Chronographen schmücken heute zahllose Handgelenke. Die Stoppfunktion gehört zu den beliebtesten Komplikationen bei Armbanduhren. Die wenigsten Träger werden sich jedoch schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, woher der Begriff Chronograph kommt und was er bedeutet.

Kleiner Ausflug in die Etymologie und Historie des Chronographen

Der Begriff Chronograph stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Zeitschreiber“: abgeleitet von den Wörtern chronos (Zeit) und graphein (schreiben, zeichnen). Die ersten ihrer Art hatten allerdings wenig mit unseren modernen Stoppuhren zu tun, welche am Beginn eines Ereignisses gestartet und an dessen Ende angehalten werden, um dann anhand der entsprechenden Zifferblattanzeige komfortabel den gestoppten Zeitraum abzulesen.

Bereits 1776 entwarf der Genfer Uhrmacher Jean Moïse Pouzait eine Art Vorläufer der heutigen Chronographen, bei dem der Sekundenzeiger von einem separaten Federhaus angetrieben wurde und angehalten werden konnte. Allerdings wurde beim Stoppvorgang auch das eigentliche Uhrwerk angehalten und eine Zurückstellung auf null war ebenfalls nicht möglich. Von einem Chronographen sprach man damals aber noch nicht.

Das trifft auch auf die Astronomieuhr von Louis Moinet aus dem Jahr 1816 zu, welche zwar als erster Chronograph – sprich Stoppuhr – gilt, aber die Bezeichnung Terzzähler erhielt. Hier zeigte ein zentraler Zeiger die sechzigstel Sekunden an. Zudem verfügte die Uhr über Drucktasten für Start-, Stopp- und Rückstellungsfunktion sowie über eine Minuten-, Stunden- und 24-Stunden-Anzeige.

Zuvor hatte bereits der belgische Uhrmacher Hubert Sarton (1748–1828) eine „zeitmessende Uhr“ präsentiert, die ebenfalls als Vorreiter des modernen Chronographen erachtet werden kann. Und auch der Uhrmacher und Erfinder John Arnold (1736–1799) entwarf verschiedene Optionen für die Anzeige von sechzigstel Sekunden.

1821: Mit Nicolas Mathieu Rieussec beginnt das Chronographen-Zeitalter

Geprägt aber wurde der heute so geläufige Begriff Chronograph durch den französischen Hofuhrmacher Nicolas Mathieu Rieussec (1781–1866). Seine Erfindung bestand aus zwei rotierenden Scheiben mit einem Zeiger, welcher mit einem kleinen Tintenbehälter ausgestattet war. Die auf dem Scheiben hinterlassenen Tintenstriche beschrieben die gemessenen Zeitabschnitte. Da die Unruhfrequenz 18.000 Halbschwingungen betrug, ermöglichte dieser Tintenchronograph eine Messung auf die Fünftelsekunde genau.

Erfolgreich getestet bei einem Pariser Pferderennen am 1. September 1821, bei dem sein Gerät die Zeiten aller Pferde beim Überqueren der Ziellinie dokumentiert hatte, wurde Rieussecs Zeitschreiber am 15. Oktober 1821 von der Königlichen Akademie der Wissenschaften als sogenannter Sekunden-Chronograph offiziell anerkannt.

Hommage an den Tintenchronograph

Die Geschichte des Tintenchronographs von Nicolas Rieussec passt perfekt zu Montblanc. Liegen doch die Wurzeln des Hamburger Unternehmens in der Welt hochwertiger Schreibgeräte wie Füllfederhalter, die bekanntlich mit Tinte befüllt werden. Erst seit 1997 ergänzen Zeitmesser das Portfolio.

Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph

Die Würdigung durch Montblanc in Form eines modernen Chronographen ist da nur folgerichtig. Und so ersann das Unternehmen die Kollektion Star Legacy Nicolas Rieussec und präsentierte sie 2007 erstmals der Öffentlichkeit.

Damit nicht genug. Als Ausdruck der hohen Wertschätzung war der Zeitmesser mit dem ersten hauseigenen Uhrwerk der Marke ausgestattet, dem MB R200 mit Monopusher-Mechanismus. Seitdem sind mehrere Editionen dieser tickenden Hommage erschienen. Unter anderem eine auf 500 Exemplare limitierte Version mit schwarzer DLC-Beschichtung.

Zu den jüngsten Highlights der Kollektion Star Legacy Nicolas Rieussec gehört zweifelsohne das Jubiläums-Modell vom vergangenen Jahr. Die Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Meisterstück 100 Years erschien zur Feier des 100. Geburtstages des Schreibgeräts Meisterstück, welches zu einer Art Synonym für Montblanc wurde. Und so verweisen das zigarrenförmige Design und drei goldene Ringe unmissverständlich auf das weltberühmte Schreibutensil. Eine technische, im Dunkeln blau leuchtende Zeichnung davon ziert zudem das tintenschwarze Zifferblatt. Apropos Tinte: Auf der Schwungmasse des automatischen Manufakturkalibers MB R200 – ebenjenes aus dem Jahr 2007 – befindet sich ein Kalligrafiemuster in Form goldener Achterschlaufen.

