Patek Philippe: Die neuen Calatrava „Clous de Paris“ 6119G und 6119R
Da mag die allgemeine Aufregung um die Nautilus und die gerade vorgestellte Referenz 5711/1A-014 mit grünem Blatt noch so groß sein, und auch die Wertschätzung für die Modelle aus dem Reich der „Grandes Complications“ hat selbstverständlich ihre Berechtigung. Dennoch: Es ist die Calatrava-Kollektion, die in ihrer klassischen Anmutung und vielfältigen Tragbarkeit weit mehr als nur den (preislichen) Einstieg in die Welt von Patek Philippe darstellt.
Sie ist für die Manufaktur von wirtschaftlich größter Bedeutung. Und gerade weil diese Uhren in höheren Stückzahlen produziert werden als die komplexesten Modelle des Hauses prägen Calatravas die Marke Patek Philippe – und für welche Werte und ästhetischen Grundvorstellungen die Manufaktur steht – ganz erheblich. Allein deshalb verdienen die beiden neuen Referenzen 6119G und 6119R größte Aufmerksamkeit.
Die Optik: Rück- und Ausblick
Dass Patek Philippe die Calatrava-Kollektion mit Neu-Vorstellungen wieder etwas mehr in den Fokus der Nautilus-fixierten Öffentlichkeit rücken wollte, war in den vergangenen Wochen bereits gemutmaßt worden. Gleichzeitig ist es „typisch Calatrava“ sich nicht aktiv in den Vordergrund zu drängen, oder gar das Rampenlicht zu suchen. Gelten die Uhren doch als edelste Form der Dresswatch: Präsent, aber nie aufdringlich. Perfekt als Anzug-Uhr getragen, gleichzeitig ziemlich universell einsetzbar. Und immer und überall extrem elegant. Eine zeitlose Anmutung ist immer wichtiger als der Zeitgeist. Dass auch die neue roségoldene Variante mit dem silber-opalenen Zifferblatt (6119R) und die weißgoldene Variante mit dem grauen Blatt (6119G) extrem schön sind wird dann auch kaum jemand abstreiten.
Die Besonderheiten der neuen Referenzen hingegen offenbaren sich erst, wenn man die beiden Uhren im Zusammenhang mit den Calatravas der Vergangenheit betrachtet. Denn sie vereinen einige der populärsten Designelemente der Vergangenheit, und sind zugleich ein großer Schritt voran.
Präsentierte sich die erste Calatrava im Jahr 1932, die Referenz 96, noch mit einem Durchmesser von 31 Millimeter, so haben die beiden neuen Modelle einen Durchmesser von 39 Millimeter. Damit gehören sie zu den größten Referenzen der aktuellen Calatrava-Kollektion, sind aber mit Blick auf Alternativ-Angebote wie die Endeavour Centre Seconds von H. Moser & Cie. (40 Millimeter) oder die Patrimony Automatik von Vacheron Constantin (40 Millimeter) immer noch zierlich und zeitgemäß.
Lünette im Clous-de-Paris-Dekor
Dass beide Modelle ein absoluter Blickfang sind ist ohnehin nicht der Größe geschuldet, sondern ihren Lünetten im Clous-de-Paris-Dekor. Dieses – auch als Hufnagel-Muster bekannte – Design wurde erstmals 1934 bei der Referenz 96D (D für Décor) verwendet, und ist seitdem ein Klassiker im Calatrava– und Patek-Philippe-Design. Die berühmteste Vertreterin der Neuzeit ist die Referenz 3919 aus dem Jahr 1985. Sie wurde mehr als 20 Jahre gefertigt und gilt als DIE moderne Calatrava.
Die überarbeitete guillochierte Lünette im Clous-de-Paris-Dekor sorgt für vielfältige Lichtreflexe, lässt die beiden Uhren am Handgelenk funkeln, und eine Nuance größer wirken als sie es tatsächlich sind. Das Muster wird all jenen Patek-Philippe-Aficionados besondere Freude bereiten, die in steter Sorge sind, dass die Manufaktur auf dem Weg in die Zukunft ihre alten Design-Werte vergessen könnte. Schließlich war seit Uhren wie dem ewigen Kalender Referenz 5039 kein Modell mit Clous-de-Paris-Veredelung mehr Teil der Kollektion.
Die Zifferblätter der beiden neuen Calatravas sind mit der kleinen Sekunde auf sechs Uhr sehr klassisch-reduziert nach Calatrava-Art gehalten, deren Ur-Design stark vom puristischen, funktionsgetriebenen Bauhaus-Stil geprägt ist.
Farb- und Blattkombinationen
Das anthrazitgraue Blatt der Referenz 6119G mit seinem vertikal satinierten Finish ähnelt dabei dem Blatt des Jahreskalenders Referenz 5235 und hat eine leicht moderne Anmutung, während das silber-gekörnte Blatt der roségoldenen Calatrava ebenso makellos wie hochelegant wirkt. Dank der leicht über dem Gehäuse senkrecht angehobenen Saphirgläser sind sie darüber hinaus extrem gut ablesbar.
