Kürzlich durften wir der Hauptstadt Österreichs, Wien, einen kurzen Besuch abstatten. Die Stadt ist fesselnd schön und strahlt immer noch so viel Geschichte aus, dessen vergangener aber nicht vergessener Geist die Stadt so lebendig macht. Ein historisches Datum, das hier heraussticht ist ohne Zweifel der 18. September 1814 – das erste Treffen des Wiener Kongress, der letztendlich bis 9. Juni 1815 andauerte.
Ziel war es, nach der Niederlage von Napoleon die politische Karte Europas neu zu ordnen, nachdem er jahrelang gegen die alliierten Mächte Russlands, Preußens, Österreichs und Großbritanniens kämpfte. Der Sieg über Napoleon durch die Schlacht von Waterloo am 20. Juni 1815 markierte den Beginn einer neuen Epoche in Europa. Aber warum erzählen wir euch das alles? Weil viele der involvierten Protagonisten – auf und neben dem Schlachtfeld – loyale Kunden von Abraham-Louis Breguet waren, dem Uhrenmacher und Gründer von Breguet – einer von ihnen war Napoleon Bonaparte höchstpersönlich!
Berühmtester Breguet Kunde – Napoleon Bonaparte
Zur Zeit des Wiener Kongresses war Abraham-Louis Breguet bereits seit 40 Jahren Uhrenmacher. In dieser Zeit erlebte Breguet turbulente Jahre, die letztendlich sein Geschäft über die Zeit prägten. Zu Beginn seiner Karriere ließ er sich 1775 in Paris nieder und seine Uhren fanden schnell anklang beim Französischen Adel unter der Regierung von Ludwig XVI und Marie-Antoinette. Während der Französischen Revolution musste Breguet allerdings zurück in die Schweiz ziehen, wo er auch geboren war. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seine Geschäftsbeziehungen bereits nach England, Spanien und Russland ausgeweitet, wo er sich einen Namen für unverwechselbare, wertvolle und handgefertigte Taschenuhren machte.
Rückseite – Breguet 2727 Medaillon Uhr von Marie Louise von Österreich (Rechts)
Der Uhrmacher Abraham-Louis Breguet
Die Politik Napoleons brachten ihn allerdings um seine Absatzmärkte. Erst der Sturz Napoleons und die Geburt des neuen Europa nach dem Wiener Kongress begünstigten den Aufschwung der Marke. Nun zählte er eine lange Liste von Teilnehmern des Wiener Kongresses zu seinen Kunden.
“Ich habe häufiger auf meine Uhr geblickt als anderswo hin”
Neben Napoleon zählten auch der Zar Alexander I, Fürst Metternich, der Preußische König Friedrich-Wilhelm III und der Polnische Politiker Fürst Stanislas Potocki zu seinen Kunden, um ein paar mehr oder weniger bekannte Personen zu nennen. Stanislas Potocki kaufte seine Breguet No.1693 am 12. Februar 1809 für 1.450 Francs. Diese Taschenuhr ist über die Jahre in einem einwandfreien Zustand geblieben und kann heute im Uhrenmuseum in Wien betrachtet werden.
Breguet Kunde: Alexander I, Zar des Russischen Reiches (links)
Breguet Kunde: Michel Ney Marechal De France (mitte)
Breguet Kunde: The Duke of Wellington, gemalt von Sir Thomas Lawrence (rechts)
Vorderseite der Breguet Nr. 1693 Taschenuhr (Oben links)
Rückseite der Breguet Nr. 1693 Taschenuhr (Oben Rechts)
Die Breguet Nr. 1693 Taschenuhr vom Polnischen Politiker Fürst Stanislas Potocki aus dem Uhrenmuseum in Wien
Des Weiteren ist Napoleons Breguet No.178 Reisependule, die er am 24. April 1798 kaufte heute im Besitz des Schweizerischen Nationalmuseums. Der Herzog von Wellington sagte über seinen persönlichen Tag vor der entscheidenden Schlacht bei Waterloo: „Ich habe häufiger auf meine Uhr geblickt als anderswo hin“. Ob das mit einem nervösen Tick, oder doch mit der tiefen Leidenschaft zu seiner Uhr zu begründen ist, ist nicht überliefert, wir nehmen einfach beides an.
