Manche Jubiläen werden mit Konfetti und Champagner gefeiert. Andere markieren ihren Platz in der Geschichte mit einem Ereignis, das das eigene Schaffen neu definiert. Vacheron Constantin entscheidet sich anlässlich ihres 270. Geburtstags für Letzteres: und zwar mit der Vorstellung der Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication – La Première. Ein Einzelstück, eine Supernova der Uhrmacherkunst, ein neuer Weltrekord für die komplizierteste Armbanduhr der Welt: 41 Komplikationen, 1521 Komponenten, 13 Patentanmeldungen und acht Jahre Entwicklungszeit.

Weltrekordhalter
Bereits im letzten Jahr hat Vacheron Constantin im Rahmen der Watches & Wonders die komplizierteste Taschenuhr der Welt vorgestellt, und damit ihren eigenen Rekord von 2015 übertroffen. Referenz 57260 von 2015 besitzt 57 Komplikationen – die The Berkley Grand Complication von 2024 sogar 63. Sie wurden beide vom selben Sammler in Auftrag gegeben: William R. Berkley, Gründer und Vorsitzender der W.R. Berkley Corporation. Daher trägt die Taschenuhr aus dem letzten Jahr auch seinen Namen.

The Berkley Grand Complication von 2024
Auch im Bereich der Armbanduhren hat Vacheron Constantin immer wieder eigene Rekorde aufgestellt. Ihre Les Cabinotiers Celestia Astronomical Grand Complication 3600 mit 23 Funktionen war 2017 die komplizierteste Armanduhr, die das Uhrenhaus jemals gebaut hat. Inzwischen haben auch Mitbewerber aufgeholt: Patek Philippes‘ Grandmaster Chime besitzt 20 Komplikationen. Die Code 11.59 Ultra-Complication Universelle RD#4 von Audemars Piguet 23 Komplikationen. Und die Franck Muller Aeternitas Mega 4 sogar 36 Komplikationen. Doch nun hat Vacheron Constantin nicht nur den eigenen Rekord erneut gebrochen, sondern mit der Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication auch die komplizierteste Armbanduhr der Welt lanciert.
Ein Kosmos in 45 Millimetern
Das neue Kaliber 3655 ist ein Monument der Miniaturisierung. In einem Gehäuse aus 18-karätigem Weißgold mit 45 Millimetern Durchmesser und einer Höhe von nur 14,99 Millimetern finden sich Funktionen, die bislang noch nie in einem einzigen Zeitmesser zusammen erschienen. Die Solaria zeigt bürgerliche Zeit, Sonnenzeit und Sternzeit gleichzeitig an. Sie veranschaulicht den Lauf der Sonne mit einer Präzision, die dem Planetarium näher ist als der Uhr. Und sie bringt die Westminster-Minutenrepetition in ein Gehäuse, das eigentlich viel zu klein dafür ist.
„Beim Kaliber 3655 wurde jeder Millimeter genutzt – insbesondere für die Minutenrepetition mit vier Hämmern und Glocken“, betont Christian Selmoni, Style & Heritage Director von Vacheron Constantin. „Das Ziel war nicht nur technische Meisterschaft, sondern auch eine ausgewogene, tragbare Uhr.“
Weltpremiere: die zeitliche Erfassung von Himmelskörpern
Fünf astronomische Komplikationen bilden das Herzstück dieses Meisterwerks – darunter eine Weltpremiere: die zeitliche Erfassung von Himmelskörpern. Doch schon die vier bekannten Anzeigen sprengen das Gewöhnliche. Die Position der Sonne wird durch einen gelben Punkt auf einer rotierenden Saphirscheibe dargestellt, inklusive Zeiten für Auf- und Untergang sowie Tageslänge. Auf einem Zähler bei sechs Uhr zeigt eine dreidimensionale Goldkugel die Deklination der Sonne, während ein zweiter Zeiger ihre Höhe über dem Horizont markiert. Auch die Kulmination, also der Sonnenhöchststand, lässt sich ablesen – ein Moment, der von der geographischen Position des Trägers abhängt.

Eine drehbare Scheibe auf dem Zähler vereint die Sternbilder des Tierkreises mit den Jahreszeiten. Diese Synthese aus Mechanik, Astronomie und Kunst ist nicht nur informativ, sondern poetisch.

Technik, die der Himmel schrieb
Der Anspruch, drei Zeitformen gleichzeitig anzuzeigen, erforderte drei vollständig getrennte Räderwerke – eines für die bürgerliche Zeit, eines für die Sternzeit und eines für die wahre Sonnenzeit. Letztere berücksichtigt die elliptische Umlaufbahn der Erde und ihre Achsenneigung. Der Unterschied zur mittleren Zeit – bekannt als Zeitgleichung – schwankt im Jahresverlauf zwischen -16 und +14 Minuten und wird bei sechs Uhr angezeigt.

