Die 1791 gegründete Manufaktur kann auf eine lange Tradition einzigartiger Werke zurückblicken, bei denen oft die Verbesserung der Präzision ein wichtiger Aspekt war. Allen voran das berühmte Tourbillon mit drei Brücken, das Constant Girard 1867 zum ersten Mal baute. Eine einzigartige Konstruktion, die mit ihren drei waagerechten Brücken ebenso funktional wie ästhetisch ist. Die Form der Brücken mit den zugespitzten Enden ist so ikonisch, dass sie mittlerweile zum Markenlogo von Girard-Perregaux geworden ist.

Innovative Werke

1965 entwickelte die Manufaktur aus La Chaux-de-Fonds mit dem Gyromatic HF das erste Schnellschwingerwerk mit 36.000 Halbschwingungen pro Stunde. So konnte die Ganggenauigkeit deutlich verbessert werden. Im Jahr darauf verlieh die Sternwarte Neuenburg Girard-Perregaux einen Sonderpreis für die außergewöhnlichen Beiträge zur chronometrischen Präzision.

Noch viel präziser lief die 1971 vorgestellte erste Quarzuhr. Mit der Frequenz von 32.768 Hertz setzte die Marke einen Standard, der bis heute gilt. Auch das 1975 zuerst als Quartz Chronometer vorgestellte und später Laureato genannte Modell trieb ein manufaktureigenes Quarzwerk an. Nach der Quarzkrise baute Girard-Perregaux 1982 wieder eine Taschenuhr mit Drei-Brücken-Tourbillon und 1991 gelang es der Manufaktur, die ikonische Konstruktion in einer Armbanduhr zu realisieren.

Mit dem Automatikkaliber GP3000 entwickelte die Manufaktur 1994 ein flaches Basiskaliber, das bis heute viele Girard-Perregaux-Uhren mit drei Zeigern antreibt. Im Jahr 2013 stellte die Marke das revolutionäre Constant Escapement L.M. vor, eine Hemmung mit flexibler Siliziumklinge, die Anker und Ankerrad ersetzt. Die technische Innovation sorgt für höhere Präzision, indem sie an der Unruh eine immer gleiche Kraft zur Verfügung stellt und so das nachlassende Drehmoment der Aufzugsfeder ausgleicht. Die Hemmung wurde beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève mit dem Aiguille d’Or ausgezeichnet. Heute baut Girard-Perregaux 30 verschiedene Werke und hat über 80 Patente erlangt.

Silizium-Hemmung

Nun stellt die Marke das neue Basiskaliber GP4800 vor, das komplett in der Manufaktur entwickelt und gebaut wird. Es erreicht durch zahlreiche Maßnahmen ein deutlich höheres Niveau der Uhrentechnik. Mit einem Durchmesser von 25,6 Millimetern und einer Höhe von 4,28 Millimetern findet es einen guten Kompromiss zwischen kompakter Bauweise und robuster Konstruktion und eignet sich damit ideal für Uhren mit 38–40 Millimetern. Das neue Automatikwerk wurde mit besonderem Augenmerk auf Ganggenauigkeit, Zuverlässigkeit und Ästhetik entwickelt. Zudem wurde es so konstruiert, dass es später um zusätzliche Komplikationen erweitert werden kann.

Bei Anker und Ankerrad kommt das Hightech-Material Silizium zum Einsatz, mit dem Girard-Perregaux schon bei der innovativen Constant Escapement L.M. viel Erfahrung gesammelt hat. Das Material eignet sich aufgrund mehrerer Eigenschaften ideal für die Hemmung: Dank der amagnetischen Eigenschaften können die im Alltag überall lauernden Magnetfelder Silizium nicht beeinflussen. Zudem sorgen das geringe Gewicht und die reibungsarmen, glatten Oberflächen für weniger Kraftverlust im Werk. Und zuletzt macht die Verschleißfestigkeit des Materials das Werk länger haltbar, weniger wartungsintensiv und verhindert, dass Abrieb die Ganggenauigkeit beeinträchtigt.

Rückerfreie Feinregulierung

Einen riesigen Schritt vorwärts stellt auch die rückerfreie Feinregulierung dar. Mit diesem Merkmal schließt Girard-Perregaux funktional zu Werken von Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet auf. Das Kaliber GP4800 kann mit vier versenkten Weißgoldschrauben am Unruhreif präzise einreguliert werden.

