Auf 100 Exemplare ist die Ur-Freak von Ulysse Nardin x Urwerk limitiert. In ihm verschmelzen zwei Zeit-Konzepte, welche vieles verbindet und zugleich trennt. Daher lohnt der Blick auf die jeweiligen Anfänge und Visionen der Marken. Doch beginnen wir zunächst mit einer entscheidenden Wesensverwandtschaft: dem kompromisslosen Bruch mit Herkömmlichem – ohne Bewährtes zu verleugnen oder infrage zu stellen.

Freak – Ulysse Nardin wählt den perfekten Namen

„Was die Freak geschafft hat, ist, die Menschen von der Vorstellung zu befreien, was eine Uhr sein muss.“ So bringt es der Konstrukteur des Ausnahmezeitmessers auf den Punkt: Ludwig Oechslin. Er ersann im Jahr 2001 das radikal innovative Konzept der Freak, welche zu den technisch einflussreichsten Uhren des 21. Jahrhunderts zählt. Es geht um eine bahnbrechende Uhr voller Spitzentechnologie und avantgardistischem Design: kein Zifferblatt, keine Zeiger und keine Krone.

Stattdessen setzte man auf eine patentierte Karussell-Mechanik, bei der sich das ganze Uhrwerk dreht. Es ist zudem so konstruiert, dass Energie direkt von der Feder auf die Zeitanzeige übertragen wird – ohne klassische Zeiger oder Zahnräder.

Die obere Brücke des Uhrwerks dreht sich einmal pro Stunde um die eigene Achse und trägt das gesamte Hemmungssystem. Sie ist der Minutenzeiger. Eine darunterliegende Scheibe rotiert einmal in 12 Stunden. Sie fungiert als Stundenzeiger.

2001: Die Freak weckt die Uhrenwelt

Erstmals 2001 auf der Baselworld der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt, wirkt dieser hemmungslose Schritt bis heute nach und hat viele Uhrenkreateure zu ganz eigenständigen Entwürfen motiviert. Apropos Hemmung. Ulysse Nardin war der erste Hersteller, der Siliziumteile für diese Baugruppe verwendete, um sie präziser, leichter und außerdem unempfindlicher gegen Magnetismus zu machen.

„Man kann den Einfluss der Freak auf die Schweizer Uhrmacherei gar nicht hoch genug einschätzen“, sagt Jean-Christophe Sabatier, Chief Product Officer von der 1846 gegründeten Manufaktur Ulysse Nardin. „Er ist ein erfrischender Ausdruck von dem, wer wir sind. Er ist eine hochgradig technische Uhr, aber mit intensivem emotionalem Wert“, so Sabatier weiter.

Inzwischen sind zahlreiche Nachfolgemodelle erschienen, die immer wieder aufs Neue überraschen und das kreative Potenzial der Freak offenbaren. Und den Mut der Macher, gegen vermeintlich unumstößliche Regeln zu verstoßen – sogar gegen die eigenen. So erschien beispielsweise 2019 die Freak X, welche mit einer Krone ausgestattet war. Für herkömmliche Uhren das Normalste der Welt, für die Freak eine kleine Revolution.

Die Freak X ist ein gutes Beispiel für die gekonnte Balance zwischen Tradition und einer Art Disruption light. Denn Ulysse Nardin will mit der Freak in keinem Fall die seit Jahrhunderten bewährte Haute Horlogerie mit all ihren evolutionären Entwicklungen anzweifeln oder für überholt erklären. Man macht sich aber frei von festgelegten Denkmustern und erweitert die Grenzen des Traditionshandwerks. Mit Betonung auf Handwerk. Denn bei der Freak geht es nicht einfach nur um ein auffälliges Design. Dieses trägt er zwar gern zur Schau, aber nicht um der auffälligen Optik willen. Stattdessen ist sie Ausdruck der anspruchsvoll anders gedachten Technik dahinter.

Und damit hörte Ulysse Nardin nach der ersten Freak nicht auf, sondern nutzte den tickenden Außenseiter als Labor am Handgelenk, in dem Formen, Materialien und Technologien erforscht und realisiert werden können. Die Folge: Über 20 Patente wurden seit 2001 für diesen Zeitmesser angemeldet, von dem seit seiner Einführung nur wenige tausend Exemplare gefertigt wurden.