Zugleich ist die Uhr eine Hommage an ihren Namensgeber und dessen Errungenschaft für die moderne Zeitmessung. So befinden sich unterhalb des Stundenkreises zwei gewölbte Scheiben. Diese beginnen nach dem Aktivieren der Chronographenfunktion zu rotieren. Der 60-Sekunden-Zähler links und der 30-Minutenzähler rechts sind über eine rosévergoldete Brücke verbunden, die gleichzeitig der Chronographenzeiger ist: der Tintenchronograph von Nicolas Rieussec in armbanduhrentauglichem Miniaturformat. Umrandet wird das gesamte Zifferblatt vom Schriftzug „Chronographe Nicolas Rieussec“ bei 12 Uhr und „Académie des Sciences de Paris – 1821“ bei 6 Uhr.

Im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig ist die Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph Only Watch 21, welche Montblanc als Unikat für die Wohltätigkeitsauktion Only Watch im Jahr 2021 kreiert hatte. Der damalige Schätzpreis betrug 30.000 bis 45.000 CHF. Der Hammer fiel bei 75.000 CHF.

Die One-of-a-kind-Ausführung ist die einzige unter den Star Legacy Nicolas Rieussec Chronographen mit einem Gelbgoldgehäuse und passender Schwungmasse und wurde zusammen mit der Holznachbildung des historischen Tinten-Chronographen von 1821 versteigert.

Funktionale Eleganz in Grün für die neue Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph

Bei der jüngsten Ausführung hat Montblanc sich für ein bis fünf bar wasserdichtes, 43 Millimeter messendes Edelstahlgehäuse und die Farbe Grün entschieden. Letztere findet ihren Platz auf dem Zifferblatt mit der für die Linie charakteristischen horizontal ausgerichteten, rotierenden Chronograph-Zählern.

Es ist die Leinwand für den Schriftzug „Académie des Sciences de Paris“, der an der Zifferblattumrandung eingraviert ist und daran erinnert, dass die offizielle Anerkennung Rieussecs Erfindung im Jahr 1821 maßgeblich dazu beitrug, dass wir heute eine Stoppuhr als Chronograph bezeichnen. Natürlich findet sich auch der Name des Uhrmachers selbst auf dem Zifferblatt, eingraviert bei 12 Uhr.

Weitere den Look der Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph prägende Details sind funktionale Elemente wie die Tag-/Nachtanzeige bei 9 Uhr, die Dauphine-Zeiger mit Superluminova-Beschichtung, ein skelettierter Zeiger für die zweite Zeitzone, Stabindizes sowie silberne Zähler, die einen eleganten Kontrast zum grünen Zifferblatt bilden.

Dekoration: Paris lässt grüßen

Beim Design dieses Zeitmessers überließ Montblanc nichts dem Zufall. So verweist die spitz laufende Form des Armbandes auf Montblancs Schreibgerätefedern. Die Unterseite des Bandes ziert überdies eine Karte von Paris aus der Zeit um 1821. Ortskundige entdecken hier die Île de la Cité, auf der Rieussec seine Werkstatt hatte, und die Pferderennbahn Champ-de-Mars, wo sein Tintenchronograph erstmals zum Einsatz kam.

Paris als Geburtsort des ersten offiziellen Chronographen zieht sich als gestalterisches Thema durch die ganze Uhr. So ist das Clous-de-Paris-Motiv auf dem Zifferblatt eine Anspielung auf das Kopfsteinpflaster der französischen Hauptstadt. Zu sehen ist es auch auf der Schwungmasse des Manufakturkalibers MB R200.

Uhrwerk: hauseigener Monopusher

Die Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph ist ein sogenannter Monopusher-Chronograph. Die Besonderheit dabei ist, dass die Zeitstopp-Funktionen Starten, Stoppen und Nullstellen über einen einzigen Drücker gesteuert werden. Dieser ist bei 8 Uhr positioniert und kann daher bequem mit dem Daumen bedient werden. Ein derartiger Chronograph wirkt wesentlich eleganter als herkömmliche Vertreter dieser Uhrengattung, die üblicherweise mit zwei Drückern ausgestattet sind.

Verantwortlich für den reibungslosen und präzisen Antrieb ist das allererste hauseigene Uhrwerk der Manufaktur, das 319-teilige MB R200 aus dem Jahr 2007. Während der Monopusher-Mechanismus über ein Säulenrad gesteuert wird, verhindert eine vertikale Scheibenkupplung zwischen Getriebewerk und den Chronographenrädern, dass die Scheiben für die abgelaufene Zeit beim Einschalten des Chronographen springen.

Als äußerst praktisch erweist sich der Schnellrücksetzungsmechanismus für Stunde und Datum. Diese Anzeigen können entweder mit oder entgegen dem Uhrzeigersinn zurückgesetzt werden – ohne Auswirkungen auf die Position des Minutenzeigers. Geboten werden außerdem eine zweite Zeitzone sowie eine großzügige Gangreserve von 72 Stunden. Zu sehen ist das MB R200 durch den Saphirglasboden.


montblanc.com

0 Comments
Most Voted
Newest Oldest
Inline Feedbacks
View all comments
0
Teilen Sie gerne Ihre Meinung mit uns.x