Wir sind an diesem Hochsommertag Anfang Juli mit Sylvain Berneron verabredet, Gründer der gleichnamigen Uhrenmarke. Wir haben eine Adresse bekommen, etwas außerhalb von Neuchâtel, wo er gerade erst mit seinem kleinen Team ein neues Office bezogen hat. Als wir auf einem Bürogelände ankommen, müssen wir erstmal nach dem genauen Firmensitz fragen. Keine großen Logo-Tafeln prangen an der Hausfassade, wir finden nicht mal ein Namensschild. “Im dritten Stock” antwortet uns eine Dame auf Nachfrage in gebrochenem Englisch mit französischem Akzent. Als wir oben ankommen, empfängt uns Sylvain schon an der Glastür, in weißem T-Shirt, mit kurzer Hose und Sommersandalen. Wir hatten ein wenig mehr Business attire erwartet von einem Entrepreneur mit einer derartigen Erfolgsgeschichte, doch eigentlich ist uns dieser Auftritt viel lieber.

Vor einem guten halben Jahr schrieben wir Berneron Watches eine Email über die allgemeine Firmenwebsite. Wir hatten die Marke schon eine Weile verfolgt und waren neugierig geworden. Am nächsten Morgen hatte ich eine persönliche WhatsApp Nachricht von Sylvain Berneron auf dem Handy – mit einer Einladung nach Neuchâtel ins Schweizer Jura. Hinter der Marke steckt mit Gründer Sylvain ein junger Mann, der bereits eine beeindruckende Karriere vorzuweisen hat. Mit zarten 19 Jahren wurde sein Talent von BMW entdeckt, wo er zunächst als Werkstudent und später als Designer arbeitete, ehe er 2016 in den Luxusuhrensektor wechselte und drei Jahre als Designmanager bei Richemont tätig war. Mit gerade einmal 34 Jahren wurde er bei Breitling zum Chief Product Officer ernannt und war maßgeblich an der Neugestaltung des Produktportfolios und dem enormen Erfolg der Marke unter der Leitung von Georges Kern beteiligt.

Doch die Strukturen eines großen Unternehmens wie Breitling zeigten ihm auch die Grenzen seiner kreativen Freiheit auf und so nahm er 2022 den Mut zusammen, seine eigene Uhrenmarke zu gründen, komplett finanziert aus eigenen Mitteln, angespart über 15 Jahre auf Rat seines Vaters, immer ein Drittel seines Gehaltes zurückzulegen. Eigentlich wollte er sich davon eines Tages vielleicht mal ein eigenes Häuschen kaufen. Viele hielten ihn aufgrund seines Vorhabens für komplett verrückt. 2023 erschien dann sein erstes Modell Mirage, mit einem außergewöhnlichen Konzept, das die Sammlercommunity aufhorchen ließ. Nur zwei Jahre später sind seine Auftragsbücher voll bis zum Jahr 2028. Wer heute eine Berneron Uhr haben möchte, muss mindestens drei Jahre warten. Doch wer ist Sylvain Berneron genau – und wie hat er es geschafft, mit einer so jungen Marke einen so kometenhaften Start hinzulegen?

Vom Automobil zur Horlogerie

Über 15 Jahre lang war Sylvain Berneron als Produktdesigner für große globale Marken tätig, darunter namhafte Hersteller wie BMW, Porsche und Ducati. Diese umfassende Erfahrung im Industriedesign prägte sein Verständnis für Form, Funktion und technische Präzision, bevor er in die Uhrenindustrie wechselte. Nach drei Jahren beim Richemont Konzern stieg er mit Anfang 30 zum Kreativdirektor und später zum Chief Product Officer bei Breitling auf.

Doch wie es so oft ist mit den super-Kreativen, sie sind, oder möchten zumindest gerne, Freigeister sein und bleiben. Sie haben kreative Visionen, sie sind gerne rebellisch und für große Konzerne oftmals total ungeeignet, da sie in den Konzernstrukturen gewissen Vorgaben unterliegen, die nicht verhandelbar sind.

Die Gründung einer eigenen Uhrenmarke im Jahr 2022 entsprang also Sylvain Bernerons tiefem persönlichen Wunsch, aus diesen traditionellen Zwängen der Uhrmacherei auszubrechen. Als er seinem engeren Umfeld von seinem Vorhaben erzählte, hielten ihn die meisten für ziemlich verrückt. Eine eigene Uhrenmarke in dieser hart umkämpften Branche? Und vor allem zu einer Zeit, in der er bei Breitling ein sicheres und gutes Gehalt verdiente. Sylvain ist dazu nicht einmal gelernter Uhrmacher.

