
Die fantastische Welt von Van Cleef & Arpels: Ein Atelier-Besuch
Es gibt Uhrenmanufakturen, die die Zeit messen – und es gibt Van Cleef & Arpels: eine Marke, die sie romantisiert. Für Rainer Bernard, den Forschungs- und Entwicklungsdirektor, der seit 14 Jahren für die Maison tätig ist, ist Zeit nicht einfach etwas, das erfasst wird, sondern eine Geschichte, die erzählt werden will.
„Wenn wir einen Zeitmesser entwerfen, beginnen wir immer mit der Erzählung“, erzählt mir Rainer Bernard in Genf, wo ich mich als Teil einer ausgewählten Gruppe von Journalisten auf eine Entdeckungsreise begebe, um herauszufinden, woraus die Träume von Van Cleef & Arpels gemacht sind. „Die Ingenieure kommen viel später.“ In der Welt dieses opulenten Schweizer Uhren- und Juwelierhauses ergibt sich die Uhrmacherkunst nicht allein aus der Mechanik, sondern aus der Vorstellungskraft.
Diese Philosophie reicht bis ins Jahr 1906 zurück, als die Maison bereits im Jahr ihrer Gründung ihren ersten Zeitmesser schuf. Ein Jahrhundert später sollte die Jubiläumsuhr diese Identität in besonderer Weise verdichten: die Lady Arpels Centenaire mit rotierendem Emaillezifferblatt. Mit floralen Motiven sowie Darstellungen von Schmetterlingen, Libellen und Schneeflocken, die die wechselnden Jahreszeiten symbolisieren, drehte sich das Zifferblatt in einem Zyklus von 365 Tagen und veränderte sich Tag für Tag, um den Lauf der Jahreszeiten widerzuspiegeln. Diese poetische Idee, die Zeit zu genießen statt sie lediglich anzuzeigen, markierte den Beginn dessen, was die Maison heute „The Poetry of Time“ nennt.
Mehr als eine Uhr
Offensichtlich betrachtet Van Cleef & Arpels seit Langem Uhren nicht nur als Präzisionsinstrumente, sondern als Schmuckstücke, Kunstwerke und Ausdruck von Emotionen. Die ersten sogenannten „Secret Watches“ der Maison, die in den 1920er-Jahren erschienen, wurden als Haute-Joaillerie-Halsketten getragen. Dabei handelte es sich um Zeitmesser, die sich in aufwendig mit Edelsteinen besetzte Anhänger oder Broschen verwandelten und der Trägerin oder dem Träger die Wahl ließen, wie die Zeit sie begleiten sollte. Es war der Beginn einer Revolution in der Welt der Uhren und des Schmucks.
Für alle offen
Im Laufe der Jahre sind bestimmte Motive zu den Markenzeichen der Welt von Van Cleef & Arpels geworden: Ballerinen, Feen, Flora und Fauna, astrologische Darstellungen – und natürlich die Liebe. Laut Bernard lassen diese vielfältig miteinander verwobenen Motive viel Raum für Vorstellungskraft und Kreativität. „Jeder in der Maison kann seine Idee vortragen“, sagt Bernard. Ein passionierter Gärtner könnte Gräser vorschlagen, die sich scheinbar im Wind wiegen; ein Vogelbeobachter könnte schildern, wie eine Mutter ihr Junges im Nest füttert. Alles kann nachgebildet werden; nichts ist unmöglich. Um tatsächlich eine Uhr zu schaffen, die den Eindruck erweckt, sich im Wind zu bewegen, entwickelte Van Cleef & Arpels eigens einen speziellen Mechanismus im Werk, der einen lebensechten Effekt erzeugt. Solche Bestrebungen sind für die Maison gängige Praxis – bei vielen anderen Manufakturen jedoch kaum vorstellbar.
Lady Arpels Heures Florales
Ein weiteres Beispiel, das ich bereits zuvor eingehend betrachtet habe, ist die Lady Arpels Heures Florales. Es ist eine Uhr, die die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes mit Blumen erzählt. Die Vorderseite der Uhr zeigt eine Ansammlung von Miniaturschmetterlingen, Diamanten und geschwungenen Zweigen aus Roségold, die sich über das Zifferblatt wölben. Doch wie der Name bereits andeutet, spielen in diesem hochkomplexen Zeitmesser die Blumen die Hauptrolle: Ihre Blütenblätter öffnen und schließen sich, um die Zeit anzuzeigen. Die Entwicklung dieses einzigartigen Modells war alles andere als einfach – von der ersten Idee bis zur Fertigstellung vergingen bei Van Cleef & Arpels ganze fünf Jahre.