Urwerk: Respektlos, rebellisch, exzentrisch

Unter anderem so beschreibt sich die 1997 von Felix Baumgartner und Martin Frei gegründete Schweizer Uhrenmarke Urwerk. Allein der Name wirft das Gedankenkarussell an. Der Anblick der Uhren, von denen jährlich lediglich 150 bis 200 Stück entstehen, gibt diesem weiteren Schwung.

Technisch haben die Zeitmesser – anders als die Freak – aber nichts mit einem Karussell zu tun. Sondern mit wandernden Stunden und Satelliten. Damit tauchen die Macher tief in die Geschichte der Uhrmacherei ein und transformieren sie ins Hier und Jetzt ihres eigenen Zeit-Kosmos. Das ist ein Kernelement der Urwerk-Philosophie.

„Es gibt so viele spannende und inspirierende Erkenntnisse, wenn man sehr weit in die Geschichte der Zeitmessung zurückgeht“, betont Martin Frei.

Eine davon fußt auf der Komplikation der wandernden Stunden beziehungsweise Floating Hours, welche bereits seit Jahrhunderten existieren und Grundlage aller Uhren der Marke sind. Die wandernden Stunden zeigen die Stunden wie Satelliten an, die um ein Zentrum kreisen und dabei eine Minutenskala entlangwandern. Dies kombiniert Urwerk mit avantgardistisch-futuristischem Design.

Urwerk – ein Kosmos ohne Grenzen

„Gibt es Grenzen?“ Diese Frage warfen Felix Baumgartner und Martin Frei im Gespräch mit Swisswatches Magazine anlässlich des Urwerk-Launches bei Juwelier Wempe auf.

In ihrer Antwort sprachen sie unter anderem über den Gott der Präzision, einen Chicken-Grill in Dubai, das Tamagotchi der 1990er-Jahre, eine Handkurbel, natürlich über die wandernden Stunden und auch über den ein oder anderen Schock. Um es kurz zu machen: Nein, Grenzen spielen für die beiden keine Rolle. Auch nicht solche in Form der Konventionen der altehrwürdigen Schweizer Uhrmacherkunst.

„Es war 1997 natürlich ein Schock, mit einer Uhr zu kommen, die wie ein UFO ausschaut, und mit einer Marke, die keinen französischen Namen hat“, erinnert sich Felix Baumgartner an die Anfänge mit den Modellen UR-101 und UR-102. „Ich komme aus einem Umfeld, in dem Kreativität keine Grenzen kennt. Frei von den Zwängen der klassischen Uhrmacherei kann ich mich uneingeschränkt von meinem kulturellen Erbe inspirieren lassen.“

Ulysse Nardin x Urwerk = Ur-Freak

Die disruptive Freak von Ulysse Nardin plus die avantgardistische Uhrenarchitektur von Urwerk – dass ein derartiges Arrangement nicht in einer herkömmlichen Uhr münden würde, liegt auf der Hand. Während es für Ulysse Nardin die erste Kooperation mit einer anderen Uhrenmarke ist, ist es für Urwerk Teil der Identität.

Und so kommen nun das kronenlose Konzept der ersten Freak und das Satelliten-Anzeigesystem von Urwerk zur Ur-Freak zusammen. Und der ist nicht einfach eine Fifty-Fifty-Melange beider Marken. Das zeigt sich vor allem beim Innenleben. Die Ur-Freak verfügt über ein 3-Stunden-Karussell, im Gegensatz zum 1-Stunden-Karussell der klassischen Freak von Ulysse Nardin, und ist unter anderem mit dem patentierten DIAMonSil-Material für die Hemmung ausgestattet. Dabei handelt es sich um diamantbeschichtete Silizium-Komponenten, die so konzipiert sind, dass die Hemmung bis zu 185 Millionen Stößen pro Jahr standhält und dadurch Präzision und Langlebigkeit gewährleistet. Hinzu kommt das ebenfalls von Ulysse Nardin patentierte Grinder-System – ein besonders effizienter, reibungsarmer automatischer Aufzug, der selbst durch kleinste Bewegungen von Trägerin und Träger aktiviert wird und diese in kinetische Energie umwandelt.

