Porsche Design und der Chronograph 1 – Zurück in die Zukunft
Um den Mythos Porsche zu verinnerlichen lohnt es sich die Welt durch Kinderaugen zu betrachten. So jubelt der dreijährige Sohn eines befreundeten Paares beim Anblick eines 911 im Straßenverkehr jedes einzelne Mal auf: „Porsche!“ Was den Autor dieser Zeilen an das eigene Verhalten vor vielen, vielen Jahren erinnert. Und manchmal auch noch ans heutige… Doch darum soll es an dieser Stelle nicht gehen, wichtig ist vielmehr: Die Zuffenhausener Designsprache hat Generationen von Sportwagen-FahrerInnen geprägt. „Porsche!“ ist der Inbegriff von Sportwagen, von Progressivität, vom steten Streben voran. Und wer einmal diesem Mythos verfallen ist, der kommt auch an Porsche Design und an seinen Zeitmessern in funktional-ansprechender Porsche-Ästhetik nicht vorbei.
So wie der 911 von 1963 als Urvater aller 911er gelten darf, so muss der Chronograph I aus dem Jahre 1972 als erste und somit ultimative Porsche Design Uhr überhaupt betrachtet werden. Und heute, 50 Jahre nach dem Ur-Uhr-Entwurf von F.A. Porsche, wird genau diese Uhr in einer Neuauflage präsentiert: Als Chronograph 1 – 1972 Limited Edition.
„Diese Uhr hat gefehlt – und nun ist sie wieder da.“
Roland Heiler, der Geschäftsführer des Design Studio F.A. Porsche
Das Jubiläumsmodell: Alter Look, alles neu
Fünf Jahrzehnte wollen schließlich gefeiert werden. Gleichzeitig sorgt so ein Geburtstag aber auch zum Innehalten. Rückblick trifft auf Ausblick, eine gute Gelegenheit für jeden Jubilar um sich auf seine besonderen Stärken zu besinnen. Doch um allein in der Vergangenheit zu schwelgen ist man nun wahrlich noch zu jung. Da ist es bei Porsche Design nicht anders als bei jedem anderen 50 jährigen. Der Chronograph 1 – 1972 Limited Edition vereint darum das Gefühl der 1970er Jahre mit dem Vorwärts-Drang der 2020er-Jahre im Allgemeinen, und dem von Porsche Design im Besonderen.
Oder wie es Roland Heiler, der Geschäftsführer des Design Studio F.A. Porsche, im Gespräch erklärt: „Diese Uhr hat gefehlt – und nun ist sie wieder da.“ Es gäbe schließlich kaum eine Uhrenmarke, die ihr erstes und zudem höchsterfolgreiches Modell nicht mehr im Portfolio habe. Dies habe einfach kein Dauerzustand bleiben können. Heiler: „Wir sehen den Zeitmesser darum auch nicht als eine Uhr im Retro- oder Vintagelook, sondern wir haben endlich wieder ein Modell an Bord, das viele Jahre vermisst wurde.“ Und diese sehe nun zwar exakt so aus wie die Original-Uhr von 1972, man habe sie aber eben auch in die Neuzeit überführt und aktualisiert.
Die Details
Die zeitgenössischen Qualitäten des auf 500 Exemplare limitierten Modells liegen dabei im Verborgenen, oder sind nur zu erfühlen. So sind die Tachymeterskala und die Anzeige von Tag und Datum zwar exakt in der Typografie von 1972 gehalten, Gehäuse, Armband und Schließe hingegen sind nun aus Titan gefertigt, während der ursprüngliche Chronograph I in Edelstahl hergestellt wurde. Und angetrieben wird das neue Modell vom Kaliber WERK 01.140, während in den allerersten Chronographen ein Lemania 5100 arbeitete.
Nun wissen Freunde der Marke: Schon öfters hat man bei Porsche Design dem Ur-Modell gehuldigt und in der Vergangenheit Design-Codes des Chronograph I übernommen, beispielsweise bei den 500 Exemplaren des „Timepiece No. 1“ aus dem Jahr 2014. Oder auch als Porsche Design den P`6510 Heritage Black Chronograph 1972 Limited Edition in einer Auflage von 911 Exemplaren präsentierte, das mit 44 Millimeter Durchmesser deutlich stattlicher am Handgelenk saß als das Original mit 38 Millimetern.