Damit die Lady Arpels Heures Florales ihre Choreografie ausführen kann, müssen sich 166 Komponenten in Bewegung setzen. Allein das Zifferblatt besteht jedoch aus insgesamt 226 Elementen und stellt damit wohl das komplexeste Element der gesamten Uhr dar. Das mechanische Uhrwerk ist mit einem speziellen Modul ausgestattet, das die zwölf Blumen öffnet, um die Stunden anzuzeigen. Jedes einzelne Blütenblatt jeder der zwölf Blumen ist mit diesem Modul verbunden. Jede Blume durchläuft einen Öffnungsprozess mit drei unterschiedlichen Sequenzen. Mit jeder vergehenden Stunde schließen sich die geöffneten Blumen und machen Platz für eine neue Kombination. Über einen Zeitraum von jeweils anderthalb Tagen verändert sich die Abfolge der Sträuße, die Stunde für Stunde aufeinander folgen. Mit anderen Worten: Die Trägerin weiß nie, welche Blume als Nächstes erblühen wird – es bleibt eine Überraschung. Nur um Mitternacht und um Mittag erblühen alle Blumen gleichzeitig.
Eine seltene akademische Tiefe in Forschung und Entwicklung
Was mich bei meinem Besuch der Uhrmacherwerkstätten von Van Cleef & Arpels in Meyrin besonders beeindruckt, ist nicht nur der Einfallsreichtum, die Kreativität oder das Savoir-faire. Es ist vielmehr das überraschend hohe akademische Niveau, das in die Geschichten hinter jeder einzelnen Uhr einfließt.
In dem Uhrmacheratelier steht ein Tisch, auf dem sich zahlreiche Bücher stapeln. Beim Durchblättern eines besonders schön gestalteten Bandes mit dem Titel „Florae” stelle ich erstaunt fest, dass dieses Buch nicht nur von Van Cleef & Arpels herausgegeben wurde, sondern auch tief in die Geschichte der Botanik eintaucht: vom ältesten Herbarium der Welt über mittelalterliche Darstellungen verschiedener Pflanzen bis hin zu den Gärten chinesischer Kaiser. Allein der wissenschaftliche Anspruch dieses Buches ist bemerkenswert. In Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Experten vereint Florae den Wissensschatz renommierter Institutionen wie der Französischen Nationalbibliothek, der British Library und der Vatikanischen Bibliothek.
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Passenderweise schöpft die Lady Arpels Heures Florales aus einer zentralen Inspirationsquelle, die in diesem Buch beschrieben wird: der sogenannten „Blumenuhr“, die 1751 vom schwedischen Botaniker Carl Linnaeus (Carl von Linné) konzipiert wurde. Linnaeus ging davon aus, dass sich bestimmte Blumen zu festgelegten Tageszeiten regelmäßig öffnen und schließen und so als natürliche Anzeige der vergehenden Stunden dienen können. Sein Einfluss war so groß, dass Johann Wolfgang von Goethe erklärte, es gebe „keinen größeren Mann auf Erden“ als Linnaeus, während Zeitgenossen ihn als den „Plinius des Nordens“ feierten und ihn damit dem berühmten römischen Naturforscher gleichstellten. Besonders eindrücklich beschrieb der schwedische Schriftsteller August Strindberg Linnaeus als „einen Dichter, der zufällig Naturforscher wurde“ – eine Charakterisierung, die die lyrische und imaginative Qualität seines wissenschaftlichen Denkens treffend einfängt. Indem Van Cleef & Arpels an dieses Erbe aus wissenschaftlicher Neugier, poetischer Vorstellungskraft und genauer Naturbeobachtung anknüpft, zeigt die Maison eindrucksvoll, welch akademische Tiefe sie auf sich nimmt, um Erzählungen zu finden, die mit ihrem Markenethos in Resonanz stehen.
Auf die Kreativität kommt es an
Die Kreativität hinter dem aktuellen Zeitmesser-Portfolio von Van Cleef & Arpels wird von dem charismatischen Rainer Bernard gelenkt. Der Forschungs- und Entwicklungsdirektor interessiert sich nicht nur für Uhrmacherei, sondern ist auch Opernliebhaber und leidenschaftlicher Koch. Entgegen gängiger Klischees hasst dieser Ingenieur es, nach Rezept zu arbeiten, und bevorzugt einen entspannten, kreativen Ansatz – oft hängt er selbstgemachte Spaghetti in seiner Küche zum Trocknen auf, während er neue Ideen für Saucen entwickelt. „In Bewerbungsgesprächen frage ich potenzielle R&D-Mitarbeiter von Van Cleef & Arpels, ob sie gerne kochen oder ein Hobby haben“, sagt er. So möchte er Ingenieure finden, die nicht nur technisch versiert sind, sondern auch die imaginative und expressive Seele verstehen, die Van Cleef & Arpels heute ausmacht.