Wie der Name schon sagt, dreht sich das komplexe 3-Stunden-Karussell nicht in einer, sondern in drei Stunden einmal um 360 Grad. Durch die verringerte Rotationsgeschwindigkeit werden eine höhere Energieeffizienz und bessere Stabilität erreicht. Das Werk basiert auf dem Manufakturkaliber UN-241, einem vollständig integrierten, neu entwickelten Uhrwerk, das das Karussell mit der patentierten Satellitenanzeige von Urwerk kombiniert. Wie bei allen Freak-Modellen fungiert das Werk als Minutenzeiger – nun jedoch mit einer anderen Übersetzung. Und als wäre dies nicht außergewöhnlich genug, verbindet die Ur-Freak die Freak-Technologie von Ulysse Nardin mit der wandernden Stundenanzeige von Urwerk, um eine bislang nie dagewesene mechanische Fusion zweier unabhängiger Uhrenvisionen zu schaffen.

Dabei rotieren sogenannte Satelliten mit vier springenden, gewölbten Stundenscheiben auf einem zentralen Kreuz. Der gerade „aktive“ Satellit zeigt die aktuelle Stunde an, und bewegt sich bogenförmig über eine Minuten-Skala auf der rechten Seite der Uhr. Sobald die aktuelle Stunde, die mit dem rotierenden Karussell verbunden ist, ihren Weg entlang der 60-Minutenskala absolviert hat, wechselt die Stundenscheibe. So kann man die Zeit wie auf einer linearen Skala ablesen, obwohl eine rotierende Mechanik zugrunde liegt. Möglich wird diese Fusion durch das neue, vollständig integrierte automatische Manufakturkaliber UN-241 mit großzügigen 90 Stunden Gangreserve, welches über den Gehäuseboden von Hand aufgezogen wird. Eingestellt wird die Ur-Freak über die drehbare Lünette.

Geschützt wird das aufwendig verzierte UN-241 von einem 44 Millimeter messenden Gehäuse aus Titan mit sandgestrahlter Oberfläche und markanten Einkerbungen. Neongelbe Akzente mit Superluminova-Beschichtung und ein farblich abgestimmtes Armband sorgen für markante Akzente.

Jean-Christophe Sabatier (Ulysse Nardin) und Martin Frei (Urwerk) im Gespräch mit Swisswatches Magazine

Am Rande der Geneva Watch Days 2025 Anfang September haben wir uns mit Martin Frei und Jean-Christophe Sabatier zur exklusiven Preview der Ur-Freak getroffen und spannende Hintergründe erfahren.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Ulysse Nardin und Urwerk?

Jean-Christophe Sabatier: Als Patrick Pruniaux mich darauf ansprach, dass er gern eine Kooperation mit einer anderen Marke eingehen würde, habe ich ihm gesagt, dass es auf jeden Fall eine unabhängige Marke sein muss, vor allem wenn es um die Freak gehen soll.

Und irgendwie war es dann folgerichtig, dass es Urwerk wurde. Vor etwa 20 Jahren entstand so etwas wie ein Club an Marken, die die traditionelle Uhrmacherkunst neu interpretierten, die Risiken eingegangen sind und tatsächlich die Uhrenindustrie herausgefordert und verändert haben. Ulysse Nardin und Urwerk gehörten dazu.

Martin Frei: Felix Baumgartner hat sich dann mit Patrick Pruniaux in Genf getroffen. Und als er zurückkam, erzählte er mir, dass sie über den Freak gesprochen und festgestellt hätten, dass es große Parallelen zu unserer Uhrenwelt gibt. Die Freak ist 2001 erschienen, nur wenige Jahre, nachdem wir unsere Zeitmess-Idee mit der UR-101 erstmals realisiert hatten.

Wir sind zwei ganz unterschiedliche Marken, aber wir teilen gemeinsame Werte und Visionen. Also haben wir uns erneut zusammengesetzt und überlegt, ob eine Zusammenarbeit möglich ist. Wir sind zu dem Entschluss gekommen: Ja! Damit hat alles begonnen.

Beide Marken sind sehr speziell, haben einen ganz eigenen Markenkern. Wie geht das zusammen?

