Bevor wir uns überhaupt mit den Einzelheiten zu dieser besonderen Edition beschäftigen, muss man sich einmal bewusstwerden, dass es kaum eine deutsche Uhrenmarke gibt, die einen derartigen Bekanntheitsgrad bei Uhrenliebhabern aber auch Nicht-Uhrenliebhabern genießt wie Junghans aus dem Schwarzwald. Ich würde behaupten, dass – zumindest unter den Leuten, die schon mal irgendwie mit Uhren in Berührung gekommen sind – jedem Junghans ein Begriff ist. Ich würde auch behaupten, dass der Hamburger Luxus-Uhren- und Schmuck-Händler Wempe dazu einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Immerhin führt Wempe bereits seit genau 100 Jahren Junghans Produkte in ihren 29 Niederlassungen weltweit und hat seither unzählige Zeitmesser an die Handgelenke seiner Kunden gebracht. Ein schönes Jubiläum also, um die langjährige Partnerschaft mit einem Sondermodell im Rahmen der Wempe Signature Collection zu feiern: die neue Meister Chronoscope Signature Collection ist nicht nur stark limitiert, sondern erhält auch einige Features, die exklusiv und zum ersten Mal in der Meister Linie von Junghans erscheinen. Wir hatten die Uhr bereits am Handgelenk und durften mit ihr durch Hamburg flanieren, der Stadt, wo auch einst die Erfolgsgeschichte von Wempe ihren Lauf nahm.
Herbert Wempe und eine alles entscheidende Reise in den Schwarzwald
Es war vermutlich nicht ausschlaggebend für die Partnerschaft zwischen Junghans und Wempe, als Herbert Wempe 1925 nach Schramberg fuhr, um die Geschäfte mit Junghans aufzunehmen, aber beide Unternehmen verbindet eine nicht ganz unwichtige Gemeinsamkeit. Nach dem Tod seines Vaters Gerhard Diedrich Wempe übernimmt Herbert Wempe bereits mit nur 31 Jahren die Verantwortung für das Unternehmen. Gerhard Diedrich Wempe hat in Deutschland den Uhren- und Schmuckhandel etabliert mit seiner Vision, durch attraktive Auslagen und aufwendigen Dekorationen seiner Schaufenster die Kundschaft anzulocken. Das ging natürlich nicht ohne ein qualitativ hochwertiges Produkt-Sortiment und einen allerbersten Kundenservice, den Wempe bis heute in allen Niederlassungen weltweit bietet. Herbert Wempe hat das Konzept übernommen, ausgebaut und Wempe zu einem der größten Juweliere weltweit auf- und ausgebaut, das heute von seiner Enkelin Kim-Eva Wempe in 4. Generation weitergeführt wird.

Herbert und Kim-Eva Wempe
750 Kilometer weiter südlich von Hamburg und rund 50 Jahre zuvor übernehmen auch Erhard und Arthur Junghans bereits in jungen Jahren nach dem Tod ihres Vaters Erhard (Senior) früh die Verantwortung für das Uhrenhaus. Erhard ist 27 Jahre und Arthur sogar 24 Jahre jung, als sie 1876 die Geschäftsführung übernehmen. Das Unternehmen war zuvor 1861 von Erhard Junghans und seinem Schwager Jakob Zeller-Tobler unter dem Namen „Zeller & Junghans“ gegründet worden und konzentrierte sich zunächst auf die Fertigung von Komponenten für Schwarzwälder Großuhren. Ab 1866 wurden dann die ersten eigenen Zeitmesser produziert. Ein besonderer Fokus lag auf Weckern, nachdem Arthur Junghans bei einer USA Reise die aufkommende Nachfrage nach Weckhilfen in Zeiten von wachsender Industrialisierung erkannte. Somit brachte Junghans im Jahr 1881 die ersten Wecker in Deutschland auf dem Markt und adaptiere den in Amerika vorherrschenden Technologietransfer durch Maschinen, um bald schon auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.

Gründer Erhard Junghans und seine Söhne Erhard und Arthur
Vom Schwarzwaldwecker zum größten Uhrenhersteller der Welt
Nachdem Erhard Junghans 1897 aus dem Unternehmen ausschied, führte sein Bruder Arthur die Expansion weiter voran. Im Jahr 1903 ist Junghans sogar mit 3.000 Beschäftigten und 9.000 Zeitmessern täglich der größte Uhrenhersteller der Welt! Fabrikationsstätten in Schramberg, Rottenburg, Schwenningen und sogar in Venedig und Paris entstehen. In den 1930er Jahren liegt der Fokus auf der Kaliber-Konstruktion und Produktion für die eigenen Armbanduhren, wobei die besten Uhrwerke die Bezeichnung J80/2 tragen, welche heute noch unter Sammlern der Marke besonders gefragt sind. 1949 erscheint der erste in-house gefertigte Chronograph mit dem Kaliber J88 mit Schaltrad und Breguetspirale. Bis 1951 wächst Junghans zum größten Chronometerhersteller in Deutschland heran – bis 1956 sogar zum drittgrößten weltweit.

