Point of View: Wie mächtig wird LVMH in der Luxusuhrenindustrie?
Der Luxusgüterkonzern LVMH befördert Frédéric Arnault zum CEO der LVMH Watch Division und Julien Tornare zum neuen CEO von TAG Heuer. Der Konzern baut seine Kompetenzen im Uhrensegment weiter massiv aus. Was hat das für Auswirkungen für die ganze Uhrenindustrie? Welche Strategie verfolgt Bernard Arnault, Inhaber von LVMH? Wir wagen eine Prognose.
Frédéric Arnault – CEO der LVMH Watch Division (Links) Julien Tornare – CEO von TAG Heuer (Rechts)
Rückblick
Es ist Oktober 2011, als der LVMH-Konzern die Uhrwerksmanufaktur La Fabrique Du Temps erwirbt – eine hochkonzeptionelle Uhrwerksschmiede, die 2007 vom renommierten Uhrmacher-Duo Michel Navas und Enrico Barbasini gegründet wurde und von nun an die Uhren von Louis Vuitton auf ein technisch neues Niveau heben sollte. Beide Master Watchmaker waren zuvor unter anderem für Audemars Piguet und Patek Philippe sowie für Gérald Genta in den 1980 und 1990er Jahren tätig, wo sie die Minutenrepetitionen, Tourbillons und High Complications verantworteten. Im März 2012 kaufte LVMH die beiden Zifferblatthersteller ArteCad und Léman Cadran, um die eigene Uhrmacher-Kompetenzen weiter auszubauen. Im Oktober 2014 weihte Louis Vuitton dann feierlich eine 4.000 Quadratmeter große Uhrenfabrik in Meyrin, einem Vorort von Genf ein, nun unter dem Namen „La Fabrique Du Temps Louis Vuitton“ – und natürlich weiterhin unter der Leitung von Navas und Barbasini. Im April 2023 dann der Neustart der La Fabrique Du Temps Louis Vuitton, bei dem sich die Produktion ab sofort nur noch auf hochkomplizierte Uhren in geringen Stückzahlen konzentrieren soll.
Michel Navas und Enrico Barbasini
LVMH möchte in der Haute Horlogerie ganz vorne mitspielen
Aber was hat das alles mit dieser Geschichte zu tun? Am letzten Freitag verkündete der LVMH-Konzern, dass Frédéric Arnault neuer CEO von LVMH Watches wird und damit ab sofort die CEOs der Marken TAG Heuer, Zenith und Hublot an ihn berichten werden. Julien Tornare, seit 2017 CEO von Zenith wird neuer CEO von TAG Heuer und Benoit de Clerck, bislang COO (Chief Operation Officer) von Panerai (Richemont) übernimmt die Aufgaben von Tornare. Ricardo Guadalupe bleibt auf seinem Chefsessel bei Hublot.
Ricardo Guadalupe – CEO von Hublot
Die neusten strategischen Entscheidungen bekräftigen also, was 2011 schon in die Wege geleitet wurde. Der LVMH-Konzern möchte seine Kompetenzen im Luxusuhrensegment massiv ausbauen. Ja vielleicht sogar langfristig alleiniger Weltmarktführer werden – nicht umsonst kursierten bereits Gerüchte, LVMH könne die Richemont Gruppe (u.a. IWC, Piaget, Panerai, Cartier, Vacheron Constantin, Jaeger-LeCoultre, Montblanc) aufkaufen. Richemont Inhaber Johann Rupert hat bislang zumindest seine Nachfolge nicht klar geklärt. Anders bei den Arnaults, denen rund 48 Prozent der LVMH-Aktien gehören. Der LVMH-Patron Bernard Arnault hat in den letzten Jahren sukzessive alle seine fünf Kinder ins Unternehmen geholt. Die älteste Tochter, Delphine Arnault ist seit letztem Jahr Chefin von Dior. Antoine Arnault, der älteste Sohn ist Kommunikationschef von LVMH sowie Vorsitzender von Berluti und Loro Piana. Alexandre Arnault hält die Position des Executive Vice President von Tiffany & Co. und der jüngste Sprössling Jean Arnault ist seit 2021 CEO der Louis Vuitton Uhrenlinie, die im letzten Jahr einen fulminanten Neustart hingelegt hat. Nicht zu vergessen, dass LVMH die Rechte an Gérald Genta und Daniel Roth erworben hat, die nun peu à peu ebenfalls von Jean Arnault, unter der uhrmacherischen Leitung von Navas und Barbasini, zu neuem Leben erwecket werden sollen und zwei Marken sind, die weltweit hohe Anerkennung unter Uhrenenthusiasten genießen. Die Luxusmarke LVMH möchte auch in der Haute Horlogerie ganz vorne mitspielen.