Kaliber 3655
Doch auch jenseits der astronomischen Funktionen ist die Solaria ein echtes Wunderwerk der Uhrmacherei. Der Ewige Kalender kombiniert Wochentag, Monat, Schaltjahr, Kalenderwoche und sogar die vierstellige Jahreszahl auf einem einzigen Zähler bei zwölf Uhr. Die Mondphasen sind astronomisch korrekt – mit einer Abweichung von nur einem Tag alle 122 Jahre. Und ein Mareoskop zeigt Spring- und Nipptiden an, also die rhythmischen Ausschläge der Gezeiten, die von der Mondstellung beeinflusst werden.
Westminster-Gong
Ein weiteres Herzstück ist das Glockenspiel: Die Westminster-Minutenrepetition erklingt über vier Hämmer und vier Glocken – eine Architektur, die nicht nur höchsten Klanggenuss garantiert, sondern auch sieben Patentanmeldungen nach sich zog. Die Hämmer, teils aus Stahl, teils vergoldet, wurden so geformt, dass sie ihre Energie maximal übertragen. Die Glocken sind fest mit dem Gehäuse verbunden, was Resonanz und Lautstärke erheblich verbessert.

„Es ging uns nicht nur um die Komplexität des Uhrwerks“, sagt Selmoni. „Es ging darum, dass jedes Element, jeder Ton, jede Anzeige höchste emotionale Wirkung entfaltet.“
Eine Innovation erlaubt es dem Träger zudem, zwischen klassischem Modus (Stunden, Viertelstunden, Minuten) und einer vereinfachten Stundenrepetition zu wählen – je nach Wunsch und Gelegenheit.
Ein Chronograph für die Sterne
Eine der spektakulärsten Neuerungen verbirgt sich auf der Rückseite. Hier befindet sich nicht nur die Sternzeit-Anzeige, sondern auch ein hochentwickelter Schleppzeigerchronograph. In Kombination mit einer drehbaren Himmelskarte ermöglicht er ein Novum: die präzise Bestimmung des Zeitpunkts, zu dem ein ausgewählter Stern in das Sichtfeld tritt.

Per Knopfdruck wird der Chronograph gestartet, der erste Zeiger stoppt an einem festen Referenzpunkt, der zweite erreicht den ausgewählten Stern. Die verbleibende Zeit bis zur Sichtbarkeit wird über ein grünes Dreieck angezeigt.

Neun verschiedene Finissierungstechniken
Die Vielfalt der Finishes verleiht dem Uhrwerk eine fast skulpturale Anmutung. Die Hämmer der Minutenrepetition glänzen durch ihre aufwendige Politur, während die Brücken zwischen Anglierung und satinierten Oberflächen changieren. Selbst winzigste Schrauben und Zahnräder tragen Verzierungen, die nur unter der Lupe sichtbar sind – und dennoch das Gesamtbild entscheidend prägen.

„Diese Uhr verlangt nach Hingabe – in der Konstruktion wie in der Dekoration“, so Selmoni. „Die Veredelung ist kein ästhetischer Bonus, sie ist Ausdruck unserer Philosophie.“
Uhrmacher, Architekt, Gestalter und Visionär in einer Person
Vielleicht die außergewöhnlichste Tatsache: Diese Uhr wurde nicht von einem Team aus Spezialisten entwickelt, sondern von einem einzigen Uhrmacher. Acht Jahre lang konzipierte er das Werk, entwarf das Gehäuse, bestimmte die Oberflächenveredelung – und führte so ein Projekt aus, das üblicherweise Dutzende Köpfe beschäftigt.

„Im Gegensatz zu anderen Großprojekten bei uns, die drei Uhrmacher über acht Jahre beschäftigten, entstand die Solariaunter der Federführung eines Einzelnen“, erklärt Selmoni. „Er war nicht nur Uhrmacher, sondern auch Architekt, Gestalter und Visionär in einer Person.“
Das Resultat ist mehr als eine Uhr. Es ist eine Philosophie. Eine Haltung. Eine Manifestation jenes Satzes, den François Constantin 1819 prägte und der die Maison bis heute leitet: „Es wenn möglich immer besser machen – und das ist immer möglich.“
Ob die neue Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication ebenfalls von William R. Berkley in Auftrag gegeben wurde, ist bislang nicht bekannt, aber gut möglich.