Sammlerliebling: Gerald Gentas neue Minutenrepetition
Man könnte durchaus argumentieren, dass Gérald Genta vielleicht der bedeutendste Treiber des Begriffs „Wert“ in der modernen Luxusuhrmacherei ist. Denken Sie einmal darüber nach: Der Schweizer Designer und Uhrmacher war zu Lebzeiten für die wichtigsten, nachhaltig beliebtesten und bekanntesten Uhrenmodelle unserer Zeit verantwortlich – nämlich die Royal Oak von Audemars Piguet, die Nautilus von Patek Philippe sowie die Ingenieur von IWC. Auch seine eigenen Uhren, die ab 1969 unter seiner gleichnamigen Marke produziert wurden, waren äußerst wertvoll. Er entwickelte eine Vorliebe für Uhren mit Schlagwerk und festigte damit seinen Ruf als weit mehr als nur der Top-Designer der Branche. Seine Grande Sonnerie Tourbillon besaß vier Gongs, die die Melodie des Big Ben erklingen ließen. Seine Grande Sonnerie Retro aus dem Jahr 1994, die aus über 800 Komponenten besteht, wurde zur kompliziertesten Armbanduhr der Welt bis dato gekürt und für rund zwei Millionen Dollar verkauft.
In den 1980er Jahren und in seiner wohl größten kreativen Blütezeit in den 1990er Jahren zählte Genta zu den wenigen Uhrmachern, die Minutenrepetitionen herstellten, die Sammler auf der ganzen Welt begeisterten. Seine Genialität kannte keine Grenzen. Durchbrochene Minutenrepetitionen mit ewigem Kalender zeigten das Innenleben seiner Uhren und die feinsten Verzierungen. Ein weiteres Modell von Genta mit Minutenrepetition umschloss das gesamte automatische Minutenrepetitionswerk in einem zierlichen 34-mm-Achteckgehäuse, wobei die Vorderseite des Zifferblatts mit massiven Diamanten und Saphiren bedeckt war und nur der transparente Gehäuseboden den vollständig handgravierten Mechanismus und Rotor enthüllte. Ein weiteres Modell hatte ein ovales Gehäuse mit einem Durchmesser von 31 mm und integrierte ein umfangreich graviertes, vergoldetes Uhrwerk mit Ankerhemmung und zwei Tonfedern. Genta hatte sich im Laufe seiner beeindruckenden Karriere im Bereich der Minutenrepetitionen besonders etabliert.
Auch nach seinem Tod im Jahr 2011 im Alter von 80 Jahren behielten Gentas Name und Vermächtnis ihren hohen Stellenwert. Die La Fabrique du Temps Louis Vuitton, die 2014 unter den Uhrmachermeistern Michel Navas und Enrico Barbasini zu einer hochspezialisierten integrierten Manufaktur wurde – wie wir sie heute kennen und schätzen –, war sich dessen voll bewusst, da beide Uhrmacher zuvor für Genta gearbeitet hatten – und so wurde die Marke Gérald Genta 2023 unter LVMH wiederbelebt. Die Wiederauferstehung der Marke wurde durch eine Mickey-Mouse-Minutenrepetition eingeläutet, die eine Hommage an Gentas beliebte Uhren aus den 1980er Jahren darstellte, als Genta eine Sonderlizenz von The Walt Disney Company erhielt und eine limitierte Auflage von Uhren mit Disney-Figuren an seine Kunden vertrieb.
Die Minutenrepetition
Anfang dieses Monats stellte die La Fabrique du Temps Louis Vuitton ein neues Gérald Genta Modell vor, das selbstbewusst (oder vielleicht auch bescheiden) den Namen „Minute Repeater“ trägt. Von der ansprechenden Ästhetik und dem Klang der Minutenrepetition bis hin zum Mechanismus, der dies ermöglicht, wollten wir uns dieses besondere Sammlerstück, von dem pro Jahr nur zehn Exemplare hergestellt werden, natürlich genauer ansehen.
Das Gehäuse
Wenn ein Cellobauer ein neues Instrument fertigt, muss er natürlich nicht nur die Ästhetik des Cellos berücksichtigen, sondern auch andere Aspekte wie unterschiedliche Stärken, Abstufungen, Wölbungen, Verbindungen und die Montage. Wölbungen beispielsweise lassen den Klang der Cellosaiten freier schwingen. Unterschiedliche Stärken ermöglichen es den dünneren Bereichen, stärker zu schwingen und bestimmte Frequenzen zu verstärken; dickere Bereiche sorgen für Festigkeit und Ausgewogenheit. Auch die Wahl des Materials ist wichtig: Für das Griffbrett wird dichtes Ebenholz verwendet, für den Boden, die Zargen und den Hals Ahorn. In der Welt der Minutenrepetitionen funktioniert das ähnlich, wobei Klarheit und Feinabstimmung besonders hoch geschätzt werden.