Junghans Bundeswehr Chronograph (1955) mit Kaliber J88
In der Blütezeit von Junghans entstand in den 1930er Jahren auch eine neue Uhrenlinie. 1936 wurde die erste Junghans Meister vorgestellt, eine klassische, zeitlose Herrenuhr, die sich durch ihr abgerundetes Uhrenglas und die sanft geschwungenen Bandanstöße auszeichnete. Der Name der Linie orientierte sich an der Qualität der eingesetzten Werke – nur die anspruchsvollsten und besten Werke der Uhrenfabrik Junghans sollten in ihnen verbaut werden. In den 1970er Jahren werden aufgrund der aufkommenden Quarzkrise die letzten Meister Uhren produziert. Erst 2011 feierte die Meister ein Revival zum 150-jährigen Firmenjubiläum, wozu auch limitierte Sondermodelle der Meister Chronoscope vorgestellt werden. Ein Chonoscope ist letztendlich nichts anderes als ein Chronograph und setzt sich aus den Worten „Chronos“ für „Zeit“ und „Scope“ für „beobachten“ zusammen. Auch Omega benutzt gerne diese Bezeichnung für ihre Speedmaster Chronographen-Modelle.

Junghans Meister von 1952
Eine ganz besondere Meister Chronoscope zum Jubiläum
Im Rahmen der Wempe Signature Collection, in der seit 2022 limitierte Zeitmesser in Zusammenarbeit mit renommierten Uhrenherstellern lanciert werden, feiern Wempe und Junghans ihre 100-jährige Partnerschaft nun mit einer ganz besonderen Ausführung der Meister Chronoscope mit einem hellblau changierenden Zifferblatt und einem mitternachtsblauen Alligatorlederarmband – beides ein Novum in der Junghans Meister Linie.



Als wir also durch Hamburg flanieren, um ein paar Schnappschüsse der Uhr zu machen, werden wir immer wieder mit neugierigen Blicken beäugt. Ja, die Uhr polarisiert, ohne aufdringlich zu sein. Klar, Blau ist immer eine relativ sichere Bank als Farbton, der nun mal viele Menschen anspricht. Aber das hier gewählte Hellblau, das unter der dicken gewölbten Saphirglas-Kuppel durch die enorme Spiegelung verschiedenste Facetten zeigt, ist besonders anziehend. Wempe und Junghans sprechen von einer hellblauen Effektlackierung auf dem versilberten und mit Rundschliff verfeinerten Zifferblatt.

Dazu kommt, dass die Uhr einerseits durch die Totalisatoren und Drücker des Chronographen sportlich ist, aber gleichzeitig durch das minimalistische Zifferblattdesign und das schmale Gehäuse elegant wirkt. Die Funktionen stehen zwar klar im Vordergrund, es ist aber alles aufgeräumt und deutlich ablesbar. Das liegt auch an Details wie der Kalenderscheibe für Datum und Wochentag, die im selben Farbton wie das Zifferblatt gehalten sind. Das macht die Uhr auch so universell im Alltag, wie man an unseren Fotos erkennen kann. Sie passt zum Anzug (mit oder ohne Krawatte) genauso gut wie zum sportlich-schicken Wildleder-Blouson. Das 40,7 Millimeter Edelstahlgehäuse ist optimal für ein mittelgroßes Handgelenk, wobei die Uhr auf den ersten Blick und nicht am Handgelenk getragen erstmal größer wirkt, da das Zifferblatt durch das schmale Gehäuse recht viel Platz einnimmt. Am Handgelenk relativiert sich der Eindruck aber durch die eigentliche moderate Gehäusegröße.



Für die Meister Chronoscope Signature Collection haben sich Wempe und Junghans ein paar Besonderheiten überlegt, die es erstmals und ausschließlich bei dieser Sonderedition zu sehen gibt. Nicht nur das hellblaue Zifferblatt ist neu in der Meister-Linie, sondern erstmals wird sie auch an einem Alligatorlederarmband in Mitternachtsblau getragen. Bislang und in der Standardausführung gibt es die Meister Chronoscope lediglich mit Edelstahl-, Kalbs- oder sogar Pferdeleder-Bändern. Unter der Datumsanzeige ist nicht wie gewohnt die Aufschrift „Chronoscope“ zu finden, sondern „Wempe“. Nur 100 Exemplare werden gefertigt und mit Laseraufdruck „1 of 100“ versehen.

Preis und Leistung überzeugen
Seit 2008 werden bei Junghans zwar auch wieder eigene Uhrwerke in Schramberg hergestellt, wie zum Beispiel das Handaufzugswerk J325 aus der Erhard Junghans 1. Doch der Großteil der mechanischen Uhren wird von zuverlässigen und modifizierten ETA oder Sellita Werken angetrieben, um einem möglichst breiten Publikum ein möglichst attraktives Verhältnis von Preis und Leistung anzubieten – 2.590 Euro im Fall der neuen limitierten Edition. In der Meister Chronoscope Signature Collection tickt das Automatikwerk J880.1 (Basis SW500) mit einer Gangreserve von 48 Stunden. Der Rotor ist mit einem Streifenschliff und graviertem Logo versehen – auf dem Federhaus ist ein Diamantschliff aufgebracht, was der Träger durch den offenen Mineralglasgehäuseboden betrachten kann. Hier bekommt der Kunde also eine hochwertig verarbeitete Uhr Made in Germany, zuverlässige Schweizer Mechanik und ein Stück Uhrengeschichte für einen sehr moderaten Preis. Und on Top: eine von nur 100 Uhren weltweit.

Am Ende unserer Fototour durch die Hamburger Stadthöfe spricht uns sogar ein Passant direkt an und fragt, wo es die Uhr denn zu kaufen gäbe. „Ab 7. Mai bei Wempe“, entgegne ich ihm – „Die hole ich mir“, so seine Antwort, und noch vor dem offiziellen Launch zeichnet sich ab, die Uhr wird mit Sicherheit ein Erfolg.
