In The Metal: Warum jeder Taucheruhrenfan die Tissot Seastar 2000 Professional unbedingt kennen sollte
Die Geschichte beginnt mit einer persönlichen Anekdote, die auf den ersten Blick so gar nicht zu der hier vorgestellten neuen Seastar 2000 Professional von Tissot passen mag. Denn meine Seastar aus den 1960er Jahren ist eine waschechte Vintage Dress Watch. Sie ist so schlicht und elegant, dass ich sie meistens nur zu besonderen Anlässen ans Handgelenk lege.
Tissot Seastar 2000 Professional Powermatic 80
Sie hat ein schlankes 35-mm-gelbvergoldetes Gehäuse, 3 Zeiger und spitze Indizes sowie ein extra stark gewölbtes und weit über den Rand herausstehendes Saphirglas. Doch dass auf dem Zifferblatt die Aufschrift „Seastar“ prangt, hat schon einige in meinem Bekanntenkreis irritiert, die sich für sie interessierten. Aber es ist tatsächlich so, dass Tissot seine wasserdichten Modelle anfänglich gar nicht in klobige Gehäuse mit fetten Lünetten steckte, sondern die Uhren vielmehr zur Abendgarderobe passten, als zum Taucheranzug.
Tissot Seastar aus den 1960er Jahren
Wasserdichte und amagnetische Uhren von Tissot
Beim Thema Taucheruhren und dem Rennen um wasserdichte Uhren kommen uns Rolex, Tudor, Panerai und Co. in den Sinn. Rolex machte bereits in den 1930er Jahren mit der Oyster – und ersten wasserdichten Armbanduhr – von sich reden. Doch auch das Uhrenhaus Tissot aus Le Locle, das übrigens bereits 1853 gegründet wurde, experimentierte schon in den 1930er Jahren mit der Wasserdichtigkeit bei Uhren.
Anzeige für das Tissot Camping Modell. Die Übersetzung: Wasserdicht, staubdicht, antimagnetisch.
Die Tissot Camping von 1938 war durch ein besonderes Verschraubsystem wasser- und staubdicht und amagnetisch. Letzteres markierte Tissot sogar als Vorreiter. Als in den 1920er Jahren die Elektrizität auf dem Vormarsch war und sie plötzlich die Ganggenauigkeit der Uhren beeinträchtigte, erfindet Tissot die weltweit erste amagnetische Armbanduhr. 1939 wurde die Linie der wasserdichten Uhren dann mit der Tissot Aquasport erweitert. Ihr Claim auf alten Werbeplakaten lautete: „wasserdicht, präzise, schockresistent, anti-magnetisch“.
Eine ähnliche Werbekampagne wie oben, aber dieses Mal für die Tissot Aquasport
Die Geburtsstunde der Seastar
Am 13. Dezember 1952 wurde dann der Name „Seastar“ bei Tissot registriert. Als Rolex 1953 ihre 300-Meter-wasserdichte Submariner lancierte und Tudor, Blancpain und Co. mit markanten Uhren und überdimensionalen Tauchlünetten lautstark auf den Markt preschten, blieben die Tissot Uhren schlicht und elegant. Sie erinnern uns ein wenig an die ersten OMEGA Seamaster Modelle, die ebenfalls todschick waren und man vermutlich beim Kontakt mit Wasser eher hysterisch geworden wäre. Natürlich total unberechtigt.
Die verschiedenen Werbekampagnen für den neuen Seastar zu der Zeit; „Wasserdicht und wetterfest“, um die Anzeige zu zitieren.
Die Seastar Kollektion tauchte 1954 dann erstmals im Tissot Katalog (No 17) auf. Das Werk wurde mit einem doppelten Gehäuseboden hermetisch abgedichtet und vor Feuchtigkeit und Staub geschützt. Erst in den 1970er Jahren mit der Tissot T12 (12 Atmosphären) war erstmals ein sportlicher Ansatz zu erkennen. Das perfekte runde Modell besaß einen innenliegenden Tauchring und war bis 120 Meter wasserdicht. 1972 präsentierte Tissot dann zum ersten Mal mit der Sideral S Referenz 44 730 ein Sportmodell mit Tauchlünette.
Die Seastar mit einer Dresswatch-Ästhetik [links: Tissot T12], bevor sie ein echtes Taucheruhr-Design erhielt [rechts: Sideral S Reference 44 730]. Wichtiges Update: eine Taucherlünette.
