei 6 Uhr. Sie war auf nur 30 Stück bei einem Preis von 416.000 Euro limitiert.
2022: Big Bang Integral Time Only & neue Gelbgold Modelle
Anfang des Jahres stellte Hublot dann ein kompakteres Big Bang Integral Modell mit einen Gehäusedurchmesser von 40 mm vor. Entsprechend dem Modellname „Time Only“ setzt man den Fokus auf die Anzeigen von Stunden, Minuten, Sekunden und Datum.
Die Time Only wird in drei neuen Ausführungen aus Gelbgold, Titan oder schwarzer „All Black“ Keramik angeboten. Indizes, Zeiger und Datumsfenster sind entsprechend auf das jeweilige Modell abgestimmt. Die drei Time Only Modelle sind aus einem Block gefertigt – lediglich die Lünette ist auch hier wieder auf einem speziellen Verbundmaterial gebettet und die Krone ist mit Kautschuk überzogen. Die „All Black“ Variante ist auf 250 Stück limitiert. Für die Time Only nutz Hublot das Automatikwerk MHUB1710 mit 50 Stunden Gangreserve.
Neue Gelbgold Modelle
Auf der diesjährigen LVMH Watch Week stellte Hublot drei neue Big Bang Integral Ausführungen in Gelbgold vor, eine Hommage an das Gehäusematerial, mit dem im Jahr 1980 alles anfing. Gehäuse, Lünette und das integrierte Armband bestehen komplett aus Gold – zwei Versionen sind mit Diamanten besetzt, wovon die exquisite „Gelbgold Pavé“ mit 1026 Diamanten in 5,4 Karat bestückt ist und die ultimative „Gelbgold Joallerie“ Ausführung mit 594 Diamanten in 17 Karat funkelt.
2022: Watches & Wonders Neuheiten
Hublot ist nicht nur für seine Materialvielfalt und deren „Fusion“ bekannt, sondern auch für seinen ausgeprägten Sinn und Humor für Farben. Insofern war es vielleicht schon abzusehen, dass die Big Bang Integral schon bald in weiteren Farbtönen erscheinen wird. Und so nimmt uns das Uhrenhaus im Rahmen der diesjährigen Watches & Wonders mit auf eine farbenfrohe Reise um die Welt. Aus Marokko ließ man sich für ein Indigoblau inspirieren, Azurblau aus der Südsee, Sandbeige aus den Wüsten dieser Welt und den karibischen Stränden. Und aus den Regenwäldern ist ein sattes Dschungelgrün entstanden.
Ein schönes und gelungenes Detail findet sich auf den Drückern. Sie sind zwar in einem nüchternen Metallton gehalten, doch die strukturierte Oberseite der Drücker ist farblich abgestimmt auf die jeweilige Modellfarbe. Unverändert weisen die integrierten dreireihigen Bänder polierte und satinierte Oberflächen sowie Anglierungen und Abschrägungen auf. Sie laufen auch dieses Mal wieder mit dem Manufakturwerk HUB1280 der neusten Generation, mit einer Gangreserve von 72 Stunden.