Martin Frei: Es geht in erster Linie um die Idee von mechanischen Komplikationen und der entsprechenden Herangehensweise. Das Konzept der Freak ist extrem kreativ und immer noch neu. Es gibt so coole Features, wie die Krone zum Aufziehen der Uhr auf der Gehäuserückseite und das Einstellen der Uhrzeit über die Lünette. Das ist so anders als bei sonstigen mechanischen Uhren.

Bei uns ist das ganz ähnlich. Wir denken Funktionen auch anders, als es herkömmliche Uhrenmarken tun. Mit Urwerk und Ulysse Nardin treffen zwar sehr eigenständige Marken aufeinander, aber mit einer ähnlichen DNA bei der ganz eigenständigen Herangehensweise bei der Konstruktion von mechanischer Funktionalität.

Jean-Christophe Sabatier: Patrick und ich fanden die Idee großartig, mit Urwerk zusammenzuarbeiten. Denn es ist eine Marke mit viel Integrität, die immer ihren eigenen Weg geht. Das bewundere ich sehr. Und es erinnert mich an die Freak, die immer ein wenig das seltsame Tier in der Manege war und ist.

Und natürlich gibt es, wie Martin sagt, Ähnlichkeiten bei der unkonventionellen Herangehensweise und der Kreation technischer Konzepte. Das Streben nach Modernität, Innovationen und eine ganz eigene Designidentität, das trifft auf Urwerk und Ulysse Nardin gleichermaßen zu.

Martin Frei: Dem stimme ich voll und ganz zu. Und ich habe so viel gelernt, während ich mich mit der Freak beschäftigt habe, zum Beispiel wie aus der Idee eines Designers dank Dr. Ludwig Oechslin, diesem genialen und coolen Uhrmacher, Wirklichkeit wurde.

Bei Urwerk haben wir eine ganz ähnliche Konstellation. Ich als Designer und Künstler auf der einen und Felix als Uhrmacher auf der anderen Seite. Wir spielen im Grunde immer Ideen-Ping-Pong miteinander und kreieren so unsere Uhren.

Ein solch kreatives Ping-Pong hat es auch zwischen Ulysse Nardin und Urwerk gegeben, wodurch eine neue Realität und am Ende eine gemeinsame Uhr entstanden sind.

Man weiß am Anfang einer solchen Kooperation nie, wohin sie führt. Man wird immer überrascht. Das ist das Beste daran.

Aber muss man nicht auch Kompromisse eingehen?

Martin Frei: Ja, man muss auf verschiedenen Ebenen Kompromisse eingehen. Das bedeutet, dass es gewisse Einschränkungen gibt, die es nicht gibt, wenn man alleine eine Uhr kreiert. Im Falle der Freak betraf das vor allem dessen komplexe Mechanik, welche natürlich erhalten bleiben musste.

Wir haben uns also gefragt, wie wir damit umgehen, wie wir das mit unseren Vorstellungen verbinden können. Bei der Suche nach der Antwort haben wir sehr viel gelernt. Und am Ende sind unsere beiden Konzepte perfekt miteinander verschmolzen.

Wie lange hat der ganze Prozess von der Idee bis zur fertigen Uhr gedauert?

Jean-Christophe Sabatier: Drei Jahre. Während dieserZusammenarbeit ging es vor allem um technische Aspekte, weniger um Farbcodes oder Logos. Stattdessen haben wir ein komplett neues Handaufzugskaliber entwickelt.

Das UN-241 besteht aus 263 Komponenten. 157 davon haben wir speziell für den Ur-Freak entwickelt. Es handelt sich daher um eine vollständig neue dreidimensionale Uhrwerks-Architektur. So haben wir es geschafft, das Prinzip der Satellitenanzeige und der wandernden Stunden von Urwerk mit dem Freak-Konzept zu verbinden. Eine Herausforderung, die mir dabei besonders gut gefallen hat, war, dass wir die Architektur des Karussells mit einem deutlich größeren Oszillator in der Mitte neugestalten mussten, um Platz für die Satelliten von Urwerk zu schaffen. Dadurch löst sich der konzentrische Zielscheiben-Effekt auf und die Konstruktion wirkt sehr ausbalanciert und zugleich kraftvoll.

Martin Frei: Es gibt ein asymmetrisches Element. Das schafft ein Gegengewicht zum zentrierten Oszillator und macht das Design noch aufregender. Denn Symmetrie kann auch langweilig sein.

