Only Watch ist eine der weltweit begehrtesten Uhrenauktionen, die unter der Schirmherrschaft von Prinz Albert von Monaco steht und alle zwei Jahre stattfindet. Kurz vor der zehnten Ausgabe der Wohltätigkeitsveranstaltung setzten sich auf Social Media Entwicklungen geprägt von Forderungen nach mehr Transparenz in Gange, die schließlich dazu führten, dass die Auktion bis ins nächste Jahr verschoben wurde. Diese Vorwürfe wurden durch Unstimmigkeiten befeuert, wie etwa Gewinne in Höhe von 55 Millionen, die nicht ausgegeben wurden, oder fragwürdige Unternehmensstrukturen, die das Bild der edlen Auktion verwirrten. Dadurch wurde offengelegt, wie sehr die Transparenz der Auktionsstrukturen auf der Strecke geblieben ist – dies wird nun eingefordert. In diesem Artikel werfe ich einen genaueren Blick darauf, was Only Watch vorgeworfen wird und wie wenig es brauchte, um das System zum Einsturz zu bringen.
Warum Transparenz so wichtig ist
Only Watch spielt in der Welt der Luxusuhren und Wohltätigkeitsorganisationen eine übergeordnete Rolle. Seit 2005 haben 126 Uhrenmarken an Only Watch partizipiert, die alle einen einzigartigen Zeitmesser entworfen, produziert und auf eigene Kosten vermarktet haben. Diese Uhren erzielen zum Teil ungeahnte Preise, wie die im Jahr 2019 versteigerte Patek Philippe Grandmaster Chime, die für 31 Millionen Schweizer Franken unter den Hammer kam. Das macht sie zur teuersten Uhr der Welt, die je auf einer Auktion verkauft wurde. Dadurch ergibt sich eine besondere ethische und moralische Verantwortung, dass die geldlichen Mittel, die gesammelt werden, effektiv und verantwortungsvoll eingesetzt werden. Transparenz ermöglicht es, die Organisation für ihre Aktionen rechenschaftspflichtig zu machen und sicherzustellen, dass die Gelder richtig eingesetzt und nicht verschwendet werden.
Luc Pettavino präsentiert sich der Welt als diskreter Monegasse und Gründer von Only Watch, der lange Zeit Leiter der Monaco Yacht Show war, die alljährlich im Fürstentum Monaco stattfindet. Sein Engagement im Kampf gegen Duchenne-Muskeldystrophie reicht weit in eine Zeit zurück, als ein persönliches Schicksal seine Familie erschütterte. Pettavino hatte selbst einen Sohn, der von der Muskelkrankheit betroffen war und 2016 im Alter von 21 Jahren tragischerweise daran verstarb. Daraufhin fragte er sich, was er tun könnte, um seinen Beitrag zu leisten, und gründete 2001 mithilfe anderer Eltern von Kindern, die von der Krankheit betroffen sind, die Association Monégasque contre les Myopathies (AMM). Um sich zu finanzieren, startete die AMM die Auktion Only Watch und beschloss anschließend, einen Finanzierungsstrom für Forscher zu schaffen, die therapeutische Möglichkeiten erforschen, von denen die meisten auf die Bekämpfung der Duchenne-Myopathie oder verwandter Krankheiten abzielten.
Losgetreten wurden die Vorwürfe vom Journalist Grégory Pons und seiner Website Business Montres, der behauptete, die Association Monégasque contre les Myopathies (AMM) und Only Watch verstoßen gegen Grundsätze guter Governance. Ihm schlossen sich dann im Uhrenbereich ansässige Instagram-Konten an, um auf die Intransparenz aufmerksam zu machen und Transparenz einzufordern. Nun setzte ein Dominoeffekt ein, der damit begann, dass Audemars Piguet ihre Royal Oak Flying Tourbillon Openworked Only Watch Edition mit einem Schätzwert zwischen 300.000 und 500.000 CHF aus der Auktion zurückzog – Richard Mille und Patek Philippe hatten ihre Zeitmesser gar nicht erst offiziell präsentiert.
Im gleichen Zuge bezog F.P. Journe Stellung und bekräftigte seine Unterstützung für Only Watch, indem er Luc Pattevino als einen „bemerkenswerten Mann“ bezeichnete. Der Druck, der inzwischen sowohl von den Kunden als auch von der Marke ausging, führte schließlich dazu, dass die Auktion bis auf Weiteres verschoben wurde (ein genaues Datum ist nicht bekannt). Die AMM versuchte zwar, die Fragen zu beantworten, musste aber realisieren, dass sie nicht genug Zeit bis zur Auktion haben, um alle Zweifel auszuräumen. Es macht schließlich keinen Sinn, eine Wohltätigkeitsauktion zu veranstalten, wenn unklar ist, wohin das Geld schlussendlich geht. Die neusten Geschehnisse um Only Watch führen uns vor Augen, dass Social Media auch in der alteingesessenen und oftmals privaten Branche der Uhrmacherei ein kraftvolles Werkzeug ist, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Und im Fall Only Watch schien es nur wenig zu brauchen, um aufzuzeigen, wie porös die Strukturen im Inneren wirklich sind.
Wo sind die 100 Millionen Euro?
