Ein Ruf aus der Vergangenheit: Mit der [Re]master01 Chronograph Automatik blickt Audemars Piguet zurück – und schafft sich zugleich Freiraum für die Zukunft
Dem russisch-französischen Schachweltmeister Alexander Aljechin (1892 – 1946) werden folgende Worte zugeschrieben: „Mit Hilfe des Schachs formte ich meinen Charakter. Das Schachspiel lehrt vor allem, objektiv zu sein. Man kann nur dann ein großer Meister werden, wenn man sich seiner Fehler und Mängel bewusst wird – ist das nicht ganz so wie im Leben?“
Nun darf getrost behauptet werden: Unter Uhrenliebhabern ist die von Aljechin so geschätzte Objektivität nicht immer gegeben. Das hat man bei Audemars Piguet zuletzt im vergangenen Jahr deutlich erlebt, als die neue Uhrenlinie Code 11.59 by Audemars Piguet präsentiert und… nun ja, ziemlich kontrovers, oft wenig wohlwollend und zugleich hochemotional diskutiert wurde.
Ebenso sicher darf man sich aber auch sein, dass Audemars Piguet CEO François-Henry Bennahmias ein äußerst selbstbewusster Stratege ist, der weiß, dass seine Marke seit geraumer Zeit extrem von der Royal Oak in all ihren Varianten dominiert wird, und die Zeitmesser-Auswahl deshalb mit großem Engagement erweitert. Gerade wer nach einer Audemars Piguet mit rundem Gehäuse suchte wurde bis vor kurzem nicht fündig, das hat sich nunmehr geändert, wie auch das aktuellste Beispiel zeigt: Der neue, limitierte [Re]master01 ChronographAutomatik.
Die Herausforderung
Dieser Zeitmesser präsentiert sich dabei in einer besonders selbstbewussten Form. Inspiriert ist die Audemars Piguet [Re]master01 von dem Modell 1533 aus dem Jahr 1943. Dieses aller weitestgehend zu kopieren ist aber nicht der Anspruch, den Audemars Piguet an sich selbst hat. Zu bewusst ist man sich, dass Retro-Modelle zwar aktuell äußerst populär sind, dass man sich mit Faux Patina & Co. aber nicht nur schnell Kritik von Enthusiasten einholt, sondern vor allem: In der Vergangenheit verharrt.
Was noch keinem Unternehmen, nicht einmal in dieser traditionsbewussten Branche, gut getan hat. Stattdessen ist die Verwandtschaft der [Re]master01 zu Modell 1533 mit ihren kurzen, „tränenförmigen“ Bandanstößen zwar nicht zu verkennen, in vielerlei Hinsicht aber ist es dann eben doch eine neue Audemars Piguet, eine Uhr für das 21. Jahrhundert. Keine Re-Edition, sondern eben ein Re-Mastering.
Modell 1533 mit kurzen tränenförmigen Bandanstößen
Der Audemars Piguet Weg
Man hätte es sich in Le Brassus grundsätzlich einfacher machen und auf Nummer Sicher gehen können: Einen Chronographen im Vintage Design gestalten, am besten aus Stahl oder auch Weißgold – verkauft hätte sich das Modell auch bei eingefleischten Royal-Oakisten bestimmt spielend.
Stattdessen polarisiert die Audemars Piguet [Re]master01 Chronograph Automatik Referenz 26595SR.OO.A032VE.01 bewusst, mit einer Limitierung von 500 Exemplaren wird sie von Haus aus rar sein, und sie will auch gar nicht jedem gefallen. Allein das Gehäuse aus Edelstahl und Roségold! Es folgt dem historischen Vorbild, und das Spiel mit den beiden Farben präsentiert sich äußerst gelungen, und dennoch ist Bicolor sicherlich nichts, was man spontan mit Uhren aus den 1940er-Jahren assoziiert. Tatsächlich existierten diese sogar schon viel früher.
Die [Re]master01 hat mit 40 Millimetern Gehäusedurchmesser eine angenehm tragbare Größe
Von „Schuld“ zu sprechen wäre bei einem so herausragend erfolgreichen Modell wie der Royal Oak sicherlich unfair, doch trägt die Popularität der Uhr in all ihren Varianten natürlich dazu bei, dass die große Geschichte der Manufaktur vor 1972 – also vor Präsentation der Royal Oak – etwas in den Hintergrund rückt.