Wie viel Urwerk und wie viel Ulysse Nardin stecken in dem Ur-Freak?

Martin Frei: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich vergleiche das gerne mit uns Menschen. Wenn man sein eigenes Kind ansieht, fragt man sich ja auch: Wie viel steckt von mir und wie viel vom anderen Elternteil darin? Dabei ist es aber die Kombination aus beidem, die etwas Neues geschaffen hat. Meine Antwort auf Ihre Frage ist tatsächlich aber auch immer vom jeweiligen Moment abhängig.

Jean-Christophe Sabatier: Richtig. Und mal sieht man eher die viele Arbeit, die für die Ur-Freak erforderlich war, und mal sieht man einfach nur das fantastische Ergebnis: die Verschmelzung von zwei außergewöhnlichen Uhren-Konzepten zu etwas völlig Neuem und Überraschendem.

Ich verrate Ihnen etwas. Als ich das erste Bild von der Ur-Freak gesehen habe, habe ich gedacht: Was für eine freundliche und moderne Uhr. Das hat mich selbst überrascht, da das Design ja weit entfernt von Gefälligkeit ist. Dennoch vermittelt sie beim Betrachten ein gutes Gefühl. Ich würde mich daher freuen, wenn es weitere Kooperationen zwischen Ulysse Nardin und Urwerk geben würde.

Jean-Christophe Sabatier: Tatsächlich haben wir schon bei unserem ersten Treffen gesagt, dass es bei den passenden Ideen eine zweite gemeinsame Reise geben könnte. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal über das Erscheinen der ersten Ur-Freak.

In meinen Augen wird die Freak übrigens immer moderner und tragbarer. Stimmen Sie mir zu?

Jean-Christophe Sabatier: Das hat unter anderem damit zu tun, dass solche Designs wie bei der Freak oder den Uhren von Urwerk als immer selbstverständlicher empfunden werden – ganz anders als vor 20, 30 Jahren.

Sie sind zwar noch immer sehr eigenständig und auffällig, aber genau das gehört mittlerweile zum Universum Uhr dazu. Dazu haben die Freak und Urwerk maßgeblich beigetragen.

Martin Frei: Wir alle haben viel investiert, was dazu geführt hat, dass Uhren heute ganz anders wahrgenommen werden. Das hat nichts mit einer Abkehr von der großen Tradition der Uhrmacherkunst zu tun. Für uns ist diese individuelle Eigenständigkeit aber nur die eine Seite der Medaille.

Auf der anderen befinden sich Wissenschaft, Neugier und Innovation. Beides gehört zusammen, man benötigt beide Kräfte: die Erkenntnisse aus der Vergangenheit und den Willen, etwas neu zu erschaffen. Manchmal kämpfen sie gegeneinander, aber oftmals wirken diese Kräfte auch miteinander – und dann entsteht etwas Neues. So erhalten wir unsere Kreativität aufrecht.

Jean-Christophe Sabatier: Ich denke, der beste Weg, Traditionen zu bewahren, ist es, sie ein wenig aufzurütteln.

Martin Frei: Richtig. Technologie will sich weiterentwickeln, das ist eine Art Naturgesetz und entspringt der dem Menschen innewohnenden schöpferischen Kraft.

Der Film „Der Erfinder“ mit Bruno Ganz thematisiert dies sehr augenscheinlich. Dabei geht es um den Schweizer Bauern Jakob Nüssli, der während des Ersten Weltkriegs ein geländegängiges Raupenfahrzeug mit einer „künstlichen Straße“ ersann, das die landwirtschaftliche Arbeit erleichtern und das Einsinken im Schlamm verhindern sollte. Und dann stellte er fest, dass seine Idee bereits als „Panzer“ militärisch eingesetzt wurde.

Während der Schaffensphase werfen ihm die anderen Landwirte Faulheit vor. Aber er war nicht faul, er hat nachgedacht und hat eine Lösung für ein Problem gefunden. Das Tragische daran war, dass seine Idee zur falschen Zeit kam. Das versuchen wir natürlich zu vermeiden.

Ich denke, mit der Ur-Freak ist uns das wunderbar gelungen, und zwar genau zur richtigen Zeit.


ulysse-nardin.com

urwerk.com

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