Van Cleef & Arpels’ äußerst kreative und naturgetreu gestaltete Perlée Extraordinaire Fruits Enchantés Uhren
Fehler führen zum Erfolg
Bernard fördert bei Van Cleef & Arpels zudem eine Kultur, in der der Begriff „Scheitern“ keinen Platz im Unternehmenswortschatz hat. In den Ateliers wird Kreativität genährt, nicht eingeschränkt. Die Ingenieure der Maison verfolgen Leidenschaften weit über die Uhrmacherei hinaus – sie bauen ihre eigenen Fahrräder, fertigen ihre eigenen Skier –, wodurch ihre Kreativität beweglich und lebendig bleibt. „Die richtigen Menschen für die Entwicklung zu finden, ist wie die Wahl des richtigen Reisepartners: Es muss perfekt passen, und man muss sie lieben“, reflektiert Bernard.
Fehler zu machen wird in der Forschung und Entwicklung ausdrücklich begrüßt: „Wir lernen aus Fehlern; sie sind nichts Schlechtes“, ergänzt Bernard. Diese Freiheit zum Experimentieren erlaubt es den Ingenieuren und Designern von Van Cleef & Arpels, die Grenzen der traditionellen Uhrmacherei zu ignorieren. „Wir haben den Raum, Dinge zu tun, die andere nicht können“, fügt er hinzu. „Wir müssen keinen klassischen Codes folgen.“ Ein berechtigter Punkt: Viele andere Marken sind so stark von ihren ikonischen historischen Modellen geprägt – von bestimmten Lünetten über Indizes bis hin zu Zeigern –, dass oft nur wenig Spielraum für neue Ideen bleibt.
Rendezvous um Mitternacht: Die Pont des Amoureux-Série
Es wäre ein Versäumnis, eine der beliebtesten Kreationen von Van Cleef & Arpels nicht zu erwähnen: die Pont-des-Amoureux-Serie. Erstmals vorgestellt im Jahr 2010, neu interpretiert im Jahr 2019 und erneut aufgelegt im Jahr 2025, zeigt sie zwei Liebende, die sich auf einer Miniaturbrücke in Paris zur Mittagszeit und Mitternacht begegnen. Eine weibliche Figur zeigt die Stunden an, während die männliche Figur die retrograde Minutenanzeige durchläuft, den Bogen hinauf- und hinabsteigt, bis sich beide zu einem Kuss treffen.
Wie bei neuen Zeitmessern von Van Cleef & Arpels üblich, begann auch dieses Projekt nicht mit einer technischen Ambition, sondern mit einer Idee. In diesem Fall entschied sich die Maison, eine Guinguette darzustellen. Dem 19. Jahrhundert entsprungen, bezeichnet der Begriff heute einen französischen Ort, an dem man im Freien zusammenkommt, trinkt und tanzt. Zuerst entstand die Geschichte, dann die Zeichnungen. Die Mechanik – so faszinierend sie auch ist – folgt erst, wenn die Erzählung zum Leben erwacht ist.
Wie bei der Vorstellung der neuesten Modelle ausführlich dargelegt wurde, ist eines der besonders spannenden Modelle die Lady Arpels Bal Amoureux Automate. Sie besticht nicht nur durch ihre faszinierenden Mechanismen, sondern auch durch die atemberaubende Verwendung von Emaille. Die Uhr zeigt zwei Figuren, die sich an den Händen halten und sich in drei Animationen (Taille, Arm und Hand) zuneigen, um sich schließlich zu küssen. Die Entwicklung dieses Mechanismus dauerte nicht weniger als vier Jahre. Das liegt unter anderem daran, dass die Ingenieure von Van Cleef & Arpels besonderen Wert auf flüssige Bewegungen legten, ohne die Präzision zu beeinträchtigen. Bemerkenswert ist, dass Van Cleef & Arpels inzwischen alle Schritte der Montage, Prototypenerstellung, Prüfung und Qualifikation seiner Zeitmesser intern durchführt.
Darüber hinaus musste die Manufaktur die retrograden Sterne, die die Zeit anzeigen, mit der Bewegung der Liebenden synchronisieren. Trotz der hohen Komplexität gelang Van Cleef & Arpels dies mit nur vier zusätzlichen Komponenten.