Mit einem Durchmesser von 40 mm und einer Dicke von nur 9,6 mm ist das Gelbgoldgehäuse der neuen Gérald Genta Minute Repeater ein Meisterwerk der Zurückhaltung und Akustik. Gold erzeugt übrigens tendenziell einen wärmeren, runderen Klang als andere mögliche Materialien wie Titan oder Stahl. Das Gehäuse mit seiner weich abgerundeten Form ist eine natürliche Weiterentwicklung der berühmten achteckigen Form von Genta, die so abgerundet wurde, dass sie den Klang besser verstärkt und gleichzeitig Eleganz am Handgelenk gewährleistet. Gebürstete und polierte Oberflächen wechseln sich ab und sorgen für ein Spiel mit dem Licht, während doppelte Godrons – die den Kennern der historischen Kreationen von Genta vertraut sind – Tiefe und Raffinesse verleihen. Das Gehäuse wurde auf das absolute Minimum reduziert, mit ultradünnen Gehäusewänden, die an ihrer dünnsten Stelle auf 0,6 mm reduziert wurden, und einem auf 0,8 mm zugeschnittenen Glas; alles im Streben nach bestmöglicher Resonanz. Ein dezent polierter Schieber, einzelne breite Bandanstöße und eine Krone mit Onyx-Cabochon vervollständigen das Gehäusedesign, das ebenso sehr an ein Musikinstrument wie an eine Uhr erinnert.
Das Zifferblatt
Entsprechend Gentas bekannter Vorliebe für Steinzifferblätter ist die Minutenrepetition mit einer tiefschwarzen Onyxscheibe ausgestattet, deren Glanz einen Kontrast zur Wärme des 3N-Gelbgolds bildet. Goldene Indizes und polierte Zeiger mit Pfeilspitzen sitzen über einer Minutenskala, die geschickt runde und kissenförmige Formen miteinander verbindet. Interessanterweise beschreibt Matthew Hegi, künstlerischer Leiter bei La Fabrique du Temps, diese Minutenskala als „den Kern des Uhrendesigns”. Der ein oder andere mag vielleicht bemerkt haben, dass der innere Teil tatsächlich kreisförmig ist, während die äußere Schicht der Skala die weiche Geometrie des Gehäuses widerspiegelt. Diese subtile Verzerrung verleiht der Uhr eine künstlerische, architektonische Präsenz, ohne die Klarheit zu beeinträchtigen.
Das Uhrwerk
Angetrieben wird die Uhr vom Kaliber GG-002, das vollständig in der Manufaktur La Fabrique du Temps Louis Vuitton entwickelt wurde. Es handelt sich um ein Handaufzugswerk, dessen Zusammenbau mehr als vier Wochen dauert und das aus 316 Komponenten und 32 Rubinen besteht. Die durch den Gehäuseboden sichtbare Veredelung entspricht ebenfalls den höchsten Standards der Haute Horlogerie: Côtes de Genève, Schneckenmuster und sorgfältig von Hand abgeschrägte Kanten. Eine Stegklinke sorgt für ein unverwechselbares taktiles Gefühl beim Aufziehen, während das achteckige Schwungrad eine direkte Hommage an Genta’s bevorzugte Form darstellt. Mit einer Gangreserve von 80 Stunden und einer Dicke von nur 5,46 mm vereint das GG-002 Ausdauer und Finesse.
Akustische Meisterleistung: Die Minutenrepetition
Die Komplikation selbst ist eine akustische Wissenschaft für sich. Schwarz polierte Hämmer und handgeschnittene Tonfedern, die auf traditionelle Weise mit einer einzigen Umdrehung montiert sind, erzeugen einen Klang von außergewöhnlicher Klarheit und überraschender Lautstärke für eine so dünne Armbanduhr. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass jede Tonfeder manuell mit dem menschlichen Ohr und der Hand gestimmt wird (wiederum ähnlich wie bei einem Musikinstrument), wobei die Uhrmacher jede Komponente so einstellen, dass eine optimale Schwingung und Amplitude gewährleistet ist. Der Effekt ist kristallklar, resonant und getreu Gentas langjährigem Streben nach euphonischen Uhren mit Schlagwerk.
Armband und Preis
Last but not least dient eine für Genta typische einzelne Öse auf jeder Seite der Uhr zur Befestigung des schwarzen Schaflederarmbands, das elegant zum Zifferblatt passt. Der Preis der Gérald Genta Minute Repeater wird zwar nicht explizit genannt, aber wir können davon ausgehen, dass er über 300.000 CHF (ohne Steuern) liegen wird. Damit sind wir wieder beim Thema „Wert“ angelangt, das das Vermächtnis von Gérald Genta ausmacht: Und es besteht kein Zweifel, dass zehn glückliche Sammler diese Tatsache erkennen werden.
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