Beide Farb- und Blattkombinationen haben dabei ihren ganz eigenen Reiz. Das weißgoldene Modell sieht vielleicht mehr nach Stadt und schwarzem Prada-Designerlook aus, während die roségoldene Variante Assoziationen mit Tweed-Sakkos und eleganten Landgesellschaften hervorruft.
Im direkten und sehr persönlichen Vergleich gewinnt an dieser Stelle dabei vorerst die rosegoldene Variante, die im Kontrast mit dem silbernen Blatt einerseits einen charmanten Retro-Vintage-Touch hat, und andererseits sehr modern nach einem Erfolgsrezept für das Jahr 2021 aussieht. Sie wird mit einem braun-glänzenden Alligatorband geliefert und würde sicherlich auch an einem grauen Band grandios aussehen, während die weißgoldene Uhr ein schwarz-glänzendes bekommt.
Die inneren Werte: Kaliber 30-355 PS
Während in den anderen 39-Millimeter-Calatravas ein Automatikwerk arbeitet sind die beiden Neuheiten mit dem Kaliber 30-255 mit Handaufzug und Sekundenstopp ausgestattet. Dieses ersetzt das lange verwendete Kaliber 215, das im Durchmesser kleiner war – so klein, dass es selbst die zierlicheren Vorgänger der Neuheiten nicht ausfüllte.
Das ändert sich nun mit dem neuen Kaliber, das 30,4 Millimeter (statt zuvor 21,65 Millimeter) Durchmesser aber weiterhin nur 2,55 Millimeter Bauhöhe misst. Patek Philippe wollte auf keinen Fall Kompromisse bei der Bauhöhe eingehen. Der größere Kaliber-Durchmesser sorgt nicht nur dafür, dass sich das Werk harmonisch durch den gläsernen Sichtboden präsentiert, es schaffte auch Raum für zwei Federhäuser die parallel geschaltet sind und synchron laufen, was die Gangreserve von 44 auf 65 Stunden erhöht. Die Gesamtbauhöhe der neuen 6119 Modelle beträgt gerade einmal 8.1 Millimeter.
Patek Präsident Thierry Stern erklärt, man habe sich in erster Linie für ein größeres Werk entschieden, um das Gehäuse auszufüllen. Da die Patek Philippe Kundschaft Handaufzugsuhren liebe, war auch schnell klar, dass das Automatikwerk ersetzt werden müsse. Um den extra Platz des größeren Kalibers sinnvoll zu nutzen, entschied man sich dann für ein zweites Federhaus, die synchron geschaltet werden und die höhere Gangreserve bieten. Stern gibt außerdem Anlass zu Zukunfts-Spekulationen: zum einen könne das neue Werk auch in einem 37 mm oder 38 mm Gehäuse untergebracht werden, aber es biete auch ausreichend Leistung, um zukünftig weitere Funktionen zu integrieren.
Die Konkurrenz und die Preise
Die Referenz 6119G und die Referenz 6119R kosten jeweils 25.510 Euro. Zum Vergleich: Für die bereits genannte Endeavour Seconds (Ref. 1200-0200) von H. Moser & Cie. werden in der Weißgold-Variante 19.900 Schweizer Franken fällig, während für die Vacheron Constantin Patrimony Automatik(Ref. 85180/000G-9230) in Weißgold und mit Datumsanzeige aktuell 27.800 Euro verlangt werden. Die Saxonia (Ref. 216.027) von A. Lange & Söhne in Weißgold kostet 18.400 Euro, und eine vergleichbare Breguet wie die Classique7147BB um die 20.800 Euro. Aber auch Chopards L.U.C XPS (Ref. 161948-1001) für 16.500 Euro oder Jaeger-LeCoultres Master Ultra Thin Small Seconds (Ref. 1212510) für 15.300 Euro sind durchaus starke Kontrahenten.
In diesem Umfeld der feinsten Dresswatches mit sehr unterschiedlichen Optiken fallen die beiden neuen Calatravas dadurch auf, dass die Bezeichnung als „Dresswatch“ für sie eigentlich zu klein gefasst ist. Natürlich: Zum Anzug passen sie perfekt. Aber sie werten nicht nur jeden Maßanzug auf, sondern auch jedes entspanntere Outfit. Sie sind selbstverständlich nicht für den Strand oder den Sporteinsatz gedacht, aber in all ihrer Raffinesse sind sie absolut alltagstauglich – zumindest für jene Art von Alltag, den Patek-Philippe-Eigner im Normalfall führen dürften.
Die Referenz 6119 führt damit die große Calatrava-Tradition mehr als würdig fort. Es mag zwar bereits ähnliche Modelle geben, und es gibt sicherlich noch etwas purere, Bauhaus-gemäßere Varianten die ohne das vergleichsweise flamboyante Clous de Paris auskommen, aber so wie diese beiden Uhren sich zu ihrer Weltpremiere präsentieren sind sie – zumindest in den Augen dieses Betrachters – das wohl attraktivste Calatrava-Duo in der bestehenden Kollektion.
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