Doch Sylvain ließ sich nicht davon abbringen und steckte 750.000 Schweizer Franken aus eigenen Mitteln in die Entwicklung seines ersten Uhrwerks, das später in seiner ersten Kollektion, der Mirage, tickte. Über zwei Jahre dauerte die Entwicklung des ersten Uhrwerks Kaliber 233, da alles neu gedacht werden musste. Sylvain wollte ein Uhrwerk, das möglichst klein ist, aber dabei keine Einbußen in Präzision und Leistung in Kauf nehmen musste.

Er ging also zu Georges Kern, CEO von Breitling und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Dann passierte etwas, das so vermutlich unter keinem anderen CEO der Branche möglich gewesen wäre. Sylvain und Kern einigten sich darauf, dass Sylvain weiterhin in Teilzeit bei Breitling in seinen kreativen Aufgaben involviert bleiben wird und sich nebenher seinem Wunsch, eine eigene Uhrenmarke aufzubauen, widmen kann. Zwei Jahre lang hatte er zwei Jobs, arbeitete 7 Tage die Woche, von früh bis spät.

Design diktiert von der Mechanik

Bernerons revolutionärer Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass ein mechanisches Uhrwerk effizienter arbeiten könnte, wenn es von den traditionellen Beschränkungen eines runden Gehäuses befreit würde. Das Design der Mirage-Kollektion ist somit nicht willkürlich oder rein stilistisch; vielmehr wurde zuerst das Uhrwerk konzipiert, dann erst das Gehäuse, in das es gebettet wurde. Die Funktionalität, also die Mechanik, diktiert hier das Design der Uhr.

Der Clou: das asymmetrische Design des Uhrwerks erlaubt ein größeres Federhaus, was zu einer effizienteren Raumnutzung und besseren technischen Leistung führt. Eine Erhöhung des Federhausdurchmessers um 15% des Platzbedarfs ermöglichte eine 30%ige Vergrößerung des Federhausdurchmessers, was zu einer beeindruckenden 70%igen Erhöhung des Volumens und damit der Energiespeicherung führte.

Im Gegensatz zu traditionellen Konstruktionen, bei denen geformte Dresswatches entweder keine geformten Uhrwerke aufgrund hoher Herstellungskosten und geringer Vielseitigkeit aufwiesen oder deren Leistung notwendigerweise der Erzielung einer bestimmten Schlankheit oder Form untergeordnet war, war Bernerons Ziel, die besten Aspekte beider Welten nahtlos zu vereinen.

Die organischen Kurven des Gehäuses folgen akribisch den Spiralen der Fibonacci-Sequenz, einem mathematischen Muster, das als inspirierende Grundlage für den Goldenen Schnitt dient. Das surreal geschmolzene Design der Uhr erinnert auch ein wenig an Salvador Dalís künstlerischem Art Deco Ansatz. Manche behaupten sogar, die Mirage weise eine ästhetische Verwandtschaft zu Stücken wie der Cartier Crash und der Patek Philippe Calatrava auf, was ich persönlich entschieden zurückweise, da Bernerons Mirage für mich ganz eigene ästhetische Designcodes aufweist, die einen sofortigen Wiedererkennungswert haben, ohne dass man einen zweiten Blick bräuchte, um sie von einem anderen Modell unterscheiden zu können.

Die Mirage zeichnet sich sogar als die erste vollständig asymmetrische Uhr aus, wobei dieses Prinzip weit über das Gehäuse hinaus auf Zeiger, Zifferblatt-Typografie und sogar das Uhrwerk selbst ausgedehnt wird. Eine weitere geniale und innovative Maßnahme, um die Geometrie der Uhr zu verbessern (und somit ein deutlich dünneres Gehäuseprofil ermöglicht), ist die umgekehrte Zeigeranordnung, bei der der kürzere Stundenzeiger über dem Minutenzeiger positioniert ist.

Diese unkonventionelle Anordnung ermöglicht eine frühe Krümmung des Glases und trägt zu einem spürbar 15 Prozent dünneren Gesamtprofil der Uhr bei. Die maßgeschneiderte, „tanzende“ und bewusst nicht geradlinige Typografie der Ziffern verstärkt das Thema der organischen Kurven. Selbst subtile Details wie die leicht schräge Anordnung der Krone und des Uhrwerks unterstreichen die Abkehr der Uhr von konventioneller Symmetrie.