Die ersten hundert Jahre Zeit-Geschichte oder Chronographen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert sind somit etwas, woran wohl nur die größten Fans von Audemars Piguet bei Nennung der Marke denken. Was nicht verwundert, schließlich wurden laut Manufaktur zwischen den 1930er und 1950er Jahren gerade einmal 307 Exemplare produziert, von denen kein einziges dem anderen hundertprozentig gleicht. Das Modell 1533 beispielsweise gab es in ähnlicher Form noch zwei Mal, doch nur in exakt dieser Konfiguration, mit genau diesem roséchampagnerfarbenen Zifferblatt fand sie sich schließlich in der Heritage Collection von Audemars Piguet wieder.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Inspirationsmodell 1533 und der zeitgemäßen [Re]master01 sind dreierlei. Erstens: Der Durchmesser ist von 36 Millimeter auf 40 Millimeter gewachsen – was im Vergleich mit den meisten anderen aktuellen Chronographen immer noch zierlich ist. Dennoch gelten 39 – 40 Millimeter heute zutage als perfekte Größe – sowohl bei den Herren als auch bei den Damen.
Deutlich üppiger ist allerdings die Bauhöhe der Uhr, die nunmehr 14,6 Millimeter beträgt, was allerdings vor allem mit dem zweiten großen Unterschied zu tun hat: Statt von einem Handaufzugswerk wird die [Re]master01 nämlich vom hauseigenen, neuen automatischen Chronographenkaliber 4409 mit Säulenrad und Flyback-Funktion angetrieben, mit einer Gangreserve von 70 Stunden. Allein: Der Chronograph der „Code 11.59“-Reihe, dessen Kaliber nahezu identisch ist – darüber hinaus mit Datumsfunktion – ist beispielsweise immer noch zwei Millimeter schmaler.
Die Kieselstein-artige Haptik und die Proportionen der Audemars Piguet [Re]master01 Chronograph Automatik sind dennoch extrem gelungen. Und zu guter Letzt wären noch die anders positionierten Unterzifferblätter der [Re]master01 zu erwähnen.
Was den Blick auf die wohl außergewöhnlichste Qualität dieser neuen und zugleich historisch anmutenden Audemars Piguet lenkt: Die Perfektion, mit der man die uhrmacherischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts für dieses Modell in höchstem Maße genutzt hat.
Statt so zu tun als sei die Uhr schon Jahrzehnte alt präsentiert sie sich zwar in tradierten Farbcodes, wirkt in der Anmutung dennoch sehr aktuell. Allein das Zifferblatt ist dabei mehrere Blicke wert, und wie bei so vielen hochwertigsten Zeitmessern gilt auch hier: Bilder können den Charme des Designs kaum transportieren. So ist der Farbton des Audemars Piguet [Re]master01-Blattes je nach Lichteinfall irgendwo zwischen gut gereiftem Jahrgangschampagner und einer frischen Flasche Rosé einzuordnen. Und wirken die gebläuten Zeiger auf manchen PR-Motiven etwas grell und die Bicolor-Optik mehr 1980er als Art Déco, so fügt sich beides in der Realität sehr harmonisch ins Gesamtbild ein.
Charmant ist zudem der von Modell 1533 inspirierte in historischer Typographie gehaltene Schriftzug „Audemars Piguet & Co. Genève“. Die Manufaktur selber war und ist zwar in Le Brassus beheimatet, man hatte aber früher auch ein Atelier in Genf, weil sich die Stadt schon früh als internationaler Treffpunkt für Manufakturen und Sammler hervortat.
Ähnlich schön ist der moderne Blick durch das Kristallglas auf der Rückseite und ins Innere der Uhr: Mit seinen Maßen füllt das Kaliber 4409 das 40-mm-Gehäuse wunderbar aus, und von der seidenmatt gebürsteten Schwungmasse mit Clous-de-Paris-Dekor bis zu den Genfer Streifen ist das Werk ein ebenbürtiger Hingucker. Schachmatt für die Mitbewerber also?
Die Konkurrenz
Zum Spiel der Königsmanufakturen gehört schließlich auch der prüfende Blick nach links und rechts: Was machen die anderen, was bieten die anderen? Die Audemars Piguet [Re]master01 Chronograph Automatik bietet hier ein allemal neues Angebot. Vom 1815 Chronograph von A. Lange & Söhne für 53.600 Euro, dessen (Handaufzugs-) Werk ebenfalls hochgelobt wird und das ein exzessiv von Hand finissiertes Werk vorweisen kann, der optisch aber einen zwar klassischen aber nicht so sehr der Vergangenheit verhafteten Weg geht.