Eine Frage schien das Bewusstsein der Öffentlichkeit besonders zu beschäftigen: Wohin sind die 100 Millionen Euro, die seit 2005 gesammelt wurden, geflossen? Wie Luc Pettavino auf Druck der Uhrenmarken am 8. Oktober in einem Brief an seine Community bekannt gab, befindet sich ein großer Teil des Geldes – mehr als 55 Millionen Euro – auf verschiedenen Konten der Société Générale. Only Watch hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt kommuniziert, dass diese Reserve nötig sei, da die letzte klinische Phase vor der Einführung eines Medikaments sehr kostspielig sei und man nicht riskieren wolle, dass in der letzten Etappe das Geld ausgeht. Aber was passierte mit dem Rest des gesammelten Geldes? Der Großteil ging an zwei Biotech-Startups, die von der AMM gegründet wurden und dessen Ziel es ist, eine Behandlung für die Duchenne-Myopathie zu finden. Das erste Start-up, die Synthena AG, wurde 2012 in Bern gegründet und erhielt zwischen 2013 und 2019 etwas mehr als 14 Millionen Euro von der AMM. Das zweite Start-up SQY Therapeutics wurde im Jahr 2014 in Frankreich gegründet und erhielt bis heute etwas mehr als 27 Millionen Euro an AMM-Finanzierungen.
Der Vorwurf der mangelnden Transparenz rechtfertigt sich durch die Tatsache, dass die Familie Pettavino Aktionäre von SQY Therapeutics sind. Wie Off Investigation herausfand, besitzen Luc Pettavino und seine Tochter Tess jeweils 4000 Anteile an dem Unternehmen. Doch damit noch nicht genug: die AMM, bei der Vater und Tochter Pettavino die Rolle des Chairmans bzw. CEO innehaben, ist ebenfalls mit 49 % beteiligt. Der Rest der Aktionäre setzt sich aus vier weiteren Eltern kranker Kinder zusammen (jeweils 4000 Aktien). Im Januar 2023 nahmen die Aktionäre von SQY Therapeutics eine weitere Änderung vor, die Fragen aufwirft. Das Unternehmen wurde von einer GmbH in eine SAS (Société par actions simplifiée) umgewandelt.
Der hauptsächliche Vorteil der SAS im Vergleich zu einer ordentlichen Aktiengesellschaft liegt darin, dass die Gesellschaft nicht den strikten Mitteilungs- und Transparenzpflichten unterliegt. Außerdem genügen für eine SAS nur zwei statt sieben Aktionäre wie bei einer normalen Aktiengesellschaft. Und obwohl die Aktien nicht an der Börse notiert werden dürfen, gilt diese Gesellschaftsform als glaubwürdiger für Investoren und ermöglicht ihnen ein leichteres Ein- und Austreten. Mit anderen Worten wurden hier Strukturen geschaffen, die – falls es gelingt, ein Heilmittel zu finden – einen erheblichen Wert für die Anteilseigner bedeuten würden. Dies wiederum führt zu einem Widerspruch, da dieselben Personen, die über die Verteilung der gesammelten Gelder entscheiden, gleichzeitig an den Unternehmen beteiligt wären, die die Gelder erhalten. Luc Pettavino gibt am 08. Oktober in einem Brief an seine Community an, dass nie eine Dividende gezahlt wurde und auch keine Zahlungen in der Zukunft erfolgen werden. „Sobald bestimmte Entwicklungsstadien erreicht sind, und falls die Biotech eines Tages profitabel werden sollte, wird sich ihre Form ändern, um ihre nicht gewinnorientierte Ausrichtung zu schützen“, sagt Pettavino weiter.
Wer ist Luis Garcia?
Dr. Luis Garcia ist Molekularbiologieforscher, Direktor der Forschungseinheit U1179 Inserm-UVSQ und der wissenschaftliche Berater von SQY Therapeutics. Wie Off Investigation herausfand, ist er darüber hinaus Minderheitsaktionär mit einem Anteil von 5 % an der Synthena AG, dem ersten von AMM finanzierten Start-up, an dem das Unternehmen 95 % der Aktien hält. Das Problem: Auch er hat laut einem von Luc Pettavino geteilten Dokument, das die in den letzten zehn Jahren verteilten Gelder auflistet, zwischen 2013 und 2018 130.116 Euro für verschiedene wissenschaftliche Beratungen erhalten. Diese Beratungen sollen sowohl für SQY Therapeutics als auch für Synthena erfolgt sein. Dieser Fakt führt unweigerlich zu der Frage, ob auch er möglicherweise direkt oder indirekt von den gezahlten Geldern und seiner Stellung im Unternehmen profitiert.
Wie geht es im Fall Only Watch weiter?
Alle Augen sind nun auf Only Watch gerichtet und es liegt nun an ihnen, alles zu unternehmen, um aufzuzeigen, dass die Gelder richtig verwendet wurden. Es ist wichtig zu erwähnen, dass SQY Therapeutics bereits mit einer klinischen Studie an Menschen begonnen hat. Am 14. Juni 2023 erhielt der erste von 12 Jungen mit Duchenne-Myopathie seine erste Dosis des SQY51 Wirkstoffs im Raymond-Poincaré-Krankenhaus in Garches. Die weiteren elf Teilnehmer wurden nacheinander im Abstand von mindestens einer Woche integriert. Dass Gelder dazu verwendet wurden, um umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu finanzieren, ist damit unbestreitbar bewiesen. Um alle Zweifel auszuräumen, wird es jedoch vonnöten sein, dass Only Watch mit einer Führung zurückkehrt, die das transparente Fortführen der Auktion gewährleisten kann. Um ihre Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen, wird es ebenfalls nötig sein, dass die Pettavinos in Zukunft nicht mehr Anteilseigner an SQY Therapeutics sind und ihre Anteile an die Elternvereinigungen (die die Gründung der Gesellschaft initiiert haben) verkauft werden.
Unklar ist auch, was mit den Uhren geschehen wird, die Uhrmacher und Marken zu Only Watch beigesteuert haben. Es bleibt abzuwarten, ob die einzelnen Stücke privat verkauft, einbehalten oder sogar bei einer neuen Auktion versteigert werden.
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