Der Chronograph 1 des 21. Jahrhundert weist nun einen deutlich kleineren und stimmigeren Durchmesser von 40,8 Millimetern bei 14,5 Millimeter Bauhöhe auf. So nah dran am historischen Vorbild wurde wohl noch keine Uhr der jüngeren Porsche Design Geschichte produziert – die passenderweise gemeinsam mit einem liebevoll restaurierten 911 S 2.4 Targa von 1972 präsentiert wurde – was das Modell zu etwas ganz Besonderem macht.
Das große Erbe: Der Chronograph I
Denn der Chronograph I ist die Essenz von Porsche Design. 1972 wurde das Studio von Ferdinand Alexander Porsche in Stuttgart gegründet. Und der allererste Auftrag war dann auch gleich der Chronograph I, der ursprünglich als Geschenk für verdiente Mitarbeiter der Porsche AG gedacht war. Dass dies im Sinne der Porsche-Ästhetik nicht die in anderen Unternehmen gängige „goldene Uhr“ sein sollte zeigt sowohl Selbstbewusstsein als auch Ehrgeiz der Porschianer.
»DIE FUNKTION OPTIMIEREN. DIE FORM KOMPROMISSLOS AUF DAS WESENTLICHE REDUZIEREN. DAS BEKANNTE ÜBERWINDEN, UM IMMER WIEDER DIE NEUE, BESSERE LÖSUNG ZU ENTDECKEN.«
Professor Ferdinand Alexander Porsche, Gründer von Porsche Design
Der Chronograph I war dementsprechend dann auch ein Zeitmesser, wie ihn zuvor noch keiner gestaltet hatte: Der Entwurf von F.A. Porsche gilt als die erste komplett schwarze Uhr der Welt. Der Gestalter des 911 hat mit dieser Uhr seine Vorstellungen aus der Welt des Sportwagen-Designs auf eine Uhr übertragen: Inspiriert vom Blick auf das Armaturenbrett eines 911ers schuf er eine Uhr mit höchster Funktionalität und extrem modernem Look. Mit Tachymeter-Skala, 30-Minuten-Zähler auf zwölf Uhr, 12-Stunden-Zähler auf sechs Uhr und Sekundenanzeige auf neun Uhr. Die weißen Ziffern auf dem mattschwarzen Blatt garantierten dabei höchste Ablesbarkeit, während Reflektionen durch den schwarz-in-schwarz-Look ausgeschlossen wurden.
Porsche Design Chronograph I von 1972
Mit seiner Optik war der Chronograph I nicht weniger als eine horologische Sensation, die den Weg bereitete für einen Trend, der erst über die Jahre zum Mainstream wurde. Von der Heuer Monaco „Dark Lord“ über Customizer wie das Bamford Watch Department oder MAD Paris hin zu den zahlreichen heutigen Modellen aus schwarzer Keramik von Omega bis Hublot: So allgegenwärtig der Stealth-Look heute ist, so wagemutig-besonders war er 1972.
Nato, Military & Co.
Anders als andere Modelle die heute als ikonisch gelten war der Chronograph I mit seiner schwarzen Pulverbeschichtung dabei von Anfang an ein ziemlicher Verkaufs-Erfolg. Er war anders, ohne dabei polarisierend zu sein. Wie schon beim 911 schuf F.A. Porsche: Ein extrem außergewöhnliches, aber eben auch gefälliges und erfolgreiches Produkt. Zehntausende Exemplare wurden gefertigt – und das inmitten der Quarzkrise. Zunächst wurde der Chronograph I mit einem Lemania-5100-Werk (die Referenz 7176s), später dann mit dem Valjoux / ETA 7750 ausgestattet. Gefertigt wurde von der Schweizer Firma Orfina. Die Rennlegende Mario Andretti trug Porsche Design, später dann auch Tom Cruise in Top Gun.