Im 21. Jahrhundert erlebte die Seastar dann eine turbulente Transformation zur Tool Watch. 2003 kam die Seastar 660 auf den Markt, mit einer Wasserdichtigkeit von 200 Metern und markanter Drehlünette auf dem Gehäuse. 2011 wurde die Linie mit den Diver Seastar Modellen im neuen Design lanciert. Das innovative Uhrenhaus tastete sich immer weiter an noch höhere Dichtigkeit ihrer Seastar Modelle ran. Im Jahr 2018 erschien dann die Seastar 1000 Professional mit einer Wasserdichtigkeit von 300 Metern. Sie legte den Grundstein für die in diesem Frühjahr vorgestellte Seastar 2000 Professional. Eine Profi Tool Watch, die nichts mehr mit meiner Seastar aus den 60er Jahren zu tun hat.
Tissot Seastar 2000 Professional Powermatic 80
Wohingegen ihr Vorgängermodell noch einen Gehäusedurchmesser von 43 mm aufwies, kommt die neue Seastar 2000 auf 46 mm bei einer Gehäusehöhe von 16,25 mm. Dafür muss der Gehäusemantel auch dem Wasserdruck bei einer Tiefe von 600 Metern standhalten. Und das ist nicht einfach ein vages Versprechen, sondern entspricht der internationalen Norm ISO 6425, bei dem die Taucheruhr strengen Anforderungen gerecht werden muss. Somit muss sie u.a. mindestens zwei Stunden in der vom Hersteller angegebenen Maximaltiefe aushalten und darf eine Abweichung von -4 und +6 Sekunden am Tag nicht übersteigen.
Die Seastar 2000 Professional misst im Durchmesser 46 Millimeter.
Insofern sind Durchmesser und Höhe gerechtfertigt, auch wenn ich behaupten würde, dass die Uhr sich nicht wirklich für Handgelenke unter 19 mm Durchmesser eignet. Im Gehäuse ist auf der 9 Uhr Position ein Heliumventil integriert. Das wird bei einem längeren Tauchgang tiefer als 100 Meter notwendig. Durch das Ventil kann der Überdruck im Gehäuseinneren der Uhr entweichen, der anderenfalls das Saphirglas zum Brechen bringen könnte.
Das Gehäuse besteht aus 316L Edelstahl und schützt, wie es sich für einen echten Taucher gehört, vor Korrosion. Auch der Lünettenring ist aus Edelstahl mit markanten Riffelungen, damit das Stellen leichter fällt. Der Einsatz in der Lünette besteht hingegen aus schwarzer Keramik und weist eine 60-Minuten-Graduierung auf. Die Lünette ist einseitig drehbar, insofern wird im Falle eines ungewünschten Drehens des Rings die Tauchzeit lediglich verkürzt, niemals aber verlängert.
Gleichermaßen hochwertig wie Gehäuse und Lünette ist auch das Zifferblatt mit Wellenmotiv. Es changiert zwischen tiefem Dunkelblau und hellem Türkisblau. Tissot bietet die Seastar 2000 Professional in drei Zifferblattvarianten an: Anthrazit, Blau und Türkis, jeweils mit dem charakteristischen Wellenmotiv.
Das Werk Powermatic 80
Das Kaliber Powermatic 80 ist schon ein echtes Kraftpaket. Wie der Name es verrät, läuft es über 80 Stunden ohne Energiezufuhr. Da tun sich manche Uhrenhersteller schwer, mitzuhalten. Wer also seine Uhren gerne öfters wechselt, der hat mit der Seastar 2000 wenig Arbeit.
Tissot hat das Werk 2013 erstmals in der „Luxury“ Kollektion eingeführt und war damit die erste Marke der Swatch Group, die es in ihren Uhren verwendete. Seither wurde es stetig weiterentwickelt. Es basiert auf dem bewährten Automatikkaliber ETA 2824, das bereits ein paar Jahrzehnte im Umlauf ist. Ein Unterschied zum ETA Werk ist die niedrigere Unruhfrequenz von 21.600 A/h statt 28.800 A/h, was allerdings einen Einfluss auf den Sekundenzeiger hat, der nicht mehr ganz so geschmeidig über das Zifferblatt schleicht, da der Zeiger nur sechs Schritte pro Sekunde macht, statt acht.
Außerdem verbaut die Swatch Group inzwischen eine Spiralfeder aus Nivachron – kurz gesagt ein technisches Upgrade zur klassischen Siliziumspirale – die aus einer Legierung auf Titanbasis besteht und komplett amagnetisch ist und sich somit positiv auf das Schwingverhalten auswirkt. Das Kaliber wird ausschließlich für Uhren der Swatch Group verwendet, wohingegen das ETA 2824 auch an andere Hersteller beliefert wird.