Emaille
Die Lady Arpels Bal Amoureux Automate ist ein Paradebeispiel für das Können des Hauses im Bereich der Emaillemalerei. Wir besuchten das Métiers-d’Art-Emailleatelier und starteten im sogenannten „Emaillekeller“. Dieser heißt zwar „Keller“, ist aber in Wirklichkeit ein dunkler, warmer Raum, in dem Gläser mit gemahlenem Silizium (im Wesentlichen Sand) auf ihre Verwandlung warten. Auf den Regalen sind filigrane Beispiele der Emaillemalerei zu sehen – von zarten Schmetterlingsflügeln bis hin zu elegant wirbelnden Koi-Fischen. Die Emailleure und Emauilleurinnen von Van Cleef & Arpels sind in allen Techniken ausgebildet. Man erklärt mich jedoch, dass sich jeder auf einen bestimmten Bereich spezialisiert.
Reinigung
Bevor die Emaille verwendet werden kann, muss sie zunächst gereinigt werden. Wenn man sie in Wasser mischt, steigen Unreinheiten innerhalb von Sekunden an die Oberfläche und trüben die Flüssigkeit. Diese Partikel würden beim Brennen schwarze Punkte erzeugen oder Risse verursachen. Daher müssen sie durch wiederholtes Handmahlen für 30 Minuten bis zwei Stunden entfernt werden – abhängig von der gewünschten Feinheit und Farbnuance. Erst wenn die Emaille vollkommen glatt ist, kann sie verwendet werden.
Timing
Arbeiten mit Emaille sind eine Studie über Farbe, Chemie und Intuition. Es müssen unterschiedliche Pigmente gemischt werden, von denen jedes seine eigene Brenntemperatur hat. Ein Brennvorgang dauert oft nur drei bis vier Minuten, doch die Risiken sind immens: Ein Grad zu heiß oder ein paar Sekunden zu lange, und die Farbe verändert sich oder verbrennt.
Farbgestaltung
Ein ganzes Regal im Emaillekeller ist den verschiedenen Blautönen gewidmet – von Mitternachtsblau bis fast Weiß. Doch die Pulver sind trügerisch: Ein blaues Emaille kann nach dem Brennen rubinrot erscheinen, da die Metalloxide im Ofen aktiv werden. Dieser Prozess ist alchemistisch und für Ungeübte unvorhersehbar. „Letztendlich entscheidet das Feuer, was herauskommt – nicht wir“, lächelt Rainer Bernard.
Die Emailleure halten das gewünschte Bild im Kopf und bauen das Zifferblatt durch subtile Farbverläufe auf – manchmal ein Gradient von Weiß an den Rändern, der in Blau übergeht, manchmal umgekehrt. Ein dünnes Öl wird verwendet, um bestimmte Töne abzuschwächen und den ätherischen, nebelartigen Effekt zu erzielen, wie er bei einigen Zifferblättern, etwa der Lady Arpels Bal Amoureux Automate, zu sehen ist. Jedes Zifferblatt wird anschließend vom jeweiligen Kunsthandwerker signiert und kann bis zu 45 Arbeitsstunden erfordern. Selbst wenn das Modell dasselbe ist, ist das Ergebnis niemals identisch; jedes Zifferblatt ist ein Unikat.
Ein Spektrum an Techniken
Techniken wie Grisaille erzeugen mondbeschienene, monochrome Szenen. Plique-à-jour wird wiederum eingesetzt, um Flügel zu erschaffen, die bei durchscheinendem Licht leuchten. Warme und kalte Farben lassen sich oft nicht zusammen brennen (sie nehmen Energie unterschiedlich auf), sodass die Zifferblatterstellung zu einer Choreografie aus Hitze und Timing wird.
Stets erfinderisch, arbeitete Van Cleef & Arpels zwei Jahre lang daran, eine formbare Emaille zu perfektionieren. Dieser Durchbruch debütierte auf einer Uhr mit Blättermotiv, bei der tautropfenförmige Diamanten in Plique-à-Jour-Emaille gefasst wurden – eine inzwischen patentierte Technik, die aus unzähligen fehlgeschlagenen Prototypen hervorging. Bernard vergleicht diese Art von Emaille gerne mit einem Spa-Besuch: Sie ist anfangs starr und rissanfällig, wird aber durch wiederholtes Erhitzen und Abkühlen weich, leuchtend und schön.