Während geformte Uhren durchaus eine Geschichte haben, liegt Bernerons Innovation dennoch in erster Linie darin, Asymmetrie funktional und nicht nur ästhetisch zu gestalten. Das Design ist nicht nur zur optischen Wirkung „geschmolzen“; es ist eine direkte Folge der Optimierung der Uhrwerksgeometrie für verbesserte Leistung und Effizienz.

Wer Bernerons Entscheidung, seinen gut bezahlten Job hinzuschmeißen für eine kostspielige eigene Uhrenmarke, immer noch für verrückt hält, der sollte spätestens jetzt genau hinschauen. Dies könnte potenziell ein neues Paradigma in der High-End-Uhrmacherei etablieren, bei dem unkonventionelle Formen durch ihren Beitrag zur technischen Effizienz gerechtfertigt werden, anstatt nur künstlerische Launen zu sein. Es sollte andere Marken vielmehr dazu zu inspirieren, die traditionellen Einschränkungen durch runde Uhrwerke zu überdenken.

Die Mirage 38mm: ein Resultat aus Bernerons Frustration

2023 feierte die Mirage dann ihr Debut als erstes Uhrenmodell von Sylvain Berneron. In unserem Gespräch bezeichnet er sie als ein „Resultat meiner Frustration über die Uhrenbranche“. So viele kreative Ansätze – zu wenig Gestaltungsspielraum bei seinen vorherigen Arbeitgebern. Der angestaute Frust entlud sich erstmals in der Mirage 38mm mit ihrem asymmetrischen Gehäuse, das 33,5 mm breit, 37,5 mm lang und 7,00 mm hoch ist. Trotz – oder vielleicht sollte man sagen wegen – ihrer unkonventionellen Abmessungen trägt sie sich äußerst angenehm am Handgelenk.

Das Zifferblatt aus massivem Gold weist ein sehr eigenständiges Sektorzifferblatt-Layout auf. Es integriert asymmetrische Indizes und bewusst geschwungene Ziffern (insbesondere 9, 12 und 3), die in Braun/Sienna für die Gelbgold-Version und Dunkelblau/Preußischblau für die Weißgold-Version gedruckt sind. Ein ästhetisch integriertes, geschwungenes Hilfszifferblatt dient für die kleine Sekunde. Die ebenfalls asymmetrischen Goldzeiger sind handpoliert, da ihr komplexes Design sie für die Maschinenpolitur ungeeignet macht.

Die Mirage 38mm ist nicht mit einem Saphirglas, sondern mit einem Hesalitglas ausgestattet, was sich besser dafür eignete, um das durch die umgekehrten Zeiger ermöglichte dünnere Profil zu unterstützen. Zusätzliche Designelemente umfassen eine ovale, versetzte Krone und ein Gehäuseband, das elegant über das Armbandende hinausragt.

Das erste eigene Uhrwerk: Kaliber 233

Das asymmetrisch-designte Kaliber 233 wurde von Sylvains Team konzipiert und schließlich von Le Cercle de Horlogers gefertigt. Le Cercle de Horlogers ist in der Branche ein höchst angesehener Uhrwerksspezialist, der u.a. auch für Biver, Louis Vuitton und Trilobe Uhrwerke herstellt.

Das Uhrwerk ist bemerkenswert flach gebaut, misst nur 2,30 mm in der Höhe und hat Abmessungen von 30,0 x 28,0 mm. Es verfügt über eine vollständige 18K Goldkonstruktion für seine Hauptplatine und Brücken. Für Komponenten, die höheren Belastungen ausgesetzt sind, wie Aufzugs- und Zeigerwerke, wird Stahl verwendet, um Steifigkeit und optimales Drehmoment zu gewährleisten. Das Kaliber 233 besteht aus 17 Lagersteinen, arbeitet mit einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde (3 Hz) und verfügt über eine freischwingende Unruh sowie eine traditionelle Schweizer Ankerhemmung. Das Uhrwerk verfügt zudem über eine große, an Taschenuhren erinnernde Unruh und ein Federhaus, das eine beachtliche Gangreserve von 72 Stunden gewährleistet, was angesichts der ultraflachen Bauweise beachtlich ist.

Wichtig ist zu verstehen, dass alle Uhren bei Sylvain in-house in seinem kleinen Workshop in Neuchâtel konzipiert, zusammengebaut und veredelt werden. Für alle Uhrwerkskomponenten arbeitet Berneron mit externen Dienstleistern zusammen, den besten der Branche, auf die er aus Wettbewerbsgründen nicht weiter eingehen möchte, aber im Umkreis von rund 50 Kilometer zu seinem Workshop liegen. Berneron Uhren sind nicht nur zu 100% Swiss Made, sondern auch lokal.