Ein Gemälde Napoleon Bonaparte’s gemalt 1812 von J.L. David aus der Bridgeman Art Library (links)
Breguet Nr. 178 Reisependule von Napoleon Bonaparte zu bewundern im Schweizerischen Nationalmuseum (rechts)
So wie diese bedeutenden Herren etwas gemeinsam haben, so teilen auch die Breguet Uhren von heute viele ähnliche Attribute mit den Modellen von damals. Vergleicht man die Taschenuhren von vor mehr als zwei Jahrhunderten mit der Kollektion von heute, bemerkt man die unverkennbaren Fingerabdrücke von Abraham-Louis Breguet. Die Kollektion ‚Tradition’ zum Beispiel ist von den legendären Subskriptionsuhren inspiriert, die durch ihren einen Zeiger auffallen, der lediglich die Stunden anzeigt.
Breguet Tradition Tourbillon Fusée 7047
Ein eher einfacher Mechanismus, der sich während dem Krieg als sehr nützlich bewies. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage verlor Breguet viele wohlhabende Kunden. Daher produzierte er als allererster überhaupt Subskriptionsuhren in Serie und verkaufte fast 700 Stück auf Subskription-Basis. Somit konnte Breguet seine Arbeit fortführen, da er einen Teilbetrag bei Bestellung erhielt und den Restbetrag nach Fertigstellung. Cleveres Marketing im 18. Jahrhundert.
Heutzutage interpretiert das Uhrenhaus Breguet das zurückhaltende Design von damals neu, indem sie Schlüssel-Komponenten von damals modern umsetzen und mit komplexen Komplikationen paaren – Chronographen und Tourbillons, wie sie bei der Breguet Traditional Independent Chronograph 7077, der Tradtition Tourbillon Fusée 7047 oder der Classique 7787 zu sehen sind.
Traditional Independent Chronograph 7077 (links)
Tradtition Tourbillon Fusée 7047 (rechts)
Breguet Classique 7787 (mitte)
Für die Uhren aus der ‚Tradition’ Kollektion hat Breguet unverwechselbare Attribute widerbelebt, die Abraham-Louis Breguet traditionell auch für seine Taschenuhren verwendet hat. Wie bei dem Modell Tradition Tourbillon Fusée 7047 zu sehen ist, besitzt sie einen einzelnen Zeiger, ein dezentrales Zifferblatt und zeigt das offene Werk auf der Vorderseite des Zifferblattes.
Breguet Tradition Tourbillon Fusée 7047 mit dem exzentrischen, handguillochierten Zifferblatt und offenem Werk
Neben der unverkennbaren Einzeiger-Funktion ist die Breguet Tradition Independent Chronograph 7077 mit einer interessanten Technik versehen. Die Chronographen Komplikation besitz ihre eigene Unruh und eigenen Zahnradzug – losgelöst von den Teilen des mechanischen Werkes, welches für die Zeitanzeige verantwortlich ist. Es erlaubt der Unruh des Chronographen auf einer höheren Frequenz zu laufen (36.000 Hz) und sie somit noch genauer zu machen.
Breguet Traditional Independent Chronograph 7077
Abraham-Louis Breguet war bekannt dafür, Teile des Zifferblattes anderen Funktionen zu widmen, anstatt es mit Zeigern zu überladen. Daher besitzen Breguet Uhren gerne mal mehrere kleine Zifferblätter (die auf dem Hauptzifferblatt ruhen), die dezentralisiert arrangiert sind, um mehr Aufmerksamkeit auf ihre individuelle Funktion zu legen. Die Classique 7787 weist diese Technik auf, zeigt aber auch ästhetische Aspekte, die Abraham-Louis Breguet so sehr schätzte.
Grand-Feu Email – die Breguet Classique 7787
Die guillochierten und Email Zifferblätter haben eine lange Tradition bei Breguet und sind liebevoll nach der Grand-Feu Email-Technik gefertigt. Interessant zu erwähnen, dass es sich hierbei um eine der schwierigsten dekorativen Fertigungen der Uhrmacherkunst handelt. Die arabischen Ziffern entsprechen genau denen, wie sie vor über zwei Jahrhunderten geschaffen wurden. Und noch viele weitere Details sind von den originalen Breguet Zeitmessern inspiriert.
Wien ist für uns ein Ort, wo der Geist der Geschichte mit dem modernen Lifestyle verschmilzt – ähnlich wie das Haus Breguet an seiner Vergangenheit festhält und seine Uhren mit modernen technischen Verfahren paart. Ein perfekter Ort um ein paar ihrer wertvollen Uhren zu erleben.