Über die Historiques Cornes de Vache 1955 für 57.500 Euro von Vacheron Constantin, die wie die Audemars Piguet zwar zurückblickt, jedoch ebenfalls ein Chronographenwerk mit Handaufzug vorweist. Hin zur Patek Philippe Referenz 5172 für 66.320 Euro, die ebenfalls per Handaufzug angetrieben wird. Letztere scheut sich zwar auch nicht davor Design-Codes der Vergangenheit aufzugreifen, ist dabei aber in der Gesamterscheinung dennoch eine komplett neue, modern, eigenständige Patek – und vom Audemars-Piguet-Gedanken ziemlich weit weg. Mit seinem Automatikwerk und seinem Designansatz ist die limitierte [Re]master01 für 53.500 Euro also ziemlich einzigartig.
Das Bicolor Gehäuse bringt einen interessanten Kontrast ins Spiel
Die Bedeutung
Audemars Piguet ist also ohne Zweifel eine beeindruckende, einzigartige Uhr gelungen. Der Name für diese klingt dabei schon beinahe etwas zu technisch-sachlich, wobei die „01“ andeutet, dass man den Weg des „remastern“ weiter und in anderen Varianten beschreiten will. In einer Branche die sich viel zu oft darauf beschränkt mehr oder minder detailgetreue Re-Editionen zu präsentieren zeigt Audemars Piguet damit Selbstbewusstsein und Vertrauen in das Hier und Jetzt.
Die Modelle einer potenziellen [Re]Master-Kollektion helfen dabei obendrein daran zu erinnern, dass man in Le Brassus schon seit 1875 Uhren baut und eine beeindruckende Historie vorweisen kann. Überzeugte Vintage-Sammler werden sich mit diesem Modell vielleicht dennoch nicht anfreunden können, ganz einfach, weil es eben neu ist. All jene aber, die diese [Re]master01 als Statement und Kunstwerk zugleich verstehen – als einen Zeitmesser der zeigt woher Audemars Piguet kommt und wozu man im Jahr 2020 horologisch fähig ist – die müssen diese nur auf den allerersten Blick altmodische Uhr mögen.
Die 500 „Boutique Exclusive“ Exemplare dieses Erstlings-Chronographen werden darum sicherlich schnell vergriffen sein. So beliebt Originale schließlich auch sind, immer wieder gelingt es schließlich in Musik, Film und Kunst die Erstlingswerke als Neu-Interpretationen zu übertrumpfen.
OMEGA stellt eine Master Chronometer-zertifizierte Uhr mit Tourbillon vor - die OMEGA DeVille Tourbillon Numbered Edition. Mit der Einführung stellt OMEGA das erste Master Chronometer-zertifizierte Tourbillon mit Handaufzug und Co-Axial Hemmung vor. Bemerkenswert ist, dass der schwarze Tourbillonkäfig in der Lage ist, sich unter einem Magnetfeld von 15.000 Gauss weiter zu drehen. Um die Master-Chronometer-Zertifizierung…
Nicht nur die neuste Submariner Generation wird größer, Rolex hat auch ihrer Oyster Perpetual Linie 2020 eine neue Gehäusegröße verpasst. Die Uhren sind nun ebenfalls mit einem 41 mm Gehäusedurchmesser erhältlich. Aber das ist nicht alles. Rolex verabschiedet sich somit auch von ihren 39 mm Modellen und macht Platz für sieben neue Uhren, die sich…
Warum Rolex, Zenith und Ressence die richtigen Uhren für das ewige Eis sind. Unser Autor stand vor der Frage: Welche Zeitmesser nimmt man mit auf eine Reise in die Antarktis? Südlich des 50. Breitengrades gibt es kein Gesetz, und südlich des 60. Breitengrades, so pflegten die Seefahrer von einst zu sagen, gibt es keinen Gott.…
Cartier präsentiert zwei neue Varianten der Tank Louis Cartier und erweitert damit eine der ikonischsten Uhrenlinien des Hauses. Als Nachfolgerin der ursprünglichen Tank Normale, die 1917 entworfen wurde, steht die Tank Louis Cartier seit ihrer Lancierung im Jahr 1922 für zeitlose Eleganz und stilistische Raffinesse. Cartier Tank Normale - 1917 Mit der aktuellen Neuauflage unterstreicht…