Roland Heiler beschreibt die Bedeutung des Modells so: „Der Coolness-Faktor des Chronograph I war ganz entscheidend für die Prägung der Marke. Und das war interessanterweise nichts künstlich aufgesetztes, sondern Herr Porsche hat schließlich nur ein paar Monate zuvor noch die Fahrzeuge bei Porsche gestaltet und war deshalb mittendrin in der ganzen Autobil-Szene, vom 917 Rennwagen bis zur 911 Neuentwicklung. Er hat Uhren einfach völlig anders betrachtet als es andere mit Schwerpunkt auf den Schmuckaspekt vielleicht gemacht haben.“
Die von Tom Cruise im Film Top Gun (1986) getragene Uhr ist eine Orfina Porsche Design.
Sammlerstatus
Der Chronograph I von einst hat somit die horologische DNA von Porsche Design maßgeblich geprägt. Die spätere Kooperation mit IWC und die daraus entstandenen Zeitmesser wären ebenso wie der Aufbau einer hauseigenen Uhren-Division in Solothurn – wo inzwischen die neuen Modelle erdacht und hergestellt werden – ohne dieses Modell nicht denkbar. Und obwohl die Uhr damals in nicht gerade kleinen Stückzahlen hergestellt wurde, so hat sie für Sammler und Porsche-Enthusiasten einen stetig wachsenden Wert. Gut erhaltene Chronographen von damals sind schließlich rar, denn anders als heute war die Pulverbeschichtung seinerzeit noch nicht so widerständsfähig, weshalb New-Old-Stock-Modelle immer höhere Preise im Vintage-Markt erzielen.
Zudem gibt es den Chronograph I in zahlreichen Varianten. Neben den klassischen Ausführungen mit den beiden genannten Werken sind beispielsweise die Militär-Varianten beliebt, erkennbar am Schriftzug „Military“ und einem roten „3H“-Symbol, das auf die Verwendung des schwach radioaktiven Leuchtmittels Tritium hinweist. Noch einmal seltener sind die mattgrün beschichtete Variante „Military MK II“, oder der graue „Nato-Chrono“. Es gibt die Militär-Varianten mit Nato-Armbändern aber ebenso mit dem klassischen Stahlband. Einige Zifferblätter ziert der Orfina-Name und die Orfina-Flamme auf der Krone, andere sind komplett und ausschließlich mit „Porsche Design“-Schriftzügen und Logos versehen. Kurzum: Es ist für Sammler ein spannender Mikrokosmos.
Die Limited Edition – und dann?
Eher früher als später wird die Limited Edition darum ausverkauft sein, und alle Modelle für 6.972 Euro den Besitzer gewechselt haben. An Freunde des Porsche-Design-Looks von früher, und an Fans der Marke von heute. Und dann? Roland Heiler bezeichnet die Porsche Design Timepieces AG und ihre Uhren als „Brand Shaper“. Mit dem ersten Produkt von 1972 seien Zeitmesser zur Königsdisziplin für das Unternehmen geworden: „Uhren sind für die Marke ein ganz, ganz wichtiges Produkt. In seiner Komplexität und vom technischen Anspruch her ist es vermutlich das anspruchsvollste Produkt das wir anbieten.“ Zehntelmillimeter – und manchmal auch weniger – könnten in der Anmutung entscheidende Unterschiede ausmachen, und ähnlich wie beim Automobilbau würden Funktion und Gestaltung ganz eng verbunden sein, was höchste Sensibilität erfordere. Der Aufbau der eigenen Manufaktur in Solothurn zeigt das große Engagement und die herausragende Rolle der Timepieces-Division bei Porsche Design: Schließlich hat man an sich selber die Erwartungshaltung, die gesamte Kollektion exakt nach der hauseigenen Anspruchshaltung in Sachen Qualität, Originalität und Anmutung produzieren zu können.
Den Chronograph 1 darum nur als einmalige Jubiläums-Edition zu präsentieren wäre da fast schade, oder? Heiler räumt dazu lediglich vielsagend ein: „Die Uhr wird uns erhalten bleiben.“ Man darf also wohl davon ausgehen, dass dieser Chronograph neben Monobloc Actuator, 1919 und Chronotimer Flyback künftig einen vierten und ziemlich gewichtigen Baustein im Uhren-Portfolio ausmacht. Die Ur-Uhr ist wieder da. Um an die Geschichte von Porsche Design zu erinnern, und sie erfolgreich weiter zu erzählen.
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