Die aufwendigen Veredelungen wie Handpolitur und Anglierung, Guillochierung, Colimaçonnage, Cerclage (am Stundenrad) und Traits Tirés werden von seinen Kunsthandwerkern in-house realisiert. Einige Teile zeigen eine Schneckenverzierung, während andere mattierte Oberflächen aufweisen.

Für seine erste Kreation „Mirage Sienna“ wurde Sylvain direkt beim den Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) 2024 mit dem renommierten Audacity Award ausgezeichnet. Im Anschluss lud Sylvain nicht nur sein kleines Team, sondern alle seine Zulieferer zum Essen ein, um den Erfolg gemeinsam zu feiern.

Uhrwerke aus Gold

Bernerons kompromissloser Ansatz besteht darin, durchgehend 18 Karat Gold für die gesamte Uhr zu verwenden. Man nennt diese Methode „Tout d’Or“ (komplett aus Gold), was heute aber in der zunehmend industriellen Uhrenherstellung kaum noch angewandt wird. F.P.Journe oder auch Parmigiani stellen noch Uhrwerke aus Gold her, zum Beispiel. Allerdings hat Berneron mit dem Kaliber 215 aus der Mirage 34mm (dazu gleich mehr) das derzeit kleinste Golduhrwerk der Branche.

Das Gehäuse, die Lünette, das Mittelgehäuse, der Gehäuseboden, die Krone, die Federstege, die Schließe und die Schließe-Federstege sind aus Au750 (18 Karat Gold in 4N-Farbe, einem wärmeren Farbton zwischen Gelb und Rosé) oder Pd210 (18 Karat Weißgold) gefertigt. Das Zifferblatt ist ebenfalls aus massivem 18 Karat 4N- oder Weißgold, satiniert und poliert, ebenso wie die Zeiger. Im Uhrwerk sind die Hauptplatine, die Ankerbrücke, die Minutenbrücke, die Hemmungsbrücke, die Federhausbrücke, die Sekundenbrücke und das „B-Medaillon“ aus Au750 (18 Karat 4N-Gold) oder Pd210 (18 Karat Weißgold) gefertigt.

Lediglich Teile, die höheren Belastungen ausgesetzt sind, wie die Aufzugszahnräder und die Unruhbrücke, sind aus 316L-Edelstahl, während die Zeitmesszahnräder aus 1N vergoldetem Messing gefertigt sind.

Mirage 34mm

Ein Jahr später erschien die Mirage 34mm – eine kleinere Variante der ursprünglichen Mirage in 38mm. Ihr kompaktes Gehäuse misst 30x34mm bei einer konstanten Dicke von 7mm. Neu ist auch der Übergang vom Sektorzifferblatt der Mirage 38mm zu außergewöhnlichen handgefertigten Steinzifferblättern, insbesondere aus Tigerauge und Lapislazuli.

Soweit wir wissen und Berneron uns bestätigt, gibt es derzeit niemanden in der Uhrenbranche, der handgeschnitzte Hilfszifferblätter, die direkt in den dünnen Stein gemeißelt werden, anbieten kann. Die Restdicke des Hilfszifferblatts beträgt gerade einmal 0,35 mm, verglichen mit 0,7 mm für den Rest des Zifferblatts.

Kaliber 215

Das Kaliber 215 ist das zweite Handaufzugswerk von Berneron, das speziell und ausschließlich für die Mirage 34mm entwickelt wurde, allerdings in diesem Fall nicht mit Le Cercle de Horlogers, sondern einem anderen Schweizer Zulieferer, den Berneron nicht nennen möchte. Dieses neue Kaliber ist mit nur 2,15 mm Höhe noch dünner als sein Vorgänger. Es setzt die „Vollgold-Konstruktion“ selbstverständlich fort, mit Hauptplatinen und Brücken aus 18K Gold.

Das Kaliber 215 arbeitet mit einer Frequenz von 25.200 Halbschwingungen pro Stunde (3,5 Hz), bietet eine robuste Gangreserve von 72 Stunden und enthält 23 Lagersteine. Um diese geringere Größe zu erreichen, wurden einige strategische technische Anpassungen vorgenommen: Die Unruh ist nicht mehr freischwingend, und die Zeigeranordnung ist nicht umgekehrt (da die zusätzliche Verzahnung das Uhrwerk zu dick gemacht hätte). Dennoch ermöglicht das asymmetrische Design des Uhrwerks auch in dem kleineren Kaliber ein großes Federhaus für eine höhere Energieeffizienz.