Unser Eindruck von der neuen Seastar 2000 Professional
Es ist fast nicht nachzuvollziehen, wie Tissot für 1030 Euro so viel Qualität anbieten kann. Die Verarbeitung von Zifferblatt, Lünette und Gehäuse ist extrem hochwertig. Die flachen Oberflächen sind poliert und die vertikalen Flächen satiniert. Das Zifferblatt ist ein echtes Chamäleon und ändert seinen Farbton ständig je nach Lichteinfall. Schön verarbeitet ist es ohnehin.
Selbst das Datum bei 6 Uhr ist feinsäuberlich in einem Metallfensterchen eingebettet und subtil schwarz hinterlegt. Da die Seastar 2000 eine Profi Tool Watch ist, werden sich manche über den Zweck des Datums wundern. Aber es ist eben ganz bewusst auch eine Uhr für den Alltag, und dafür bietet eine Datumsanzeige einen klaren Vorteil. Das Klicken der einseitig drehbaren Lünette klingt schön und sauber – sie lässt sich unserer Meinung nach lediglich etwas zu leicht verstellen und könnte mehr Wiederstand leisten.
Mit dem Powermatic 80 Kaliber der neuesten Generation hat man obendrein ein blitzsauber funktionierendes Werk mit langer Gangreserve. Ein Dank gilt den Designern, die sich dafür entschieden haben, das Werk mit samt gravierter Schwungmasse durch den Saphirglasboden freizulegen. Er hat fast die Anmutung eines kleinen Bullauges eines Tiefseetauchboots und verdeutlicht schön die Ausmaße des robusten Gehäuses.
Der Preis
Die Seastar 2000 von Tissot kann sich durchaus mit der Aquis Date von Oris messen, die momentan bei den Taucheruhrenenthusiasten in aller Munde ist. Oris bietet zwar mit dem neuen Manufakturkaliber eine Gangreserve von 120 Stunden, kostet aber auch fast dreimal so viel und ist ‚nur‘ bis 300 Meter wasserdicht. Nicht, dass es beim Kauf unbedingt ausschlaggebend sein wird. In dem Preissegment mit den technischen Features ist die Seastar 2000 fast konkurrenzlos. Andere Profi Tool Watches wie die Oris Aquis Pro Date (1000 Meter wasserdicht), die Aquaracer Professional 300 von TAG Heuer oder Breitlings Superocean Automatic 44 spielen in einer anderen Preisliga.
Eine unwiderstehlich gute Taucheruhr
Die Uhr ist groß und auch schwer, keine Frage. Aber der Stahlmantel muss auch dem Druck in 600 Meter Wassertiefe standhalten. Zur Auswahl stehen entweder ein Armband aus Kautschuk oder ein Armband aus Edelstahl mit Sicherheitsfaltschließe, die sich dank Schnellwechselsystem problemlos selber tauschen lassen. Da sich das Handgelenk bei unterschiedlichen Temperaturen auch unterschiedlich verhält, ist es immer hilfreich, wenn sich das Band selber feinjustieren lässt. Bei der Seastar 2000 lässt sich mit Hilfe eines kleinen Werkzeugs das Band in drei kleinen Stufen verstellen.
Das Fazit ist klar: Mit der Seastar 2000 Professional bekommt man eine super sportliche und alltagstaugliche Tool Watch mit einem ziemlich anständigen Werk für einen unwiderstehlich guten Preis. Meine Vintage-Seastar wird sich vielleicht schon bald an einen jüngeren mechanischen Bruder gewöhnen müssen.
Die Manufaktur A. Lange & Söhne präsentiert eine neue SAXONIA THIN. Die Uhr erscheint in einem äußerst flachen Rotgoldgehäuse. Die ganze Aufmerksamkeit liegt jedoch auf dem Zifferblatt, das durch eine besondere Technik an den Sternenhimmel erinnert. Im Inneren arbeitet das flachste Uhrwerk des Hauses, das dennoch 72 Stunden Gangreserve bietet. Die Uhr kommt an einem…
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Vaucher Manufacture Fleurier kaum von anderen Schweizer Uhrenmanufakturen. Helle, moderne weiße Räume beherbergen hochmoderne Maschinen, feinste Uhrwerksdekorationen werden in ihrer ganzen Vielfalt zur Schau gestellt, Mitarbeiter posieren neben Solarpanels, die auf Nachhaltigkeitsversprechen verweisen. Doch hinter diesem makellosen Äußeren verbirgt sich ein vielschichtiges und äußerst begehrtes Unternehmen in der…
Als Swatch die beispiellose Kollaboration mit Omega im letzten Jahr ankündigte, löste diese Kritik, Neugier, aber vor allem Überraschung aus. Überraschung darüber, dass Omega, eine Marke, die sonst für Uhren im höherpreisigen Segment steht, eine erschwinglichere Uhr auf den Markt bringt. Die MoonSwatch, eine Uhr aus Biokeramik im Wert von 250 € und inspiriert von…