Ein Planetarium am Handgelenk
Eine der bahnbrechendsten Uhren der Manufaktur ist die Midnight Planetarium, die 2014 erstmals vorgestellt wurde. Als Teil der „Poetic Complications” des Hauses lanciert, begnügt sich auch diese Uhr nicht damit, nur die Zeit anzuzeigen: Sie stellt vielmehr das Sonnensystem nach, komprimiert auf einen Durchmesser von lediglich 44 mm. Sechs Planeten (Merkur bis Saturn) umkreisen eine Sonne aus massivem Gold in Echtzeit. Jeder Planet ist in einem handgefertigten Edelstein gefasst und folgt seinem echten kosmischen Rhythmus: Merkur umrundet die Sonne in 88 Tagen, Saturn benötigt dafür volle 29 Jahre. Aventuringlasringe bilden den Nachthimmel, unabhängige Uhrwerke treiben jede Umlaufbahn an und ein roségoldener Stern gleitet alle 24 Stunden um den äußeren Ring und zeigt so auf subtile Weise die Zeit an. Selbst die drehbare Lünette erfüllt nicht nur praktische Zwecke, sondern ermöglicht es der Trägerin auch, ein „Glücksdatum“ zu markieren. Einmal im Jahr steht die Erde dann unter einem winzigen, gravierten Stern auf dem Saphirglas – eine poetische Ausrichtung, die für Jubiläen, Neubeginne oder einen ausgewählten, besonderen Moment reserviert ist.
Wendet man die Uhr, setzt sich die astrologische Erzählung fort. Zwei vergrößerte Fenster zeigen Kalenderdaten, die über einen diskreten Drücker am Gehäuse eingestellt werden können. So lässt sich die Position der Planeten nicht nur für den aktuellen Tag, sondern für jedes Datum – in der Vergangenheit oder Zukunft – ablesen.
Fusion der Ideen
Ein weiteres bemerkenswertes Modell ist die Van Cleef & Arpels Pierre Arpels Heure d’Ici & Heure d’Ailleurs, die den altmodischen Charme der Sprungstunde aufgreift und in etwas subtil-poetisches für moderne Reisende verwandelt. Sie basiert auf einem Mechanismus, der erstmals 1883 von Josef Pallweber patentiert wurde und in der Art-déco-Ära sehr beliebt war. Die Sprungstunde verzichtet auf die traditionellen Zeiger und zeigt die Stunde stattdessen über Öffnungen an, die sich beim Übergang zur nächsten Minute „springen”. Van Cleef & Arpels geht jedoch noch einen Schritt weiter: Dieses 42 mm große Modell aus Weißgold zeigt nicht nur eine, sondern – wie der Name andeutet – zwei Zeitzonen an: die „Zeit hier“ und die „Zeit anderswo“.
Die Uhr verfügt über eine doppelte Sprungstunde kombiniert mit einem retrograden Minutenzeiger. Beide Stunden springen synchron, während der Minutenzeiger auf Null zurückschnappt. Dieser wird angetrieben von einem Mikrorotor-Uhrwerk, das schlank genug ist, um die Gehäusehöhe von nur 7,97 mm Höhe zu ermöglichen.
Natürlich wäre Van Cleef & Arpels nicht Van Cleef & Arpels, würde die Mechanik nicht von einer Prise erzählerischer Schönheit begleitet. Die satinierten T-Bar-Anstöße – eine nostalgische Hommage an die ursprüngliche Pierre Arpels-Uhr von 1949 – werden mit einem schwarzen Alligatorband kombiniert. Zudem ist die Krone ist mit einem Diamanten besetzt.
Mehr als eine Zeitanzeige
Was sofort auffällt, wenn man die Uhrmacherwerkstätten von Van Cleef & Arpels in Genf betritt, ist, dass die größte Innovation der Maison nicht nur technischer Natur ist: Sie ist kulturell.
Es ist ein Ort, an dem Ingenieure in Botanikbüchern blättern, Emailleure wie Maler ihre Träume ausleben und die Forschung ebenso sehr von Neugier wie von Expertise geprägt ist. Es erfordert Mut, dass ein Unternehmen dieser Größe sich von der Kreativität leiten lässt – und noch mehr, seinen F&E-Teams die Freiheit zu geben, Fehler zu machen, neu zu denken und von vorne zu beginnen. Wie Bernard es ausdrückt: „Es ist sehr wichtig, es immer wieder zu versuchen, sonst könnten Chancen verloren gehen. Bei Van Cleef & Arpels finden wir immer Wege, eine bezaubernde Geschichte zu erzählen.“