Innovation als Priorität

Sylvain entwickelt nur neue Uhrwerke, wenn er einen technischen Mehrwert darin sieht. Die beiden Mirage-Kaliber zeigen das eindrucksvoll. Und sein Kaliber-Plan ist für die kommenden zehn Jahre festgezurrt. Einen Chronographen fände er zwar schön, aber da gibt es für ihn derzeit nichts, was er technisch optimieren würde. Also lässt er es. Im September stellt Sylvain allerdings seine zweite Uhrenkollektion vor, den Berneron Quantième Annuel (Jahreskalender).

Auch wenn er sich dabei sicherlich ein wenig von Patek und Lange inspiriert hat lassen, hat sich Sylvain ein neues, bedienerfreundliches Konzept überlegt. Die Uhr zeichnet sich durch ein klares, logisches Zifferblattlayout für Zeit und Datum (auf-ab bzw. links-rechts) aus. Sie verfügt über eine große springende Stunde bei 12 Uhr, gefolgt von Minuten und kleiner Sekunde, sowie horizontal angeordnete Tag- und Monatsanzeigen und eine leicht versetzte AM/PM-Anzeige. Innovativ ist der sofortige Sprungmechanismus für Stunde, Tag, Monat und AM/PM-Anzeige sowie einen „Sicherheitsmodus“, der falsche Datumseinstellungen korrigiert.

Auch das retrograde Datum ist neu, das in drei verschiedenen Längen springt, und das 40% größere Tag- und Datumsfenster. Das Platingehäuse (38 x 10 mm) ist zum Schutz stark beanspruchter Stellen mit Stahl-Anstößen, -Lünette und -Drückern versehen, ebenfalls ein komplett neuer Ansatz in der Uhrmacherei. Das Uhrwerk ist zwar erstmals rund, wird aber ebenfalls komplett in Gold gefertigt und besteht aus 450 Komponenten, wovon 400 maßgefertigt sind.

Mit einem in die Jahre gekommenen VW Passat Variant zum Lunch

Aktuell kann Sylvain mit seinem Team und acht Angestellten rund 100 Uhren im Jahr produzieren. Die Mirage 38mm liegt bei CHF 65’000 excl. VAT, die Mirage 34mm bei CHF 54’000 excl. VAT. Sylvain hat einen 10-jahres-Plan ausgearbeitet, inklusive Stückzahlen und verschiedenen neuen Kalibern, die bis 2032 lanciert werden. Bis dahin möchte er 600 Uhren im Jahr herstellen und das Team soll auf 35 Mitarbeiter wachsen.

Dass seine Uhren bis 2028 ausverkauft sind, hat er auch Uhren-Connaisseuren, Sammlern und Experten wie Roni Madhvani, Laurent Picciotto und Auro Montanari zu verdanken, die seine Kreationen lieben und seinen Unternehmergeist fördern und virtuell über die sozialen Medien in die Welt hinaustragen. Werbung für sich selbst macht Sylvain so gut wie gar nicht – es gibt keine Marketing- oder PR-Budgets bei Berneron. Sogar der anonyme Uhrenexperte hinter dem Instagram Account Velociphile, der in der Uhrenbranche gefürchtet ist, aufgrund seines extremen technischen Verstands für Uhrwerke und der präzisen Analyse komplexer Mechanismen, hat in mehreren Posts Bernerons Innovation in der Werks-Architektur gelobt, was eher selten vorkommt und für Sylvain sicherlich ein Ritterschlag aus der Social Media Bubble ist.

Doch der Erfolg scheint ihm nicht zu Kopf gestiegen zu sein. Wir lernten einen sehr bodenständigen, bescheidenen und äußerst fokussierten und visionären jungen Mann kennen, der uns mittags mit seinem etwas in die Jahre gekommenen VW Passat Variant zum Lunch mitnahm. Kein BMW SUV, kein Tesla, kein Porsche. Sylvain lebt nicht in Saus und Braus, sondern steckt jeden verdienten Cent in seine Uhren, die er als Belle Horlogerie bezeichnet – so nennt man die feine Uhrmacherei in der Region rund um Neuchâtel. “Haute Horlogerie klingt etwas snobby”, so Berneron. Es könnte nicht besser eine Haltung unterstreichen, wie wir sie an diesem Tag von Sylvain kennenlernen durften.


berneron.ch

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