Im Horrorfilm „Candyman“ von 1992 erscheint ebendieser sobald man sich vor den Spiegel stellt und ihn fünfmal beim Namen ruft. Die Uhrenrealität 2019 präsentiert sich zwar deutlich weniger übersinnlich, wenn auch ähnlich unheimlich: Im hier und jetzt kann man sich nämlich auch gleich ein dutzend Mal vor den Patek-Philippe-Konzessionär stellen und so oft man es…
Am Höhepunkt des Jahres führt bei A. Lange & Söhne kein Blick vorbei. Vergangenes Jahr war am Stand der sächsischen Manufaktur ein riesiges Modell des Odysseus Chronograph installiert. Dieses Jahr ist es nun eine 50-fache Vergrößerung des Datograph Perpetual Tourbillon Honeygold „Lumen“. Fünf Meter hoch zeigt die Riesenuhr, was es Neues und vor allem was…
Gerade wenn man glaubt, der Einfallsreichtum der wohl derzeit angesagtesten Uhrenmarke müsste fürs Jahr auch mal erschöpft sein, setzen die Macher aus Le Brassus mit der Audemars Piguet Royal Oak Ewiger Kalender Squelette aus schwarzer Keramik noch mal einen oben drauf. Wurde der Durst aller Royal Oak Fans nach neuen Modellen nicht bereits im Laufe…
Jubiläen sind eine schöne Gelegenheit, einem wichtigen Ereignis das sich jährt die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Nun steht auch bei Breitling wieder ein Jubiläum an. Einer ihrer wichtigsten Chronographen, die Premier, feiert dieses Jahr 80-jähriges. Und Breitling wäre nicht Breitling, ohne einen Überraschungsgast. Also, volle Aufmerksamkeit auf die sechs neuen Premier Modelle, die Breitling zum…
In den letzten Jahren konnte man einen wachsenden Einfluss von Smartwatch Technologien innerhalb der traditionellen mechanischen Uhrenmarken feststellen. Eigentlich hat alles damit begonnen, dass kommerzielle Marken versuchten, ‚smarte’ Technologien in ihre Modelle zu implementieren. Durch diesen Trend haben sich traditionelle Hersteller nun unter Druck gefühlt, ebenfalls neue innovative Systeme mit ihren komplexen mechanischen Uhrwerken zu…
Swisswatches hat den CEO von Breitling, Georges Kern, in München anlässlich der Eröffnung der ersten eigenen Boutique der Marke in Deutschland getroffen. Mitten im Herzen der Stadt verkörpert die Boutique auf 220 Quadratmetern über zwei Etagen in vielerlei Hinsicht die Zukunftspläne von Breitling wie Kern unserem Editor-at-Large, Joern Frederic Kengelbach, exklusiv verrät. Wie spiegelt das…
Unkompliziert zu sein, das ist nicht unbedingt ein oberstes Ziel von Vacheron Constantin. Auch 270 Jahre nach der Gründung nicht. Und so kreiert man gern auch mal äußerst diffizile Superlative der Uhrmacherkunst. War es im vergangenen Jahr die weltweit komplizierteste Taschenuhr mit sage und schreibe 63 Komplikationen, stellte die Manufaktur auf der diesjährigen Watches &…
Vom pittoresken La Côte-aux-Fées mit seinen satten, grünen Weiden zur schillernden Modehauptstadt Paris – in 150 Jahren hat es die von Georges-Édourard Piaget auf dem Familienhof gegründete Uhrmacherwerkstatt weit geschafft. Als etablierte Institution für Haute Horlogerie und Haute Joaillerie hat Piaget in mehr als einem ganzen Jahrhundert unzählige kunstvolle Kreationen hervorgebracht, die durch ihre technischen…
Glaubt man einem Unternehmensdokument, so testet Thierry Stern, der langjährige Präsident von Patek Philippe noch heute eigenständig jede Minutenrepetition, bevor sie die Manufaktur verlässt. Für Stern bedeutet das nach eigener Aussage nicht Arbeit, sondern pure Leidenschaft und Freude. Auf diesem Gebiet hat sich Patek Philippe auch eine besondere Reputation aufgebaut, und nicht zuletzt ihr Savoir-Faire…
Der Amerikaner Florentine Ariosto Jones gründete 1868 die Marke IWC mit dem Ziel, Schweizer Uhrenhandwerk mit Amerikanischen Herstellungstechniken zu paaren. IWC wurde bald zum Spezialist in der Entwicklung von einwandfreien Taschenuhren. Obwohl die Initialen der Marke für ‚Internationale’ Watch Company stehen und ihr Gründer ein Amerikanischer Bürger war, war sie immer – und ist es…
Bitte anmelden oder registrieren, um fortzufahren.