Anders als das übliche Regulieren über einen von einer Exzenterschraube bewegten Rücker, der die funktionale Länge der Spiralfeder verändert, kann beim neuen System die Spiralfeder frei atmen, was ihren Schwerpunkt gleich bleiben lässt und dadurch chronometrische Vorteile bietet. Zudem setzt Girard-Perregaux auf ein hohes Drehmoment der Unruh von 8 mg pro cm. So soll sich das Schwingsystem bei Stößen weniger aus der Ruhe – oder besser gesagt aus dem gleichmäßigen Takt – bringen lassen und die Ganggenauigkeit bei Erschütterungen verbessern. Ein weiterer optischer Vorteil ist die mit 8,8 Millimetern schön große Unruh.

Ein Sekundenstopp, der die Unruh beim Ziehen der Krone anhält und ein sekundengenaues Einstellen der Uhrzeit ermöglicht, wurde ebenfalls ins Werk integriert.

Effektiver Aufzug

Auch das Aufzugssystem wurde verbessert: Der einseitig aufziehende Rotor läuft auf einem Kugellager mit verschleißfesten Keramikkugeln. So wird der Abrieb minimiert und damit eine schwindende Aufzugsleistung. Ein einseitiger Aufzug ist grundsätzlich effektiver, allerdings kann er beim Leerlauf Geräusche erzeugen. Dem tritt Girard-Perregaux hier entgegen, indem die Manufaktur eine Stoßsicherung integriert. Das soll das Werk leiser machen. Vor allem reduziert es die Anfälligkeit für Beschädigungen bei Schlägen und erhöht so die Robustheit. Auch das Kupplungssystem des Aufzugs ist neu entwickelt und kugelgelagert.

Hat der Rotor die Feder maximal aufgezogen, läuft das Werk lange 55 bis 60 Stunden. Das reicht, um die Uhr beispielsweise am Freitagabend ab- und am Montagmorgen wieder anzulegen, ohne dass sie stehenbleibt. Eine noch höhere Gangreserve bringt laut Girard-Perregaux kaum praktischen Nutzen bei einer Automatikuhr, lässt aber die Bauhöhe wachsen und würde dann nicht mehr so flache und elegante Modelle ermöglichen.

Ästhetik und Verzierungen

Auch auf die Ästhetik wurde bei der Konstruktion großen Wert gelegt: Wie beim ikonischen Drei-Brücken-Tourbillon gibt es drei vertikale Brücken – eine skelettierte für die Unruh, eine fürs Räderwerk und die dritte fürs Federhaus. Zudem sorgt eine zweiseitig fixierte Unruhbrücke statt des üblichen einseitig verschraubten Klobens für mehr Stabilität.

Die rhodinierten Brücken verziert Girard-Perregaux mit Genfer Streifen, goldausgelegten Gravuren sowie anglierten und polierten Kanten. Auch die Schraubenköpfe sind poliert. Auf den Rädern findet sich ein Sonnenschliff. Sogar die nicht sichtbare Seite der Platine ist mit Perlage, also Wölkchenschliff, verziert.

Der skelettierte Rotor stellt ein eigenes kleines Kunstwerk dar: Er besitzt anglierte und polierte Kanten, die Speichen sind poliert und die äußere Fase mit feiner Rändelung verziert. Davon eingeschlossen zeigt sich der Markenschriftzug und das Brücken-Logo als erhabene und polierte Reliefgravur auf sandgestrahltem Untergrund.

Modelldebüt

Rund vier Jahre dauerte die Entwicklung des neuen Automatikwerks. Mit ihm gelingt Girard-Perregaux ein technischer Vorwärtssprung: weniger stoßempfindlich, weniger anfällig für Magnetfelder, präziser und mit längerer Gangreserve. Zudem knüpft der Werkaufbau mit den drei Brücken an die reiche Historie der Manufaktur an. Vor allem mit der rückerlosen Feinregulierung zieht das Werk technisch mit Kalibern deutlich teurerer Manufakturen gleich.

In welchem Modell das GP4800 sein Debüt feiern wird, darüber hüllt sich Girard-Perregaux noch in Schweigen. Es bleibt also spannend – vor allem da auf Basis des Werks noch kleinere und mittlere Komplikationen folgen sollen.

girard-perregaux.com

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