Jean Arnault ist seit 2021 CEO der Louis Vuitton Uhrenlinie
Und das Geschäft ist durchaus lukrativ. Denn vom Gesamtumsatz von rund 80 Milliarden Euro (Quelle: Statista) im Jahr 2022, hat LVMH rund 10,6 Milliarden Euro Umsatz alleine mit Uhren & Schmuck erwirtschaftet – 18 Prozent mehr als im Vorjahr 2021. LVMH, 1987 gegründet, startete erst 1999 mit TAG Heuer ins Uhrengeschäft. Wie viel das Unternehmen tatsächlich rein mit Uhren erwirtschaftet, ist nicht bekannt, aber die Signale an die Branche sind unmissverständlich. Frédéric Arnaults neue Stelle als CEO der LVMH Watch Division wurde geschaffen, damit er die Entwicklung und das Wachstum der Marken in die richtigen Bahnen lenkt und Bernard Arnault sicherstellen kann, dass es Family Business bleibt. Natürlich hätte Bernard Arnault auch einen Manager außerhalb der Familie einstellen können, aber es ist langsam aber sicher an der Zeit für Bernard Arnault, seine eigene Nachfolge vorzubereiten. Und das geht nur, wenn er seine Kinder in Top-Funktionen befördert und fordert. Einziger Wermutstropfen für den Youngster: Frédéric Arnault berichtet wiederum an Stéphane Bianchi, der als CEO der Watches & Jewelry Division weiterhin beide Sparten überwacht. Aber gut, Frédéric Arnault ist nun mal auch erst 29 Jahre jung.
Stühlerücken bei LVMH
Und warum das Stühlerücken bei Zenith und TAG Heuer? Julien Tornare ist der Erfolg von Zenith der letzten Jahre zu verdanken. Tornare hat El Primero wieder groß gemacht und es mit cleveren Produktneuheiten geschafft, eine neue Begehrlichkeit für die Marke zu entfachen und eine hohe Nachfrage nach einigen Modellen zu schaffen. Er ist die ideale (interne) Besetzung für die größere Marke TAG Heuer, die es in den letzten Jahren nicht ganz einfach hatte, ihren Erfolg von einst in die Neuzeit zu transportieren. Frédéric Arnault, der die Marke seit 2020 leitete, schaffte es zumindest mit Ryan Gosling und amüsanten Werbekampagnen die Marke wieder verstärkt in den Köpfen der Menschen zu verankern.
Tornares Nachfolger Benoit de Clerck wird vermutlich keinen frischen Wind bei Zenith reinbringen, sondern vielmehr sicherstellen, dass die Marke auf dem eingeschlagenen Pfad bleibt. De Clerck ist bereits der zweite Manager, den LVMH von der Konkurrenz Richemont abwirbt. 2017 wechselte Julien Tornare von Vacheron Constantin zu Zenith. Mal sehen, ob sich die neue Personalie mit de Clerck auch dieses Mal wieder auszahlen wird – und Tornare weiter über sich hinauswächst.
Ausblick
Und was die Familie Arnault betrifft, so bleibt es spannend zu beobachten, wie sich das Geschäftsfeld „Watches & Jewelry“ in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird und wie sich die Konkurrenten Richemont und Swatch Group (u.a. Omega, Breguet und Blancpain) für die Zukunft aufstellen. Denn selbst in der Luxuswelt ist Geld nicht alles – es braucht kluge strategische Entscheidungen für jede einzelne Marke und ihre hochsensible Klientel. Und dann ist da ja noch die Nachfolge-Frage für Bernard Arnault. Bei fünf Kinder im Unternehmen ist der Druck untereinander groß, was die strategische Ausrichtung der einzelnen Geschäftsfelder positiv oder negativ beeinflussen könnte. In einem Interview mit der New York Times sagte Bernard Arnault kürzlich. „Die beste Person innerhalb oder außerhalb der Familie sollte eines Tages mein Nachfolger werden. Aber ich hoffe nicht, dass es ein Duell für die nahe Zukunft ist“.
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