Wir können nicht genau sagen, welcher Name bei uns anfangs für mehr Aufsehen gesorgt hat: „Rexhep Rexhepi“ oder „AkriviA“. Ersteres ist der Name eines jungen, aufstrebenden Uhrenmachers. Letzteres ist der unverwechselbare Name der von ihm 2012 gegründeten Uhrenmarke AkriviA, die in Genf zuhause ist und ihre Marken-Philosophie folgendermaßen beschreiben: „Wir möchten die traditionelle Art der…
Montblanc ist eine Marke mit großer Tradition. Die Manufaktur Minerva ebenso – Teil davon sind historische und einst extrem begehrte Monopusher-Chronographen. Seitdem Minerva Teil von Montblanc ist, gehören neue Monopusher-Varianten zu den stilprägendsten und erfolgreichsten Modellen des Hauses. Auch die neueste Referenz steht ganz in dieser Tradition: Der Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow…
Kürzlich durften wir der Hauptstadt Österreichs, Wien, einen kurzen Besuch abstatten. Die Stadt ist fesselnd schön und strahlt immer noch so viel Geschichte aus, dessen vergangener aber nicht vergessener Geist die Stadt so lebendig macht. Ein historisches Datum, das hier heraussticht ist ohne Zweifel der 18. September 1814 – das erste Treffen des Wiener Kongress,…
Für den Uhrenmacher Louis-Abraham Breguet war es zu seiner Zeit wichtig, dass die einzelnen Funktionen seiner Uhren klar ablesbar sind. Die Zifferblätter waren durchwegs so konzipiert, dass jede Funktion ausreichend Platz für ausreichend Aufmerksamkeit bekommen hat. Der Fokus lag hier überwiegend auf Stunden-, Minuten- und Sekunden- Anzeigen. Aber was passiert, wenn sich die Uhrenmarke im…
Ich muss gestehen, mir haben Pferde früher Angst gemacht. Sie schienen mir unberechenbar und launisch. Wenn ich durch den Englischen Garten in München spazierte, wich ich den durchtrabenden Polizeipferden bislang misstrauisch aus. Erst vor ein paar Jahren wurde ich eines Besseren belehrt. Ich verbrachte einen Teil der Pandemie an der holländischen Küste, in der Nähe…
Wussten Sie, dass Richard Mille eine eigene Certified Pre-Owned (CPO) Boutique im Herzen Londons hat? Die Antwort auf diese Frage lautet in den meisten Fällen leider „Nein“. Bei Swisswatches halten wir die Augen nach außergewöhnlichen Geschichten und Orten immer offen und daher mussten wir dieser eher unbekannten, aber höchst beeindruckenden Boutique natürlich einen Besuch abstatten.…
Anfang April verschlug es uns in das französische Luxus-Skiresort Courchevel, wo Richard Mille im Rahmen ihrer „Ski Clinic“ Markenbotschafter wie Skiprofi Alexis Pinturault, den Biathleten Johannes Thingnes Bø und die Snowboarderin Ester Ledecká um sich versammelte. Auch Tim Malachard, CMO von Richard Mille, war natürlich dort. Die perfekte Gelegenheit, mit dem jungen Manager über die…
Im Jahr 2011 erwarb Cartier in La Chaux-de-Fonds, unweit der Uhrenmanufaktur ein Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, renovierte es liebevoll und erschuf ein Atelier, in dem sich die Maison vorrangig der traditionellen Handwerkskunst widmet. 2014 waren die Renovierungsarbeiten abgeschlossen – Edelsteinfasser und Emaillierer zogen ein, um mit Engelsgeduld, sehr viel Erfahrung und geschickten Händen die…
In einem Jahr, das bereits viele Meilensteine gesehen hat, legt Audemars Piguet die Messlatte noch einmal höher. Die Rede ist vom Kaliber 7138 mit ewigem Kalender. Das Kaliber stellt einen echten, technischen Vorsprung dar, der unsere Vorstellung von ewigen Kalendern völlig verändern wird. Dadurch ist die Komplikation nämlich nicht nur zugänglicher und benutzerfreundlicher geworden, sondern…
Bitte anmelden oder registrieren, um fortzufahren.